„Deutsche Weihnacht“ (Obacht: Reklame!)

(Ein Wohnzimmer mit Tannenbaum, Schrank und festlich gedecktem Tisch mit sechs Stühlen; die Mutter, mit der Fertigstellung der festlichen Ordnung beschäftigt)

Mutter: Wenn ich jetzt bloß wüßte, ob er sie diesmal mitbringt. Sonst steht ein Stuhl leer herum.

Vater (tritt ins Zimmer): Wie lange soll denn das noch dauern? In der Küche riecht’s schon ganz verbrannt.

Mutter: Wenn ich bloß wüßte, ob er sie diesmal mitbringt. Sonst steht ein Stuhl leer herum.

Vater: Dann laß ihn halt leer herumstehen. Das muß unser Herr Sohn schon selbst wissen. Aufgefordert haben wir ihn oft genug.

Mutter: Ich meine halt, daß er vielleicht unsicher ist, weil sie doch aus einer ganz anderen Kultur … „„Deutsche Weihnacht“ (Obacht: Reklame!)“ weiterlesen

(periphere Notate): Schenkt euch den Überfluß!

Der Herbst der Banalitäten ist vergangen, endlich. Es war eine scheinbar endlose, zeitlose Zeit, in der nichts geschah oder vielmehr alle „Ereignisse“ wiedergekäute Reprisen von Ereignissen waren, die schon beim letzten Mal nur aufgewärmte, abgenudelte Wiederholungen von etwas darstellten, was irgendwann vor langer Zeit mit historisch beispielloser Mühe und Impertinenz in die Welt gestemmt wurde. Die „Pandemie“ sei noch nicht vorbei, lallen heruntergekommene Prediger in müde Kameras, so wie früher manche Restchristen vor dem Suppenteller ihr fadenscheiniges Tischgebet heruntermurmelten: ohne zu wissen, was sie da brabbeln, ohne überhaupt noch zu merken, daß sie brabbeln.

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Ein bißchen Reklame (aber nicht nur)

Ich halte nicht viel von Weihnachten, und seit meiner späteren Jugend halte ich auch nichts von terminbezogener Schenkerei. Die Exzesse der siebziger und achtziger Jahre, als Menschen in unseren Breiten mit vollgetürmten Wäschekörben voller Zeug zu Familienfeiern zu Familienfeiern zogen und sich mit Schlüsselanhängern, Brieftaschen, Handtüchern, Haushaltsgeräten (vom Eierschneider bis zum Spargelschäler) und ähnlichem Unrat förmlich überschütteten, hinterließen einen bleibenden Überdruß und eine Art Gegenstandsdiabetes, deren Gegenstück heute in Form der allgegenwärtigen „Zu verschenken“-Schachteln vor den Hauseingängen mahnt.

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Belästigungen 25/14: Vom Schaden des Methanolabbaus (und anderen weihnachtlichen Leiden und Plagen)

Es ist ein großer Segen, daß der Mensch vernunftbegabt ist. Das erkennt man am besten am Einzelfall. Zum Beispiel lieferte sich vor einiger Zeit ein offensichtlich höchst vernünftiger Mann ins Hamburger Universitätsklinikum ein, weil er sich in einem Anflug praktischer Kritikfähigkeit eine zusammengerollte Ausgabe der „Bild am Sonntag“ in den Hintern geschoben hatte und sie nicht mehr selbsttätig herausbekam – was logisch ist: Schädlinge lassen sich ungern aus ihrem natürlichen Habitat entfernen.

Um so verwunderlicher, daß der Mensch als Kollektivwesen so wenig Mühe darauf verwendet, sich die Vorweihnachtszeit anal einzuverleiben, um sie ein für alle Mal aus den Weltläufen zu eliminieren. Statt dessen fügt man sich ins scheinbar Unvermeidliche, ruiniert sich Leber und Galle mit Zimtzuckerplörre, ramscht die Kaufhäuser leer, ohne sich die erworbenen Konsumgegenstände hinterher wenigstens in den Arsch zu stopfen, rotiert wie Brummkreisel durch ein entfesseltes Inferno von grellbuntem Alarmlicht und klingbingdingender Schallfolter, gegen das eine Helene-Fischer-Zurschaustellung geradezu humanitär wirkt, und am Ende sitzt man dann im trauten Familienkreis und erwägt insgeheim effektive Maßnahmen zur gegenseitigen Auslöschung, die oft nur daran scheitern, daß man sich Feuerzangenbowle und Massenvernichtungsplätzchen nun mal selbst verabreichen muß und damit in den meisten Fällen aufgrund vollständiger Lähmung und Kontrollverlust kurz vor Erreichen der tödlichen Dosis aufhört. „Belästigungen 25/14: Vom Schaden des Methanolabbaus (und anderen weihnachtlichen Leiden und Plagen)“ weiterlesen