Belästigungen 10/2023: Letzte Hoffnung: das nackte Kleben!

Das Theater, das man aus unerfindlichen Gründen „Politik“ nennt, hat manchmal etwas Unwirkliches, vor allem im Sommer und noch mehr im Rückblick. Zum Beispiel kann ich mir nicht vorstellen, weshalb und zu welchem Zweck sich jemand bei dreißig Grad in die pralle Sonne am Marienplatz stellt, um sich von dem Typen, der vor zwei Jahren sein selbstzufriedenes, überhebliches Blecken auf Plakaten mit der Drohung „Respekt für dich“ unterschreiben ließ, als „gefallener Engel aus der Hölle“ beschimpfen zu lassen.

Abgesehen davon, daß ein sogenannter Wahlkampf immer ein peinliches und entwürdigendes Schauspiel ist, vor allem in Zeiten wie diesen, wo zwar Wahlen stattfinden (sollen), man aber eine Wahl (im Sinne konkurrierender Interessen, Ideen und Lösungsansätze für gesellschaftliche Probleme) in keiner Weise hat, sondern bloß irgendeine vorgefertigte Namensliste ankreuzen darf, um hinterher zu erfahren, was „alternativlos“ ist und wozu man folglich gezwungen werden muß: Abgesehen davon ist selbstverständlich das Schimpfen schon immer Bestandteil der Politik. Es gab große Meister dieser Disziplin, die sich die abwegigsten Bezeichnungen für ihre jeweiligen ideologischen Konkurrenten einfallen ließen – vom „Düffel-Doffel“ (Herbert Wehner) bis zum „rotlackierten Faschisten“ (Franz Josef Strauß). Es gab auch untalentierte Parvenüs wie Josef Fischer, der die Bemerkung „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch“ für originell oder frech hielt. „Belästigungen 10/2023: Letzte Hoffnung: das nackte Kleben!“ weiterlesen

(Aus dem tiefen Archiv:) Deutsche Sprache: vom Einzelschuß zur Feuerwalze (Belästigungen 2/2000)

Dem Hitler, so hört man, sind die Zähne ja förmlich aus dem Mund gefault; seine erste Geliebte Geli Rauball soll sich nach einem Kuß des Bildchenmalers vor Ekel das Leben genommen haben. Das erinnert uns daran, daß es früher ein Brauch war, Kindern den Mund mit Seife auszuwaschen, wenn sie Sauereien hineingenommen und wieder herausgesprochen hatten, »Scheiße« zum Beispiel. Für die Scheiße, die der deutsche Großführer dreißig Jahre lang in den Mund genommen hat, gab es in ganz Europa nicht genügend Seife (und vor allem niemanden, der sie ihm hineingesteckt und kräftig geschrubbt hätte). Kein Wunder also, daß Hitlers Mund schon vor seinem Tod so ähnlich aussah wie sein restlicher Körper ein paar Stunden danach. Und wie Europa, nachdem es der gangräne Brüllaffe mit seinem kriegerischen Lebenswerk überzogen hatte. „(Aus dem tiefen Archiv:) Deutsche Sprache: vom Einzelschuß zur Feuerwalze (Belästigungen 2/2000)“ weiterlesen