Belästigungen 15/2019: Der Einzelne und sein Gewohnheitstum

Gewohnheiten sind tückisch. Sie schleichen sich ein, und ehe man irgendwas davon bemerkt, sind sie da und man bemerkt sie nicht mehr.

Zum Beispiel beschlossen wir neulich, weil wochenendbedingt unsere bevorzugten Isarbadeplätze sämtlich total übervölkert waren, mal eine andere Stelle am ferneren Flußufer auszuprobieren. Und stellten fest: Da ist es ganz nett, aber liegen kann man nicht gescheit, ins Wasser kommt man auch nicht gescheit hinein, und wenn man drin ist, kann man nicht recht was damit anfangen. Den Leuten um uns herum wäre es an unseren Lieblingsstellen wahrscheinlich ähnlich gegangen: Lauter Steine! und saugefährliche Wasserfälle! Urg! „Belästigungen 15/2019: Der Einzelne und sein Gewohnheitstum“ weiterlesen

Belästigungen 9/2019: Weniger mehr ist nicht weniger, sondern mehr! (Fridays for Apocalypse)

„Die Apokalypse“, sagt M mit verträumtem Blick auf die Bäume im Westen, hinter denen die glühende Aprilsonne langsam sinkt, als wollte sie den Boden, den sie seit Tagen, Wochen sengt und brennt, mitleidig küssen, – „die Apokalypse ist eine fiese Sache. Weil die Menschen völlig falsche Vorstellungen davon haben.“

Das anschwellende Gezwitscher und Geplärr der Rotkehlchen, Amseln, Stare, Gänse, Tauben, Krähen erfüllt den Himmel und die Luft, als hätte das langsame Verglühen der alles durchflutenden Sonnenhitze einen gewaltigen leeren Raum hinterlassen. Eine Biene zwängt sich in eine dürre Apfelblüte, ihre Kolleginnen tupfen, schon müde, am Löwenzahn herum.

„Sie meinen, da kommt irgendwann ein Trompetenstoß, dann trumpft ein hoheitlicher Riesenengel heran und verkündet das Ende. Alles bricht zusammen, stürzt in ein Flammenmeer oder so, rumms und over. Schau dir die Gesichter an, wenn sie wie Ameisen durch ihre Labyrinthe aus Beton, Glas, Lärm und Staub irren, ständig die Augen auf das Display gerichtet, als warteten sie auf die Nachricht: Jetzt! ist! es! so! weit! Die kommt aber nicht, nur der übliche Wirrwarr aus kleinen Katastrophen, hundert Tote da, tausend dort, fünfzehn hier, irgendwas stürzt ein oder brennt aus, steigt an oder sinkt oder fällt, ein Börsenkurs, eine Linie, ein Wert, was weiß ich. Und wieder mal haben sie einen Tag überstanden, an dem alles schlimmer geworden, aber immerhin noch nicht die letzte Grenze erreicht ist. Der Engel wartet, und solange er nicht trompetet, treiben sie ihr übles Treiben weiter.“ „Belästigungen 9/2019: Weniger mehr ist nicht weniger, sondern mehr! (Fridays for Apocalypse)“ weiterlesen

Belästigungen 21/2017: Wo ein Und hingehört und wo ein Oder und wieso dann erst mal alles kleiner werden muß

Auf einem der Plakate, die zur Teilnahme an der unlängst absolvierten Wahlfarce aufforderten (erstaunlich erfolgreich übrigens, wenn man bedenkt, wie sinn- und zwecklos es für das Wahlvieh ist, sich für eine der identischen Verwaltungsorganisationen der Marktdiktatur zu entscheiden – aber das lassen wir mangels Anlaß heute mal, vorerst), – auf einem dieser Plakate, die nun, lange Wochen später, immer noch in Fetzen, Teilen und Trümmerschrott und hier und da (in unbewohnbaren Zonen unserer grundsätzlich trotz Gentrifizierungskrieg, Eventgebimse und Verkehrsterror immer noch recht schönen Stadt, etwa an den tödlichsten Abschnitten des Mittleren Rings) sogar intakt herumstehen und das Panorama (noch mehr) verunzieren …

Uff, wie komme ich aus diesem Gedankenfluß-Schachtelsatz hinaus? „Belästigungen 21/2017: Wo ein Und hingehört und wo ein Oder und wieso dann erst mal alles kleiner werden muß“ weiterlesen