(periphere Notate): Ein Klima ohne Welt

Daß der vom Menschen verursachte Klimawandel eine der wichtigsten Kräfte in der heutigen „Natur“ (i. e.: der „Welt“ oder wie immer man das bezeichnen mag) darstellt, ist eine Tatsache, deren Bedeutung und Tragweite man allerdings nur erfassen kann, wenn man begreift, was Klima eigentlich ist und daß es ein „Weltklima“ nicht gibt und nicht geben kann.

„Klima“ ist per definitionem immer etwas, was sich nur lokal und regional feststellen oder beschreiben läßt. München hat ein ganz anderes Klima als Stockholm, dieses ein anderes als Tanger, als Shanghai, als Melbourne, als der magnetische Nordpol. Selbst Schwabing hat ein anderes Klima als Giesing: Viele Gewitter reichen traditionell nur bis kurz vor den Chinesischen Turm. Wenn im Münchner Nordwesten ein Sumpf trockengelegt wird, um eine „klimaneutrale“ Hochhaussiedlung hinzubetonieren, ändert sich dort das Klima ganz entschieden, nicht unbedingt aber in Perlach, Freising, in der Lerchenau, schon gar nicht in Warschau oder Washington.

Das ist der entscheidende Punkt, die entscheidende Erkenntnis: Wenn ein Trottel in Pasing seine Frau schlägt, mag dies eine weltweite Zunahme der misogynen Gewalt von 0,0000001 Prozent bedeuten. Es hilft aber überhaupt nichts, wenn sich daraufhin panische Schulkinder in Kopenhagen an eine Brücke kleben oder Senf auf ein Gemälde schmieren, um gegen die globale misogyne Gewalt zu protestieren. Die „Weltgemeinschaft“ existiert nicht. Oder vielmehr: Sie ist – um einen Schweizer Historiker zu paraphrasieren – höchstens eine Familie. In einer solchen kann es vorkommen, daß man einen Onkel fünfzig Jahre lang nicht sieht und von der Existenz entfernterer Verwandter nie erfährt. Wenn in meinem Keller ein Wasserrohr platzt, geht das diese ganze wild verzweigte und verteilte Sippschaft absolut nichts an. Wäre es anders, würden wir alle binnen Minuten so wahnsinnig und verrückt wie ein Herr Lesch und die „Letzte Generation“. Es platzen nämlich viele Wasserrohre, und mit vielen ihrer Inhaber sind wir verwandt, ohne es zu ahnen.

Wer schon mal im Frühsommer durch München geradelt ist, weiß: Wenn viele Autos auf einer Straße rasen und stehen (in der prallen Sonne), dann wird es dort warm. Die blödsinnigen Blechkisten prägen das Klima zum Beispiel am Stachus, am Mittleren Ring und auf der Leopoldstraße dermaßen, daß ein einziger autofreier Tag (wie es ihn meines Wissens zuletzt 1973 gab) die durchschnittliche Temperatur an diesen Orten um fünf bis zehn Grad absenken könnte. Das nennt man Klima, und das nennt man Klimaveränderung. Auf das Klima im hinteren Perlacher Forst und am Fasaneriesee hat das keinerlei Auswirkung.

Wer einen Wald rodet, verändert das Klima, und zwar fundamental. Wer auf die freie Fläche drei Windräder hinbetoniert, verändert es noch einmal, und zwar wiederum fundamental: Nun wird es in der weiteren Umgebung trockener, und irgendwann bleibt eine Wüste mit tausenden Tonnen Sondermüll zurück. Wer einen Sumpf trockenlegt … das hatten wir schon. Wer in einem Hinterhof (wie hier nebenan) achtzehn Bäume fällt, um einen Betonklotz hineinzustellen, weil das zwecks „urbaner Verdichtung“ unerläßlich ist, verändert das Klima. Wer eine unbefestigte Straße asphaltiert, verändert das Klima. Wer eine Wiese mit Solarzellen bedeckt, verändert das Klima. Wer einen Fluß begradigt, verändert das Klima. Wer sich einen Kühlschrank in die Wohnung stellt, verändert das Klima. Wer auf dem Gelände eines ehemaligen Waldes oder Kartoffelackers eine Fabrik errichten läßt, um „Wärmepumpen“ herzustellen, verändert das Klima. Selbst ein „Gesundheitsminister“, der Tag und Nacht an seinem Endgerät klebt und blödsinnige „Twitter“-Posts tippt, verändert das Klima. Und so weiter – jede kleinste „Modernisierung“, die der Mensch unternimmt, verändert das Klima. Und zwar immer dort und nur dort, wo er baut, konstruiert, betoniert, asphaltiert, entwässert, versiegelt, daddelt, rotiert, fungiert, Blechkisten hinstellt und innovative Ideen umsetzt.

Freilich ist der Mensch nicht der einzige „Faktor“, der das Klima verändert. Die Sonne und ihre windigen, fleckigen, zyklischen Launen tragen ebenso dazu bei wie Trillionen und Abertrillionen andere Faktoren. Es läßt sich aber nicht bestreiten, daß menschliche Aktivität ein sehr bedeutender Faktor in diesem Gewese ist. Und zwar – man kann das nicht oft genug betonen – immer lokal, immer dort, wo etwas geschieht.

(Zwischendurch sollte ich einwenden, daß man ein Klima strenggenommen nicht „verändern“ kann, weil Klima Veränderung bedeutet. Besser wäre: bestimmen, prägen, leiten, irgend so was, aber die treffende Vokabel dafür ist noch nicht gefunden; und um verständlich zu bleiben, halte ich mich lieber an den gängigen Jargon.)

Die Chimäre eines „Weltklimas“ konnte nur entstehen, weil der Kapitalismus ein Phänomen, ein Prozeß ist, der sich ähnlich wie ein Waldbrand ausbreitet und einen großen Teil des Planeten erfaßt hat. Dort, wo er wirkt, verändert der Mensch das Klima. Und dabei ist es vollkommen egal, mit welchem Vorsatz er das tut. Wie gesagt: Wenn ein Sumpf trockengelegt wird, um eine „klimaneutrale“ Siedlung zu bauen, dann verändert dies das Klima fundamental. Der Glaube, das Abschalten eines Kohlekraftwerks und die Aufstellung von hundert Windrädern könnten insgesamt genommen das Klima auf den Stand des Jahres 1900 „zurückdrehen“, ist der größte Irrsinn, den man sich vorstellen kann. Selbst wenn der Mensch (als Art) seine Aktivitäten jetzt sofort einstellen täte, würde dies das Klima an den entsprechenden Orten fundamental verändern. Und niemand, wirklich niemand kann eine Ahnung haben, wie das neue Klima nach zwei Tagen, zwei Wochen, zweihundert Jahren aussähe.

Das ist alles sehr tragisch, vor allem weil es offenbar kaum jemand kapiert. Weil sich kaum jemand die Mühe macht, mal durch die ganze Stadt zu radeln und festzustellen, daß es neben einem soeben geparkten Auto fünf Grad wärmer ist als an der nächsten Ampel und dort wiederum fünf Grad wärmer als unter dem Flauchersteg und dort noch einmal zwanzig Grad wärmer als auf der untersten Stufe des Kalten Kellers in Berchtesgaden. Dessen durchschnittliche Lufttemperatur ändert sich um kein Millionstel, wenn in Brandenburg hundert Windräder aufgestellt werden. Und daß Brandenburg dadurch auf lange Sicht zu einer kühleren Variante der Sahara entartet, läßt sich nicht dadurch aufhalten, daß man den Kalten Keller zubetoniert oder den Flauchersteg mit Solarzellen überdacht.

Es wird wahrhaft Zeit, daß „der Mensch“ sich von seinem Weltumfassungs- und -beherrschungswahn verabschiedet. Der ist das Metier und die unheilvolle Besessenheit durchgeknallter Oligarchen, die sich für Götter halten und glauben, der ganze Planet Erde sei ein Geldautomat. Von einem Flauchersteg, einem Kalten Keller, von einem siedenden Blechkasten auf der Leopoldstraße, von zerschredderten Vögeln in einer brandenburgischen Wüste haben diese Typen noch nie gehört. Je mehr man zu sehen glaubt, desto weniger sieht man (fragen Sie ihr Weitwinkelobjektiv!). Und derweil verwandelt sich die unmittelbare Umwelt, deren Klima man durch globales Gerödel und alle möglichen „Maßnahmen“ mit zu „retten“ versucht (oder das behauptet) in eine total vermüllte, unbewohnbare Zivilisations- und Industriesteppe.

Das heißt: Wenn (!) man „das Klima“ „positiv“ (also: förderlich für dies und das) verändern oder beeinflussen möchte, geht das nur (jeweils) hier. Wenn man es für wünschenswert hält, daß es auf der Leopoldstraße kühler wird, ist jedes Auto weniger auf der Leopoldstraße ein „Erfolg“. Wer es in seinem Hinterhof gerne etwas feuchter und kühler hätte und nicht damit einverstanden ist, daß dort Vögel, Schnecken, Fledermäuse, Käfer, Würmer und andere Viecher ausgerottet werden, muß die Fällung der Bäume und die Hineinbetonierung von „Verdichtungen“ verhindern. Wer im Einzugsgebiet eines geplanten Windrads gerne mehr Regen und Wald hätte, muß die Errichtung des Windrads verhindern oder – falls es zu spät ist – das Ding zertrümmern, den Sondermüll seinen Produzenten vor die Hütte schippen und Eicheln, Kastanien, Bucheckern auswerfen.

All diese Aufgaben einer „höheren Macht“, gar einer phantasierten Weltregierung von Oligarchen, „Planungsstäben“, korrupten NGOs und verblödeten „Politikern“ zu überlassen, führt zum exakten Gegenteil dessen, was wünschenswert wäre, und weit darüber hinaus.

Letzte Woche ist in meinem Garten ein Baum umgefallen. Er war alt, krank, morsch, und es war Sturm. Das passiert, und es verändert das Klima: Der etwa fünfundzwanzig Quadratmeter große vormittägliche Schatten, den er jahrelang warf und in dem Kratzbeeren, Morcheln, Bärlauch Jupiternelken und andere Zeitgenossen gediehen, ist jetzt weg. Wir werden sehen, wer von denen das neue Klima verträgt. Die kümmernde Zwetschge, die neuerdings sechs Stunden täglich im Sonnenlicht schwelgt, mag sich freuen. Wir werden das alles sehen, und der „Welt“: ist es scheißegal. Fünfzig Meter weiter steht eine greise Espe, die bei jedem Sturm die Umgebung mit Altholz übersät und der neulich mal wieder ein fünf Meter langer Ast abgebrochen ist, der jetzt in zehn Metern Höhe prekär in der Gegend herumhängt und die Geschichte von Damokles erzählt.

Wenn dieser Ast beim nächsten Sturm auf meine Hütte fällt und das Dach zertrümmert, ist daran nicht der „Klimawandel“ schuld. Sondern ich oder vielmehr der längst verstorbene Erbauer der Hütte: Der (oder ich) hätte sich das doch denken können. Guten Morgen, liebe Flußuferbewohner, liebe Leute, die sich Windräder hinter ihre Häuser stellen lassen (oder glauben, sie könnten angesichts der Blödheit des Menschen so etwas und alles mögliche andere auf ewige Dauer verhindern).

4 Antworten auf „(periphere Notate): Ein Klima ohne Welt“

  1. Uiuiui… der „Klimaleugner“ Sailer… 😉

    Jetzt werden sich wieder die „gut informierten“ und „sowas von auf Linie befindlichen üblichen Verdächtigen“ auf Dich stürzen, wie „Nosferatu Lallerbach“ auf seinen Twitter-Account.

    Wie kann er (= M.S.) es wagen, die längst tausendfach bewiesenen Tatsachen des „menschengemachten Klimawandels“ ins Lächerliche zu ziehen?!?

    Schließlich ist der Tag des klimatischen Höllenfeuers nicht mehr weit!

    Meine Wetter-App prognostiziert für den heutigen Tag (27.07.2023), quasi Hoch-Hochsommer, bis zu unglaublichen 21 (!) Grad. Im Landkreis München. Und am kommenden Wochenende sollen es sogar noch Spitzenwerte um die 25 Grad werden. Das ist fast nicht mehr auszuhalten, diese wochenlangen extremen Hitze-Perioden.

    Wird K.L. uns wieder (Über)Lebenshilfe-Tipps twittern?

    Ohne deren Beachtung garantiert „Millionen von (Hitze)Toten zu beklagen“ sein würden?

    Wie (über)leben eigentlich Hunderte von Millionen von Menschen in echten (!) Hitzeregionen?

    Können die ohne ihre tägliche Dosis Lebenshilfen durch ihren jeweiligen Gesundheitsminister noch sicher sein, dass sie am nächsten Morgen gesund erwachen?

    Evtl. besitzen sie gar keinen Zugang zum Internet und somit kein „social media“ a la „Twitter“, „Fakebook“ etc.?

    Dann sind diese Verweigerer der Realitäten garantiert einem schmerzhaften Tod geweiht!

    Afrika, Asien, Süd- und Mittelamerika, Australien… könnten schon in den kommenden Jahren menschenleer sein, weil sie die tödlichsten Hitze-Wellen seit Menschengedenken treffen und ausrotten werden.

    Wie gut, dass wir einen fähigen Gesundheitsminister haben, der solche Szenarien zu verhindern weiß.

  2. Es gibt da noch einen anderen Aspekt, der in der Betrachtung von materialistischen Leuten überhaupt nicht wahrgenommen wird und selbst bei denen, die ein Buch von M. Emoto „Die Botschaft des Wassers“ z.B. gelesen haben, zu keinerlei Umdenken oder Umfühlen geführt hat.
    Was denkt oder fühlt das Wasser, wenn es als Schneeflocke zart zur Erde schwebt, wo sie der Endzeitlemming mit vergälltem, vergifteten Salz, damit keine Salzsteuer fällig wird wegätzt, damit sich die Oma keinen Oberschenkelhalsbruch zuzieht und 60 000 Euro fällig werden… ? Salz ist auch ein Lebensbaustein und die Vergiftung von Salz ist eine Art von Verhöhnung der Natur.
    Ich hatte in der Mongolei den Oberschamanen kennengelernt und doch einiges gelernt, wie man Dinge sehen kann. Ich mag das und teile nun sein Statement, er heißt Bjambadorj, schöne Grüße aus der Taiga, heute gibt es ein Ayinger Lager hell.
    „Schwere Verfehlungen der Menschen, die Verschmutzung und Vergiftungen der Natur sind eine unhöfliche Bedrohung, eine Beleidigung für Mutter Erde, Vater Himmel und die Natur. Sie werden sich wehren und die Menschen in ihre Schranken weisen: mit Feuer, Wasser, Wind und Erdbeben. Dürre wird kommen, Fluten und Eis“,

  3. Lese den Sailer ganz gern, vieles ja das meiste kann man unterschreiben, aber auch er hat, wie viele Blocker, eine seltsame nette kleine Private Marotte, u. das ist das sagen wir mal Ableugnen der Thatsache, dass es im Juli bis dato (mehr werdens wohl auch nicht mehr) bislang ca. 4-5 Tage über 30° Grad Celsius gegeben hat.

    (u. das hat er auch letztes Jahr WBW behauptet)

    Na gut, Geschenkt.

  4. P. S. bezieht sich auf München und die Tatsache von München ist Beton, Stein, Glas & Theer, eine der am besten und nachhaltigsten entnaturisiertein und entgrünten Städte in Doitschland, man ist schwer bei der Arbeit Jahr um Jahr, und sind immer noch tausende Pflanzen u. Bäume zuviel, und wenn das in München 30° und drüber ausmacht, mit dazu beisteuert, & nicht zu knapp, dann ist das so.

    Bitte nicht rumdeuteln „aber im stillen Waldwinkel 20 km außerhalb von München“ wars aba gar nicht so wahm“

    (es ist ja auch bekannt, dass Spitzentemperaturmeldungen in Deutschland seltsamerweise von (Bundeswehr)flugplätzen stammten und stammen, die sich ebenfalls durch viel viel Nicht Natur Stein Theermasse auszeichnen)

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