Sonntag, 11. Juni 2006:
Auf der Wiese am Chinesischen Turm, wo sonst die Kinder spielen, steht ein Digitalaltar, plärrt Reklamebotschaften in die Menge davor, der Zustrom aus allen Richtungen schwillt an. Lachen kann im schwarzrotgelben Leibermeer niemand; die Gesichter zerren bissige Zornfratzen, kehlige Chöre fordern „Steht auf, wenn ihr Deutsche seid!“ Auf einer grotesken Pedalkarosse trifft eine schwarzrotgelbe Blaskapelle mit Großtrommel ein, wie Ameisen schnappen sich Neuankömmlinge die Bänke um uns herum und zerren sie vor den Altar, dann erstickt der Lärm jeden Gesprächsversuch. Flucht.
Der von früheren Weltmeisterschaften gewohnte hofkarreeerschütternde Torjubel bleibt aus, obwohl die deutsche Mannschaft trotz gewohnt ideenlosem und unbeholfenem Spiel viermal Anlaß gäbe. „WM-Tagebuch 2006 – 04 Lautstilles Wochenende (Versuch über den Jubel)“ weiterlesen