Frisch gepreßt #46: Status Quo „Heavy Traffic“

Die Empörung ist allgemein. Sie ist groß. Und sie ist echt.

„Ja wie! Wo sind wir denn! Himmel hilf! Schnaps! Notarzt! Armageddon!“

Der Aufruhr beruhigt sich – Strohfeuer sind nicht sehr ausdauernd. Im Hintergrund: schrummelschrammelboogiefetzstampf.

„Aha. Verstehe. Aber, hm. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, wenn wir unsere musikalischen Perspektiven und Perzeptionen auf den Status Quoasis zurückschrauben. Ich bin auch etwas aufgewühlt, was unser publikes Erscheinungsbild anbetrifft. Mit anderen Worten: Was ist, wenn uns jemand erwischt?“ „Frisch gepreßt #46: Status Quo „Heavy Traffic““ weiterlesen

Frisch gepreßt #380: Howe Gelb „Future Standards“

Am Rande der gewaltigen Wüste, die ich meine Lebensgeschichte nennen könnte, lebt in seiner buckeligen Kate ein Einsiedler, der sich dorthin zurückgezogen hat, um den Menschen so fern und dem Nichts so nahe zu sein wie nur möglich, ohne sich den einen ganz zu entfremden und dem anderen gänzlich zu verfallen. Hin und wieder laufen wir uns über den Weg; dann erzählt er ein paar von seinen verschrobenen, verwinkelten Geschichten, und wir ziehen wieder unserer Wege. „Frisch gepreßt #380: Howe Gelb „Future Standards““ weiterlesen

Belästigungen 24/2016: So geht das, wenn das so geht und das Winterhirn sich füllt und leert (eine Reisemeditation)

Man hat ja leider immer was zu tun. Gerade im Winter, wo man beste Gelegenheit und nachgerade Lust hätte, mal so richtig ausgedehnt und -giebig überhaupt gar nichts zu tun als tagsüber im Bett herumzugammeln, Himmel und Bücherwand zu betrachten, sich abends in die Kneipe und morgens wieder ins Bett zu schleppen, – gerade zu dieser wundervollen Jahreszeit kommen die Leute daher und wollen, daß man Termine einhält, Schrift liefert, Sinn stiftet, Erklärungen bietet, zu Handlungen aufruft, Erinnerungen beschwört, Lächeln und Lachen aus Modernweltmasken lockt, insgesamt: Texte vorträgt, zu diesem Behuf in Eisenbahnen steigt, die seit langem zu Plastikbahnen umgebaut und folglich vollkommen unbewohn-, ja: -belebbar sind und daher ausschließlich mit Leblosen besetzt und von diesen bewimmelt sind und werden, deren leere „Belästigungen 24/2016: So geht das, wenn das so geht und das Winterhirn sich füllt und leert (eine Reisemeditation)“ weiterlesen

Belästigungen 23/2016: Ein (vor)letztes Wort zu großen und noch größeren Übeln, denen man am besten die Zunge rausstreckt

Als ich ein kleiner Bub war, hatten wir jede Menge Ideen, die meistens nicht den Beifall der Erwachsenen fanden. Das mag die unterschiedlichsten Gründe gehabt haben, die für uns jedoch auf einen einzigen, immer gleichen Grund zusammenschnurrten: Die Erwachsenen haben keine Ahnung und wollen uns unser Menschenrecht auf ein unbeschwertes, spaßiges Leben verweigern!

Ob wir ein gefundenes Fünfmarkstück sofort in fünfzig Kugeln Eis umsetzen, auf Bäume hinauf- und unter Zäunen hindurchklettern, ein Schrottauto zu einem Indianerlager umbauen, mit Kartoffelpistolen auf Passanten schießen, unser Fußballtor (zwei Jacken) direkt vor dem Hauptfenster eines Großraumbüros installieren, Aschentonnen nach wertvollen Dingen durchwühlen, in den Lüftungsschächten eines Rohbaus „Belästigungen 23/2016: Ein (vor)letztes Wort zu großen und noch größeren Übeln, denen man am besten die Zunge rausstreckt“ weiterlesen

Frisch gepreßt #379: Rio Reiser „Blackbox“

Abschlußtreffen der Forschungsgruppe „Proletarische Rockmusik in Deutschland“. Ernüchtertes Fazit: gibt es nicht, gab es nie. Im Gegensatz fast zum Rest der Welt ist die deutsche Pop(ulär)musik eine hermetisch geschlossene Veranstaltung der Ober- und Mittelschicht, zwar nicht so streng dynastisch durchorganisiert wie der Literaturcircus, aber doch abgeschottet gegen das Proletariat, das lediglich konsumieren darf.

Lediglich Rio Reiser und seine Band Ton Steine Scherben, ebenfalls der Mittelschicht entsproßt, wagten den historisch ziemlich einmaligen Schritt, „Frisch gepreßt #379: Rio Reiser „Blackbox““ weiterlesen

Frisch gepreßt #378: Streets of Laredo „Wild“

Seit Tagen kauert der Rezensent im Schrank und gibt keinen Mucks von sich. Grund ist ausnahmsweise nur zum Teil die alljährlich zuverlässig über ihn hereinbrechende Herbstelei, das Schwelgen in der von der Vergeblichkeit alles Tuns und Seins heraufbeschworenen Melancholie, sondern ein fehlgeleiteter Selbstversuch: Um zu überprüfen, ob er modernen Standards der Popmusikproduktion noch standzuhalten imstande ist, hat er sich der Reihe nach den neuen Alben von Bon Jovi, dem ehemaligen Spice Girl Melanie C und Robbie Williams (nebst einigen weiteren Produkten) ausgesetzt, wodurch sich „Frisch gepreßt #378: Streets of Laredo „Wild““ weiterlesen