(periphere Notate): Nazis mit Nazis „vergleichen“

Wenn man einen Nazi mit einem Nazi „vergleicht“, ist das dann eigentlich einer dieser fürchterlich unangemessenen Nazivergleiche, die zur Zeit so fürchterlich verpönt sind (außer sie beziehen sich auf „Querdenker“, „Verschwörungsideologen“, „Impfleugner“, „Maskengegner“, vollkommen normale Menschen, die sich auf Grundrechte berufen, und alles, was mit der AfD zu tun hat)?

Es kommt wahrscheinlich darauf an: erstens, wen man da vergleicht, und zweitens, warum man es tut (neudeutsch: mit welcher „Gesinnung“). Zum Beispiel könnte man ohne weiteres Göring mit Goebbels vergleichen und fände viel Vergleichbares, aber wenig Gleiches. Trotzdem waren beide ohne Zweifel Nazis. Um das zu beweisen, wäre der Vergleich wiederum gar nicht nötig; da genügt ein Blick ins Geschichtsbuch. Das ist jedoch nicht immer ganz so leicht – es gibt ja auch Gestalten, die noch nicht in Geschichtsbüchern auftauchen beziehungsweise dies aus gutem Grund auch nie werden.

Ein großer Teil der Figuren zum Beispiel, die derzeit im ehemaligen deutschen Parlament herumsitzen und so tun, als hätten sie schon mal was von Demokratie gehört. Die wissen überwiegend, daß man die aus CDU und FDP hervorgegangene neoliberale Partei „Alternative für Deutschland“ mit Nazis vergleichen kann, ja muß. Wer das nämlich nicht tut, entfernt sich vom „Konsens“ und wird selbst mit Nazis verglichen. Vor allem wenn er einen generellen Nazivergleich mit den Nazis vergleicht; das ist das Schlimmste.

Ich bin kein Freund der AfD, im Gegenteil. Ich habe es mit großem Ärger verfolgt, als die ARD und die neoliberale Propagandasendung „Sabine Christiansen“ Ende der 90er immer wieder den unerträglichen neoliberalen Dummschwätzer und Kampfprediger Hans-Olaf Henkel seinen Sermon ausbreiten ließ und damit den Boden für die Gründung einer solchen Partei bereitete (der Henkel mit seiner blauroten Nase gleich noch die Farben spendierte). Und ich habe mit Bauchschmerzen zugeschaut, als eine sogenannte „linke“ Partei nach der anderen der AfD Themen und Wähler hinterherschmiß, indem sie sich immer weiter in einen rechtsextremen, wirtschaftsfaschistischen und konzernglobalistischen „Konsens“ hineintreiben ließen oder freiwillig darin verbarrikadierten.

Daran hat sich nichts geändert außer den politischen „Himmelsrichtungen“. Alles, was in den 50er, 60er, 70er, 80er und teilweise noch den 90er Jahren als links gelten durfte, gilt heute als „rechts“. Und alles, was damals jedem Menschen zuwider war, der auch nur einen Funken emanzipativen Gedankenguts in sich trug und links wenigstens empfand (wenn man die wichtigen Texte schon nicht mehr gelesen hatte), heißt heute „links“. Die Verwirrung ging schon vor zehn Jahren so weit, daß Wirtschaftsfaschisten die CDU und Angela Merkel als „links“ schmähten, weil sie Billiglohnsklaverei und „Multikulti“ in einen Topf warfen. Man findet sich da seitdem nicht mehr leicht zurecht, vor allem wenn man auf das Verwirrspiel der Rechten hereinfällt.

Langer Rede kurzer Sinn: Es ist den herrschenden Mächten in den letzten zwei Jahrzehnten gelungen, sämtliche vernünftigen Ideen als „rechts“ zu diffamieren und sämtliche „wählbaren“ Parteien (zu denen für mich CDU/CSU und FDP noch nie, die SPD seit 1980 nur noch regional, die Grünen seit ihrer Wendung zur neoliberalen Kriegs- und Wachstumspartei und die Linke seit der Unterwanderung durch exakt dieselben Trollarmeen seit langem nicht mehr zähl(t)en) auf den ultrarechten, konzernfaschistischen Konsens des World Economic Forum einzuschwören. Wahlen sind, zumindest auf Bundesebene, seitdem eine reine Farce.

Seit dem Ausrollen der „Corona“-Sanktionen erleben wir eine durch diese Vorgänge vorbereitete und schließlich eingeleitete beschleunigte Transformation nicht nur der gesamten Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik, sondern auch einen beispiellosen geistigen Bürgerkrieg zwischen den Marionetten der handelnden Mächte und denen, die sich dem Raubzug, der kompletten Umstülpung von allem, was wir kennen, widersetzen. Die Motive, weshalb der eine auf dieser Seite mitläuft und den „Great Reset“ gar nicht schnell, totalitär und militärisch genug haben kann, während der andere plötzlich notgedrungen konservativ geworden ist, sich im (fehlgeleiteten) Einzelfall sogar auf eine Nation und deren angeblich revolutionären oder proletarischen Charakter berufen möchte, um irgendeinen Halt zu finden in der Sturmflut des Umsturzes, sind unterschiedlichst und wohl größtenteils aus der Not des Augenblicks entsprungen.

Aber die Verwirrung ist jedenfalls total: Menschen, die sich vor kurzem noch für Freiheitskämpfer hielten, schwingen jetzt flammende Lobeshymnen auf faschistische Ideale und fordern Pogrome gegen Verweigerer und Nichtmitläufer. Während sie mit der linken Hand Infozettel gegen Rassismus verteilen, schmeißen sie mit der rechten Hand Kollegen, ehemalige Freunde und selbst Familienmitglieder in einen großen Kochtopf des gruppenbezogenen Hasses und merken gar nicht, daß sie selbst die Rassisten geworden sind, gegen die sie angeblich immer „eingetreten“ sind.

Die absurden Folgen sind zum Beispiel diese: Jeder vernünftige Mensch müßte eigentlich ein Interesse daran haben, daß weitere totalitäre Maßnahmen des „Corona“-Regimes zumindest nicht „ohne ausreichende Datengrundlage über Wirksamkeit und Nebenwirkungen der ‚Impfung‘“ verfügt werden dürfen. Um im Parlament über weitere Verschärfungen des „Infektionsschutzgesetzes“ wenigstens diskutieren und sie nicht nur als Gesamtfraktion nützlicher Idioten durchwinken zu können, müßte die Bundesregierung notwendige Daten erfassen und bereitstellen.

So in etwa lautet ein Antrag im Bundestag vom 7. Dezember 2021. Daß diesen Antrag die AfD stellen mußte, ist Grund genug, sich in den Boden zu schämen. Daß er von allen anderen Fraktionen in einer lückenlosen Querfront abgelehnt wurde, ist ein solcher Skandal und ein derart eklatanter Selbstmordversuch der deutschen Demokratie, daß dies eines Tages vielleicht doch in Geschichtsbüchern nachzulesen sein wird. Meine Generation hat sich als Teenager verwundert gefragt, wie der deutsche Reichstag 1933 so blöd sein konnte, das Ermächtigungsgesetz zu verabschieden. Heute wundern wir uns über nichts mehr.

(Zur Erinnerung: Der „Freistaat Braunschweig“ verlieh 1932 einem staatenlosen ehemaligen Österreicher aus Braunau die deutsche Staatsbürgerschaft und sorgte damit für eine enorme Ankurbelung der Nachfrage nach braunen Hemden. Ja, manches mag Zufall sein.)

Das ist vielleicht der Fluch der Deutschen: Die (parlamentarische) Demokratie war nie ihre Errungenschaft, nie ihr Ziel und selten ihr Wunsch. Sie wurde ihnen hin und wieder aufgezwungen oder „geschenkt“, und das war ihnen irgendwie immer peinlich. Was haben die aufrechten Rechtsdeutschen wenige Jahre nach dem von ihnen angerichteten Weltkrieg und Holocaust gegen harmlose Gewissensdemokraten von Willy Brandt bis Rudi Dutschke gehetzt – nun dürfen sie zufrieden sein: Sie haben mal wieder gewonnen, und die Welt schaut zu, was für ein Wahnsinn ihr diesmal aus der europäischen Mitte erblüht.

Der Rest sind Kleinigkeiten, kaum noch der Rede wert inmitten des rapiden Umwertens aller Werte und Wegfegens aller Hemmschellen. Die wenigen verbliebenen Krankenhäuser werden zu Kasernen, wobei der schon einmal pionierhafte Ortsname „Dachau“ niemandem mehr groß auffällt.

In Lüdenscheid wurden laut Pressebericht „ die einschlägigen Regeln der Corona-Schutzverordnung erst Mittwoch ‚scharf geschaltet‘“. Zu diesem Behuf orderte der Manager des „Stern-Centers“ 12.000 gelbe Armbänder, um aufrechte Impfdeutsche kennzeichnen und genetisch minderwertiges Volk draußenhalten zu können. Gelbes Bändchen fürs „Stern-Center“. Klingelt da noch was? Nein, oder? Da klingelt nichts mehr.

„Wir brauchen eine einrichtungsbezogene Impfpflicht ab März, damit das Weihnachtsfest sicher stattfinden kann.“ Es hat immerhin einen gewissen Unterhaltungswert, wenn man einen gemeingefährlichen Irren zum Minister ernennt.

Eine besonders sendungsbewußte, für dümmlichen Gesinnungskitsch bekannte „Kabarettistin“ meint derweil öffentlich dies: „Wäre die Spaltung der Gesellschaft wirklich etwas so Schlimmes? Sie würde ja nicht in der Mitte auseinanderbrechen, sondern ziemlich weit rechts unten. Und so ein Blinddarm ist ja nicht im strengeren Sinne essentiell für das Überleben des Gesamtkomplexes.“

Selbstverständlich hat Sarah Bosetti von deutscher Geschichte keinen Schimmer und deshalb auch nicht damit gerechnet, daß jemand ein Zitat des SS-Arztes Fritz Klein ausgräbt, der an der Rampe des KZ Bergen-Belsen für die Selektion von arbeitsfähigen und zu tötendem Menschenmaterial zuständig war: „Aus Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben würde ich einen eiternden Blinddarm aus einem kranken Körper entfernen. Der Jude ist der eiternde Blinddarm im Körper der Menschheit.“

Man muß so etwas nicht mehr kommentieren, denke ich. Auch nicht Bosettis erbärmlichen Versuch, sich in Goebbels-Manier herauszuwinden.

Der sogenannte Publizist und „No Covid“-Extremist Heinz Bude („Gesellschaft der Angst“) plappert derweil in das Mikrophon eines rechtsextremen Podcasters mit „Spiegel“-Vergangenheit hinein: „Klare Kante, klare Richtung. Impfgegner müssen fühlbar Nachteile haben. Und im Grunde kann man sich nicht länger mit denen beschäftigen. Das ist so. Die kann man nicht nach Madagaskar verfrachten. Was soll man machen?“

Kann man nicht nach Madagaskar verfrachten? Ja so ein Pech. Die Idee hatten nämlich andere auch schon: Die wollten gleich die gesamte jüdische „Rasse“ aus Deutschland hinausschaffen und nach Madagaskar „verfrachten“, damit sie dort unter Aufsicht verrecke. Zuständig war ein Herr Eichmann. Manche Ideen werden in der Wiederholung nicht origineller. Und selbstverständlich ist auch Herrn Budes Gequatsche genauso wenig eine Volksverhetzung wie das entfesselte Gebrüll eines regierungsamtlich geförderten Idiotenblogs zur öffentlichen Beschimpfung ganz normaler Menschen als „Terroristen“.

Hin und wieder möchte man die Gläubigen gerne fragen: Nachdem ihr das alles mitgemacht habt, zwei Jahre lang – Panik, Abstand, Hausarrest, Kulturverbot, Maskenpflicht, Testpflicht, FFP2-Maskenpflicht, Registrierungspflicht, Kontaktverfolgungsapps, Lockdown, noch ein Lockdown, viele Lockdowns, Impfung, zweite Impfung, wieder Maskenpflicht, neue Testpflicht, dritte Impfung, nächster Lockdown, vierte Impfung, dazu die ununterbrochene Beschallung mit Panikmache und Hetze … – ist da eigentlich irgendwann irgendwas, wenigstens kurz, irgendwie besser geworden?

Seid ihr deswegen so wütend, sucht ihr deswegen so dringend einen Sündenbock, den ihr schlachten und opfern könnt, um die göttlichen Mächte endlich zu besänftigen oder wenigstens euer Mütchen zu kühlen und euch abzureagieren, weil ihr so blöd gewesen seid, auf jede neue Versprechung hereinzufallen?

Dann nehmt euch in acht. Ihr seid auf dem direkten Weg in einen sehr finsteren Abgrund. Mag sein, daß ihr einige mitreißen werdet. Aber nicht alle. Nicht die ganze Welt. Und nicht uns. Am Ende: geht ihr alleine unter.

Und wir: werden bald wieder lachen und uns freuen. Was nicht heißt, daß ihr nicht eingeladen wärt. Wenn ihr den Wahnsinn hinter euch und hoffentlich diesmal etwas daraus gelernt habt.

Befreit euch von dem Wahn. Das geht.

5 Antworten auf „(periphere Notate): Nazis mit Nazis „vergleichen““

  1. „Daß diesen Antrag die AfD stellen mußte …“
    Ja, es tut weh, die Schmerzen werden immer unerträglicher. Aber wenn man sich, so als Möglichkeit, mal denkt, daß die das nicht mußte, daß gewollt ist, daß die das tut, daß sie dafür da ist: dann muß man sich weniger schämen. Sondern?
    (Gegen)Kräfte sind ja da, die bekommt man auch nicht weg, man muss sie nur so verschieben, daß sie nichts mehr ausrichten können und kann selbst alles anrichten. Und wenn man das ganz geschickt macht zerfleischen die sich dann womöglich doch noch gegenseitig.

  2. Mensch, Michael Sailer. Glaums ehrlich, der aufreibende und nervenbelastende work-overload, den Sie sich jetzt seit Monaten und bald Jahren anthun, lohnt ihnen irgendeiner, außer den 5-10 Follow-Jüngern, die ihre Zustimmung zu M. Sailers Thesen und wiss. Ausarbeitungen mit überwiegend ungeschickt-paranoidösem Gestammel zum Ausdrucke bringen ?

    Meine Prognose: spätestens nächsten Frühling fliegt der aufgezogene Schwindel der B. Reg. in Dtld. und deren schwindliger Alliierter allerorten auf & Covid stellt sich als die Harmlose Erkältungskrankheit raus, die sie von Anfang an war.

    Why not lie back & wait for the corpse of da enemy floating by.

    (bin ja auch schon halbwegs überzeugt und drauf + dran, mir die in 2021 aufvergewaltigte Impfung – versuchte Totspritzung – rituell wieder abzufluchen !)

  3. „Alles, was in den 50er, 60er, 70er, 80er und teilweise noch den 90er Jahren als links gelten durfte, gilt heute als „rechts“ – “

    Da versteh ich jetz nicht ganz, warum z. B. die „Grünen“, die doch damals in den guten alten Zeiten schon eher als „links“ eingestuft waren, wenn nicht als prokommunistische Nützliche Idioten bzw. bewußte VL Verräter –

    …allgemein und in der Wahrnehmung allerorten heute noch nicht als die „Rechten“, oder sangma mal Ewig Gleichen Deutschen Deutscher Gemüthsart gelten, sondern immer noch einen nicht zu Knappen Bonus Von Wegen Progressiv mit sich führen dürfen & nicht der allgemeinen Gering- bzw. Realeinschätzung „Standard Rechtsliberale Blockpartei“ anheim fallen (um es mal etwas geringschätzig zu formulieren. Rachedurst und / oder Erziehungsbedürfnis gegen die Bedrücker der Freiheit, SU & Rotchina, äh RF oder Kapitalchina, scheissegal, aber an vorderster Front inbegriffen. Rotgelbe & weißblaurote Gefahr halt. Deren „Wir“ uns zu erwehren haben. Wie jetzt aktuell aufs Schönste bzw. Abstossendste demonstriert.)

    Deutsch sein heisst schließlich, 1 Sache um ihrer selbst willen zu thun, & wenn alles in Scherben fä-hällt.

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