Anmerkung: Der folgende Text entstand ursprünglich für die von Jens Fischer Rodrian initiierte Reihe „Friedensnoten“. Leider stellte sich, nachdem ich ihn fertig und abgeschickt hatte, heraus, daß meine liebe Radio-München-Kollegin Sabrina Khalil etwas früher angefragt worden war und dem gleichen Song (in einer anderen Version) eine Folge der Reihe gewidmet hatte (was – sorry, subjektive Meinung! – für ihren Spürsinn und Sachverstand spricht). Mein Vorschlag, beide Texte zu beiden Versionen gleichzeitig zu veröffentlichen, hätte wohl das Format ein bißchen überfordert. Sabrinas Text ist hier nachzulesen, die Originalversion des Songs von Nick Lowes Band Brinsley Schwarz (1974) gibt es hier. Die definitive Version, auf die ich mich beziehe, ist diese. Es gibt auch eine Version von Bruce Springsteen und vielen supi Prominenten im üblichen Nutella-Sound, die aber immerhin eindeutig klarmacht, wieso Elvis Costello unsterblich ist und The Attractions die geilste Rock-’n‘-Roll-Band dieses Planeten und aller Zeiten waren, momentweise. So, und jetzt kommt endlich der Text (nach dem Bild):
Ideal, Idealismus, Ideologie … und so
(Aus dem tiefen Archiv:) Havana Affair (Manic Street Preachers in Kuba, Februar 2001)
Wenn eine Rockband wie die Manic Street Preachers alles erreicht hat, was man so erreichen kann, gibt es zwei Möglichkeiten: Ehrenvolle Frührente – oder die Suche nach neuen Zielen und Wegen. Man könnte zum Beispiel versuchen, im sechsten Anlauf doch noch den US-amerikanischen Markt zu knacken (was Sony Music sicher freuen würde). Oder man tut das genaue Gegenteil.
(Dieser Artikel erschien im Frühjahr 2001 im Musikexpress.) „(Aus dem tiefen Archiv:) Havana Affair (Manic Street Preachers in Kuba, Februar 2001)“ weiterlesen
Genie, Wahnsinn und düstere Vorahnungen (mit Radiohead in Barcelona, Mai 1997)
(Vorbemerkung: Gestern vor 25 Jahren, am 23. Mai 1997, stellte die Band Radiohead in Barcelona ihr Album „OK Computer“ vor. Ich war dabei und schrieb darüber die folgende Reportage, die leider nur in einer gekürzten Version erhalten ist.)
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(Aus dem tiefen Archiv:) The Rakes – „Capture/Release“
Ungefähr heute vor zwanzig Jahren wurde eine meiner Lieblingsbands gegründet, im Sommer 2005 erschien ihr erstes Album, das leider niemand mehr kennt, weil es wohl siebzehn Jahre zu früh kam. Ich schrieb damals (für KONKRET) folgendes dazu:
Was „Flexibilität und „Reformfähigkeit“, die Hinnahme „schmerzhafter Einschnitte“ und die Bereitschaft zur gegenleistungslosen Steigerung der eigenen Produktivität und Hinnahme der völligen Durchdringung des Privatlebens von ökonomischen Strukturen angeht, sind die Briten, so hört man, den Deutschen ein paar Nasenlängen voraus. „(Aus dem tiefen Archiv:) The Rakes – „Capture/Release““ weiterlesen
(Aus dem tiefen Archiv:) The Go-Betweens
Das ist eine Zufallsidee: Ein Leser hat mich gefragt, ob ich nicht noch eine alte Rezension zu (sagen wir) den Go-Betweens habe. Wir leben im Zeitalter der Daten, daher konnte ich feststellen, daß ich u. a. „16 Lovers Lane“ seit Oktober 2011 genau vierzigmal gehört habe. Das hätte ich nicht gedacht. Hingegen war ich überzeugt, daß ich „Here Comes A City“ (von „Oceans Apart“) bestimmt tausendmal gehört habe (in tausend Nächten in einer bestimmten Kneipe, die keine tausend Nächte waren, sondern ungefähr fünftausend). Der iTunes-Zähler hat aber nur 32 registriert. „(Aus dem tiefen Archiv:) The Go-Betweens“ weiterlesen
(Aus dem tiefen Archiv:) Television – „Marquee Moon“ & „Adventure“
„Vier Rebellen, die ihren Aufschrei in Graffiti-Manier auf die bröckelnden Fassaden der Betongebirge malen.“ Schrieb 1978 der Musikexpreß über Television: vier dürre, relativ kurzhaarige Burschen aus New York mit sensibel-intellektueller Anti-Rock-Ausstrahlung, die 1974 gemeinsam zu musizieren begonnen hatten und nun so etwas wie das Aushängeschild der US-New-Wave geworden waren: Tom Verlaine (ein Straßenpoet aus dem Dunstkreis von Patti Smith), Richard Lloyd, Fred Smith (der Proto-Punk und Bandgründer Richard Hell ersetzte und gerne mit dem gleichnamigen Gitarristen der Detroiter Anarcho-Rocker MC5 verwechselt wird) und Bill Ficca.
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(Aus dem tiefen Archiv:) Die (Früh-)geburt des Punkrock
Fast fünfzig Jahre ist es her, daß im New Yorker Mercer Arts Center zum ersten Mal eine Band auf der Bühne stand, von der man später sagte, sie sei an allem schuld gewesen, was sich danach auf dem Gebiet der Pop- und Rockmusik getan und verändert hat – von Punk über Grunge bis Heavy Metal und wieder zurück. Vor fast zwanzig Jahren habe ich versucht, die Geschichte aufzuschreiben.
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(Aus dem tiefen Archiv:) Morrissey „Ringleader of the Tormentors“ (2006)
(Anmerkung: So schnell vergehen fünfzehneinhalb Jahre. Oder so langsam, siehe ganz unten.)
Das ist Tradition seit gut zwölf Jahren, seit Vauxhall and I: Der „schwierige“ Song ist auf Morrissey-Alben immer der erste. Man denke an „The Teachers Are Afraid Of The Pupils“: Kein Kritiker hatte Zeit und Nerven, den Elf-Minuten-Exorzismus durchzustehen; dasselbe mit der Titelzumutung auf Maladjusted. Die ersten paar Minuten entscheiden aber nicht nur darüber, wie Rezensenten mit Morrissey-Alben umgehen, sie geben auch tatsächlich einen gerafften Eindruck von der Platte und dem augenblicklichen Innenzustand ihres Schöpfers. „(Aus dem tiefen Archiv:) Morrissey „Ringleader of the Tormentors“ (2006)“ weiterlesen
(Aus dem tiefen Archiv:) Ende einer Kraut-Kindheit oder: Wieso Tangerine Dream an Punk schuld waren
(Anmerkung: Dieser Text entstand Mitte September 2000 als Beitrag für das von Frank Schäfer herausgegebene Lesebuch »The Boys are back in Town – mein erstes Rockkonzert«, das Ende 2000 im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf erschien.)
Mein erstes Konzert war eigentlich nicht mein erstes Konzert; das will ich kurz erklären. „(Aus dem tiefen Archiv:) Ende einer Kraut-Kindheit oder: Wieso Tangerine Dream an Punk schuld waren“ weiterlesen
Lebensplatten #002: Alice Cooper „Love It To Death“
Die Underground-Rockszene der späten Sechziger war eine ziemlich verwegene Veranstaltung, und Alice Cooper (die Band!) waren so was wie der Wurm im faulen Apfel: der wildeste Haufen von allen, fünf spindeldürre Typen um die zwanzig mit den längsten Zotteln diesseits des Neandertals in glitzerbunter Sex-Schock-Maskerade, die in wechselnden Buden mit dauerleerem Kühlschrank als Kommune zusammenlebten, sich in nächtelangen Jamsessions austobten, Gäste wie Syd Barrett, Jimmy Pages Yardbirds, Jimi Hendrix, Iggy Pop, Pharoah Sanders und Jim Morrison beherbergten und inspirierten und ihren abseitigen Phantasien freien Lauf ließen. „Lebensplatten #002: Alice Cooper „Love It To Death““ weiterlesen
Bestmusik 2010 bis 2019

The Monkees: Das anarchistische Marionettentheater
Die Beatles waren an allem schuld: Ihr kometenhafter Erfolg und vor allem Richard Lesters Film „A Hard Day’s Night“ brachten die Hirne der US-amerikanischen Musik- und Filmindustrie zum Rattern. Daß sich dann ausgerechnet die Durchgeknalltesten davon sammelten, war Zufall und führte zur vielleicht irrsten, wirrsten, genialischsten und schrägsten Geschichte, die die Popwelt je erlebt hat. „The Monkees: Das anarchistische Marionettentheater“ weiterlesen
„London Calling“ – Song für Song (ein Nachtrag für Nerds)
… was man zu den einzelnen Songs wissen mögen könnte (aber nicht muß): „„London Calling“ – Song für Song (ein Nachtrag für Nerds)“ weiterlesen
40 Jahre, 13 Tage (The Clash: „London Calling“)
Es gibt einige große Rockalben, die auch abseits der Musik und ihrem Anhangsapparat von Trends, Einflüssen, Querbeziehungen und stilistischen Entwicklungen die Welt verändert haben, aber wahrscheinlich keines so gründlich wie London Calling (vielleicht noch die erste Elvis-LP, die das Cover zitiert). Und keines hat eine so abenteuerliche, anekdotenreiche, irrwitzige und signifikante Entstehungs- und Wirkungsgeschichte wie dieses, das (damit wir das gleich hinter uns haben) der US-„Rolling Stone“ zum größten Rockalbum der Achtziger ernannte, obwohl es 1979 erschienen ist. „40 Jahre, 13 Tage (The Clash: „London Calling“)“ weiterlesen