Belästigungen 1/2022: Wo sind meine tausend Millionen?!

Daß die Welt ungerecht ist, wußten wir schon vor den Corona-Sanktionen, in deren Verlauf jedoch einige Dinge sich enorm verstärkt und beschleunigt haben. Oder vertieft oder verbreitert, zum Beispiel der berühmte „Graben“ zwischen der Masse der „Normalmenschen“ und dem kleinen Kreis der Milliardäre.

Da muß man vielleicht erst einmal was klären: Ein Milliardär ist jemand, der über einen privaten Geldberg (der meistens kein Berg ist und auch nicht in einem Geldspeicher gelagert wird, wo man drin herumplanschen könnte) von mindestens tausend Millionen Euro oder Dollar verfügt. Dann gibt es noch den Multimilliardär mit mehreren tausend Millionen und seit kurzem auch noch den Supermilliardär mit fünfzigtausend oder hunderttausend oder noch mehr Millionen. Eine Million Millionen hat meines Wissens noch keiner, aber das kann sich schnell ändern, und wenn man den Zaster dazurechnet, den der eine oder andere zwecks Steuerabzug in seiner pfiffigen „Stiftung“ parkiert hat, schaut das vielleicht schon anders aus. „Belästigungen 1/2022: Wo sind meine tausend Millionen?!“ weiterlesen

Architektur & Verbrechen (eine fortlaufende Sammlung): „Weiß“ ist Pflicht – der Rest ist grell

Es kann Gelegenheiten geben, bei denen eine gewisse Farblosigkeit Charme entwickelt. Im Städtebau ist das grelle Weiß, in dem zur Zeit gut 99 Prozent der baulichen Verbrechen getüncht werden und das sich binnen weniger Monate in ein angemessen schmutziges Bräunlichgrau verwandelt, nur dazu geeignet, die unfaßbar üblen Formen und Proportionen und den Charakter der Kisten als Ställe für Menschenvieh zu unterstreichen. 

Daß dies für die Luxussilos ebenso gilt wie für  die  Unterkünfte  des  Proletariats,  tröstet  das  Auge  nicht.

Und wenn dann doch mal Farbe genommen wird, ist sie zuverlässig ein Folterinstrument: „Architektur & Verbrechen (eine fortlaufende Sammlung): „Weiß“ ist Pflicht – der Rest ist grell“ weiterlesen

Belästigungen 5/2020: Wo kommt eigentlich das ganze Geld her? (und warum? und wozu?)

Geld ist ein Monster. Es hat unser Gehirn erobert und okkupiert es wie die Suppe die Nudeln. Wir sind nicht mehr in der Lage, uns die (genau: die, nicht „eine“) Welt ohne Geld vorzustellen.

Oder versuchen wir das doch mal. Da sind wir schnurstracks bei der Geschichte, der Mensch habe das Geld erfunden, um den Tauschhandel zu erleichtern. Das erzählen uns sogar sogenannte „Wissenschaftler“, die sich (vielleicht aus Restscham) ein „Wirtschafts-“ vor ihre Berufsbezeichnung bappen, und manch unbedarfter Pfuschhistoriker plappert es fröhlich nach.

Aber der Tauschhandel, von dem da gefaselt wird, ist auch nichts anderes als ein Handel mit Geld, bloß ohne Münzen und Scheine, und außerdem hat es ihn VOR dem Geld nachweislich nie gegeben. „Belästigungen 5/2020: Wo kommt eigentlich das ganze Geld her? (und warum? und wozu?)“ weiterlesen

Belästigungen 24/2019: Achtung, diese Seite ist leer (und warum?)!

Framing ist eine ziemlich fiese Sache. Vor allem weil man merkt, wie klein das eigene Hirn eigentlich ist: Wenn da erst mal alle Regale voll sind mit Brexit, Elektroautos, Hongkong und Klimakrise, dann ist halt nichts mehr frei für MeToo, Waldbrand, Chile, Bolivien und Bienensterben. Dann denkt nicht mal an Halloween jemand dran, den Deckel zuzunageln, aus dem der untote Friedrich Merz schon wieder herauskriechen möchte, und selbst der TSV 1860 müßte schon mit fünf Punkten Rückstand am Tabellenende stehen, damit man sich eine halbe Sorge macht. „Belästigungen 24/2019: Achtung, diese Seite ist leer (und warum?)!“ weiterlesen

Belästigungen 23/2019: Menschheit, Menschlichkeit und der große Knall

Es ist manchmal schwer mit den Begriffen. Zum Beispiel dieses Teil fürs Klo, bei dem man dann, wenn man es braucht, nie weiß, wie es heißt. Hinterher fallen einem tausend Namen dafür ein, Pömpel, Fluppi, Strempfler, Plunscher, Planscher, Plömpel, Plöppel, Prömpel und so weiter – aber wenn man einmal „Pimmel“ sagt, ist man schlagartig in einer ganz anderen Geschichte.

Schlimmer ist es bei Begriffen, die von Haus aus zweideutig sind, wie das englische Wort „humanity“. Das heißt „Menschheit“, aber auch „Menschlichkeit“, weshalb beim Übersetzen mal was daneben gehen kann. Dann kommt ein so grundfalscher und dummer Schmarrn wie „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ heraus, und weil der Mensch ein Plappertier ist, plappert er den nach und fragt sich gar nicht erst, ob das nicht ein Riesenquatsch und jedes Verbrechen generell ein Verstoß gegen die Menschlichkeit ist (was aber auch nur stimmt, wenn man eine bestimmte Form von Menschlichkeit meint und nicht die allgemeine, die etwa in dem Sprichwort „Irren ist menschlich“ drinsteckt). „Belästigungen 23/2019: Menschheit, Menschlichkeit und der große Knall“ weiterlesen

Belästigungen 21/2019: Jetzt neu: Diskriminierung für alle!

Wenn eine Gesellschaft ein richtig schlimmes Problem hat, ist es immer erfreulich, ein anderes Problem zu finden, das sich scheinbar leichter lösen läßt. Und supertoll ist es, wenn man den Eindruck erwecken kann, mit diesem anderen Problem lasse sich das richtig schlimme Problem nebenbei gleich mitlösen!

Zum Beispiel ist im letzten halben Jahrhundert – seit der Durchsetzung der ersten jener neoliberalen „Reformen“, die seither unregelmäßig bis dauernd wie Erdbebenwellen über den Planeten rumpeln – öfter mal festgestellt worden, daß die Welt ungerecht ist und immer ungerechter wird: Eine winzige Klasse von Superreichen besitzt fast alles, was es gibt, die Hälfte der Menschheit hingegen hat überhaupt nichts und muß ihr ganzes Leben für dreckige, sinnlose Lohnarbeit verschwenden, um wenigstens existieren zu können. „Belästigungen 21/2019: Jetzt neu: Diskriminierung für alle!“ weiterlesen

Belästigungen 20/2019: Der alte Mann und das Klimamädchen

Passiert ist dies: Ein junges Mädchen reist zu einer dieser Versammlungen von alten (und jüngeren) Männern (und Frauen), deren Tätigkeit darin besteht, die Welt zu zerstören, indem sie Wirtschaftswachstum herbeiführen, fördern und propagieren. Das Mädchen hält eine flammende Rede, in der sie das mörderische Treiben dieser Leute anprangert, ihnen ihre Wut und Verzweiflung in die hohlen Gesichter wirft und sie auffordert, endlich vernünftig zu werden und die Zerstörung der Welt und des Klimas zu stoppen. Kameras und Mikrophone übertragen die Rede, Millionen hören zu. „Belästigungen 20/2019: Der alte Mann und das Klimamädchen“ weiterlesen

Belästigungen 15/2019: Der Einzelne und sein Gewohnheitstum

Gewohnheiten sind tückisch. Sie schleichen sich ein, und ehe man irgendwas davon bemerkt, sind sie da und man bemerkt sie nicht mehr.

Zum Beispiel beschlossen wir neulich, weil wochenendbedingt unsere bevorzugten Isarbadeplätze sämtlich total übervölkert waren, mal eine andere Stelle am ferneren Flußufer auszuprobieren. Und stellten fest: Da ist es ganz nett, aber liegen kann man nicht gescheit, ins Wasser kommt man auch nicht gescheit hinein, und wenn man drin ist, kann man nicht recht was damit anfangen. Den Leuten um uns herum wäre es an unseren Lieblingsstellen wahrscheinlich ähnlich gegangen: Lauter Steine! und saugefährliche Wasserfälle! Urg! „Belästigungen 15/2019: Der Einzelne und sein Gewohnheitstum“ weiterlesen

Belästigungen 10/2019: Dreck und Geld und Sachzwänge: Wir planen eine Stadt!

Im mittleren Norden der Münchner Stadt schlummert die Eggartensiedlung, ein Idyll, wie man es in Europa kein zweites Mal findet.

Das heißt: Sie schlummert nicht mehr, sondern sie kümmert auf dem Krankenbett dahin, seit vor einigen Jahren Immobilienspekulanten auf den Plan traten und seitdem Bewohner umsiedeln, Häuser einreißen, Bäume fällen und das gesamte Gelände vermüllen lassen. Klar: die wollen bauen, am besten zehnstöckig!

Neulich bei einem „Bürgerdialog“ (dazu gleich mehr), mit dem den umliegenden Anwohnern die Vernichtung der Siedlung und ihre Ersetzung durch eine der üblichen ortlosen Wohnmaschinen verklickert werden sollte, war zu sehen, was dort geplant ist: stumpf-brutale Bunkerarchitektur für 1.700 bis 2.000 Unterzubringende, die dann täglich die wenigen schmalen Straßen außenrum verstopfen und die ganze Gegend in eine Hölle von Lärm, Gestank und Häßlichkeit verwandeln werden. Plus Supermarkt, Garagen und diverse „Kitas“ – was man halt so braucht, wenn man sein Leben im Auto und am Arbeitsplatz verbringt. „Belästigungen 10/2019: Dreck und Geld und Sachzwänge: Wir planen eine Stadt!“ weiterlesen

Belästigungen 26/2017: Gleich und Selb: von Schlössern, Suiten, Burgen und deutschen Sonder(irr)wegen

Wenn zwei das gleiche tun, ist es meistens nicht dasselbe. Und ob es das gleiche ist oder als das gleiche betrachtet wird, hängt sehr stark von etwas ab, das man die jeweilige gesellschaftliche Verfaßtheit nennen könnte.

Zum Beispiel gilt es im Rahmen der Regeln, auf die sich unsere Herrschenden geeinigt haben, als durchaus normal, daß einer einen tonnenschweren, giftausstoßenden Blech-Plastik-Kasten auf öffentlichem Grund abstellt. Daß das grundsätzlich ganz und gar nicht normal ist, bemerkt man (falls man überhaupt noch was bemerkt), wenn ein anderer eine verrostete Badewanne oder einen alten Kühlschrank danebenstellt, der höchstens einen Zentner wiegt, niemanden töten kann (außer er fiele aus mindestens drei Meter Höhe „Belästigungen 26/2017: Gleich und Selb: von Schlössern, Suiten, Burgen und deutschen Sonder(irr)wegen“ weiterlesen

Belästigungen 20/2017: Von Büchern, Drogen und der Glückseligkeit der „Finanzmärkte“

Jede Epoche der Menschengeschichte, so mag es dem Freizeithistoriker scheinen, hat ihre eigenen Drogen und Kulturtechniken. Zum Beispiel war es vor nicht allzu langer Zeit (nicht nur) in unseren Breiten durchaus üblich, tiefgängige und fundierte Literatur zu gesellschaftlichen Problemen, Fehlentwicklungen und Skandalen zu lesen, zu diskutieren und daraus sogenannte Handlungskonzepte abzuleiten. Das heißt: sich zu überlegen, was man am besten dagegen tut, daß die Welt in Einzelheiten und insgesamt nicht so eingerichtet ist und läuft, wie sie das sollte, damit es möglichst vielen Leuten gut geht.

Heute spielen solche Fragen und Antworten keine Rolle mehr, weil das Wohlbefinden gewöhnlicher Menschen nicht mehr von Bedeutung ist. Wem es heute gutgehen soll und muß und wessen Lust und Laune deshalb das „Belästigungen 20/2017: Von Büchern, Drogen und der Glückseligkeit der „Finanzmärkte““ weiterlesen