(Aus dem tiefen Archiv) Belästigungen #218: Zwei Großhirne auf dem Weg durchs Weltgedärm

Zwei Herren, die in Deutschland leider als recht bekannt gelten müssen, schockierten kürzlich das Gemeinwesen mit Ungnade: „Wenn ich jünger wäre und diese Aufgabe nicht hätte, wäre ich längst weg!“ tönte ein Herr Döpfner, dessen „Aufgabe“ darin besteht, Vorstandsvorsitzender des Springer-Konzerns zu sein. Recht hat er, möchte man meinen: Wenn der Mann sich nicht seine jüngere Lebensphase damit um die Ohren geschlagen hätte, durch den Darm der Axel-Cäsar-Witwe zu krabbeln, bis er es endlich hineingeschafft hatte ins Allerheiligste der Blut-und-Busen-Presse, – dann wäre er mit einiger Sicherheit tatsächlich weg. Vom Fenster.

Gemeint hat der Döpfner aber was anderes, in dem ihm Frank Schirrmacher, sein etwa gleichaltriger Kumpan von der FAZ (der sich auf dem Weg dorthin seinerseits durch die Eingeweide von Joachim Cäsar Fest wühlen mußte), bestätigend vorausgeeilt war: Die beiden, die zu den Mittätern der ekelhaften „Du bist Deutschland!“-Kampagne gehören, wollten wohl auch mit dieser Kampagne genau dies sagen: Weil Deppen wie du Deutschland sind, halte ich es hier nicht aus! Und wenn ich nicht so unglaublich wichtig wäre, daß ohne mich alles zusammenbräche, dann hätte ich mich längst verzupft!
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Belästigungen #409: Darf ich Sie mal was fragen, Herr Hoeneß?

Moralapostel mag niemand gerne (und keine Angst, ich werde in den folgenden Zeilen ganz bestimmt keinen solchen geben). Denen ruft man ein gehässiges „Mäh! Mäh! Mäh!“ entgegen und schaut vergnügt zu, wie sie geteert und gefedert auf einer Eisenbahnschiene aus dem Dorf getragen werden. Mit einer Ausnahme: Wenn die Zeigefingerburschen einer Gesellschaftsschicht, oder sagen wir ruhig: Klasse entstammen, die man von Haus aus für eine schmierig schillernde Bande von Schwerverbrechern hält und für ihre maßlose Gier, Verantwortungs- und Rücksichtslosigkeit insgeheim bewundert („Hund’ sans scho!“), dann zieht man den Hut, wenn sie mal was annähernd Vernünftiges sagen.

So brachte es der Wurstfabrikant, Börsenspekulant und Vereinspräsident Ulrich Hoeneß zu einigem Ansehen, weil er neben einem Haufen Blödsinn immer mal wieder Sachen sagte, von denen wir alle wissen, daß sie richtig sind, die sich aber sonst keiner sagen traut, weil es sonst schlagartig aus ist mit der Medienkarriere und den Talkshowhonoraren. Deutsche Medien brauchen Durchhalteparolen, neoliberale Propaganda, Unterschichtbeschimpfung und Leistungsgefasel; etwas anderes wird weder gedruckt noch gesendet, und wenn doch, dann nur umgeben von solchem, das dann immer in der Mehrheit sein, hochamtlich tönen und die jeweilige Frau Wagenknecht niederbrüllen muß. „Belästigungen #409: Darf ich Sie mal was fragen, Herr Hoeneß?“ weiterlesen