(periphere Notate): Flocken am Wegrand

18. Januar 1945: Oberbürgermeister Fiehler lobt die „Seelenstärke“ der Münchner Bevölkerung und äußert die Zuversicht, „daß alle die gebrachten Opfer eines Tages durch die neue Blütezeit vergoldet werden“.

Vielleicht ist das Grundübel der modern(st)en Welt dieses: die sogenannte „Ethik“, also der Apparat, der sich selbst so nennt. Dieser Apparat behauptet von sich, er orientiere sich an der Wissenschaft, richtet sich aber zugleich nach den Vorgaben der „Politik“ (also dem Apparat, der sich selbst so nennt). Wenn es eine Ethik gäbe, müßte sich die Politik nach ihr ausrichten, und die Wissenschaft müßte sich den Grenzen fügen, die ihr die Ethik setzt.

Dreht man diesen Zusammenhang um, läßt sich alles, was der Macht- und Kontrollgier derer, die Politik und Wissenschaft beherrschen und benutzen, rechtfertigen.

Wissenschaft (das ist banal) hat keine Moral, kein Ethos oder wie immer man das bezeichnen möchte. Sie will wissen, was ist und was geschieht. Vermischt oder verwechselt man sie mit der Technik, wie das heute üblich ist, wird es gefährlich, weil die Technik herausfinden möchte, was machbar ist und funktioniert. Das tut eine Atombombe zweifellos, ein Auto, eine Gaskammer, ein Kunstdünger, ein gentechnischer Eingriff, eine massenpsychologische Manipulation, selbst der Faschismus.

Politik – als Mechanismus der Macht – ist ähnlich wertfrei angelegt. Was geht, wird auch getan, und was notwendig ist, ergibt sich aus den Forderungen der Macht zu ihrer Erhaltung, Stärkung und Erweiterung, letztlich ihrer Totalisierung. Unterwirft sich die Ethik den Bedingungen von Macht und Möglichkeitstechnik, löscht sie sich selbst, unbemerkt und rückstandsfrei, so wie null herauskommt, wenn man eins von eins subtrahiert. Was an ihre Stelle tritt, ist leere Apologetik und Propaganda.

Letztere bedient sich derzeit – das kann ich mir nicht verkneifen – einer der krudesten (im Sinne von halbgar, derb, unausgegoren) Verschwörungstheorien, die ich kenne: Sie erzählt von einem angeblichen „Netzwerk“ oder einer „Szene“ von sogenannten „Querdenkern“ (der Begriff geht auf eine Initiative aus Stuttgart zurück, die 2020 einige Demonstrationen und Veranstaltungen organisierte), die „rechtsextremes Gedankengut“ (von dem nie erklärt wird, worin oder woraus es besteht) und „Verschwörungsideologien“ (dito) verbreiten. Dazu verbünden sie sich angeblich mit „Reichsbürgern“ (einer Art Sekte, deren Mitglieder nicht an die Existenz der Bundesrepublik Deutschland glauben), „Aluhüten“ (überdrehten Esoterikern, die meinen, sich vor gefährlichen Strahlungen schützen zu müssen) und „Schwurblern“ (durchgeknallten Pseudowissenschaftlern wie C. Drosten und K. Lauterbach, die wirres, inhaltsloses, unlogisches und unverständliches Zeug äußern, das allerdings meist zweckbestimmt ist und daher eher als „Bullshit“ zu bezeichnen wäre).

Spontan denkt man an eine Art jüdisch-bolschewistischer Verschwörung, die im Auftrag und Sinne einer bösen Macht (eventuell Putin) angezettelt wird, um die Kampf- oder vielmehr Impfmoral der Volksgemeinschaft zu untergraben und zu schädigen. Was durch das Wirken der angeblichen Verschwörer und ihrer willenlosen „Mitspazierer“ tatsächlich in Gefahr ist, gestört oder gar untergraben zu werden, sind jedoch offen zu Tage liegende Pläne einer Umgestaltung der Welt im Sinne von Kontrolle, Steuerung und Ausbeutung möglichst sämtlicher Individuen. Laut Aussagen der Verschwörungstheoretiker handelt es sich dabei um eine „Verschwörungstheorie“, die aber schon deshalb keine sein kann, weil darin keine Verschwörung vorkommt: Es bemüht sich ja keiner der Beteiligten, irgend etwas geheim zu halten. Im Gegensatz zu den „schwurbelnden“ „Querdenkern“.

28. Januar 1945: Im Nordfriedhof spricht Gauleiter Giesler, im Friedhof am Perlacher Forst Oberbürgermeister Fiehler, der erklärt, die Toten würden verpflichten, das zerschlagene München wieder erstehen zu lassen, im festen Ausharren und Vertrauen auf den Endsieg.

Ein niederländischer Parlamentsabgeordneter fragt seinen Premierminister Mark Rutte, was er von Klaus Schwabs Buch „The Great Reset“ hält. Rutte antwortet: Er kenne das Buch nicht, der Abgeordnete möge sich weniger mit Verschwörungstheorien beschäftigen; auch er selbst sei fasziniert von  Youtube-Filmen mit solchen Verschwörungstheorien, etwa: 9/11 habe nicht stattgefunden oder anders, aber das seien eben meist nur Verschwörungstheorien.

Der Abgeordnete sagt: Der Premierminister hat meine Frage mit einer Lüge beantwortet. Er zeigt einen Brief von Rutte an Klaus Schwab von November 2020, in dem er sich für die Zusendung des Buchs „The Great Reset“ bedankt und es „eine hoffnungsvolle Analyse für eine bessere Zukunft“ nennt.

Rutte erklärt, das sei ein Höflichkeitsbrief gewesen, man könne nicht alle zugesandten Bücher lesen.

Der Abgeordnete sagt, dann habe der Ministerpräsident also Klaus Schwab belogen, der in seinem Buch schreibt, er wolle die parlamentarische Demokratie durch eine globale Technokratie ersetzen, was Rutte als „hoffnungsvolle Analyse für eine bessere Zukunft“ bezeichne, ohne das Buch überhaupt gelesen zu haben.

Wirklich lustig an dieser Anekdote ist, daß Mark Rutte als Nachfolger von Klaus Schwab im Chefsessel des „World Economic Forum“ im Gespräch ist.

30.Januar 1945: Hitler richtet anläßlich des zwölften Jahrestags der Machtergreifung eine Ansprache an das deutsche Volk und vergleicht darin die damalige Lage im Inneren mit der jetzigen außenpolitischen Lage. Der seelische Widerstand der Bevölkerung verbürge heute wie damals den Endsieg.

Vor der Dresdener Uniklinik versammelten sich letzten Samstag ein paar dutzend Studenten in Anstaltskleidung mit Gesichtsmaskierung, um Plakate mit Aufschriften wie „Impfe statt Hetze“, „Masken auf – Nazis raus“, „Ich impfe deine Mutter“ und „Doktorhut statt Aluhut“ zu halten und damit „ein Zeichen für das Leben und gegen Querdenken zu setzen“. Daraufhin wurden sie von der Polizei eingekesselt, mußten sich Personalienfeststellungen unterziehen, erhielten Platzverweise und Anzeigen wegen Verstößen gegen die „Corona“-Verordnung. Auf Verschwörungstheorien hereinzufallen kann unangenehme Folgen haben.

Derweil suchte „Spiegel TV“ Komparsen, die in einem ZDF-Film als „Querdenker“ und „Corona-Leugner“ auftreten und zur Schau einen Bürgermeister „anfeinden“ sollen, weil dieser ein Video gegen sogenannte „Querdenker“ „im Netz positioniert“ hat. Der Film aus der Reihe „Terra XPress“ soll von „Zivilcourage“ handeln, womit selbstverständlich die „Haltung“ des Bürgermeisters gemeint ist. Echte „Querdenker“ und „Corona-Leugner“ ließen sich offenbar nicht auftreiben. Die hätten doch ansonsten sicherlich gerne die Gelegenheit wahrgenommen, vor der Kamera und im Fernsehen mal so richtig pfundig „Corona“ und „leugnen“ und „querzudenken“. Vielleicht wurde aber auch gar nicht gesucht; am Ende hätten sich ein paar freundliche Bürger, Wissenschaftler, Arbeiter, Rentner, Philosophen, Künstler, Christen, Eltern, Krankenpfleger oder gar Ärzte gemeldet. Eine gescheite Verschwörungstheorie kriegt man mit denen nur schwer hin.

Zu spät für Dresden entstand dieser frühmorgendliche Dialog mit einem Facebook-Freund, der sich über einen „Zeit“-Artikel erregte, in dem Propaganda für schlecht bezahlte „Stellen“ als „Projektmanager“ und „Unternehmensberater“ gemacht wird:
„Eins vorweg: ich hab den Artikel nicht gelesen, weil kostenpflichtig. Also gut möglich, daß ich da was mißverstehe. Aber jemand, der irgend einen Scheißdreck studiert, um dann für 850,- zu arbeiten, ist schon irgendwie ein Depp?“
„Früher hat man studiert, weil man sich interessiert hat. Und wurde dann irgendwas, oft Taxifahrer.“
„Das ist ein anderes Thema, das kann ich absolut nachvollziehen. Ich hab Modegrafik studiert, leider bin ich zu blöd zum Taxifahren.“
„Ich auch (fürs Taxi). War auch klar, daß man nichts ‚wird‘, wenn man 14 Semester in alten Büchern herumblättert. Außer möglicherweise klug. Das war’s aber wert. Man pflanzt ja auch keinen Baum, weil man hofft, ihn irgendwann an IKEA zu verkaufen.“
„Da bin ich absolut bei dir. Bildung ist ein hohes Gut. Aber mit BWL und Unternehmensberatung, Trainee bla bla hat das nichts zu tun.“
„Genau. Bildung schützt vor so was.“

24. Februar 1945: Kundgebung anläßlich des 25. Jahrestages der Verkündung des Parteiprogramms der NSDAP: „Vor 25 Jahren verkündete der Führer den Sieg der Bewegung, heute den Sieg des Deutschen Reiches.“

Wissen ist nicht Bildung, kann aber dazu beitragen. „Wir wissen noch zu wenig von dieser Krankheit“ war zu Beginn des Jahres 2020 ein beliebtes Argument für Grundrechtseinschränkungen und Verbote. Seitdem sind die Herrschenden pausenlos damit beschäftigt, die Entstehung solchen Wissens zu verhindern und zu unterdrücken und das Vakuum, soweit es zur Rechtfertigung weiterer Sanktionen gebraucht wird, mit „Modellierungen“, Befürchtungen und an die Wand gemalten Teufeln zu füllen.

Besonders hervorgetan hat sich dabei die sogenannte Rechtsprechung, die behauptet, eine mögliche (!) Gefahr könne nicht nur „Einschränkungen“ rechtfertigen. Je größer vielmehr der mögliche (!) Schaden sein könne (!), der durch die mögliche (!) Gefahr entstehen könnte (!), desto härter dürften die sozusagen vorbeugenden Sanktionen sein.

Wenn aus einem Vulkan Lava austritt und auf ein Dorf zuströmt, ist es sicherlich angezeigt, Maßnahmen zum Schutz der Bewohner zu treffen. Grundsätzliche Maßnahmen zum Schutz des Dorfes mag man schon bei dessen Anlage und Bau treffen, selbst wenn der Vulkan seit Jahrhunderten nicht mehr ausgebrochen ist (oder gerade dann). Wenn da aber kein Vulkan ist und auch nie war und man nur vermutet, es könne eines Tages einer entstehen, wird die Sache schwieriger. Auf einem Planeten, wo es überhaupt keine Vulkane gibt und nie gab, zu befürchten, es könnte eines Tages genau neben dem Dorf doch ein Vulkan sich auftun, würde unter normalen Umständen als Irrsinn und Wahn abgetan.

Bei Krankheiten kommt die problematische Frage hinzu, in welchem Maße sie durch die Warnung und Angst vor ihnen überhaupt erst entstehen. Bei Vulkanen geht dies meines Wissens nicht.

Jedes Jahr kommen etwa 40 Millionen Touristen nach Deutschland. Diese Tatsache hat im Rahmen der Diskussion um eine mRNA-Behandlungspflicht bislang noch keine große Beachtung gefunden. Befällt ein Virus in Deutschland nur Deutsche, oder soll dieser Zu- und Abzug zukünftig unterbunden oder auf regelmäßig „Geboosterte“ beschränkt werden?

13. März 1945: Tagung der Führerschaft des „Traditionsgaues“ München. Gauleiter Giesler erklärt, der Führer sei der einzige Mann, der den Endsieg verbürge.

Die Schweizer, die die „Tagungen“ des „World Economic Forum“ in den letzten Jahren unfreiwillig mit hunderten Millionen Franken aus Steuergeld finanziert haben, nennen Klaus Schwabs kriminelle Weltmafia (gesprochen) „Wäff“. Immer mal wieder stelle ich fest, daß die Entwicklung der deutschen Sprache von Norden nach Süden verlaufen ist und daß dieses Idiom dort, wo die Entwicklung folglich ihren Höhepunkt erreicht, einen sehr eigenen Charme hat.

24. März 1945: Gauleiter Giesler ruft auf, „eisern in unserer deutschen Gesinnung stehen zu bleiben“. Er fordert, daß wir den Gegner „brennend hassen“ müssen, um fanatisch kämpfen zu können.

Wenn man eine Politikerin nicht aufgrund ihrer Fähigkeiten, ihrer Klugheit oder ihres Engagements für gerechtfertigte Anliegen, sondern aufgrund ihrer Hautfarbe wählt, ist das selbstverständlich purer Rassismus. Und wenn man sie aufgrund ihres Geschlechts wählt, soll das Feminismus sein?

Vielleicht wird durch diese Korrelation verständlich, was viele Menschen an dem, was man landläufig als „Feminismus“ bezeichnet, stört oder irritiert. Feminismus bedeutet diesem Prinzip entsprechend, Frauen (mehr) Zugang zu Posten, Funktionen, Macht und Quellen innerhalb der „männlichen“ Welt zu verschaffen, möglicherweise in der „visionären“ Hoffnung, dadurch diese Welt zu „verweiblichen“, was aber nie geschieht. Müßte wahrer Feminismus nicht bedeuten, das faule und kranke System, das man als „männlich“ versteht, zum Einsturz zu bringen, indem man, statt mitzulaufen und hineinzustreben, sich ihm gänzlich entzieht und parallel an seiner Statt ein System errichtet und wachsen läßt, das auf „weiblichen“ Werten beruht, denen sich dann die Männer anzupassen hätten?

Daß ein solcher Gedanke wahrscheinlich als frauenfeindlich oder als immanenter Versuch der Zementierung von Geschlechterrollen diffamiert werden wird, spricht für ihn: Dieses Spiel der Systemstabilisierung mittels Diskreditierung und Förderung organisierter, also harmloser Opposition ist ja ein Mechanismus eben des „männlichen“ Systems.

5. April 1945: Bei einer Tagung der Führerschaft des „Traditionsgaues“ sucht Gauleiter Giesler den Glauben an die Führung und Unüberwindlichkeit des nationalsozialistischen Reiches zu vertiefen.

28. April 1945: Gauleiter Giesler erläßt an alle Beamten, Angestellten und Arbeiter des öffentlichen Dienstes einen Aufruf, in dem sie unter allen Umständen zur Fortführung ihrer Aufgaben aufgefordert werden. Für das Verlassen des Arbeitsplatzes werden harte Strafen angedroht.

29. April 1945: Der Einmarsch der amerikanischen Truppen wird erwartet, die Straßen sind wie ausgestorben. Ab 4 Uhr 16 Stellt der Reichssender München seine Sendungen ein. OB Fiehler, Gauleiter Giesler und die Ratsherren sind verschwunden.

3 Antworten auf „(periphere Notate): Flocken am Wegrand“

  1. am 06. Februar läuft im SWR-Fernsehen ein Dokumentarfilm über mein Leben in Russland.“Klaus Burger-spirituelle Übungen“ Stark zensiert von deuscher Seite, da er zu „russlandfreundlich“ sei…..
    Eine herausgeschnittene Passage, von mir gesprochener Text:
    „früher habe ich aus Witz herumposaunt, daß ich in die katholische Kirche neintreten werde, wenn eine lesbische Negerin aus einem sozialistischen Land Päpstin wird- jetzt vorstellbar“

  2. „Echte „Querdenker“ und „Corona-Leugner“ ließen sich offenbar nicht auftreiben.“
    Für eine Handvoll echt-falsche Impfpässe und ein Linsengericht würde ich schon überlegen, den standhaften Bürgermeister vor laufender Kamera ins Impf-Nirvana zu diskutieren.

    „Auf einem Planeten, wo es überhaupt keine Vulkane gibt“
    Was passiert eigentlich, wenn hier Aliens landen, die uns offensichtlich technologisch weit überlegen sind, beim Studium der irdischen Medizin besorgt vor der Verwendung von mRNA-Impfstoffen warnen und außerdem komische Hüte aus Alu tragen – Zum Schutz vor der uns unbekannten XYZ-Strahlung?

    „OB Fiehler, Gauleiter Giesler und die Ratsherren sind verschwunden“
    Von denen konkret weiß ich es nicht, aber es ist sicher, dass viele NS-Bonzen ab 1943/44 Vorsorge für die Zeit nach Hitler trafen, z.B. Persilscheine, Zivilkleidung, falsche Pässe/Legenden usw. Auch Karligula und Rote-Linien-Scholz wurden schon vor der Botschaft Nord-Koreas gesichtet, beim Betreten immer mit schwerem Koffer, der dann aber beim Verlassen offenbar ganz leicht wurde…

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