(periphere Notate): Pöder und die (digital) Versehrten

Der Tradition von Saulus und Paulus gemäß dürfen wir den bayerischen Ministerpräsidenten vorübergehend Pöder nennen. Neuerdings findet er es „unbefriedigend“, wie „Kultur“ und Sportvereine unter den von ihm selbst über Monate herbeigeplärrten bzw. angeordneten Verboten und Sanktionen leiden, wo die Belastung der Krankenhäuser „doch so gering“ sei. Deshalb will er zwar keine „Lockerungen“, aber gewisse „Vereinfachungen“ gewähren – selbstverständlich „immer mit 2G plus, mit Maske“. Das bedeutet, daß die Eskalation der Verschärfungen im Vergleich zum letzten Winter ungebremst weitergeht, mit einem rhetorischen Lidstrich versüßt.

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(periphere Notate): Das faschistische Radio

Als die Deutschrockgruppe Guru Guru 1976 ihr absurdes Stück „Das lebendige Radio“ veröffentlichte, war die ernsthafte Rockkritik wenig begeistert. Ich schon. Die „Produktion“ absurder Radiosendungen wurde in der Folgezeit so etwas wie ein kollektives Hobby. Leider sind die damals exzessiv mit solchem Blödsinn bespielten Musikkassetten alle verloren oder wenigstens verschollen.

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(periphere Notate): Neue Kriege müssen her!

Der Afghanistankrieg scheint nach zwanzig Jahren und einer Viertelmillion (direkten) Todesopfern langsam zu Ende zu gehen. Zumindest die deutschen Soldaten sind nun abgezogen, die Amerikaner, auf deren Geheiß das Gemetzel 2001 begann, folgen. Was mit dem Krieg erreicht werden sollte, ist nach wie vor umstritten. Das Ergebnis ist – abgesehen von den Zerstörungen und Verwüstungen – jedenfalls weitgehend der gleiche Zustand wie vor dem NATO-Angriff. „(periphere Notate): Neue Kriege müssen her!“ weiterlesen

Belästigungen 6/2020: Der Mensch und die Corona der Schöpfung

Hach, der Frühling! Da schwellen die Herzen, erblüht das Gemüt, und der Mensch hüpft hinaus aus seinen Betonkisten, um unter blauem Himmel im Märzsturm zu schwelgen, fröhliche Lieder zu trällern und die Maßkrüge klirren zu lassen.

Oder nein, diesmal nicht. Diesmal kauert er in den Betonkisten, schlotternd und bibbernd vor Panik, lauscht den Updates des Notstandsfunks, läßt sich vom Internet mit schreckensteigernden Zahlen berieseln und zuckt zusammen, wenn ihm die Zeitungskästen die aktuellen Horrorbefehle entgegenkreischen und -bellen. Die erblickt er allerdings nur, wenn er sich zwischendurch mit Gasmaske und Schutzanzug doch mal hinauswagt, um dreihundert neue Rollen Klopapier zu kaufen. Dann steht er ratlos verzweifelt vor dem leeren Regal und möchte brüllen: Wir brauchen Klopapier! Weil wir alle sterben müssen! „Belästigungen 6/2020: Der Mensch und die Corona der Schöpfung“ weiterlesen

Belästigungen 03/2020: Acht Milliarden schnatternde Braunmäuse (und eine Salzbrezel)

Willie Nelson hat zu kiffen aufgehört. Diese zufällig aufgeschnappte Meldung beschäftigt mich seit Tagen, weil ich nicht recht weiß, was ich damit anfangen soll. Man hat es mir mitgeteilt, also vermute ich, daß es eine Bedeutung hat und ich eine Meinung dazu haben oder entwickeln sollte. Oder woher sonst kommt der unterschwellige Drang, die Meldung weiterzuerzählen (neudeutsch: „teilen“)?

Das nämlich kennt jeder: Man hört oder liest etwas, was man eigentlich weder hören noch lesen wollte. Vielleicht um den Schmarrn gleich wieder loszuwerden, klebt man ihn dem nächstbesten Dahergelaufenen ans Ohr, am besten mit einem vielsagenden Amüsiergeräusch hinterher: „Hast du schon gehört? Willie Nelson kifft nicht mehr! Hi hi hi!“ Der andere – der man in der Hälfte aller Fälle selber ist – kichert eifrig mit oder sagt so was wie: „Da sieht’s man’s mal wieder.“ „Belästigungen 03/2020: Acht Milliarden schnatternde Braunmäuse (und eine Salzbrezel)“ weiterlesen

Belästigungen 08/2018: Falls Sie diese Kolumne noch lesen können, haben wir (vorläufig) Glück gehabt

Daß ein Kampfhund von seinem eigenen Herrchen totgebissen wird, kommt nicht so oft vor, nicht mal in Deutschland und nicht mal in der Zeit der sauren Gurken, wo ansonsten zwischen sich selbst überfahrenden SUV-Deppen, vom Hund erschossenen Jägern und in Dorftümpeln marodierenden Krokodilen so ziemlich jede Kuriosität recht ist, um das Elend des Kapitalismus aus den Medien herauszuhalten.

Im übertragenen Sinne also kein Wunder, daß sich der „westliche“ Teil des Planeten Erde immer noch eine NATO leistet, die für den größten Teil seiner Kalamitäten, Ärgernisse und Schrecken zum größten Teil ganz allein verantwortlich ist, vom fehlenden Geld für alles mögliche (weil man damit Waffen kaufen muß) bis hin zum Russen, der angeblich ständig darauf lauert, „Belästigungen 08/2018: Falls Sie diese Kolumne noch lesen können, haben wir (vorläufig) Glück gehabt“ weiterlesen

Belästigungen 18/2014: Vom Hitler, von Putin, von Hysterie und Raserei und einem möglichen Mittel dagegen

Daß der Hitler nicht der Hellste war, zeigen unter anderem seine Begründungen für die deutschen Überfälle auf andere Länder: Hätte er beispielsweise darauf hingewiesen, daß Polen 1939 von einem homophoben Despoten regiert wurde, der separatistische Rebellen in einem Nachbarland (der Tschechei) unterstützte und einen Teil davon sogar völkerrechtswidrig annektiert hatte, während er selbst fürsorglich bemüht war, dieses Nachbarland enger an den Westen zu binden, und es in der Führung seiner Partei und anderer Organisationen von Schwulen nur so wimmelte, – wer weiß, wer weiß. Statt dessen faselte der deutsche Führer wirres Zeug von „Arrondierung“ und „Ernährung“ und ließ SS-Leute in Maskerade einen deutschen Radiosender überfallen, um in holprigem Polnisch angebliche Kriegserklärungen zu brabbeln. „Belästigungen 18/2014: Vom Hitler, von Putin, von Hysterie und Raserei und einem möglichen Mittel dagegen“ weiterlesen

Belästigungen #406: Holdrio, wer rettet die Welt? (eher der Nichtstuer als der Held)

Ich solle, sagte mir ein aufmerksamer Leser, nicht mit Marginalien meine Zeit verschwenden, sondern mich den Dingen widmen, die wirklich zählen. Gemeint war nicht der zählende Papagei aus einer meiner liebsten Donald-Duck-Geschichten (die ist wahrscheinlich eine Marginalie), sondern das, was von „Bildzeitung“ und taz gerne zu „Helden“ ausgerufene Menschen hauptberufungsmäßig tun: die Welt retten!

Oho. Da stellen sich ein paar Fragen. Wenn 99% der Menschheit hauptberuflich damit beschäftigt sind, die Welt so schnell wie möglich zu zerstören, ist es dann vernünftig, von der Menschheit zu erwarten, daß sie die Welt rettet? Auf mich wirkt das so, wie wenn jemand in eine Hühnerbraterei hineinstürmt, sich ein Hendl einpacken läßt, mit dem Taxi in die Tierklinik fährt und dort einen idealistischen Veterinär sucht, der das Tier heilt. Zweitens: Wenn die Menschheit alles daran setzt, die Welt zu zerstören, wer wäre dann für jemanden, der die Welt retten möchte, der logische Hauptgegner? „Belästigungen #406: Holdrio, wer rettet die Welt? (eher der Nichtstuer als der Held)“ weiterlesen