(aus dem tiefen Archiv): Alles Neue ist doof und stinkt! (Belästigungen 4/2003)

Das allerwichtigste und superste an dem, was man einst „Leben“ nannte und heute „Wirtschaft“ nennt, gewissermaßen also das, was das Existieren überhaupt erst coolomat macht, ist die „Innovation“. Man möchte meinen, man wisse das ja schon: Es muß sich halt alles ab und zu erneuern, weil es alt und stinkig geworden ist. Falsch gedacht: „Innovation“ heißt nicht Erneuerung, sondern im Gegenteil Altundstinkigmachung. Zum Beispiel: Wenn das Bier aus ist, holt man ein neues. Das ist keine Innovation. Wenn man hingegen das Bier im Kühlschrank ignoriert und sich dafür was GANZ NEUES, nämlich ein innovatives, von einer Horde ekstatisch in der Gegend herumzappelnder Volltrottel in Reklamespots „vorgestelltes“ Industriezucker-Kunstaroma-Blubberlutsch mit angeblich zellerneuernden oder sonstwie dynamisierenden „Wirkstoffen“ und mordspeppigen Neonfarben usw. reintut und sich dabei topfit und fittop fühlt – dann wird das Bier im Kühlschrank sauer und zehn Jahre später hat man Krebs oder schaut aus wie ein amerikanischer Großstadt-Whopper und weiß nicht warum. Das ist eine Innovation. „(aus dem tiefen Archiv): Alles Neue ist doof und stinkt! (Belästigungen 4/2003)“ weiterlesen

Belästigungen 1/2017: Vom Plastikmeer zur Plastikstadt (Plädoyer für ein Jahr ohne Ideen)

Wenn ein beliebiges Lebewesen – sagen wir: eine Katze, ein Fink oder eine Weinrebe – zwischendurch mal nichts zu tun hat, tut es das, was ihm als Wesen naturgemäß zukommt: Es west. Das heißt: Es sitzt oder liegt oder steht oder hängt müßig herum, kontempliert mit einem wohligen inneren Brummen das Gewese außenrum, als dessen Teil es sich weiß, und genießt den meditativen Zustand des Aufgelöstseins in einer Welt, in der sich alles irgendwie fügt, bis sie eines Tages zu Ende geht.

Anders der Mensch: Der kriegt dann Ideen, weil ihm das selbsttätige Fügen nicht so recht behagt und er ständig meint, irgendwas verbessern zu müssen, was hinterher im Normalfall schlimmer ist als zuvor. In den letzten Jahrzehnten hat sich dieser seltsame Instinkt von der Konstruktion einer strahlenden „Belästigungen 1/2017: Vom Plastikmeer zur Plastikstadt (Plädoyer für ein Jahr ohne Ideen)“ weiterlesen