Belästigungen 22/2015: Ein paar abschließende Bemerkungen zu FJS (und dann ist eine Ruh!)

Neulich wurde ich von einem Leser gerügt, weil ich mich abfällig über den „größten Staatsmann der bayerischen Geschichte“ geäußert hätte. Gemeint war selbstverständlich Franz Josef Strauß, und gehen tat es darum, daß ich dessen postume Ernennung zum „Rebell“ durch ein Münchner Blödblättchen beanstandet hatte. Über die Toten, schrieb der milde zürnende Leser, sage man doch nichts Schlimmes.

Ja nun, das wäre zu diskutieren, eventuell anhand der Fallgeschichten von, sagen wir mal: Julius Caesar, Stalin und Andreas Baader. Personen der Historie werden es sich wohl oder übel gefallen lassen müssen, daß über sie wenn schon nichts Schlimmes und Böses, dann doch aber auch nichts unangemessen Löbliches, Reinwaschendes, Überhöhendes berichtet und erzählt wird. „Belästigungen 22/2015: Ein paar abschließende Bemerkungen zu FJS (und dann ist eine Ruh!)“ weiterlesen

Belästigungen 21/2015: Warum der Mensch ein Eichkatz ist (und weitere wirre Herbstgedanken)

In unserem Hof wohnt Herr Eichkatz. Daß es sich um einen männlichen Vertreter der Spezies Sciurus vulgaris handelt, schließe ich aus einer gewissen Irrationalität seines Verhaltens. So feiert er etwa den Anblick der täglichen Nuß auf dem Fensterbrett mit einem Tanz, der wie eine hyperbeschleunigte Mischung aus Fußballerjubel und Hardrockfestivalgymnastik (Gitarrensolo!) wirkt – von weiblichen Gattungsvertretern zumindest des Menschen kennt man exzessive Bewegung eher in der militärisch-straffen Fitneßstudiovariante.

Indes schnappt sich Herr Eichkatz die Nuß nicht etwa zum Zwecke des Verzehrs; vielmehr trägt er sie quer durch den Hof vors Fenster der Nachbarin, wo der Topf mit meiner Blumenerde steht, gräbt sie dort ein und vergißt sie augenblicklich. „Belästigungen 21/2015: Warum der Mensch ein Eichkatz ist (und weitere wirre Herbstgedanken)“ weiterlesen

Belästigungen 20/2015: Schöne Sachen kaputt: na und! Schlimme Sachen weg: au weia! (eine anthropologische Studie)

Wenn der Herbst kommt und Menschen wie ich in Züge steigen, um kreuz und quer durch Deutschland zu fahren, Texte vorzulesen und mit lustigen Menschen Bier zu trinken, geraten diese Menschen irgendwann in einen leicht surrealen Gemütszustand. Nämlich reist man weitenteils mit dem Zug heutzutage nicht mehr durch Deutschland, sondern durch Tunnels, dunkle unterirdische und graugeblechte oberirdische aus Lärmschutzwällen.

Die eigentümlich melancholische Monotonie dieses Anblicks wird nur ganz hin und wieder unterbrochen von Vorführungen zeitgenössischer Architektur, mit der man jene Landschaften vollmüllt, wo die Menschen abgelagert werden, die sich noch keine Tunnels und/oder Lärmschutzwälle leisten können. „Belästigungen 20/2015: Schöne Sachen kaputt: na und! Schlimme Sachen weg: au weia! (eine anthropologische Studie)“ weiterlesen