(periphere Notate): Der schlimmste Verbrecher!

Wenn man die Einsichten sogenannter „großer Menschen“ ernst nimmt, befinden wir uns eventuell in einem Zustand der Freiheit. Thomas Jefferson nämlich sagte: „Wo das Volk die Regierung fürchtet, herrscht Tyrannei. Wo die Regierung das Volk fürchtet, herrscht Freiheit.“ Die Frage, die den Zustand so prekär macht, ist momentan wohl allerdings: Wer fürchtet wen mehr?

Vielleicht ist es so: Wo die Regierung das Volk fürchtet, das Volk die Regierung aber noch mehr fürchtet und beide das Gefühl haben, in ihrer Furcht vor allem nichts mehr fürchten zu müssen, da keimt der Faschismus?

Seltsamerweise finden sich in der Weltgeschichte viele Beispiele dafür, daß Bevölkerungen ihre Herrscher um so mehr zu fürchten scheinen, je größer (also zahlreicher) sie selbst sind, je leichter sie sich also „eigentlich“ dieser Herrscher entledigen könnten. Möglicherweise steckt dahinter ein rudimentärer Mythos vom Herrscher als (manifest „leiblicher“) Verkörperung des Volkes, den die Deutschen mit ihrem Hitler bis zum Exzeß auslebten. Man könnte an eine zutiefst negative Auslegung der biblischen Geschichte von Isaaks Bindung von Abrahams Hand denken, in der an die Stelle des zentralen Elements der Begegnung mit Gott als Weg aus der Vielheit des Endlichen zurück zur Einheit der haltlose, geblendete Marsch ins Nichts tritt, der alles mit sich reißt. Vielleicht sind solche Assoziationen aber der morgendlichen Dunkelheit geschuldet. Immerhin bleibt die Frage nach dem Verhältnis von Glauben und Vernunft (die im Faschismus und im Coronaregime beantwortet ist) und nach dem Verlust der Relationen, in dem der Verstand blind wird. Woran entscheidet sich, ob alles eins oder alles nichts wird?

Ich erinnere mich an das Amüsement, mit dem ich als Elf- oder Zwölfjähriger die „Peking-Rundschau“ las. Die auf (damals) unergründlich putzige Weise heilsbringerischen, harmonieseligen Kompositionen aus lächelnden Gesichtern und Verkündungen von „freundlichen Begrüßungen“ schimmerte bei aller Protzigkeit in einem unbestimmbaren Licht von naiver Lächerlichkeit und sympathischer Bescheidenheit (sowie – wo wir schon beim Anhäufen von „-heit“-Wörtern sind – Heiterkeit). Als Richard Nixon und Franz Josef Strauß in Peking „freundlich begrüßt“ wurden, zeigten die Bilder einen krassen Kontrast, der wohl verführerisch wirkte. Daß deutsche Maoisten wie Kretschmann heute moralisch den Strauß zu imitieren oder zu überbieten scheinen, mag auf daraus entsprungene Irrtümer zurückgehen.

Aber das ist vielleicht zu simpel und frühmorgendlich assoziiert, siehe oben.

Ausgelöst wurde der Gedankengang durch eine zufällige Konfrontation mit dem „Deutschen Zukunftspreis“, einer technokratischen Propagandaveranstaltung von Konzernen wie Siemens, SAP, Bayer, Infineon und allen möglichen raubritterischen „Stiftungen“, für die der Bundespräsident als Hampelmann herhalten muß. Nominiert sind heuer drei „Teams“, die sich mit einem „quantenzählenden Computertomograph“, „nachhaltigen Reifen durch Löwenzahn“ beziehungsweise „mRNA-Impfstoffen für die Menschheit“ beschäftigen. Richtig, bei letzterem „Team“ handelt es sich um die „Geschäftsidee“ BioNTech, die seit letztem Jahr Milliarden an Steuergeldern abgeschöpft hat. Nun (also Mitte Dezember) kommt wohl noch ein Taschengeld von 250.000 Euro hinzu – oder wird es sich Deutschland leisten können, den Messias zu düpieren und statt dessen lieber Leute zu beschenken, die Autoreifen aus Löwenzahn herstellen?

Vielleicht sollte ein kleiner Teil der Summe zukünftig in einen Grammatikkurs für die Praktikanten investiert werden, die für den DZP arbeiten müssen. Deren unterwürfige Huldigungsfragen ersticken jeden Anschein von staatstragender Würde im Stilblütensumpf (zufällige Auswahl): „Für die Allgemeinheit ist die COVID-Pandemie unvorhersehbar, wie aus dem Nichts entstanden und brachte erschreckenden Folgen mit sich, die in das Leben jedes Einzelnen eingegriffen haben. Dann verbreitete sich die Nachricht, dass es möglicherweise ein Impfstoff geben könnte, eine Hoffnung, die sich in kürzester Zeit erfüllen sollte und die Sie, Ihre Arbeiten, weltbekannt gemacht haben. (…) Prof. Şahin, Sie haben im vergangenen Jahr sehr schnell die Brisanz diese, damals noch allgemein als ‚irgendeine Lungenkrankheit in Asien’ bezeichneten Geschehens erkannt. (…) Hat Ihnen das schlaflos Nächte bereitet?“ Daß Herr Şahin dieses Gestammel mit mildem Lächeln erträgt (die in wenigen Monaten ergaunerten tausenden Millionen an Steuergeldern lagern ja sicher auf den Konten), mag die gedankliche Verbindung zu Mao ausgelöst haben.

Das sollte man hin und wieder betonen: Die tausenden Millionen Euro, die die BioNTech-Leute abgeschöpft haben, sind ausschließlich (!) Steuergelder. Falls noch mal jemand was von „Wettbewerb“ und dadurch „gerechtfertigten“ Profiten erzählen möchte: Hier ist dein Mundstöpsel. Diese Leute mußten nur das Zeug zusammenpanschen, das sie seit Jahren ohne jeden geschäftlichen Erfolg zusammenpanschen, und schon hagelte es tausende Millionen Euro auf Privatkonten. Daß an anderen Enden der Welt mit Bruchteilen dieser Summen Millionen Menschen vor dem Verhungern gerettet werden könnten – ja nun, sollen die an „Corona“ sterben? Oder anders gefragt: Wer soll uns hindern, Menschen zu impfen, die dann verhungern, weil (!) wir sie unbedingt impfen wollten?

Immerhin: Vor einigen Jahren gab es mal einen solchen „Deutschen Zukunftspreis“ für das Projekt „Thrombosen verhindern – eine Tablette kann Leben retten“ des Bayer-Konzerns. Als hätte damals schon jemand geahnt, was die hauptsächliche Wirkung der BioNTech-Innovation sein würde.

Man sollte sich von so etwas nicht „geehrt“ (oder gar „entehrt“) fühlen: Ich wurde tatsächlich erst heute zum ersten Mal Opfer eines richtig „fiesen“ Versuchs der Denunziation. Nämlich schrieb eine Person per Facebook an die Kneipe, in der bis Anfang März 2020 (und seitdem nicht mehr) unsere Lesebühne stattfinden durfte, folgendes: „Solchen Leuten bietet ihr eine Bühne? Euer Ernst? Man kann in vielem unterschiedlicher Meinung sein, aber das ist keine ‚Meinung‘ mehr. Das ist Hetze.“

Nun ist es ja so, daß mir dort niemand mehr eine Bühne bieten darf, somit ist der Wunsch nach Segregation beziehungsweise „neorassistischer“ Exklusion ja erfüllt. Ohne daß es dafür Dank gäbe (den gibt es selten – man schämt sich dann ja selbst oder will nichts mehr davon wissen oder kriegt aufgrund inhärenter Verblödung gar nichts davon mit und will hinterher nichts damit zu tun gehabt haben).

Andererseits finde ich auch keine Erklärung für mein Mitleid mit solchen Menschen, deren Haß auf sich selbst so sehr gegen andere gerichtet werden muß, die mit dem, was sie quält, nicht das geringste zu tun haben. Vielleicht ist es das, was den Menschen von der Maus unterscheidet, die solche Ressentiments (meines Wissens) nicht kennt. Vielleicht ist es auch das, was ihn andersherum vom Unmenschen unterscheidet.

Mit solchen Blödheiten und ohne solche Blödheiten wird die Welt, in der wir leben, in den nächsten Monaten nicht unkompliziert erscheinen. Wir sollten ihr das nicht abnehmen. Wir werden dann ganz sicher auch nicht darüber streiten, ob Karl Lauterbach ein Verbrecher ist. Oder ein schlimmerer als Franz Josef Strauß. Ach Gott.

(Alle heutigen Bilder stammen aus einem Artikel in der australischen Ausgabe des Spectator. Ich stimme in vielen Punkten nicht mit der Autorin überein, finde es jedoch wichtig, ihre Darstellung zu verbreiten. Wie auch immer man das bewerten mag.)

2 Antworten auf „(periphere Notate): Der schlimmste Verbrecher!“

  1. Wie gut, dass es „Fakebook“ gibt. (*Ironie*!)

    Dort können „die Guten“ sich über „die Bösen“ in jeder noch so verabscheuungswürdigen Art und Weise auslassen, während aktuell Konten der sog. „Querdenken“-Szene und ihrer Sympathisanten vom globalen Datensammler und einem der einflussreichsten Meinungsmacher schlechthin, ruck-zuck gesperrt werden.

    So sieht „demokratischer Meinungsaustausch“ mittlerweile aus.

    Die einen bestimmen, was Demokratie ist und wie sie nach deren Meinung zu funktionieren hat.

    Die anderen müssen das akzeptieren oder werden in dieser „new democracy“ sprichwörtlich mundtot gemacht.

    George Orwell würde sich wundern, wie nahe an der Realität des Jahres 2021 sein „1984“ zum Zeitpunkt der Entstehung (1946 bis 1948) bereits war.

    Ich kann’s selbst nicht glauben, was seit knapp zwei Jahren passiert ist und wie schnell und beinahe unwidersprochen der globale Umbruch hin zu dystopischen Staatsformen umgesetzt werden kann.

  2. „daß Bevölkerungen ihre Herrscher um so mehr zu fürchten scheinen, je größer (also zahlreicher) sie selbst sind“
    Vielleicht ist der Kausalzusammenhang eher umgekehrt: Je obrigkeitsfürchtiger, desto größere Gruppen von Menschen lassen sich (dauerhaft) beherrschen. Natürlich darf man hierbei die Geografie schlichtweg nicht vergessen, in z.B. Island sind die Verhältnisse zwangsläufig anders als auf dem Kontinent.

    „Man kann in vielem unterschiedlicher Meinung sein, aber das ist keine ‚Meinung‘ mehr. Das ist Hetze.““
    Beliebtes Mantra des Zensors beim Scheifen der Schere.

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