Vom „Schlafwandeln“, das vor einhundertzehn Jahren in den ersten Weltkrieg geführt habe und heute in den dritten Weltkrieg führe, war auch hier schon die Rede. Kein Begriff könnte falscher sein als dieser, weil er nahelegt, es habe damals (in Deutschland) niemand diesen Krieg gewollt und es wolle ihn auch heute niemand. Dabei findet sich unter den damals wie heute beteiligten deutschen „Entscheidungsträgern“ nicht ein einziger, der den Krieg nicht wollte beziehungsweise will, und zwar damals wie heute bereits seit mindestens zehn Jahren.
Spätestens 1905 herrschte unter den para- und vollmilitärischen Führern des deutschen Reichs weitestgehende Einigkeit, daß Rußland und Frankreich bekriegt und besiegt werden mußten. Ein paar Abweichler gab es: Kanzler Bethmann Hollweg (ein Zivilist) hatte „Bedenken“, zumindest zeitweise, und der gelegentlich von Vernunftanfällen geplagte Kaiser Wilhelm II. fürchtete für den Fall eines großen europäischen Kriegs gar den Zusammenbruch seines Reichs. Aber auch der ließ sich umstimmen – die Gründe und Motive sind kompliziert und teilweise unbekannt.
Daß es trotzdem nicht 1905, nicht 1909, nicht 1911 und nicht mal 1912 nach dem Balkankrieg losging, daß der Angriff vielmehr auf den Sommer 1914 verschoben wurde, ändert nichts daran, daß es an dessen Notwendigkeit und Unausweichlichkeit in der deutschen Führungsschicht keinen Zweifel gab. Nur „Unstimmigkeiten“: Die Flotte sah sich noch nicht bereit, während Moltke für das Heer feststellte, seine Überlegenheit schmelze mit jedem Tag dahin, die Flotte werde sowieso nie fertig oder höchstens wenn der Russe bereits deutschen Boden betreten habe. Man hoffte auf die Neutralität der Briten, was sich als vergeblich erwies, woraufhin die Flotte für den nötigen Seekrieg noch mal mehr Vorbereitung veranschlagte und die Artillerie plötzlich auch veraltet war und dringend eine „Nachrüstung“ forderte. So ging es hin und her zwischen abgehobenen Herrenmenschen mit klangvollen Namen wie Heeringen, Gebsattel, Bülow, Lichnowski, Stetten, Schlieffen, Tirpitz et al., aber die Entscheidung für Sommer 1914 war dann nach dem „Kriegsrat“ am 8. Dezember 1912 und der beschlossenen „Heeresvermehrung“ doch fix – man brauchte ja auch noch Zeit für Propaganda, um das Volk „folgebereit“ zu machen.
So oder so gab es in dieser Kaste niemanden, der auch nur einen Gedanken daran verschwendet hätte, ein paar dutzend Millionen Europäer nicht auf grausigste und brutalste Weise zu ermorden, sondern am Leben zu lassen. Entsprechend gibt es auch heute unter den Kiesewetters, Roths, Strackulas, Scholzen, Pistoleriussen, dem Habbels-Clan und den Baerböcken, den Bodemanns und wer da noch so alles mit eskaliert, nicht ein einziges Stimmchen, das vorsichtig den Gedanken äußert, es möchte doch ganz nett sein, ein paar hundert Millionen Europäer nicht auf grausigste und brutalste Weise zu ermorden, sondern sie einfach am Leben zu lassen. Und auch diesmal streitet man seit mindestens zehn Jahren – beginnend spätestens mit dem Putsch in der Ukraine – nur noch über Details und Termine.
Übrigens konnte man damals wissen, daß prinzipiell weder Rußland noch Frankreich zu besiegen war. Im ersten Fall half eine unverhoffte – wenngleich von Deutschland nicht unmaßgeblich beförderte – Revolution, im zweiten Fall ab Dezember 1914 nichts mehr; da wurde nur deshalb noch fast vier Jahre weitergeschlachtet, weil das von den Herren mit den klingenden Namen niemand zugeben wollte. Wahrscheinlich deshalb setzte und investierte der „Westen“ auch diesmal so viel in desperate Renegaten wie den Nawalny, um einen „Regime Change“ herbeizuführen – es ist halt nicht jeder rassistische Trottel ein Lenin oder Stalin, und nicht jede Unterwanderungs- und Propagandaklitsche ist mit derart depperten Vollpfosten besetzt wie „Correktiv“.
Wer in beiden Fällen doch ziemlich „schlafwandelt“ – oder in allen dreien, 1914 und 2014 wie 2024, und zwar in zunehmender Ausartung – ist die Bevölkerung. Daran ist sie nicht arg schuld, sie möchte halt den Sommer genießen, traut ihren Führern so viel Bösartigkeit einfach nicht zu und hat keine Ahnung von Propaganda, mit der sie heute weitaus perfider beschallt und manipuliert wird wie 1914 und 2014 und selbst 1939. Hinzu kommt der allgemeine Bildungsstand: Damaligen Pazifisten und Kriegsgegnern wie Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Erich Mühsam, Karl Kraus oder wem auch immer wäre es herzlich egal gewesen, wenn irgendwelche NATO- oder Nazihampel und ihre Schmutzblättchen sie als „rechts“ beschimpft hätten.
Weiterhin wird spekuliert, wann die stolpernde, stammelnde Halbleiche, die derzeit so tut, als befehligte sie das NATO-Imperium, aus dem Schaufenster entfernt und weggeschafft wird. Eines der Probleme, die dem entgegenstehen, ist die Alternative: Joe Biden mag meistens nicht mehr wissen, wo und wer er ist, er mag Kinder betatschen und den Papst beschnüffeln; er mag den peinlichsten Führer geben, den der US-amerikanische Imperialismus je erlebt hat (ich wüßte ein paar „Wettbewerber“, die meisten aber aus der Zeit davor). Aber wie das bei dementen Personen so ist, erinnert er sich beizeiten (mit Teleprompter und den richtigen Drogen) an die wichtigsten Dinge in seinem Leben, und das waren nun mal die Raubzüge des Imperiums unter dem Warlord Obama, an denen er maßgeblich beteiligt war und von denen er immens profitierte. Wenn er zurücktritt, rückt Kamala Harris nach. Die ist nicht dement, aber sie … weiß gar nichts, von nichts, kann weder denken noch sprechen (außer einem Satz) und könnte die USA durch ihre umfassende Unfähigkeit in eine noch viel größere Katastrophe reiten.
Die „Bildung“, die in unserer Zeit geradezu kultisch gepriesen wird (als „Aus-“, „Fort-“ und „Weiterbildung“), die man auf „Messen“, „Kongressen“ und in „Kursen“ umtanzt und „fördert“, ist das genaue Gegenteil dessen, was das Wort sagt: Es geht dabei um Qualifikation, was – wie jeder Fußballinteressierte weiß – nichts (!) anderes bedeutet als das Ausschalten von Gegnern und Mitbewerbern durch antrainierte Techniken, die nur dazu geeignet sind: zum Ausschalten von Rivalen. Ausdrücklich nicht gemeint ist der Erwerb von beruflichen Fähigkeiten, die dazu verwendet werden können, nützliche und schöne Dinge zu tun, herzustellen, weiterzuentwickeln und zu verbessern, sie zu verstehen und Einsichten weiterzugeben, also auch: „Werte“ zu schaffen. Auf das Fußballbeispiel übertragen könnte diese Form der Bildung dem Versuch ähneln, ein Spiel mit einer einzigen Mannschaft zu veranstalten, die ohne Gegner dennoch etwas zustandebringt, was das Publikum begeistert.
Eine weitere Bedeutung des modernen Begriffs „Bildung“ ist „Medienkompetenz“. Damit wiederum ist gemeint, zwei Grundregeln zu verinnerlichen und ausnahmslos anzuwenden: 1. Alles, was nicht staatliche Propaganda ist, muß ignoriert und verboten werden. 2. Alles, was die staatliche Propaganda mitteilt, ist wahr und darf gegebenenfalls als Befehl gelten.
In diesem Sinne hat das Reichsministerium des Inneren unter Nancy Faeser die Zeitschrift „Compact“ des Herausgebers Jürgen Elsässer verboten. Nicht weil das Heft gegen irgendwelche Gesetze verstoßen hätte, sondern weil es das Handeln des Regimes kritisiert und Elsässer „rechtsextrem“ sei.
Da mag man sagen: Okay, es trifft ja keinen Falschen, nicht wahr? Es gibt jedoch – wir erleben das seit einigen Jahren in geradezu bizarrer Weise – keinerlei verbindliche Definition für „rechtsextrem“. Die Vokabel kann für Krieg und gegen Krieg stehen, für Freiheit und gegen Freiheit, für Autoritarismus und dagegen, für Rassismus und dagegen. Daraus aber folgt, daß niemand davon ausgehen darf, daß „Rechtsextremismus“ in drei Jahren noch etwas ähnliches bedeutet wie heute. Es kann dann auch (wieder) für das Gegenteil stehen, womit sich dann ganz andere Medien verbieten und heute herrschende Personen sanktionieren ließen.
Hier lauert eine nicht zu unterschätzende Gefahr für das aktuelle Regime „Unsere Demokratie“, das sich deshalb auch mit allen Mitteln bemüht, die ideologische Direktive durchzusetzen, es handle sich bei ihm – was die „Parteien“ und sogar das Personal im Detail angeht – um das einzige legitime, ja das einzige überhaupt denkbare Regime. Zumindest das einzige, das sich mit dem Gütesiegel „Unsere Demokratie“ schmücken darf. Das aber ist die crux des unbegründeten Benennens: Was wie benannt werden darf, entscheidet immer derjenige, der aktuell die Benennungsmacht innehat. Man stelle sich vor, es käme eines Tages durch einen historischen Zufall ein Personal an die Macht, das die Überzeugung verträte, „Unsere Demokratie“ sei etwas ganz anderes als die derzeitige totalitär-korporatistische Oligarchie – zum Beispiel irgendeine Form von echter Demokratie oder andersherum ein Führerstaat, bei dem sich der Volkswille in einer einzigen Person sammelt und von dieser repräsentiert wird.
Nicht zu unterschätzen ist die systemstabilisierende Rolle und Funktion des aktivistischen „Journalisten“, der als Träger der „vierten Gewalt“ sich mit den anderen drei Gewalten gleichschalten, deren Funktionieren stabilisierend unterstützen und als ideologisches Sprachrohr dienen muß. Dazu ist es nötig, scharf zu unterscheiden, was dem Regime nützt und folglich „Wahrheit“ ist und was dem Regime schaden könnte und folglich „Desinformation“ ist und als solche ignoriert beziehungsweise – wenn es sich über das Milieu der Ketzer hinaus zu verbreiten droht – aufs schärfste bekämpft, verleugnet und verleumdet werden muß. Weil sich die „Desinformation“ in vielen Fällen „faktisch“ nicht oder nur durch äußerste Verrenkungen von Logik und unbestreitbaren Tatsachen (in sogenannten „Faktenchecks“) widerlegen läßt, muß auf andere Techniken ausgewichen werden. So wäre es heute ohne weiteres möglich, die Relativitätstheorie zu „widerlegen“, indem man behauptete, Albert Einstein habe mal ein Gespräch mit jemandem geführt, der einer Nähe zum „Rechtsextremismus“ verdächtigt werde, sei also selbst rechtsextrem und dürfe daher nicht gehört und zitiert werden.
Die Aufgabe, die dem aktivistischen „Journalisten“ solcherart zufällt, ist bisweilen höchst kompliziert und selbst bei absolut geschlossenem Weltbild nie ganz frei von Fehlern und Entgleisungen. So „berichtete“ etwa neulich die ansonsten total verläßlich regimetreue „Süddeutsche Zeitung“ fast viereinhalb Jahre nach Bekanntwerden des „Panikpapiers“ aus dem Innenministerium dies: „Hat ein Strategiepapier des Bundesinnenministeriums aus der Coronazeit manipulativ mit Ängsten gearbeitet? Diese und andere Fragen sind unverzüglich zu klären.“
Was ist da passiert? fragt man sich unwillkürlich. Wird es gelingen, den Maulwurf aus dem Redaktionssystem zu entfernen, bevor er demnächst zum Beispiel auch noch behauptet, am 11. September 2001 sei in New York ein drittes Gebäude eingestürzt, die BRD habe bei der WM 1974 gegen die DDR verloren, Hitler sei ursprünglich Österreicher gewesen, München sei die Hauptstadt von Bayern, der Himmel sei oft blau oder das Attentat am Münchner Oktoberfest 1980 sei nicht von einem liebeskranken, politisch desinteressierten Einzeltäter begangen worden?
Immerhin so viel Regimetreue hat sich der volksverräterische Plapperer bewahrt: „Aufarbeitung“ müsse sein, „bevor die nächste Pandemie kommt“. Die damit „Fakt“ ist, obwohl es das, was von diesen Typen unter „Pandemie“ verstanden wird, noch nie gegeben hat (außer in Hollywood) und auch nicht geben kann.
Weil der aktivistisch-propagandistische „Journalismus“ heute nicht mehr von „Quereinsteigern“ aus den unterschiedlichsten Berufs- und Fachgruppen und auch nicht mehr von lebenserfahrenen proletarischen Reportern betrieben wird, sondern an Ausbildungsstätten „gelehrt“ und gedrillt wird, die von den Propagandamedien selbst gegründet wurden und kontrolliert werden, entsteht ein Bild der Selbstähnlichkeit, das man von Pflanzen kennt: Es wächst – zunächst kleiner – immer nur das nach, was schon da ist; nichts kommt hinzu, aber gewisse Details und Feinheiten schwinden im Laufe der Praxis. Im Zweifelsfall ist der Nachgewachsene immer noch dümmer, bornierter und fanatischer als sein Ausbilder – notwendigerweise schon deshalb, weil er sich ja im riesigen Feld des Wettbewerbs „qualifizieren“ muß.
Die Feststellung, Donald Trump habe jene berühmte Gewehrkugel mit dem Ohr gespielt, dürfte bei patriotischen deutschen Fußballkommentatoren auf wenig Widerspruch stoßen.
Dem Tirpitz, Moltke, Kaiser, diesen Figuren kann man eigentlich nicht vorwerfen, dass sie im Wettgeheule der Imperialisten mitheulten. Das war ja wohl der Zeitgeist. Da gab es noch Kopfprämien für abgeknallte Indianer in Argentinien und für Aborigine in Australien. Doch die jetzt Verbrecher könnten es besser wissen, denn die Wahrheit trieft aus sämtlichen Ritzen und nur die ekelhaftesten Wesenheiten stellen ihre eigene vermeintliche Wohlfahrt über Ethik, Anstand und Humanismus. Ich habe gestern Abend beobachtet, wie drei kleine Mädchen ohne gemeinsame Sprache, Usbekistan, Georgien und Kazakhstan sich einander annäherten und dann spielten. Das war extrem ergreifend. Es sind nicht die Menschen, die den Krieg wollen. Gruß aus Stalins Heimat
Auch wenn es etwas abwegig erscheint. https://stream.gigaohm.bio/w/dJEcJkhsyzQETGMihWuaP8Diese Art von „Meinungsfreiheit“ im Mix mit einem Waffenkult haben vermutlich zu dieser Eskalation beigetragen haben. Die beiden Toten sind kaum je der Rede wert. (Geschweige denn die vielen toten Minderjährigen duch Schußwaffengebrauch https://www.merkur.de/politik/usa-schusswaffen-sind-haeufigste-todesursache-bei-kindern-und-jugendlichen-bis-19-jahren-91574372.html)