Diversifiziertes Hören #1: Dido, Electric Mud, Elonkorjuu, Emma Ruth Rundle

Electric Mud, Girl Who Got Away, Elonkorjuu, Emma Ruth Rundle …

Ich weiß: Menschen wie ich sollten so etwas am besten gar nicht erst hören, aber man muß sich gegen den eigenen Snobismus wehren und den Dingen eine Chance geben (heißt es). Und also: „Girl Who Got Away“ (2013) ist eine Art akustischer Staubsauger, allerdings anders herum – schaltet man das Ding ein, flockt und staubt das Zeug heraus, das man nicht in der Wohnung haben möchte. Und zwar (im Gegensatz zum Staubsauger, der manchmal auch anderes schluckt) nur das.

Danach: „Electric Mud“ von der gleichnamigen Band von 1971. Aus Deutschland, näheres unbekannt außer den Namen der Musiker, die dermaßen ungestüm losrödeln und in typisch deutscher 70er-Rock-Manier -düdel, -rappeln, orgeln, -hoppeln und ernsteln, daß die Lautstärke knapp über null bleiben muß. Ein bißchen teutonischer Blues, enorm viel Pathos und das übliche aufdringlich-expressiv-selbstentblöß/dende Getue, das man Anfang bis Mitte der 70er in Mikrophone knödelte, um „aufzurütteln“ oder so (Songtitel: „Nichts zu essen in der Not“, „Die Toten klagen euch an“, „Immer das alte Lied“ und „Hausfrauenreport“). Grausig und unbeholfen, freilich, aber irgendwie trotzdem sympathisch im Vergleich zum Zynismus des zuvor Erklungenen.

1972 erschienen ist „Harvest Time“ von Elonkorjuu (Finnland, na klar). Der Bandname bedeutet „Ernte“, deswegen hießen Elonkorjuu, als 1978 ihr zweites Album erschien, Harvest, und man kann sich denken, daß das die Welt nicht groß interessiert hat. Hätte der Sänger nicht den halbherzigen Wunsch, ein harter britischer Rocker zu sein, könnte man die Platte (die auf Vinyl 1.000 Euro wert sein soll) auch Electric Mud zuschreiben. So versteht man von dem Holzlattenenglisch kaum was, und deshalb ist das Ganze insgesamt so fröhlich lächerlich, daß man drei Songs lang fröhlich lachen muß.

Emma Ruth Rundle tut auf „Electric Guitar I“ (2011) das, was sehr junge Menschen früher taten, wenn man ihnen (auf sehnlichsten Wunsch) eine elektrische Gitarre in die Hand drückte, sie aber nie gelernt hatten, Gitarre zu spielen: Sie erzeugt Geräusche, die man heutzutage „soundscapes“, „experimental“ oder irgendwie nennt, obwohl dabei keine Scapes entstehen und auch nicht wirklich experimentiert wird. Rundle kommt von der Post-Rock-Band Red Sparowes aus Los Angeles, die ich mir aber hiernach zumindest heute nicht anhören mag, obwohl der Titel ihres dritten Albums interessant klingt: „The Fear Is Excrutiating, But Therein Lies The Answer“. Das erste Album hieß „At The Soundless Dawn“, was auch von Electric Mud oder Elonkorjuu stammen könnte.

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von Michael Sailers Blog

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen