(periphere Notate): HaraKIri!

Wie aus Alexej Nawalny „Putins größter Feind“ beziehungsweise „der Kremlgegner“ beziehungsweise „der schärfste Gegner des Putin-Regimes“ werden konnte, ist ein Rätsel, das sich leicht lösen läßt: Der Westen brauchte eine „Lichtgestalt“ und ging dabei nach einem altbekannten Muster vor, an das man sich vom Fall Guaido her deswegen nicht mehr recht erinnern mag, weil er so peinlich verlief und ausging.

Man züchtet sich in solchen Fällen einen beliebigen Halodri heran (das ist nicht despektierlich gemeint: Ich bin selber einer, stünde allerdings für derlein Sperenzchen nicht zur Verfügung), pumpt ihm lohnende Millionen aufs Schwarzkonto, läßt ihn ein paar politische Extravaganzen durchprobieren, um eine „Farbrevolution“ aufzurühren, schiebt ihn bei Versagen ins Ersatzteillager ab, pumpt aus seiner Medienaura heraus, was noch geht, und opfert ihn endlich im desparaten Moment als Geheimwaffe.

Das alles ist weder schön noch anständig, sondern eine Sauerei. Es ist insgesamt und davon abgesehen doch immer wieder erstaunlich, daß so gut wie jeder ausländische Kriegführer, Großsprecher und „schärfste Gegner“ von was auch immer, den Deutschland in diesen Zeiten unterstützt, feiert und bewaffnet, mindestens auffällige faschistische Neigungen hat(te). Kann es sein, daß die Deutschen den Führer, den sie sich so sehr wünschen, im eigenen Personal einfach nicht finden? Na gut, Blablubb, Habbels, Pistolerius, Kiesewitler, Strackula – die Palette der Kandidaten ist in der Tat beschämend, vom Mafioso ganz zu schweigen, von Lallerbach – der neuerdings auch mal wieder tüchtig Kriegsscheiße absalbt – sowieso.

Das alles reicht aber nicht hin, um den Nawalny-Fanatismus der deutschen Propaganda und der von ihr bestrahlten Eliten zu erklären. Da sitzt die Sehnsucht nach Vernichtung und Ausmerzung des slawischen Untermenschen offenbar so tief, daß man nicht mal merkt, wie peinlich es ist, am einen Tag Aufmärsche und Lichtermeere „gegen rechts“ zusammenzutrommeln und am nächsten Tag einen der notorischsten Rechtsextremen in ganz Europa großkollektiv zu „betrauern“ (und nebenbei seinen angeblichen „Gegner“ als „Mörder“ zu schmähen, ohne die geringste Ahnung zu haben, was tatsächlich passiert ist).

Die fünf Großpackungen Menschenverachtung, die hinter den Forderungen der deutschen Staatspropaganda stecken, wegen dieses „Falls“ nun sofort noch mehr Waffen in die Ukraine zu liefern (und die Soldaten gleich dazu, weil es an selbigen ja notorisch mangelt), muß man nicht mehr groß thematisieren. Da bleibt nur die Hoffnung, daß speziell der Gründeutsche Beobachter, der ja in letzter Zeit mehrmals weit über seine Ziele hinausgeschossen ist, sich mit seinem doppelten Kriegsposaunen auf der Titelseite nachhaltig entlarvt und lächerlich gemacht hat: „Die Welt trauert!“ direkt über „Der Druck auf Kiews Unterstützer steigt“? Come ON!

Da sei immerhin zart angedeutet, daß „die Welt“ möglicherweise trauert, aber nicht um einen russischen Neonazi, von dem neunzig Prozent der Welt noch nie gehört haben, und daß „der Druck“ der westlichen Waffenindustrie auf die NATO-Entscheider, endlich richtig loszulegen, möglicherweise steigt, daß dies aber alles andere als „Unterstützung“ für „Kiew“ ist, sondern der nächste Schritt zur totalen Zerstörung der Ukraine.

Deren rudimentäre Restarmee setzt zwecks Aufschub der lebensrettenden bedingungslosen Kapitulation (die die NATO nicht akzeptieren kann und will) vermehrt auf Chemiewaffen, also streng verbotene Massenvernichtungsmittel, die zwar – wie gesagt – weltweit verboten sind, von denen die USA jedoch noch so einiges auf Lager haben und gerne liefern, zwecks Ausrottung russischen Ungeziefers. Im Angebot sind unter anderem Senfgas, Sarin, Amidididofluorphosphate (bekannt als „Nowitschok“), Capsaicin, CS-Gas, Teren-6, Anthrachinon, Chloracetophenon, Chlorpikrin, Tabun, BZ, Biosporin, Blausäure, Ricin und Phenolverbindungen. Daß die ukrainische Führung gleichzeitig bei der westlichen Waffenindustrie entsprechende Schutzausrüstungen zum Einsatz dieser Stoffe bestellt hat und geliefert bekommt, kann man sich denken.

Wenn man in den Nachnamen von Yuval Noah Harari eine „künstliche Intelligenz“ einbaut, lautet er „HaraKIri“. Das hat hiermit nichts zu tun; es hat mit nichts etwas zu tun.

„Alles, was uns stört, muß man mit Bedacht, aber unbeirrbar per Deportation entfernen.“ (Alexej Nawalny)

Nebenbei fand in München die alljährliche NATO-Kriegskonferenz statt, von der jedoch wenig neues zu erwarten und zu vermelden ist. Man will weiterhin Krieg führen, siehe oben. Und der bayerische Machthaber Söder übergab der weithin unbekannten US-Vizepräsidentendarstellerin Kamala Harris ein Lebkuchenherz, woraufhin diese abreiste, weil ja alles gesagt und getan war: Man „stehe an der Seite der Ukraine“. Was so falsch nicht ist, weil die US-Kriegsstrategen ja tatsächlich irgendwie am Seitenrand stehen, während das Spiel beim Stand von (ungefähr) 0:9 in die Nachspielzeit geht und das deutsche Regime auf die große Wende hofft, mal wieder.

Es ist zynisch, über derart grauenhafte Verbrechen derart zu witzeln, aber was bleibt einem noch anderes übrig? Einhalt gebieten kann dem Marsch in den Untergang nun wohl niemand mehr. Die SPD fordert europäische Atombomben und kann sich nicht mal mehr im Traum daran erinnern, daß sie für dieses menschheitskriminelle Ansinnen einst den Verteidigungsminister Strauß aus seinem Ministerium jagen wollte. Es ist halt, wie es immer ist in solchen Zeiten, wie es 1914 (oder 1917) und 1939 (oder 1943) war: Man kann einfach nicht aufhören, bevor alles kaputt ist. Im letzten Jahr des zweiten Weltkriegs sind übrigens mehr Menschen gestorben als im gesamten Krieg zuvor (und da kann man den ersten Weltkrieg mit hineinrechnen, ohne daß sich das Ergebnis groß ändert).

„Lassen Sie mich auch ganz klar sagen, dass jede Form der Relativierung des Beistandes der NATO nur denen nützt, die uns – wie Putin – schwächen wollen.“ (Olaf Scholz)

Daß derartiges Gebrabbel einen Weg in Geschichtsbücher findet, ist nicht zu erwarten. Es steht ja schon drin, seit 1945.

Nawalnys Witwe, die unangekündigt und ohne Eintrag auf der Teilnehmerliste zur Kriegskonferenz erschien, nutzte die überraschende Gelegenheit ihres Auftritts, um (gähn) Putin zum Mörder zu erklären, was die westlichen „Führer“ unisono nachblökten. Offenbar ist die westliche Kriminalistik manchmal doch recht schnell, wenn sich vermeintliche Verbrechen im Reich des Bösen ereignen. Fragt man sie nach Vorgängen im eigenen Herrschaftsbereich – etwa Nordstream, Herrhausen, Kennedy, Rohwedder, Barschel; ach, suchen Sie sich etwas aus –, werden die Kommentare schmallippig beziehungsweise bleiben aus.

Es ist ein Fluch dieser Zeiten, seit sich die NATO zwecks Selbsterhaltung der Waffenindustrie neue „Feinde“ gesucht hat, daß man auf keinen Skandal mehr hinweisen kann, ohne das Echo „Aber drüben erst!“ zu vernehmen oder gleich zum Feindversteher erklärt zu werden. Die Dichotomie, der Manichäismus scheinen der westlichen Ideologie so tief eingebrannt, daß sie nur durch Selbstvernichtung zu tilgen sind. Ich neige in dieser Hinsicht nach wie vor zur Hoffnung: Es ist nur die Waffenindustrie, es sind nur deren willfährige gekaufte Führer, es ist nur die Propaganda. Bleibt letztere ein paar Tage lang aus, werden wir feststellen, daß die Welt ganz anders ist, als wir dachten. Oder?


2 Antworten auf „(periphere Notate): HaraKIri!“

  1. es gibt in den Sterntagebüchern von Stanislav Lem eine sehr starke Episode: Der Ich-Erzähler-Held soll einen Roboter- und Computerplaneten ausspionieren. Vor ihm kam keiner je zurück von dieser Mission. Der Held im Roboterkostüm zwischen all den Robotern, immer in der Angst, entdeckt zu werden. Artig werden bei einem Tässchen heißem Maschinenöl bei den Nachbarn Nachbildungen von Menschenkindern und Säuglingen zersägt, zerhackt, (wobei diese schreien), um den Haß so rrrrRRichtig nach außen zu kehren… der Held entdeckt nach und nach, daß es auf dem ganzen Planeten NUR Menschen gibt, die in Roboterkostümen das Roboterleben zulebrieren, gesteuert von einem bösen alten weißen Mann… so ungefähr. Würde diesen Wesenheiten die den Krieg herbeibeten wollen, die Medienpräsenz entzogen, wäre recht schnell Schluß mit dieser Blase voller Fäulnisgas, sie würde platzen und noch etwas stinken, falls kein Funke hinkäme.

  2. Ja, die Leader Frage. Auf dt. or doitscher Tschoermen Side Seite ist keiner im Angebot. Notice: Nav war waer would have been im knackigsten Fuehrer Alter (wie unrealistisch oder irre die Idee auch Anmuthet: , dagegen auf BRD Seite sind da nur angehende Greise – „dribbling buffoons“, wie Lira sagte – und unansehnlich schreckliche aeltliche Wetter Hexn zu findn).

    Wie übahaupt die Ueberalterung groteske Blueten treibt.
    Worauf wohl der weitgehende Ausfall der jüngeren 60er Jahre Geburtskohorte (u. etwasjünger) zurückzuführen ist. Was ? Wie ?

    (es ist ja grotesk zu beobachten, wie z. B. muehsam erneut die TeufelDrohung Trump gg. den aber so was von vernünftigen abwesenden US figurehead POTUS, & erneuten Kandidaten, Joe vom Holy Mary Land, auch in unsren Medien erneut angeleiert wird).

    Und, auch noteworthy:
    Auch die Rruss. Riege gleicht eher, obzwar evtl. in slightly better physical shape, schon eher einem Altersheim (WWP – Patrushev – Great Lavrov).
    Medvedchen als ewiger Crown Prince,haha.
    What Is wrong with this wor’d.

    End Zeith. Zenith.

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