(periphere Notate): Nilpferde, schlörrend und schlurpend

Nichts ist dem Menschen so sehr eigen wie die Absurdität seiner Ideen und Verrichtungen. Das läßt sich am einfachen Beispiel zeigen: Man stelle sich ein Rotkehlchen vor, das unter ungeheurem Aufwand an Zeit und Mühe eine Apparatur herstellt, um den Rest seines Lebens stinksauer und depressiv zu sein, weil es die Apparatur den ganzen Tag bedienen (wirklich: be-dienen, wie man einen König be-dient und ein Musikinstrument eben nicht be-dient, sondern be-spielt).

Der Mensch tut so etwas manisch und artinhärent. (Ist der Mensch eine „Art“? Haben tut er jedenfalls keine.) Ebenso verfährt er mit Gefahren, denen er in der Welt zweifellos begegnet: Die, welche es gibt, ignoriert er stur, stürzt sich mit Bungeeseilen von Türmen, rast auf Autobahnen tausendfach „in den Tod“ und reißt andere mit, baut Bomben, mit denen man drei bis fünf Planeten zersprengen könnte, und überläßt ihre Zündung unzuverlässigen Computern, ißt und trinkt Dreck, Müll, Gift und Plastik, bis er so fett wird, daß ihm das Herz zerspringt, will sich dann nicht „fat-shamen“, sondern fröhlich weiterwabbeln, schlachtet und mordet sich millionenfach in „heiligen“ oder unheiligen Kriegen – kurz gesagt: Er nutzt jede Gelegenheit, sich selbst und seine gesamte Art so schnell wie möglich im Abgrund der Universalgeschichte zu versenken und zur Sicherheit noch vakuumzuversiegeln.

Kommt dann aber eine natürliche Gefahr daher – sagen wir: ein Erkältungskrankheitserreger –, dreht er vollkommen durch. Nun plötzlich wähnt er den Weltuntergang, an dem er selbst so emsig arbeitet, aus ganz anderer Richtung plötzlich hinterrücks nahen, und die Angst, die er vor seinem eigenen Todesklimbim nicht zu empfinden vermag (weil das ja nur der „Abschreckung“, der „Fortbewegung“, dem „Spaß“ oder der „Ernährung“ diene), überfällt und lähmt ihn singulär und kollektiv.

Das ist manchmal auch witzig, unfreiwillig. Dieselben Leute, die heute fordern, dem Russen mit Haubitzen und Atomraketen endlich den Garaus zu machen, wohlwissend, daß das zuallererst ihren eigenen Garaus bedeutet, konnten gestern (oder können heute noch) nicht einkaufen, ohne sich einen Plastiklappen vors Gesicht zu schnallen, weil sie befürchteten, sonst plötzlich tot umzufallen oder elendiglich zu ersticken (was ja – wir erinnern uns – zwei der frühen Hauptsymptome der „Corona“-Seuche sein sollten, damals in China, neben Halskratzen und Müdigkeit).

Diese Plastiklappen übrigens, auch daran sollte man sich gelegentlich erinnern, sind eigentlich Staubschutzfilter, die man bei bestimmten Arbeiten tragen soll und darf – nach einer entsprechenden Facheinweisung durch die zuständige Berufsgenossenschaft, einer medizinischen Eignungsprüfung und dann für siebzig Minuten, woraufhin die Maske abgenommen und nach einer Pause von fünfzehn Minuten durch eine neue ersetzt werden muß.

So schreibt das auch das für die Zweckentfremdung der Schutzmasken verantwortliche Bundesgesundheitsministerium bis heute vor: einmal verwenden, dann wegwerfen (Neusprech: „entsorgen“). Was statt dessen geschieht, ist im Grunde aberwitzig, aber auch sehr normal (für Menschen): Die wenigen, die das andressierte Verhalten der Selbstschädigung aufgrund fehlender Persönlichkeitsautonomie nicht mehr ablegen können (wie mancher Autofahrer an roten Ampeln das wesentlich harmlosere Nasenbohren), schnaufen möglichst ganztags durch verschleimte, besabberte, angeschimmelte, verkeimte, pilzige, muffige, stockige, stinkige und insgesamt widerwärtige Lappen und verwandeln sich dabei in eine seltsame Art von rotgesichtigen, schwitzigen Pseudonilpferden, die nur deswegen nicht genug Mitleid erregen, um ihnen die Dinger vom Gesicht zu reißen, weil sie in ihrem prolongierten Ganztagstodeskampf immer noch genug biestige Aggression abstrahlen, um ohne Worte zu keifen: „Ihr seid schuld!“

Ein Höhepunkt dieser historischen Absurdität sind die Touristen im Biergarten, die im dichten Gedränge am Ausschank vor der „How to beergarden“-Informationstafel stehen, zu begreifen versuchen, wie sie diesen Apparat bedienen müssen, sich die vorgeschriebenen Konsumartikel aushändigen lassen, im weiterhin dichten Gedränge an der Kasse seltsame Elektronikvorgänge mit Telephon und Plastikkarte durchführen („bezahlen“), um ihre Daten ordnungsgemäß an die zuständigen Dienste zu übermitteln, sich nach Passieren der Schranke umständlich den Filter ins Gesicht montieren, schlurrend, schlörpend und keuchend zum Tisch marschieren und sich dort wieder „oben ohne“ machen. Es wäre reizvoll, sie zu fragen, was sie da tun. Das indes verbieten Höflichkeit und Respekt vor unverschuldeter Verblödung.

Ja, auch die „Pandemie“ ist ein Apparat, der bedient werden will und muß. Das macht wohl auch ihre Perfidie aus und beantwortet die Frage, ob sie „inszeniert“ war/ist: Nur in dem Maße, in dem auch Silos mit Nervengas, Braunkohlekraftwerke, Windparks und Rheinmetall „inszeniert“ sind.

Im selben Biergarten vorgestern ein interessantes Gespräch mit einem alten und lieben Freund. Eröffnende Ansage: „Der Putin ist doch total wahnsinnig geworden!“ Drei Minuten später hatte er seine Meinung komplett geändert und sagte: „Was? Wieso habe ich davon nie erfahren?“

Das könnte man als sehr typisch für 2022 bezeichnen. Man könnte es auch als sehr typisch für 1944 bezeichnen. Es kommt darauf an, Dinge wahrnehmen zu wollen. Deswegen ist er auch ein lieber Freund, es gibt nicht mehr viele davon, die das können: wahrnehmen, zumindest wenn man sie hinweist.

Er-fahren übrigens ist eine aktive Tätigkeit, ebenso wie das be-dienen, auch wenn letztere oft nur darin besteht, dazusitzen und abzuwarten, ob etwas passiert (und zu hoffen, daß es das nicht tut). Sich vor einen Radio oder Fernseher zu setzen und zu erwarten (er-warten!), daß man etwas er-fahre, gleicht dem Versuch, sich an einer (frei erfundenen) Speisekarte satt zu schauen.

Man läuft in tobender Hitze durch tobende, aber innerlich absolut tote Städte. Fällt das (noch) jemandem auf?

Auf der Leopoldstraße donnern, röhren und dröhnen Motoren, die von Verrückten be-dient werden. Die allabendliche Aufführung wirkt wie eine Parade der letzten Dinosaurier, die durch eine Welt stampfen, die längst nicht mehr ihre ist, was jeder weiß außer ihnen. Vielleicht wissen sie es auch. Vielleicht wissen auch die Irren in den NATO-Zentralen, daß ihr Aussterben so unabwendbar ist wie das ihrer stampfenden, grunzenden Vorfahren. Daß es den Dinosauriern nicht vergönnt war, alle anderen Lebewesen mitzunehmen in den Abgrund der Universalgeschichte (vakuumversiegelt), mag ihrem vorgetäuschten Triumph eine gewisse, bemitleidenswerte Tragik verliehen haben, die dem Absturz ihrer Nachfolger versagt bleiben wird (notfalls mangels Publikum.

Wir werden das, was ist, bewahren. Wenn ihr es zerstören wollt, müßt ihr uns zerstören. Wollt ihr das? (Zufallsgedanke)

Die manische Betriebsamkeit, mit der seit der Eskalation des Krieges der NATO gegen Rußland geheiratet wird (durchaus altmodisch, ohne Gendergefummel), ist vielleicht auch ein Zeichen der Natur. Wir kennen das von Karnickeln (würdiger).

(Bitte ein Klick – am besten täglich.)

(Nachtrag zum Maskenwahn: Audiatur et altera pars, am besten extrem, weil unfreiwillig witzig. Danke an Artur Aschmoneit für das Fundstück.)

2 Antworten auf „(periphere Notate): Nilpferde, schlörrend und schlurpend“

  1. Gut, wer sich aus dem Steinbruch der Geschichte bedienen kann.
    „1944“
    Schon damals waren viele dankbar für die rhetorische Figur der ‚Wunderwaffe‘. Dank ihrer ließ sich ein tagesaktuelles Gespräch halbwegs realistisch führen und konnte gegen Ende – Wenn endlich die Wunderwaffen kommen – auf strafrechtlich (Defätismus) sicherem Terrain enden. Auch die alten Witze lassen sich sicher recyclen; Werden die Goebbels-Witze besser in Lauterbach oder Merz wiedergeboren?
    „manische Betriebsamkeit, mit der seit der Eskalation des Krieges der NATO gegen Rußland geheiratet wird“
    Verheiratete Männer werden nicht so schnell eingezogen und können sich deshalb im Haushalt ihrer Holden noch a bisserl* nützlich machen, z.B. Karniggels* das Fell über die Ohren ziehen.

    *Schamlose Dialekt-Aneignung

    1. ….es kam hier und da Unruhe auf. Die Menschen hatten gehört, daß der Mayakalender, der die letzten 5.000 Jahre genaue Vorhersagen getroffen hatte, am 21. 12. 2012 enden würde. Für etliche Menschen war dies eine Ankündigung der Apokalypse, andere wiederum verhöhnten diese Befürchter und sie hatten auch reichlich Gelegenheit, über dieses Datum hinaus weiterzuhöhnen. Den meisten war das scheissegal.
      Nichts geschah am 21. 12. 2012?
      Stell dir die gesamte Menschheit als eine Ansammlung, wie Pinguine auf einer ganz großen Eisscholle, vor.
      Am 21. 12. 2012 gab es einen „Knack“, unhörbar, unsichtbar. Durch die ganze im Zeitenmeere dahintreibende Eisscholle ging plötzlich ein Riss. Erst ein paar Handspannen tief, doch jeden Tag mehr. Danach trieben ein sehr großer und ein deutlich kleinerer Teil, bedeckt mit einer obersten Schneeschicht, noch ein bisschen nebeneinander her. Jedoch diese beiden Schollen hatten keine Verbindung mehr. Seitdem drifteten sie, fast 10 Jahre lang schon, langsam und unerbittlich auseinander. Meine Lebenswelt steht zusammen mit mir auf der kleineren Eisscholle. Sie ist dennoch sehr groß und stabil genug, uns durch hohe Wellen und starke Stürme zu transportieren, dieser Untergrund hält.
      Inzwischen sehen wir mit Erstaunen und auch mit Entsetzen, was auf und mit dem großen Schollenteil, wo die allermeisten sich draufstellten, geschieht:
      Überall tun sich feine und feinste Risse auf, es bröckelt an den Rändern.
      Geschrei erhebt sich, Toleranzzwang wird gefordert, Durchhaltebefehle gellen.
      Die große Scholle ist bald in so viele Einzelteile geborsten, daß mittlerweile mein Stück das deutlich größte ist, welches auf diesem Meer treibt. Manche erkennen ihre Situation und mit großem Anlauf gelingt es dem einen oder anderen, mit einem Sprung auf mein Schollenteil zu wechseln. Wer runterfällt, wird von karmanautischen Mikroorganismen zersetzt und muss im Lebensrad nochmal von weiter unten oder von vorne anfangen, da gibt es viele Optionen, die mich allerdings nichts angehen.
      Das Schimpfen, Fluchen, Weinen und Schreien dringt herüber,
      Meine Scholle hat mehr als diese vier Dimensionen, in die man im „hier und jetzt“ gepackt ist. Der Raum und die Zeit spielen keine Rolle mehr. Ruhe und Frieden, Lachen und Musik sind auf meiner Scholle, gleichwohl auch Stille, Ehrfurcht vor der Schöpfung und Respekt. Und von Demokratie und von Toleranz braucht keiner mehr zu sprechen, das geht mit den anderen Unehrlichkeiten im Gebrösel und Geknirsche draussen unter.

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