(periphere Notate): Kind ist kein Fich (und andere Empfindlichkeiten)

Wäre das deutsche Staatspersonal im (zynischen) mindesten am Wohl seiner Untertanen interessiert, müßte es sich bemühen, in einer Art „Bildungsoffensive“ jedem einzelnen davon die Fähigkeiten zu vermitteln, die für die anstehenden Herausforderungen nötig sind. Das heißt derzeit in erster Linie: Die Bewohner Deutschlands müssen sterben lernen.

Die Zustimmung der deutschen Regierung zur Aufstellung neuer US-amerikanischer Raketen, die binnen weniger Minuten Städte wie Moskau und Sankt Petersburg komplett vernichten können (und zwar viele davon), wird Rußland zwingen, sich davor zu schützen, und das heißt, falls sich andere Mittel nicht finden: die Standorte dieser Raketen zu zerstören. Die Aufstellung der Raketen – die keinerlei wie auch immer gearteten oder gedachten „Verteidigungszwecken“ dienen, sondern ausschließlich zum Angriff geeignet sind – erhöht zudem das Risiko eines „Krieges aus Versehen“ in solchem Ausmaß, daß zukünftig niemand in Europa zu irgendeinem Zeitpunkt seines Lebens sicher sein kann, in vier Minuten immer noch zu leben.

Es ist im Grunde unfaßbar, daß nicht nur mehr als achtzig Millionen Deutsche das hinnehmen, ohne auch nur einen spontanen Versuch zu wagen, die offensichtlichen Massenmörder in spe an ihrem Vorhaben zu hindern. Daß dies auf „demokratischem“ Weg nicht möglich ist, wissen wir: Es wird keine Abstimmung darüber stattfinden, ob Deutschland seine eigene Vernichtung provoziert oder nicht. Aber wäre es nicht demokratisch, eine Bande von Verbrechern, die solche Dinge und Vorgänge auch nur in den Bereich des Möglichen rücken läßt, mit jedem zur Wahl (!) stehenden Mittel zum Teufel zu jagen? aus reiner Notwehr, sozusagen, angesichts unmittelbar drohender Lebensgefahr?

Was statt dessen geschieht, ist dies: Diverse „Volksvertreter“ verschaffen sich (oder versuchen das zumindest) ein fürstliches „Nebeneinkommen“, indem sie die Leute, die sie eigentlich repräsentieren (als Parlamentarier) beziehungsweise denen sie dienen (als Regierung) sollten, wegen „Beleidigung“ oder ähnlichem verklagen, sobald diese aufmucken, sie kritisieren oder gar verspotten. Was übrigens vollkommen legal und legitim ist: Man nennt das „Meinungsfreiheit“; es ist als Grundrecht gegenüber dem Staat und seinen Vertretern garantiert. Oder war es, bis zur Aufhebung des Grundgesetzes im Jahr 2020.

Aktuell wird berichtet, Robert Habeck habe siebenhundert (700) seiner Untertanen („Bürger“) wegen Beleidigung verklagt. Bei Frau Strackula versagen die Zähler, die Opfer dürften in vier- bis fünfstelliger Mannschaftsstärke antreten, wenn dereinst zusammengerechnet wird. Allesamt müssen sie einen Haufen Euros aus ihrem prekären Budget herausquetschen, um die Ansprüche der Herrscher – die sich offenbar tatsächlich für solche im absolutistischen Sinne halten – zu befriedigen. Eine peinliche Traktur der Majestätsbeleidiger ist vorläufig noch nicht vorgekommen, zumindest offiziell.

Neulich rief mich ein Beamter der Kriminalpolizei an, weil sich ein prominentes Mitglied einer Regierungspartei durch einen Leserkommentar auf diesem Blog „beleidigt“ fühlte und deswegen Strafanzeige erstattete. Das Verfahren wäre in „normalen“ Zeiten vollkommen aussichtslos, aber in solchen Zeiten leben wir halt nicht. Der Beamte war sehr freundlich und offenbar selbst nicht vollkommen von der Sinnhaftigkeit seines Auftrags überzeugt, aber mehr darf ich dazu wahrscheinlich nicht sagen.

Höchstens noch dies: Selbiges Mitglied einer Regierungspartei hat selbst schon auf diesem Blog kommentiert, dabei nicht mit Beleidigungen gespart, aber weil sich diese (mutmaßlich) ausschließlich gegen mich richteten, nehme ich das selbstverständlich hin. Und ich weiß ja auch nicht, ob dieser oder jener Kommentar nicht sowieso von einem „Provokateur“ mit gefälschter Identität stammt. Es ist so und so egal; jeder darf sagen, was er meint.

Anläßlich eines meiner aufgrund flächendeckender Cancellung (wegen „Corona“- und Kriegsgegnerei) sehr selten gewordenen öffentlichen Auftritte gab es unlängst ebenfalls eine Beschwerde folgenden Wortlauts: „Sehr geehrte Verantwortlichen, ich möchte mich gerne mitteilen um Ihnen Rückmeldung zu der Veranstaltung am Montag zu geben. Leider wurden in dieser Veranstaltung sowohl rassistische als auch homophobe Äußerungen getätigt. Ich bin wirklich entsetzt wie es im 21. Jahrhundert möglich sein darf, das eindeutig rassistisch einzustufende N. Wort mehrmals auf der Bühne zu nennen. Das ist auch nicht mit dem Alter des Artists oder seines Werks zu entschuldigen als auch nicht mit der sog. ‚Kunstfreiheit‘.
Des weiteren wurde das tragen einer roten Lesebrille als ‚Schwuchteln-Aussehen‘ Tituliert. Ist das die politische Bildungsarbeit die ein Kulturverein vermitteln möchte? Ich bin sehr enttäuscht und werde die Konsequenzen daraus ziehen.“ [alles: sic!]

Es liegt mir nicht, mich über Grammatik- und Rechtschreibschwächen lustig zu machen, die selbstverständlich auf Denk- und Verständnisschwächen hindeuten. Es sind dies ja möglicherweise keine selbstverschuldeten Schwächen. Aber vielleicht darf ich mir einen kurzen, impliziten Kommentar zu Wesen und Funktion der Ironie erlauben, indem ich erstens die beanstandete Passage aus meinem „Theaterstück zum Vorlesen“ mit dem Titel „Abseits“ zitiere. Sie lautet wie folgt:

Mutter: Wieso war das jetzt Abseits?
Vater: Weil ich’s sag. Ein ganz klares Abseits. Ein paar Meter mindestens, wenn nicht mehr.
Mutter: Wieso pfeift er’s dann nicht?
Vater: Weil er’s nicht gesehen hat, das ist doch klar.
Mutter: Aber du hast es gesehen.
Vater: Selbstverständlich. Ich schau ja auch von außen zu. Da sieht man so was.
Mutter: Und wieso steht dann der Schiedsrichter mitten drin, wenn man so was nur von außen sieht?
Vater: Ja mei, der ist halt blind.
Mutter: Die werden da doch keinen Blinden hinstellen! Das ist doch bestimmt gar nicht erlaubt, da kann ja sonst was passieren!
Vater: Selbstverständlich stellen die keinen Sehbehinderten als Schiedsrichter in ein Fußballspiel! Das sagt man halt so.
Mutter: Ja ja, sagt man so. Da muß man heute ganz schön Obacht geben, was man über einen Blinden oder so jemanden sagt, damit man keinen diszipliniert. Wo doch da jetzt auch so viele Neger mitspielen.
Vater: Neger darf man freilich nicht mehr sagen, aber wenn einer nichts sieht, werd ich ihn wohl in meinem eigenen Wohnzimmer noch als Blinden bezeichnen dürfen.

Muß ich dazu nähere Erläuterungen nachliefern? Ich hoffe nicht. Und ich erspare mir weitere Ausführungen zu der erwähnten „schwuchteligen“ Brille, die – sie gehörte einer sehr weiblichen Frau – ein leuchtend rosarotes Gestänge hatte. Ich hätte im Sinne der erwähnten Ironie die Brille sicherlich auch als „queer“ oder ähnlich bezeichnen können, aber die besten Bonmots fallen einem ja meistens erst hinterher ein.

In diese Rubrik paßt der … nun ja: Zettel, der mir anonym zugespielt wurde und offenbar mit der präventiven Verhaltenseruierung möglicher Teilnehmer an einem Ganztagsunterricht zu tun hat. Hier lautet der Text: „mein Kind ist – Kein Fleisch – Kein Fisch“

Ersteres wäre zu überdenken, zweiteres erinnert mich an einen alten Freund und Exkollegen, der sein noch nicht geborenes Kind in ironischer Absicht als „Fischli“ bezeichnete, aber das führt hier nicht weiter. Ich vermute vielmehr eine generelle Krise des Denkens, Verstehens, Begreifens und der Sprachfähigkeit, die uns in diesen ganzen, oben näher erläuterten Schlamassel hineingeritten hat und dafür sorgen wird, daß er diesmal nicht in Stalingrad endet (das es ja sowieso nicht mehr gibt).

Eine Antwort auf „(periphere Notate): Kind ist kein Fich (und andere Empfindlichkeiten)“

  1. vielleicht ein Geschäftsmodell mit Zukunft:
    Nato-Fahnen aus Esspapier, in verschiedenen Geschmäckern, herstellen und verkaufen..Wenn dann der Russ´ schwerbewaffnet vor der Türe steht, kann man bussfertig und reumütig diese Fahne fressen. Vielleicht hilft es.
    gruß aus der taiga

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert