Belästigungen 14/2017: So! So! So! (Achtung: Blödbla-Attacke 4.0!)

Der Deutsche hat zu Büchern ein eigentümliches Verhältnis, das sich in ein paar Faustregeln zusammenfassen läßt: Mit acht kriegt man sie geschenkt, mit achtzehn klaut man sie, mit achtundzwanzig kauft man sie, mit achtunddreißig schreibt man sie, mit achtundvierzig verschenkt man sie, mit achtundfünfzig schmeißt man sie weg, mit achtundsechzig kann man sie nicht mehr richtig lesen, mit achtundsiebzig läßt man sie sich vorlesen, mit achtundachtzig kann man sich an kein gelesenes und vorgelesenes Wort mehr erinnern.

So kommt es, daß deutsche Verlage Menschen, die eigentlich ihrem Alter entsprechend klug, intelligent und erfahren sind (oder sein könnten), Bücher für zehn Jahre jüngere Menschen schreiben lassen (oder vielmehr für das, was „Belästigungen 14/2017: So! So! So! (Achtung: Blödbla-Attacke 4.0!)“ weiterlesen

Frisch gepreßt #389: Liann „Goldjunge“

Sagt dies den (frisch) Verlassenen dieser Erde: Musik hilft!
Oder so: Wenn alljährlich zwischen der Aprilmitte und den Eisheiligen der Winter noch einmal sein graukrauses Haupt erhebt, es vor die Sonne reckt und deren Strahlen mit klirrendem Froststurm und flockendem Schneegeschmeiß unterbindet, stellt sich bei Menschen, deren mindestens sonnenhaft strahlender Glückstraum aus dem Spätmärzsommer im Zweitwinter auf einem verwehten Abstellgleis langsam zu Stein gefriert, eine seltsame nostalgische Mixtur ein. Die Erinnerung an die jüngste Bauchlandung „Frisch gepreßt #389: Liann „Goldjunge““ weiterlesen

Frisch gepreßt #391: The Beatles „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (Super Deluxe Edition)“

„What’s so funny about peace, love and understanding?“ fragten Nick Lowe und Elvis Costello in einer Zeit, als es gerade sehr modisch war, derlei Kram nicht mal mehr lustig, sondern höchstens peinlich zu finden. Das heißt: in der Popkultur. Die übrige Welt hatte sich nicht verändert seit 1967, als die Beatles so ziemlich alles lustig fanden: Da herrschte Krieg, je nach Gegend heiß oder kalt, getragen und untermauert vom universellen Klassenkrieg, gefiedert mit sozialen Spannungen, Terrorismus, aufgewiegelten „Rassenunruhen“ und all den Dingen, die der Mensch so anrichtet, wenn man ihn läßt. „Frisch gepreßt #391: The Beatles „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (Super Deluxe Edition)““ weiterlesen

Belästigungen 13/2017: Gemäßigt sei der Maikäfer, aber nicht der Mensch (oder was ansonsten geschieht)

Über den (in gewisser Weise zumindest körperlich) neuen französischen Präsidenten war neulich von der neoliberalen Propaganda zu erfahren, er sei „gemäßigt“. Wenn so etwas über den derzeit radikalsten Wirtschaftsfaschisten in ganz Frankreich behauptet wird, könnte das höchstens noch er selbst als Rufschädigung oder Vortäuschung falscher Tatsachen empfinden, weil es sich in Deutschland seit Jahrzehnten eingebürgert hat, sämtliche ausländischen Politiker, die rückhaltlos und notfalls mit dem erbärmlichsten Wischiwaschischwindel für die Vernichtungsideologie der deutschen Elite eintreten, samt und sonders, einzeln, kollektiv und generell als „gemäßigt“ zu betiteln.

Was im Grunde ja nichts anderes heißt als: Früher waren die Burschen schlimm, jetzt haben sie gelernt, Maß zu halten und ihre Schlimmigkeit in den „Belästigungen 13/2017: Gemäßigt sei der Maikäfer, aber nicht der Mensch (oder was ansonsten geschieht)“ weiterlesen

Frisch gepreßt #390: Diana Krall „Turn Up The Quiet“

Wenn es im Jazz um Liebe geht, dämmert am rosa Horizont meist ein verwandtes Genre heran, das der Fachmann als „Kazz“ kennt, gerne auch verbrämt als „Quitch“ oder „Shmaltz“. Da blüht die Geige, wabert der Nebel, trocknet der Martiniring unter dem längst abgeräumten Glas zu honigener Klebrigkeit, und die alten blauen Augen schimmern verzöglich im Halbdunkel der endlosen Winzigstunden, gräulich bald und erinnerungsschwanger.

Da herrscht Verläßlichkeit, wie sie das in toten Genres oft und unumschränkt tut: Die Akkorde perlen vertraut und blue, die Drahtbesen behauchen Becken „Frisch gepreßt #390: Diana Krall „Turn Up The Quiet““ weiterlesen