Frisch gepreßt #181: Bauhaus „Go Away White“

Es gab einmal eine Zeit, da war Dracula nicht die ausgelutschte Blutlutschgestalt, als die er durch tausende langweilige Viertelgruselfilme und Kitschromane stiefelt, angebliche Jungfrauen erbleichen und sich selbst endlich einen Holzscheit ins Brustgehäuse hämmern läßt, immer mit irgendwelchen angeblichen erotischen Symbolen und Metaphern als Hintergrundtapete. Nein, da war Dracula ein Lebensmodell für tausende Großstadt-Jungmenschen, die sich in Kellerclubs versammelten, mit weißgepuderten Gesichtern, schwarzen Vogelnestern auf der Birne und in lange Third-Hand-Mäntel gehüllt eigentümliche tanzähnliche Bewegungen durchführten und ansonsten in Denkmalpose am Tresen standen, Bier tranken und per Zehn-Minuten-nach-dem-Suizid-Gesichtsausdruck ausdrückten, was für ein Untergang alles war.

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Frisch gepreßt #301: Das Weiße Pferd „Inland Empire“

„Wenn du heute gehst, nimm mit die Nacht“: Ein Mann ist aus der Wüste gekommen, geritten auf einem weißen Pferd, das man aus weiter Ferne zwischen den Kakteen und Agaven nahen sah, schwankend irgendwie, was aber vielleicht auch an der kochenden Luft liegen mag, die in Bodennähe die Sicht trübt, weshalb die Menschen hier dazu neigen, nach oben ins Weltall zu blicken, von dem sie sich seit Jahrhunderten, seit sie wissen, daß es da oben ein Weltall gibt, fragen, wieso es blau ist.

„Der Tag kommt von hinten“, sagt der Mann. Vielleicht. „Frisch gepreßt #301: Das Weiße Pferd „Inland Empire““ weiterlesen

Belästigungen #422: Raketen für Forellen, Olympia zum Wohnen (auf dem Mars)

Indien, habe ich heute erfahren, hat gestern eine „Sonde“ zum Mars geschossen (oder das zumindest versucht). Das ist an Sinnhaftigkeit kaum zu überbieten – schließlich soll das Ding von dort aus ab September 2014 „Daten senden“. Davon, das weiß inzwischen jedes Kind, kann man nie genug haben. Und nachdem die Geheimdienste von uns Homo-sapiens-Würsteln schon sämtliche Daten eingesammelt haben, sind nun eben die Marsmöpse dran, von denen man seit der legendären Dokumentation von Orson Welles vor 75 Jahren nicht mehr allzu viel gehört hat. „Unsere Daten“, verkündet Udipi Ramachandra Rao, der (wegen allzu vieler beim Start geplatzter Raketen) ehemalige Chef der indischen Raumfahrtbehörde, „waren und sind von großer Bedeutung für Land- und Fischereiwirtschaft.“ „Belästigungen #422: Raketen für Forellen, Olympia zum Wohnen (auf dem Mars)“ weiterlesen

Belästigungen #421: NSA, „DSI“ und die Freuden der inneren Selbstumarmung

Wenn man zwangsweise ein paar Wochen lang ohne mobile Verbindung zu NSA und sonstigen Datensammeldienstleistern durch die Weltgeschichte läuft, macht man eine merkwürdige innere Veränderung durch: Irgendwas fehlt, und man fragt sich, was das ist. Geht es einem da so ähnlich wie der modernen Turbokuh, die ohne tägliche Abzapfung mittels Melkmaschine dazu verurteilt ist, einen Fluchtversuch in Freiheit und Selbstbestimmung mit einem geplatzten Euter zu bezahlen? Geht der unbewußt und unbemerkt anerzogene Mitteilungsdrang wirklich so weit, daß der Mensch ohne Handy irgendwann vor den Pforten der Schlapphutfirma in Pullach oder sonst wo landet und flehentlich fleht, seine Daten (Telephonnummern, Schuhgröße, Kalorienverzehr etc.) offenlegen zu dürfen? „Belästigungen #421: NSA, „DSI“ und die Freuden der inneren Selbstumarmung“ weiterlesen

Belästigungen #420: Von der vorrevolutionären Bedeutung des Feigenkaffees (und anderen Nebensachen)

Unheilvolles hat sich zugetragen, blitzartig fulminant. Es war förmlich wie ein Heideggersches Geworfensein ins Nichts, als vor einiger Zeit ohne Vorwarnung mein „Reformeifer“ erlahmt ist. Und das ausgerechnet als das amtlichste Uraltschlachtroß der bräsigen deutschen Biedermannwochenzeitungsjournaille verkündete, demnächst werde „die Krise“ ganz von selber heilen wie ein kleines Kratzipatzi-Wehwehchen, wenn nur eine winzige Kleinigkeit nicht passiere, nämlich wenn nur nicht „der Reformeifer erlahmt, weil die Menschen im Süden nicht mehr bereit sind, die Kürzungen zu erdulden“. Und nun: ist er also erlahmt, der „Reformeifer“ zumindest eines Menschen aus dem Süden.

Ein kleiner Trost ist, daß wir alle wissen, was die heruntergebeteten Blödwörter bedeuten: „Krise“ dient dazu, das schuftende Buckelsklavenvolk mittels „der Kürzungen“ (die nicht genauer bezeichnet werden müssen – man weiß eh, um was es geht) noch strenger auszubeuten und den Ertrag seiner Bucklerei in die Glanzschlösser und Börsenpaläste der „Besserverdienenden“ zu pumpen, wo der Mammon in die Tresore quillt wie Tubensenf unter einem Elefantenarsch. „Belästigungen #420: Von der vorrevolutionären Bedeutung des Feigenkaffees (und anderen Nebensachen)“ weiterlesen

Belästigungen #419: 120 Millionen für nichts (und ein Hula mit Hansi Hinterseer)

Hawaii ist ein Land, von dem man wenig hört, solange man nicht an Winterwochenenden den Fernseher zu einer Zeit einschaltet, zu der nur grenzdebile Vorstadthausmeister mit Rudimentärschmalztolle aus den frühen Sechzigern ihr Mittagsbier vor der Glotze verzehren, weil der Stehausschank Urlaub macht. Da läuft dann gern mal so ein Filmchen, in dem Elvis Presley vor einer Brandungswelle steht und grinst wie ein grenzdebiler Vorstadthausmeister, weil er ein pfundiges Liedl knödeln darf.

Ansonsten feiert alle drei Jahre der durchaus pfiffige Surf-Pop ein zweitägiges Revival, zu dem Bilder von Hawaii gezeigt werden, obwohl die Insulaner zwar die ersten waren, die es lustig fanden, auf Brettern im Meer herumzudüsen, statt arbeiten zu gehen, aber mit den harmlosen Twang-Schlagern so viel zu haben wie Hansi Hinterseer mit Bayern (oder meinetwegen Österreich). Das war’s auch schon. „Belästigungen #419: 120 Millionen für nichts (und ein Hula mit Hansi Hinterseer)“ weiterlesen

Belästigungen #418: Letzte Ausfahrt Palliativstation (bitte vorher abbiegen!)

Es zählt zum festen Repertoire meiner alljährlichen Sommervorsätze, so viele lustige, spannende, schöne, begeisternde, mindestens erfreuliche, bewußtseinserweiternde, hin-, mit- und umreißende Dinge wie nur möglich zu erleben, Tag und Nacht von wunderbaren Menschen umgeben zu sein, Sex zu haben, Bier zu trinken, Drogen zu nehmen, geile Musik zu hören, schöne Bücher zu lesen, in kristallperlenden Seen und Flüssen zu schwimmen, den blauen Himmel zu überstrahlen und in Gewitterschauern nackt auf der Straße zu tanzen. Deshalb entwickle ich in gewissen Momenten eine Art pädagogischer Radikalität: Wenn ich mit einer Ananas und einer Avocado in der Hand stundenlang an entwürdigenden Kassen herumstehen und zuschauen muß, wie brunzhäßliche Menschen tonnenweise Müll, Dreck und notfalls noch fünf Packungen Erfrischungsstäbchen aufs Rollband legen, dann möchte ich ihnen zurufen: Was ihr da tut, ist falsch! Es ist böse! Es wird euch noch unglücklicher und brunzhäßlicher machen, als ihr sowieso schon seid! „Belästigungen #418: Letzte Ausfahrt Palliativstation (bitte vorher abbiegen!)“ weiterlesen

Frisch gepreßt #298: Almut Klotz & Reverend Dabeler „Lass die Lady rein“

Es gibt Dinge im Leben, die sind so schlimm, dass man sie erzählen muss, weil man sie ertragen eigentlich nicht kann.

Vor Jahren war ich mal Schlagzeuger in einer Band, einen Abend lang. Das ging so: Tags zuvor spielten Almut Klotz und Rev Dabeler auf einer kleinen Münchner Bühne und sollten am nächsten Tag wieder auf einer kleinen Münchner Bühne spielen, die zufällig meine Wohnzimmerbühne ist. Es war (der erste) ein bezaubernder Abend, wie immer, wenn die beiden den Raum und die Nacht mit ihren schönen, weisen, witzigen, bescheidenen, melancholisch verdrehten und verwobenen Liedern füllten; nur fand ich die elektrische Beatbox, die normalerweise die rhythmische Leitplanke bildete, irgendwie schade und schlug deshalb (es gab auch Bier, ja) vor, sie am folgenden Abend durch ein lebendiges Schlagwerk zu ersetzen. Prima Idee, fand Almut mit ihrer gewohnt geduldigen Milde und fröhlichen Neugier, Rev nickte sein gelassenes Nicken, und schon war ich Schlagzeuger, besorgte mir von einem guten Freund eine dieser modischen Klopfkisten, und nach einer knappen Viertelstunde Proben waren wir eine Band, für einen Abend. Es war ein famoser, intimer, höchst belustigender und fröhlicher Abend, den eine große Wärme erfüllte. Besser kann ich das nicht beschreiben, tut mir leid. „Frisch gepreßt #298: Almut Klotz & Reverend Dabeler „Lass die Lady rein““ weiterlesen

Belästigungen #417: Wieso das Private politisch und das Politische gulugulu (und das insgesamt wurst) ist

Meine Kolumne, sagt ein Freund, gerate in letzter Zeit dermaßen privatistisch, daß es ein Skandal sei: nur noch Herz- und Liebesarien und philosophisches Gewölk! Ich müsse mich Handfestem widmen, den wichtigen „Themen“ nämlich der Politik, schließlich seien demnächst Wahlen und pi pa po.

Ich spare mir den Einwand, wir wüßten doch seit Meinhof, Adorno und den Sechzigern, daß das Private politisch und nichts so politisch sei wie Liebe und daß es ein richtiges Leben im Falschen nicht gebe etc. pe pi pa po, weil der heißen Münchner Sommerluft nichts hinzuzufügen ist und ich zum Baden will.

Also gut: Politik. Deren greulichen Emanationen in Form zerlumpter Plakatständer ist auf dem Weg von Schwabing zum Flaucher so und so nicht zu entgehen. „Statt abhören zuhören“ fordern die „Grünen“ (von wem, steht nicht dabei), „Zuhören statt abhören“ empfehlen die „Piraten“ (wem, steht nicht dabei), und die drittwichtigste neoliberale Flummypartei hält „Politik muß zuhören, nicht abhören“ für einen guten Rat (an wen, steht nicht dabei). „Belästigungen #417: Wieso das Private politisch und das Politische gulugulu (und das insgesamt wurst) ist“ weiterlesen

Belästigungen #416: Zwischen Weisheit und Inkonsequenz ist nur ein kleiner Riß

F hat mir erzählt, wie sie neulich über ihren Schatten gesprungen ist, der in diesem Fall allerdings weniger ihr eigener war als der einer kollektiven Verblödung, der wir alle manchmal verfallen. Sie habe eines ansonsten normalen Abends diesen Typen in der Kneipe gesehen und gespürt, wie ihr ganz seltsam wurde, und sofort seien die üblichen Gedanken durch ihr Hirn paradiert wie eine Schafherde über den Steg: Mal sehen, was er sagt/tut/ob er was sagt/tut. Ach, wie gerne würde ich. Wird sich schon ergeben, wenn/falls. Gerade noch rechtzeitig vor „wäre wahrscheinlich sowieso nicht“ habe sie die Bremse gezogen, sei einfach hingegangen und habe irgendwas absolut Saudummes gesagt, für das man sich im normalen Leben unter den Tisch und durch die Bodendielen hindurch in die Schwabinger Kanalisation hinunterschämen müßte. Was aber in diesem Fall – wie in jedem Fall – genau das Richtige war: Er sagte irgendwas noch Saudümmeres, und nach zwei Minuten war eines dieser Gespräche im Gang, aus denen die größten Popsongs aller Zeiten entstanden sind. „Belästigungen #416: Zwischen Weisheit und Inkonsequenz ist nur ein kleiner Riß“ weiterlesen

Frisch gepreßt #296: Marissa Nadler „Little Hells“

Das Erscheinen ist eine Tätigkeit, die in der sowieso elusiven, nur noch als Idee und Erinnerung in der Welt wesenden Musikbranche eine schwer zu umreißende Rolle spielt. Bei Marissa Nadler noch mehr als bei anderen: Ihre (vielen) Platten irrlichtern durch die Zeit wie Sternschnuppen mit Zellaktivator – gerade erst da und mit begeisterten „Oh! Ah!“-Rufen sowie diversen Preisen und Anpreisungsetiketten versehen, sind sie schon wieder weg, kehren plötzlich wieder, sind wieder weg und wieder da. Das gilt nicht nur „körperlich“: Dieses, ihr (ungefähr) sechstes Album (von ungefähr acht) kam 2009 auf das, was man immer noch gerne Markt nennt, obwohl sich davon praktisch nichts mehr zwischen Regal und Kasse abspielt, und zwar mit Hilfe eines New Yorker Metal-Labels. Kritiker, die davon etwas mitbekamen, waren begeistert (und zeigten damit eine gewisse Beharrlichkeit, hatten sie doch schon den ungefähren Vorgänger „Songs III: Bird On The Water“ als „Best Americana Record of the Year“ gefeiert), der Rest der Welt ging achselzuckend vorüber. „Frisch gepreßt #296: Marissa Nadler „Little Hells““ weiterlesen

Belästigungen #415: Vom „Single“ zum „Double“ und (endlich! wieder!) zurück

Das Wort „Single“ gab es schon, als ich ein Kind war und ansonsten kaum Anglizismen im Alltagssprech herumschwirrten. Damals bezeichnete es kleine, grellbunt verpackte Vinylscheiben, Zauberwerke der Popkultur, die alle paar Wochen einen neuen Wahnsinnshit meiner Glamrock-Helden Slade, T. Rex, Bowie, Sweet, Roxy und Alice Cooper ins Haus dröhnten und den Aspirinkonsum unter Eltern ankurbelten. Ein paar Jahre später, als die Springerpresse den Deutschen endlich ihr Solidaritätsgedusel ausgetrieben und die Lambsdorf-Kamarilla den Wirtschaftsfaschismus als neue Staats- und Gesellschaftsraison durchgepeitscht hatte, war „Single“ keine Platte mehr, sondern ein Mensch, der sich aus freien Stücken entschlossen haben wollte, ohne lästige Anhängsel wie Ehepartner und Bamsenbagage durch ein Leben der sensationellen Berufserfolge und Freizeitbelustigungen zu flanieren – ein Heros der neoliberalen Ära, frei und selbstbestimmt im globalen Supermarkt der Achtziger. „Belästigungen #415: Vom „Single“ zum „Double“ und (endlich! wieder!) zurück“ weiterlesen

Aufgewärmte Gedanken zu zufälliger Lektüre (1): Christian Kracht „Imperium“

Ich höre zur Zeit gerne alte Platten von The Clash und frage mich, woher das kommt. Vielleicht wegen der nostalgischen Sehnsucht nach Zeiten, als Popmusiker noch die Frage diskutierten, ob im Fall der allfälligen Revolution das Faulobst der Bourgeoisie, mithin: Leute wie Christian Kracht, an Bäume oder Laternen zu knüpfen sei.

Mag auch sein, daß es mit dem „Clash of Critics“ zu tun hat, der seit Wochen durch die Feuilletons tobt und (angeblich) dieses Buch betrifft. Die Textmenge, die diesbezüglich gedruckt wurde, übertrifft längst das Buch selbst, täglich schwillt sie an, und immer ist darin vor allem vom Autor die Rede. Der sei wahlweise Rassist, Genie, Kampagnenopfer, Plagiator oder, meistzitiert, „der Türsteher der rechten Gedanken“, was ein derart mißratenes Bild ist, daß es einem die Nasenhaare krümmt – „die rechten Gedanken“ wären also eine Art Discothek, „nur für Stammgäste“ oder wie? „Aufgewärmte Gedanken zu zufälliger Lektüre (1): Christian Kracht „Imperium““ weiterlesen

Belästigungen #414: „Terror“! „Terror“! (und Nasenhaare für die NSA)

Die Vereinigten Staaten von Amerika wurden einst zu ehrenwerten Zwecken gegründet – „pursuit of happiness“ bla; zudem postuliert die Unabhängigkeitserklärung ein „Recht auf Revolution“, womit was ganz anderes gemeint ist als das Geplärr, mit dem zerzauste Punkhippies heutzutage ihre Biertischbewunderer beeindrucken möchten.

Lange her. Heute sind die USA eine gigantische Maschinerie zur Verhinderung von „Terror“, worunter sämtliche Versuche zu verstehen sind, dem Anschwellen der gesellschaftlichen Aknepickel, in denen sich Blut, Schweiß und Tränen von Milliarden Ausgebeuteten als geldiger Talg sammeln, Hemmnisse in den Weg zu räumen. Zu diesem Zweck ist der Riesenapparat Tag und Nacht damit beschäftigt, „Daten“ zu sammeln und alles zu überwachen, was auf Erden an Menschlichem kreucht, fleucht, schnauft, kauft, rauft, rudert, pudert, ömmelt und bömmelt. „Belästigungen #414: „Terror“! „Terror“! (und Nasenhaare für die NSA)“ weiterlesen

Periphere Notate (6): Auswege

Wenn A eine Liaison unerträglich zu werden begann, überließ er es seiner jeweiligen Partnerin, aus der Empfindung wachsender Unerträglichkeit der Liaison heraus die Suche nach einem neuen Partner einzuleiten, heimlich zunächst, bis ein gewisses Maß an Kompatibilität festgestellt war, und ihm dann – manchmal bedauernd, oft in Vorfreude schwingend – mitzuteilen, daß die Liaison beendet sei. Das ersparte es A, selbst entsprechende Ränke zu schmieden, die er grundsätzlich als schmutzig und unaufrichtig und in den seltenen Fällen, da sie sich auf eine kurze elektronische Mitteilung beschränkten, als gerade obszön widerwärtig empfand, aber in Anbetracht der Unerträglichkeit der Liaison pragmatisch begrüßte. Es erstaunte ihn indes immer wieder, mit welch glühender Rachsucht ihm seine jeweiligen ehemaligen Partnerinnen hinterher (wenn ihre neue Beziehung auf ähnliche Weise gescheitert, er jedoch aufgrund einer angeborenen Neigung zur Gleichgültigkeit und wegen des Wegfalls der mit der Liaison einhergehenden Verpflichtungen, Verantwortungen und Auseinandersetzungen überaus glücklich war) nachstellten, mit bösen Gerüchten, eifersüchtigen Blicken bei „zufälligen“ Begegnungen und wütenden Briefen. Was habe ich dir getan, wo du doch mich verlassen hast? fragte er sie dann im stillen und wußte es doch: Er hatte seiner jeweiligen ehemaligen Partnerin bewiesen, daß er ohne sie glücklich sein konnte, sie jedoch nicht ohne ihn. Dieser etwas schale Triumph konnte den viel tiefer in ihm brennenden Schmerz allerdings nur augenblickweise lindern.