Frisch gepreßt #342: The Rolling Stones „Sticky Fingers“

Das Schöne an der Vielfalt ist die AUSWAHL. Eine Binsenweisheit. Wer mag, kann sich diese, letzte, nächste Woche mit neuen Alben dermaßen weiträumig, -läufig und grenzenlos zudröhnen/beschäftigen/die Zeit vertreiben, daß es nur so schillert: von Ash bis The Darkness, von den Prinzen bis Helloween; er kann sich auch 14 CDs mit sieben kompletten Yes-Konzerten von 1972 „reinziehen“, in Schlagerquark baden, mit Hardcore das Haus abreißen, den Kopf mit Reimen über bitches, dudes und dies und das vollstopfen … es ist alles da, modellgerecht und handwerklich top gefertigt.

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Frisch gepreßt #341: Palma Violets „Danger In The Club“

Einen Urknall erkennt man manchmal nicht unbedingt daran, was plötzlich alles da ist, sondern vielmehr an dem, was plötzlich nicht mehr da oder zumindest nicht mehr sicht- und unterscheidbar ist.

Zum Beispiel war die gesamte Popmusik vor ungefähr zweieinhalb Jahren, als die erste Single der Londoner Band Palma Violets erschien, mit einem Schlag ziemlich leer: Da surrten und bifften im riesigen Nichts lediglich ein paar belanglose, weitgehend identische Elementarteilchen herum, während der gesamte gerade scheinbar noch so bunt wimmelnde Kosmos überstrahlt und erleuchtet war vom tiefblauen Licht, von der dunkel wogenden Energie einer Band, mit der niemand im Traum gerechnet hatte.
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Frisch gepreßt #340: Blur „The Magic Whip“

Wie unfaßbar bedeutend und absurd depptrottelig lächerlich zugleich Popmusik sein kann, zeigt kaum ein Casus so beispielhaft wie die legendäre „Rivalität“ zwischen Blur und Oasis in der Goldenen Ära des Britpop vor zwanzig Jahren. Da scherte sich eine ganze (internationale) Nation ein paar Wochen und Monate lang um kaum etwas als die Hin-und-Her-Schimpferei zweier Popgruppen bzw. ihrer Hauptprotagonisten, Mitarbeiter und Fans. „Frisch gepreßt #340: Blur „The Magic Whip““ weiterlesen

Frisch gepreßt #339: Vierkanttretlager „Krieg & Krieg“

Unser Rezensent hat ein ernstes Problem mit Bezugsdeppen. Bezugsdeppen, das sind Menschen, die, statt eine Sache zu würdigen, einen Bezug zu einer anderen Sache herstellen und sie damit abtun. Also zum Beispiel findet jemand eine wunderschöne Glasperle im Dreck an der Bushaltestelle, zeigt sie dem Bezugsdeppen, und der Bezugsdepp sagt: „Na ja, eine Perle halt. Sieht bißchen so aus wie die, die ich letztes Jahr im Wald gefunden habe. Hab ich weggeworfen, weil ich schon eine zu Hause hatte.“ „Frisch gepreßt #339: Vierkanttretlager „Krieg & Krieg““ weiterlesen

Frisch gepreßt #338: Roland Hefter „I dad’s macha“

Es gibt so Menschen, an denen kommt man nicht vorbei, ohne ihnen wenigstens ein Lächeln entgegenzubringen und sich ein bisserl klein und unangemessen zu fühlen, weil sie so dermaßen sonnige Gemüter, patente Kerle und unwiderstehlich fröhliche Naturen sind, dabei aber marmoriert von der sanften Melancholie des Wissens um die Übel der Welt und einer grundanständigen Bescheidenheit, die sich auswächst zum Verständnis für die Geplagten und Verängstigten, denen sie ohne Protz und Trara zum Vorbild oder zumindest Mutanreger werden. „Frisch gepreßt #338: Roland Hefter „I dad’s macha““ weiterlesen

Frisch gepreßt #337: The Cribs „For All My Sisters“

Oft geht die Klage, es sei alles schon dagewesen und nichts neu. Vor allem aber sei alles nicht nur schon dagewesen, sondern ja immer noch da: 1964 zum Beispiel habe es den letzten Urknall (circa Elvis usw.) nur noch als ferne Erinnerung und auf ein paar zerkratzten Antiquitäten in Papas Kinderkoffer droben im Speicher gegeben – leichtes Spiel für Rolling Stones und Konsorten, denn mit so was läßt sich eine zünftige Teenagerrevolte nicht gestalten. „Frisch gepreßt #337: The Cribs „For All My Sisters““ weiterlesen

Frisch gepreßt #335: Bilderbuch „Schick Schock“

Es gibt ja so vieles. Zum Beispiel gibt es auch Menschen, die sich an Popmusik abarbeiten, im reinsten und direktesten Wortsinn, weil sie zum Beispiel meinen, das, was an deutschsprachiger solcher Musik „relevant“ sei, komme 2015 (immer noch oder überhaupt) aus Berlin oder/und Hamburg oder/und irgendwo dazwischen. Die müssen sich dann zum Beispiel an Heinz Strunk und Jens Friebe abarbeiten und in das halbgare Wichtiggetue irgendwas hineinwichtigtun oder etwas daraus herausarbeiten, womit sie eine Zeitungsseite füllen können, inklusive Claim für den taz-Titel. „Frisch gepreßt #335: Bilderbuch „Schick Schock““ weiterlesen

Frisch gepreßt #334: Jessica Pratt „On Your Own Love Again“

Ich weiß nicht, ob es Menschen gibt, die sich noch an Margo Guryan erinnern. Es dürften nicht allzu viele sein, die aber seufzen um so wohliger, wenn sie zufällig mal wieder „Sunday Morning“ lauschen und der beliebige Tag sich in einen Idealsonntag verwandelt – was besonders gut geht, wenn die Welt unter einem Plumeau aus weißem Samt schlummert. Dann gerät die Zeit sanft ins Schweben und verharrt, und das müßige Gehirn erschlafft und verschiebt all die wichtigen Pflichten – Steuererklärung machen, Beziehungsstrategien entwerfen, sich eine Meinung zu Griechenland bilden, das neue Bob-Dylan-Album hören usw. – auf einen fernen Sanktnimmerleinstag. „Frisch gepreßt #334: Jessica Pratt „On Your Own Love Again““ weiterlesen

Frisch gepreßt #333: Belle & Sebastian „Girls In Peacetime Want To Dance“

B. ist ein zartes Mädchen. „Pflänzchen“ sagen manche zu ihr. Sie mag mehlige Pastellfarben, samtige Stoffe, perlendes Sonnenlicht auf der Wasserschale am Fenster, zarte Wolken am Morgenhimmel, wenn sie fast lautlos vor sich hin summend die eosinrot aufatmenden, menschenleeren Straßen nach Hause flaniert, zu ihrem Kämmerchen unter dem Dach in einem kleinen Haus am Stadtrand. „Frisch gepreßt #333: Belle & Sebastian „Girls In Peacetime Want To Dance““ weiterlesen

Frisch gepreßt #332: Madonna „Rebel Heart“

Ein „Leak“ ist für den Seemann unerfreulich. Wenn ein solches am Schiffsrumpf auftritt, plätschert nämlich das Meer, das den Nachen bis dahin so freundlich getragen hat, frecherweise in diesen hinein, bis buchstäblich die Luft raus ist und das kühle Grab am Grund nicht mehr warten muß.

In der Musikindustrie ist ein Leak sozusagen das Gegenteil und doch das gleiche: Da sprudeln sie hinaus, die Contents, mit denen man den Sparbüchsen der Fans Millionen zu entlocken hoffte, und nicht selten auch sorgt ein solches Leak dafür, daß schon lange vor einem erhofften Comeback alle Welt weiß: Bei dem ist nun wirklich die Luft raus. „Frisch gepreßt #332: Madonna „Rebel Heart““ weiterlesen

Frisch gepreßt #331: Robbie Williams „Under The Radar Vol. 1“

Es soll ja sogar vorkommen, daß Songs nach einem Zuhause schreien. Weil bei Robbie Williams bekanntermaßen alles vorkommen kann, was irgendwie absurd und ein bisserl deppert, gerade deswegen aber so hinreißend komisch ist. Jetzt haben also 14 Songs nach einem Zuhause geschrien, und Robbie hat ihnen eines gegeben, ist schließlich bald Weihnachten, da kriegt man ein weiches Herz, wenn man nicht sowieso eines hat, was in diesem Fall kaum umstreitbar ist. „Frisch gepreßt #331: Robbie Williams „Under The Radar Vol. 1““ weiterlesen

Frisch gepreßt #329: Bryan Ferry „Avonmore“

Contenance, die vornehm blasse Cousine, ist das distanzierteste Mitglied der Großfamilie Elegance, die schon insgesamt nicht übermäßig sociable ist und das smoothe, reclusive Countryside-Leben allemal dem nervösen Treiben in den irdischen Metropolen der Mittelmäßigkeit und Betriebsamkeit vorzieht. Von der Contenance erzählt man sich beispielsweise folgende Anekdote: „Frisch gepreßt #329: Bryan Ferry „Avonmore““ weiterlesen

Frisch gepreßt #328: Led Zeppelin „Houses Of The Holy (Remastered Deluxe Edition)“

1973 war ein merkwürdiges Jahr, eine grenzwertig pubertäre Mischung aus Exzeß und Psychose, aus deliriös betrunkenem Sex auf dem Hochseil und dem tiefsten Abgrund verkaterter Heuldepression. Sogar Slade, die Knallfroschabteilung der gerade noch flammenden, flirrenden und flitternden Glamrockszene, schrieben damals Balladen! Zu schweigen von Roxy, Bowie, Cockney Rebel – allerorten epochale Trauer, aufgepumpt mit Weltschmerzpathos und Nebelschwaden von Kokain oder vielmehr deren Nachwehen. „Frisch gepreßt #328: Led Zeppelin „Houses Of The Holy (Remastered Deluxe Edition)““ weiterlesen

Frisch gepreßt #327: Thurston Moore „The Best Day“

Im späten Oktober und frühen November kommt die Welt langsam zum Erliegen, und in den Lücken und Rissen der fransig werdenden Entwicklung tauchen alte Gesichter auf, was nicht immer unbedingt erfreulich ist. Wer mag und entsprechend gestimmt ist, kann den ganzen Winter in Reminiszenzen baden – neue Alben von Prince, Lenny Kravitz, Farin Urlaub, Bob Seger, Pink Floyd, AC/DC, Holly Johnson bieten hinreichend Material zur Fortsetzung oder Wiederaufnahme verwehter Jugendlichkeiten diverser Art als nicht immer lustige Farce, und selbst Billy Idol ist als gebleichter Barbie-Ken aus dem Formaldehydkessel erstanden, um noch mal so zu tun, als wäre er Billy Idol. „Frisch gepreßt #327: Thurston Moore „The Best Day““ weiterlesen