Belästigungen 10/2021: Deutsch? oder antideutsch? oder was auch immer oder über alles oder was?

Mit „Deutschland“ hatte ich schon immer Schwierigkeiten. Ich habe noch nie begriffen, was toll sein soll an einem Land, nein: einer Nation, die es eigentlich gar nicht gibt.

Als ich klein war, gab es die wirklich nicht. Es gab BRD und DDR (in der Springerpresse: „DDR“), und deutsch war höchstens diese Sprache, die man uns aufzwingen wollte und die nicht mal in Hannover (wo sie angeblich herkam) irgendwer fehlerfrei prononzieren konnte.

„Deutschland“ waren Bilder, die ich als Kind in Zeitungen sah: Hitler, Auschwitz und Stalingrad, vielleicht noch Bismarck, der Kaiser und Luther. Hitler fand ich noch unattraktiver als den bösen Grafen bei Edelhart und Kukuruz, auf den Bildern von Auschwitz und Stalingrad habe ich zum Glück nicht viel erkannt, Bismarck und Kaiser sahen aus wie lamettabehängte Weißwürste mit Deppenbart, Luther immerhin wie unser netter älterer Nachbar, aber der war mir lieber als irgendwas mit Kirche. „Belästigungen 10/2021: Deutsch? oder antideutsch? oder was auch immer oder über alles oder was?“ weiterlesen

Im Regal: Ulrike Edschmid „Das Verschwinden des Philip S.“

Seit die Deutschen zu bemerken beginnen, daß es in ihrem Land einen echten (rechten) Terrorismus gibt, verdunsten die Umtriebe der frühen RAF und ihres Umfelds zusehends aus dem Bewußtsein. Angesichts der NSU-Morde und des nach wie vor nicht ansatzweise aufgeklärten Münchner Oktoberfestattentats ist etwa die Bewegung 2. Juni, bekannt geworden durch „Negerkuß-Banküberfälle“ und die einzige erfolgreiche Gefangenenbefreiung mittels Entführung, längst im Winkel der Putzigkeit verschwunden.

Dabei gäbe es da manches aufzuarbeiten, etwa die vom Schwarzen Loch zwischen Stockholm-Desaster und dem Beginn der RAF-Prozesse verschluckte Geschichte des Schweizer Filmkünstlers und Holger-Meins-Kommilitonen Werner „Philipp“ Sauber, der am 8. Mai 1975 auf einem Parkplatz in Köln bei einem Schußwechsel mit der Polizei hingerichtet wurde – „Im Regal: Ulrike Edschmid „Das Verschwinden des Philip S.““ weiterlesen