Belästigungen 20/2018: Demokratisierung soll allen nutzen! Damit Bayern stabil bleibt!

Was ein Demokrat ist, weiß ja niemand so genau zu sagen. Irgendwie wohl ein Herrscher (griechisch: kratein = herrschen, vgl. „Autokrat“), aber wie oder was der Demokrat beherrscht, bleibt unklar. Das „Volk“ (griechisch demos)? Könnte sein; wenn allerdings – wie das wohl erwünscht ist – jeder einzelne ein Demokrat ist, wie soll das dann gehen? Beherrschen soll der„Demokrat“ jedoch vor allem eines: einen Stift in die Hand zu nehmen und auf einem Zettel ein Kreuzchen zu machen bei der Partei, von der er sich und seine Mitbürger in den nächsten paar Jahren be-herrscht sehen möchte. Drum fordert man auch mich dazu immer wieder freundlich auf: schließlich sei ich, auch ohne es zu wissen, ein Demokrat und müsse das tun, weil die Demokratie sonst irgendwie geschädigt werde. „Belästigungen 20/2018: Demokratisierung soll allen nutzen! Damit Bayern stabil bleibt!“ weiterlesen

Frisch gepreßt #424: Anna Calvi „Hunter“

Die Tragödie, das wissen wir aus dem Schulunterricht, ist die Mutter der Farce. Was historiographisch bedeutet: Alles kehrt zurück, aber dann eben als „derbes, komisches Lustspiel“, wie das Lexikon meint. Als „Posse“.
Das stimmt manchmal nicht. Die Farce nämlich ist bisweilen etwas anderes, Kulinarisches: eine raffinierte „Füllung“ (so die französische Wortbedeutung), die aus einer Speise erst das macht, was sie ist oder ihr mindestens Würze, Esprit, Feinheit, Schärfe, Tiefgang, Süße, Bitternoten, Aroma und mancherlei weitere Details hinzufügt. „Frisch gepreßt #424: Anna Calvi „Hunter““ weiterlesen

Belästigungen 19/2018: An jeden Satz eine Blödphrase dranhäng! Stichwort Grunzglocke!

In letzter Zeit ist mir aufgefallen, daß die Leute, deren Job es ist, unsere Meinungen zu „bilden“ und uns ideologisch bei der neoliberalen Stange zu halten, kaum mehr einen Satz aussprechen können, ohne als verbale Interpunktion die Phrase „Stichwort Digitalisierung!“ hinterherzubellen. Was sie zuvor an „Info“ o. ä. ausgestoßen haben, erhält dadurch irgendwie eine ganz andere Schattierung. Zum Beispiel: „Die Arbeitswelt wandelt sich. Stichwort Digitalisierung!“

Sagte man statt dessen: „Die Arbeitswelt wandelt sich. Arbeiter werden immer rücksichtsloser und brutaler ausgebeutet und ihrer Lebenszeit und des Ertrags ihrer Schufterei beraubt“, käme das zwar einer inhaltlich wie sprachlich sinnvollen Aussage wesentlich näher, aber als Propaganda für den Wirtschaftsfaschismus ist derartiges (wie die meisten sinnvollen Sätze) nicht
zu gebrauchen. „Belästigungen 19/2018: An jeden Satz eine Blödphrase dranhäng! Stichwort Grunzglocke!“ weiterlesen