Belästigungen 10/2023: Letzte Hoffnung: das nackte Kleben!

Das Theater, das man aus unerfindlichen Gründen „Politik“ nennt, hat manchmal etwas Unwirkliches, vor allem im Sommer und noch mehr im Rückblick. Zum Beispiel kann ich mir nicht vorstellen, weshalb und zu welchem Zweck sich jemand bei dreißig Grad in die pralle Sonne am Marienplatz stellt, um sich von dem Typen, der vor zwei Jahren sein selbstzufriedenes, überhebliches Blecken auf Plakaten mit der Drohung „Respekt für dich“ unterschreiben ließ, als „gefallener Engel aus der Hölle“ beschimpfen zu lassen.

Abgesehen davon, daß ein sogenannter Wahlkampf immer ein peinliches und entwürdigendes Schauspiel ist, vor allem in Zeiten wie diesen, wo zwar Wahlen stattfinden (sollen), man aber eine Wahl (im Sinne konkurrierender Interessen, Ideen und Lösungsansätze für gesellschaftliche Probleme) in keiner Weise hat, sondern bloß irgendeine vorgefertigte Namensliste ankreuzen darf, um hinterher zu erfahren, was „alternativlos“ ist und wozu man folglich gezwungen werden muß: Abgesehen davon ist selbstverständlich das Schimpfen schon immer Bestandteil der Politik. Es gab große Meister dieser Disziplin, die sich die abwegigsten Bezeichnungen für ihre jeweiligen ideologischen Konkurrenten einfallen ließen – vom „Düffel-Doffel“ (Herbert Wehner) bis zum „rotlackierten Faschisten“ (Franz Josef Strauß). Es gab auch untalentierte Parvenüs wie Josef Fischer, der die Bemerkung „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch“ für originell oder frech hielt. „Belästigungen 10/2023: Letzte Hoffnung: das nackte Kleben!“ weiterlesen

Belästigungen 01/2021: Die ganze Welt in einem rasenden Zug (nächster Halt … ähem)

In einem Lieblingsfilm meiner Spätjugend gibt es eine Szene, die symbolisch für so ziemlich die gesamte Menschheitsgeschichte stehen könnte. Entscheidend ist dabei allerdings nicht (oder weniger) die Szene selbst als ihre Entwicklung: Da rast ein Zug ohne Lokführer quer durch die Vereinigten Staaten von Amerika auf den Hauptbahnhof von Chicago zu, der ebenso wie sein Münchner Kollege ein Kopfbahnhof ist, also keine Möglichkeit des schadlosen Hindurchrasens bietet.

Während der Zug dahinrast, gehen die Insassen ihren kriminellen, komödiantischen und romantischen Beschäftigungen nach, und die Außenwelt versucht in zunehmend hysterischer Überforderung (und selbstverständlich vergeblich), der absehbaren Katastrophe durch diverse … nun ja, sozusagen Reformen, Eingriffe und Stellschraubendrehereien Einhalt zu gebieten. „Belästigungen 01/2021: Die ganze Welt in einem rasenden Zug (nächster Halt … ähem)“ weiterlesen