(Aus dem tiefen Archiv:) Der kleine König der dunklen Straße (mit Tricky in London, April 1998)

Seltsam: Jedesmal, wenn ich in London ankomme und das erste Quantum Atmosphäre inhaliere, ertönt in meinem inneren Hohlraum ein Sex-Pistols-Song. Heute, an einem müde-warmen, pelzgrauen Apriltag, ist es »Liar« (»Lügner«). Eine Stelle im Mittelteil des Songs, an der sekundenlang alles zu zerbersten und zerfallen droht, ehe Steve Jones‘ Gitarre ein elastisches Fangnetz auswirft, bildet die Leinwand, auf der nach einem belanglosen Vorspann (kaputter Aufzug, Hintertreppe, Hotelflur) meine erste Frage an den jungen Mann erscheint, der sich einst Tricky Kid nannte, um nicht mehr Adrian Thaw zu heißen: Mir kommt es vor, als würden Trickys Songs den Körper der Popmusik bis auf die blanken Knochen entkleiden, um die sich dann diffuse Gruppen interessanter Insekten sammeln. „(Aus dem tiefen Archiv:) Der kleine König der dunklen Straße (mit Tricky in London, April 1998)“ weiterlesen

(periphere Notate): Neue Kriege müssen her!

Der Afghanistankrieg scheint nach zwanzig Jahren und einer Viertelmillion (direkten) Todesopfern langsam zu Ende zu gehen. Zumindest die deutschen Soldaten sind nun abgezogen, die Amerikaner, auf deren Geheiß das Gemetzel 2001 begann, folgen. Was mit dem Krieg erreicht werden sollte, ist nach wie vor umstritten. Das Ergebnis ist – abgesehen von den Zerstörungen und Verwüstungen – jedenfalls weitgehend der gleiche Zustand wie vor dem NATO-Angriff. „(periphere Notate): Neue Kriege müssen her!“ weiterlesen

Frisch gepreßt #429: itoldyouiwouldeatyou „Oh Dearism“

Da drüben an der Ecke steht der stinkige alte Kulturkonservativist und erzählt mal wieder jedem, der vorbeikommt und Ohren hat, daß in der Pop- und sowieso der Rockmusik alles längst gesagt und vorbei und mehr als imitierende Repetition schon deswegen nicht mehr möglich ist, weil der Zahl der – eben – Möglichkeiten von der Natur weite, aber unüberwindliche Grenzen gesetzt sind. Ist ja auch gut so, sagt sein Faulpelz von Assistent, der seit dreißig Jahren jedes Lebenszeichen seiner damals bevorzugten Indie-, Alternative- und Sonstwas-Helden chronistenpflichtig verzeichnet und „Frisch gepreßt #429: itoldyouiwouldeatyou „Oh Dearism““ weiterlesen