Belästigungen 22/2019: Alle Wege des Aberglaubens führen nach Rom

Es ist kaum etwas so hartnäckig wie ein Aberglaube. Wenn man den mal hat, geht er nicht mehr weg, weil er sich seine eigenen Denkwege ins Gehirn gräbt und alle Gedanken irgendwie da hineinverführt, und dann steht man oft da und muß selber lachen über die eigene Blödheit, weil man schon wieder auf den Schmarrn hereingefallen ist.

Wenn man in der Lage ist, über sich selbst zu lachen. Manche Leute können das von Haus aus nicht, weil der Aberglaube nicht nur Tunnels für Gedanken gräbt, sondern auch Mauern baut und Dämme aufschüttet.

Zum Beispiel gibt es im 21. Jahrhundert immer noch Menschen, die glauben, man könne Straßen, Stadtviertel, ganze Städte „entlasten“. „Belästigungen 22/2019: Alle Wege des Aberglaubens führen nach Rom“ weiterlesen

Belästigungen 10/2019: Dreck und Geld und Sachzwänge: Wir planen eine Stadt!

Im mittleren Norden der Münchner Stadt schlummert die Eggartensiedlung, ein Idyll, wie man es in Europa kein zweites Mal findet.

Das heißt: Sie schlummert nicht mehr, sondern sie kümmert auf dem Krankenbett dahin, seit vor einigen Jahren Immobilienspekulanten auf den Plan traten und seitdem Bewohner umsiedeln, Häuser einreißen, Bäume fällen und das gesamte Gelände vermüllen lassen. Klar: die wollen bauen, am besten zehnstöckig!

Neulich bei einem „Bürgerdialog“ (dazu gleich mehr), mit dem den umliegenden Anwohnern die Vernichtung der Siedlung und ihre Ersetzung durch eine der üblichen ortlosen Wohnmaschinen verklickert werden sollte, war zu sehen, was dort geplant ist: stumpf-brutale Bunkerarchitektur für 1.700 bis 2.000 Unterzubringende, die dann täglich die wenigen schmalen Straßen außenrum verstopfen und die ganze Gegend in eine Hölle von Lärm, Gestank und Häßlichkeit verwandeln werden. Plus Supermarkt, Garagen und diverse „Kitas“ – was man halt so braucht, wenn man sein Leben im Auto und am Arbeitsplatz verbringt. „Belästigungen 10/2019: Dreck und Geld und Sachzwänge: Wir planen eine Stadt!“ weiterlesen

Belästigungen 22/2016: Von Götterbäumen, grünen Enten, furzenden Nashörnern (und dem Satan tief im Osten)

In meiner späten Kindheit bestand eine unserer Hauptbeschäftigungen darin, auf den Rücksitzen von Autos zu lümmeln und uns gegenseitig in den Oberarm zu zwicken, sobald wir eine grüne Ente erblickten (für Spätgeborene: dabei handelt es sich nicht um einen Vogel, sondern um ein schon damals bezaubernd antiquiertes Automobil, das motortechnisch Kundige als „Schnauferl“ bezeichneten und das angeblich gelegentlich in Kurven umkippte). Dabei erfuhr ich ein seltsames Phänomen: Vor Einführung dieses Rituals wußte ich gar nicht, daß es überhaupt grüne Enten gab, und nun wimmelten sie plötzlich in ganz München herum, als hätte jemand in ein Nest gestochen.

Man hat mir erklärt, das habe mit Aufmerksamkeit zu tun: Man bemerkt manche Sachen erst, wenn man sie einmal bemerkt hat. Ähnlich ging es mir „Belästigungen 22/2016: Von Götterbäumen, grünen Enten, furzenden Nashörnern (und dem Satan tief im Osten)“ weiterlesen

Belästigungen 16/2015: Was Wohnen ist, was es kostet und was es nicht kosten darf

In einem Sommer wie dem, der nun langsam zu Ende geht, fällt es schwer, sich mit dem Thema „Wohnen“ zu befassen, weil man Wohnungen in solchen Zeiten ja höchstens zwischendurch aufsucht, ein paar Stunden lang zum Schlafen oder so. Ansonsten ergeht bzw. erliegt oder -sitzt man sich an Seen und Isarstränden, in Bier- und anderen Gärten, auf Wiesen und Festen. Anders Geneigte reihen sich in Staus auf Autobahnen ein, um mal wieder ausgiebig Bayern drei hören und überprüfen zu können, welche der fünfzig Standardplatten aus den Achtzigern immer noch nicht ganz durchgenudelt sind, oder sammeln sich an „Hipster“-Sammelstellen, lassen sich von Freiluftreklame beplärren und schütten sich Zuckerplörre in den Diekmann-Bart. „Belästigungen 16/2015: Was Wohnen ist, was es kostet und was es nicht kosten darf“ weiterlesen