Grund und Recht (ein Ausflug ins Lexikon)

In einem Lexikon von 1937 findet sich folgender Eintrag zum Stichwort „Grundrechte“:

„Verfassungsbestimmungen zur Sicherung bestimmter Rechte des einzelnen (…). Solche Rechte waren eines der Ziele des im 18. Jahrh. einsetzenden Kampfes gegen Bedrückung durch Fürstenwillkür (…). Der Grundgedanke, daß der einzelne unentziehbare Rechte gegenüber dem Staat habe, wurzelt im Geiste der Aufklärung und der Franz. Revolution; er trägt den Keim zu individualistischer Überspannung in sich, die den Bestand des Staates gefährden kann. Im Deutschen Reich seit 1933 (…) nationalsoz. Volksgemeinschaft (…), das Reich beruht auf Gefolgschaftstreue, Pflicht und Opfer. Neben Achtung und Schutz der Rechte der Einzelpersönlichkeit treten die Pflichten des einzelnen gegenüber der Gemeinschaft. Der einzelne hat nur solange Rechte, wie er seine Pflichten gegenüber der Gesamtheit des Volkes erfüllt.“

„Grund und Recht (ein Ausflug ins Lexikon)“ weiterlesen

(periphere Notate): „eine wichtige Gelegenheit“

5. April 2021:

Mit Kindern zu argumentieren, ist immer etwas anrüchig. Hilfsorganisationen, die mit Bildern von verhungernden Kindern um Spenden baten, waren mir schon verdächtig bis widerlich, als ich selbst fast noch ein Kind war. Manchmal mögen solche Botschaften angebracht sein, sie treffen und schockieren aber immer die falschen: „(periphere Notate): „eine wichtige Gelegenheit““ weiterlesen

(periphere Notate): Gewehre richten auf wen?

Zum 150. „Jubiläum“ der Pariser Kommune, anläßlich dessen hier und da Brechts „Resolution der Kommunarden“ zitiert wird:

Als „alter“ Linksradikaler empfinde ich seit dem Ende der jugendlichen Hau-drauf-Phase Unbehagen bei der Vorstellung des simplen Umdrehens der Kanonen und Gewehrläufe, weil mich eigentlich schon damals die Ahnung plagte, daß der Kern (Keim) des Problems darin liegen könnte, daß überhaupt irgendwer Gewehre (oder Speere oder symbolische Kanonen) auf irgendwen richtet. (Davon unberührt bleibt, daß es zumindest für den Moment der Not höchst vernünftig wäre, zu deren Linderung übermäßigen Besitz den Besitzenden wegzunehmen.) „(periphere Notate): Gewehre richten auf wen?“ weiterlesen

Belästigungen 05/2016: Hundert Jahre Horror – im Banne des K-Worts

Ich weiß ein lustiges Spielchen: Man setze sich in eine beliebige „aktuelle“ Diskussion hinein („aktuell“ heißt: es geht um das, was einem die Führungsmedien derzeit als „Themen“ verkaufen wollen, also je nach Stand der „Informiertheit“ Flüchtlinge, Syrien, Ukraine, Griechenland, Putin … das ist weitgehend egal, weil sowieso im wesentlichen immer das gleiche) …

Klammer zu, guten Morgen, noch mal von vorn. Also: Man setze sich in eine beliebige Diskussion über aktuelle „Themen“ hinein und schaue erst mal freundlich. Wenn sich ein günstiger Moment ergibt – also wenn zum Beispiel alle grad kurz erschöpft sind vom Pingpongspiel der „Argumente“, Schlagwörter und gegenseitigen Relativierungen (Clausnitz! – Köln! – Österreich! – Stacheldraht! – Seehofer! – Bautzen! etc. pp.), – wirft man einfach mal so den Begriff „Kommunismus“ hinein.
„Belästigungen 05/2016: Hundert Jahre Horror – im Banne des K-Worts“ weiterlesen

Belästigungen #432: Iron Majdan: von Revolutionen und ihren Leberwürmern

Wenn Lebewesen Dinge tun, ist nicht immer ganz klar, wieso und wozu, besonders wenn es Dinge sind, die irgendwie inkonsequent, wirr oder komplett wahnsinnig wirken. Zum Beispiel wirkt es komplett wahnsinnig, wenn eine Maus vor Licht, Geräusch und sämtlichen anderen Phänomenen und Sensationen der Außenwelt panische Angst hat, nur vor einer Katze plötzlich nicht mehr. Wenn sie sich ihr vielmehr fröhlich entgegenwirft, als wäre das Krallenviech der langersehnte Erlöser aus dem Westen.

Das passiert aber, regelmäßig und zwangsläufig. Schuld daran ist ein anderes Lebewesen, das in der Maus drin lebt und west und gerne in die Katze hinein möchte, und weil es selber keine Beine hat, benutzt es die Maus als Vehikel, indem es ihr durch gezieltes Anbohren bestimmter Hirnwindungen (sorry, Biologen, ich weiß es nicht besser) den dringenden Wunsch, das unstillbare Bedürfnis einpflanzt, von der Katze mit Haut und Haar einverleibt zu werden. Manchmal gelangt das fiese Wesen – es heißt übrigens Toxoplasmose – auf dem Umweg über die Katze auch in einen Menschen hinein. Der verunglückt dann dreimal häufiger mit dem Auto. Wahrscheinlich weil der entgegenkommende Lastwagen so zutraulich schnurrt. „Belästigungen #432: Iron Majdan: von Revolutionen und ihren Leberwürmern“ weiterlesen