(Aus dem tiefen Archiv:) Deutsche Sprache: vom Einzelschuß zur Feuerwalze (Belästigungen 2/2000)

Dem Hitler, so hört man, sind die Zähne ja förmlich aus dem Mund gefault; seine erste Geliebte Geli Rauball soll sich nach einem Kuß des Bildchenmalers vor Ekel das Leben genommen haben. Das erinnert uns daran, daß es früher ein Brauch war, Kindern den Mund mit Seife auszuwaschen, wenn sie Sauereien hineingenommen und wieder herausgesprochen hatten, »Scheiße« zum Beispiel. Für die Scheiße, die der deutsche Großführer dreißig Jahre lang in den Mund genommen hat, gab es in ganz Europa nicht genügend Seife (und vor allem niemanden, der sie ihm hineingesteckt und kräftig geschrubbt hätte). Kein Wunder also, daß Hitlers Mund schon vor seinem Tod so ähnlich aussah wie sein restlicher Körper ein paar Stunden danach. Und wie Europa, nachdem es der gangräne Brüllaffe mit seinem kriegerischen Lebenswerk überzogen hatte. „(Aus dem tiefen Archiv:) Deutsche Sprache: vom Einzelschuß zur Feuerwalze (Belästigungen 2/2000)“ weiterlesen

(periphere Notate): Spiralen, Kochsalz, Steinmeier

Ich erinnere mich an ein Spielzeug aus meiner Kindheit, das im Grunde ein Spielzeug für Erwachsene war: eine Spirale aus flachem Metalldraht, ungefähr von der Größe eines Frischkäsebechers. Wenn man diese Spirale auf die oberste Stufe einer Treppe setzte und ihren oberen Ring hob, nach vorne kippte und auf die Stufe darunter fallen ließ, bewegte sich die Spirale wie eine robotische Raupe die ganze Treppe hinab.

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Belästigungen 04/2005: Neid oder Glatzwampen oder Charakter oder überhaupt oder und und

Immer dasselbe: jedes Jahr eine Oderflut! Und dieses Mal kann nicht mal der Kanzler die Dämme entlangschrödern und Sandsäcke begutachten, weil kein Wasser beteiligt ist.

Dafür Deutschlands Journalisten. Die SZ z. B.: Der Maler Florian Süßmayr, stand da zu lesen, wolle sich „mit Charles Manson oder der Otto-Mühl-Kommune beschäftigen“. Keine leichte Entscheidung. Der TSV 1860 hinwieder plane für die neue Saison mit „Michael Hofmann oder Paul Agostino“. Auch nicht ganz einfach. Die taz meldet, das nationale Selbstbewußtsein Japans sei „durch die Giftgasanschläge der Aum-Sekte oder das Erdbeben von Kobe erschüttert“ worden, ein Label schwärmt von einer „blutjungen“ Band, die mit „den Beatles oder den Rolling Stones“ aufgewachsen sei; und wiederum die SZ meldet, ein neuer Film über Franz Josef Strauß lasse „die CSU-Zeitzeugen Peter Gauweiler oder Friedrich Zimmermann“ zu Wort kommen. „Belästigungen 04/2005: Neid oder Glatzwampen oder Charakter oder überhaupt oder und und“ weiterlesen

Belästigungen 14/2017: So! So! So! (Achtung: Blödbla-Attacke 4.0!)

Der Deutsche hat zu Büchern ein eigentümliches Verhältnis, das sich in ein paar Faustregeln zusammenfassen läßt: Mit acht kriegt man sie geschenkt, mit achtzehn klaut man sie, mit achtundzwanzig kauft man sie, mit achtunddreißig schreibt man sie, mit achtundvierzig verschenkt man sie, mit achtundfünfzig schmeißt man sie weg, mit achtundsechzig kann man sie nicht mehr richtig lesen, mit achtundsiebzig läßt man sie sich vorlesen, mit achtundachtzig kann man sich an kein gelesenes und vorgelesenes Wort mehr erinnern.

So kommt es, daß deutsche Verlage Menschen, die eigentlich ihrem Alter entsprechend klug, intelligent und erfahren sind (oder sein könnten), Bücher für zehn Jahre jüngere Menschen schreiben lassen (oder vielmehr für das, was „Belästigungen 14/2017: So! So! So! (Achtung: Blödbla-Attacke 4.0!)“ weiterlesen