Frisch gepreßt #384: Bonobo „Migration“

Die Welt riecht anders, wenn der Winter müde wird, wenn seine Wurzeln in der Welt locker werden, sich langsam auflösen in die schmutzige Mischung aus Schlamm, Kies, Restschnee, die dann unter beharrlicher Sonnenbestrahlung, umweht von milder Luft, zu Staub zerfällt, ein friedliches Schlachtfeld zurückläßt, auf dem – ist es wirklich erst Tage her – Frostkälte ihre grimmigen Waffen in Anschlag brachte, an die man sich nun kaum noch erinnert, nur in stillen Abendstunden, wenn der Winter mit der Dämmerung noch einmal die Muskeln spannt. „Frisch gepreßt #384: Bonobo „Migration““ weiterlesen

Frisch gepreßt #383: Joan of Arc „He’s Got The Whole This Land Is Your Land In His Hands“

Das Leben eines Rockmusikers stellte man sich früher unfaßbar sagenhaft vor: So ein Mensch erwachte nachmittags zwischen seidenen Laken und nackten Leibern in der 27. Etage eines Luxushotels, mild beschienen von der Sonne über den Hügeln von Hollywood, nahm ein Champagnerbad in der Kristallglaswanne, schnupfte Diamantkoks von Silberspiegeln, ließ sich im Rolls Royce Phantom zur ausverkauften Arena fahren, riß zwei Stunden lang die Welt der träumenden Teenager aus den Angeln, strahlend im Licht der Millionen-Dollar-Lasershow, sprang wieder in den Rolls und entschwand in die „Frisch gepreßt #383: Joan of Arc „He’s Got The Whole This Land Is Your Land In His Hands““ weiterlesen

Belästigungen 03/2017: „Tschilp!“ (oder: Von Leid und Erlösung der wandelnden Virenpartyzone)

Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man eines Morgens aufwacht und feststellt, daß man Mitbewohner in der Wohnung hat, von denen man bis dahin gar nichts wußte und die man auch nie eingeladen hat. Dann sitzen sie plötzlich am Küchentisch, trinken den Tee leer und tun so, als wären sie schon immer dagewesen.

So geht es dem Menschen im Januar mit dem ganzen Planeten, den er grundsätzlich in verblendetem Selbstwahn für den seinen hält und sich gewohnheitsmäßig untertan macht, indem er ihn mit Windrädern und Fabriken vollstellt, mit Teerbändern überzieht und mit einer Giftwolkenatmosphäre aus Abgas, Fake-News, Streß und Fernsehmüll bepumpt: Plötzlich ist er da nicht mehr allein und auch nicht mehr bloß von possierlichen Pflänzchen und Tierchen umgeben, die sich im „Belästigungen 03/2017: „Tschilp!“ (oder: Von Leid und Erlösung der wandelnden Virenpartyzone)“ weiterlesen

Belästigungen 02/2017: Ich will dieses Gespräch nicht mehr führen müssen! (und hören auch nicht)

Ein guter Freund hat mal einen schlauen Satz gesagt, den ich seither bei Anlaß und Gelegenheit gerne zitiere. Wir standen in einem vom Zufall der Nikotinvorliebe zusammengewürfelten Pulk vor der Kneipe, zogen am Stengel und lauschten notgedrungen irgendeinem Small-talk-Geplänkel, gespickt mit den üblichen Vokabeln des zeitgenössischen Diskurses von „im Grunde“ bis „tolerant“, von „ambivalent“ bis „zu Gemüte führen“, von „zeitgleich“ bis „nichtsdestotrotz“ und „zweifelsohne“, bis dem Freund der Kragen platzte und er zu niemand bestimmtem sagte: „Könnt ihr mal aufhören mit eurem Scheißgespräch?“

Seitdem werde ich diesen Satz nicht mehr los. Immer wenn jemand in sein öffentliches Telephon einen Satz hineinplärrt, der in Fernsehserien längst verboten sein sollte, und in Wirklichkeit bloß „Leck mich doch am Arsch“ „Belästigungen 02/2017: Ich will dieses Gespräch nicht mehr führen müssen! (und hören auch nicht)“ weiterlesen