Gegen moderne Mythen ist schwer anzugehen, z. B. gegen den, Broken Social Scene sei eine musikalisch ganz besonders wertvolle Sache, wegen der Vielseitigkeit und den „sprudelnden“ oder „sprühenden“ Ideen etc. Man könnte die Einleitung dieses Albums heranziehen und feststellen, daß es sich dabei um ein müdes, spannungsfreies Geklöppel handelt, man könnte den Großteil der weiteren Stücke als schematisch aufgebaute, mit Unmengen von Tricks, Effekten und Geräuschen verkleisterte Primitivkompositionen entlarven und wird trotzdem zu hören bekommen, das alles sei doch wahnsinnig einfallsreich und versponnen. „Krach und Wahn (Popmusiktexte aus vielen Jahren): Broken Social Scene „Forgiveness Rock Record“ (2010)“ weiterlesen
Frisch gepreßt #422: Featherwolf „In The Living Room“
South of no north: Im tiefsten Süden, den menschliche Phantasie sich vorzustellen vermag, wo die Geckos gelähmt im Schatten kochen, die Giftluft glüht, die Geister nur nachts leise seufzen, wo Blut, Schweiß und Tränen die Erde tränken und der Mensch in diabolischer Sünde ein Traumleben träumt, in diesem tiefsten aller Süden, wo weit im höchsten Norden nichts zu finden ist als Süden – dort bin ich einst Maria begegnet, die mich hineinwarf in einen brennenden erotischen Alpwunschtraum, aus dem es ein Erwachen nur im tiefsten Rausch gab. „Frisch gepreßt #422: Featherwolf „In The Living Room““ weiterlesen
Frisch gepreßt #417: Remember Sports „Slow Buzz“
In der Popmusik gibt es Trends, Szenen, ganze Genres, die nie stattfinden. Zum Beispiel „Riot Grrl“ – war als Begriff vor einem breiten Vierteljahrhundert in aller Munde; wenn man sich heute zu erinnern versucht, fallen einem ein paar Namen ein, ein paar Gesichter von Pressefotos, aber hören tut man: nichts. Weil es keine Songs gibt.
Wie kommt so was zustande? Ganz einfach: In Wahrheit sind solche Sachen gar nicht in aller Munde (oder zumindest nicht in aller Ohr), sondern nur im Munde einschlägiger Trendjournalisten, die ihre Seiten und Formate füllen „Frisch gepreßt #417: Remember Sports „Slow Buzz““ weiterlesen
Frisch gepreßt #395: Mammút „Kinder Versions“
Herzlich willkommen im Museum der großen, der unvergänglichen Kunstpop-Damen! Wie Sie sehen, ist unser Haus von bescheidener Größe, aber sie werden sich aus dem Chemieunterricht erinnern, daß ein kleines Stück Gold durchaus mehr Gewichtigkeit vorweisen kann als ein ebensolches aus Pappendeckel. Und sehen Sie, wir sind relativ streng, was unsere Aufnahmekriterien betrifft, und dann ist es ja auch so, daß Frauen im Kunstpop generell unterrepräsentiert sind. „Frisch gepreßt #395: Mammút „Kinder Versions““ weiterlesen
Frisch gepreßt #394: The Popguns „Sugar Kisses“
Manchmal stößt man sehr unverhofft auf Sachen, die man längst kennen sollte. Zum Beispiel der Musikchronist, der seiner Pflicht nachgeht und sich alles, was man aktuell kennen sollte, tapfer und eisern anhört. Dem können sommerbedingt auch mal die Nerven reißen, wenn er an einem mit juniendetypischer Frische lockenden Traumtag im Alphabet bei „Lo“ anfängt und nach einer langen Stunde mit London Grammar und Lorde mal wieder ernüchtert feststellt, wie betrüblich, öde, lähmend und die Fantasie mit plastikschaumgefüllten Kissen im Halbschlaf stickmeuchelnd das alles ist, was ihm die Trendindustrie als führend, wichtig und prägend andrehen möchte. „Frisch gepreßt #394: The Popguns „Sugar Kisses““ weiterlesen
Frisch gepreßt #381: Enemies „Valuables“
Manchmal muß man sich ein Stück entfernen, nicht da sein, damit man die Dinge genau(er) sieht. Das gilt auch, gerade und besonders in dieser seltsamen Zeit, wo alles immer schneller wird, als wäre die ganze Welt in ein Zyklotron gestürzt, bis dann auf einmal alles stillsteht und man tagelang aus Fenstern in den stummen Schein hinausblickt. Da glitzert die Luft im pulsierenden Sonnenglanz vor winzigen Kristallen, denen man sich nähert und feststellt, daß es Erinnerungen sind. „Frisch gepreßt #381: Enemies „Valuables““ weiterlesen
Frisch gepreßt #350: Robert Forster „Songs To Play“
Wenn Ende September der Föhn mit theatralischem Pathos (vermeintlich) endgültig zusammenbricht und der Herbst grimmig grummelnd seine bleiernen Plumeaus daherschiebt, versammeln sich die Menschen um die Feuerstelle und erzählen sich lustige und gruselige Geschichten. Wenn sie nicht auf Reisen gehen, was selbst der Autor dieser Zeilen, ansonsten nicht grundlos der exzessiven Stubenhockerei verdächtig, zu dieser Jahreszeit recht gerne mal tut. „Frisch gepreßt #350: Robert Forster „Songs To Play““ weiterlesen