(periphere Notate): Die Verantwortung trägt Helm

Wenn es um Israel geht, verfallen die deutschen Eliten in einen Wahn, der eine Art komplementäres Spiegelbild des Irrsinns ist, der sie befällt, wenn es um Rußland geht: hier die heiligen Helden, dort die teuflischen Tiere. Das habe mit Deutschlands historischer Schuld zu tun, hat man uns in der Schule beigebracht – schließlich hätten die Nazis (also die Art von Deutschen, die Anfang Mai 1945 ganz plötzlich ausgestorben sind) in einem historischen beispiellosen Massenmord sechs Millionen Juden industriell vernichtet, und Israel sei nun einmal der Staat derer, die das überlebt haben. Weshalb Deutschland in bezug auf Israel eine ganz besondere Verantwortung zufalle.

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Belästigungen 03/2015: Wo ein Volk herkommt und was es ist und sein kann (und wo es hingehört)

Da, wo ich aufgewachsen bin (nennen wir es mal generalisierend „Obergiesing“) gab es früher ein paar Lokale, an denen wir gelegentlich vorbeischlenderten (oder sagen wir: strawanzten) und einen Blick hineinwarfen und zusammenfassend feststellten, da sitze ja ein sauberes Volk drinnen. Manchmal kam dieses Volk auch heraus, das war dann nicht mehr so idyllisch anzuschauen. Da volkte es gewaltig, sozusagen, und ab und zu kam auch die Polizei. Oder der Sanker. Ein sauberes Volk halt.

War die Bezeichnung abwertend gemeint? Wer weiß; ein Stückerl Ehrfurcht (oder sagen wir’s moderner: „shock and awe“) wird schon dabeigewesen sein. Jedenfalls war es das, was wir unter der Bezeichnung „Volk“ verstanden: ein finsterer Haufen, zusammengeschmiedet durch das gemeinsame Trinken und Stinken, Glotzen und Motzen, Grölen und Nölen, wehrhaft noch im Delirium oder gerade dann, bisweilen von volkstümlicher (!) Freundlichkeit, der man jedoch besser mit einem gewissen Mißtrauen begegnete, wie man ja auch nicht jedem Wolf, der einem im bayerisch-böhmischen Grenzwald über den Weg läuft, umstandslos die Pfote und das Käsbrot reicht und ihm einen guten Tag entbietet. „Belästigungen 03/2015: Wo ein Volk herkommt und was es ist und sein kann (und wo es hingehört)“ weiterlesen

Belästigungen #428: Horrorcrash: Bulldogfräser tot! („Hä?“)

Eines der wichtigsten Wörter, habe ich neulich erfahren, ist „Hä“ – und zwar nicht das „Hä“, das ertönt, wenn man auf einem ostniederbayerischen Gemeindefasching dem Vorsitzenden der örtlichen Traktorfriseurinnung (vulgo: „Bulldogfräser“) aus Versehen die Zigarette in den Hemdkragen fallen läßt. Dieses „Hä“ ist nur ein Warnsignal, daß keine Zeit mehr bleibt, sich ein Taxi zu bestellen.

Das wichtigere „Hä“ zieht ein Fragezeichen nach sich – und zwar nicht das übliche, grazil geschwungene Fragezeichen, das gerne mit Worten wie „Wie bitte“ flirtet, sondern eines von der Anmut der ostniederbayerischen Bulldogfräsertochter: Wenn die das brabbelnde Geplärr überhaupt nicht mehr stoppen kann, schmeißt man ein solches „Hä?“ dazwischen und bringt den Schwall zum Kollabieren. „Belästigungen #428: Horrorcrash: Bulldogfräser tot! („Hä?“)“ weiterlesen