Belästigungen 23/2019: Menschheit, Menschlichkeit und der große Knall

Es ist manchmal schwer mit den Begriffen. Zum Beispiel dieses Teil fürs Klo, bei dem man dann, wenn man es braucht, nie weiß, wie es heißt. Hinterher fallen einem tausend Namen dafür ein, Pömpel, Fluppi, Strempfler, Plunscher, Planscher, Plömpel, Plöppel, Prömpel und so weiter – aber wenn man einmal „Pimmel“ sagt, ist man schlagartig in einer ganz anderen Geschichte.

Schlimmer ist es bei Begriffen, die von Haus aus zweideutig sind, wie das englische Wort „humanity“. Das heißt „Menschheit“, aber auch „Menschlichkeit“, weshalb beim Übersetzen mal was daneben gehen kann. Dann kommt ein so grundfalscher und dummer Schmarrn wie „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ heraus, und weil der Mensch ein Plappertier ist, plappert er den nach und fragt sich gar nicht erst, ob das nicht ein Riesenquatsch und jedes Verbrechen generell ein Verstoß gegen die Menschlichkeit ist (was aber auch nur stimmt, wenn man eine bestimmte Form von Menschlichkeit meint und nicht die allgemeine, die etwa in dem Sprichwort „Irren ist menschlich“ drinsteckt). „Belästigungen 23/2019: Menschheit, Menschlichkeit und der große Knall“ weiterlesen

Belästigungen 15/2019: Der Einzelne und sein Gewohnheitstum

Gewohnheiten sind tückisch. Sie schleichen sich ein, und ehe man irgendwas davon bemerkt, sind sie da und man bemerkt sie nicht mehr.

Zum Beispiel beschlossen wir neulich, weil wochenendbedingt unsere bevorzugten Isarbadeplätze sämtlich total übervölkert waren, mal eine andere Stelle am ferneren Flußufer auszuprobieren. Und stellten fest: Da ist es ganz nett, aber liegen kann man nicht gescheit, ins Wasser kommt man auch nicht gescheit hinein, und wenn man drin ist, kann man nicht recht was damit anfangen. Den Leuten um uns herum wäre es an unseren Lieblingsstellen wahrscheinlich ähnlich gegangen: Lauter Steine! und saugefährliche Wasserfälle! Urg! „Belästigungen 15/2019: Der Einzelne und sein Gewohnheitstum“ weiterlesen

Belästigungen 13/2018: Herzlich willkommen im Jahr 1600!

„Du bist ein Zyniker!“ schimpft T, legt das Buch mit älteren Folgen dieser Kolumne zur Seite und atmet tief durch.

Das sei, wenn auch nicht so gemeint, ein Lob, sage ich und zitiere aus dem verwaschenen Gedächtnis den großen Ambrose: Ein Zyniker ist ein Mensch, der die Welt so sieht, wie sie ist, nicht so, wie sie sein sollte. Daher rührt der alte Brauch, allzu frechen Zynikern die Augen auszustechen, um ihren Sehfehler zu korrigieren.

„Nein“, sagt T, „ich meine das anders. Ich meine den anderen Zynismus! den schlimmen!“

Und schon muß ich mal wieder etwas weiter ausholen. Gut, sage ich, fangen wir mal bei Marx an. Ist es nicht erstaunlich, daß in den letzten 170 Jahren die „Belästigungen 13/2018: Herzlich willkommen im Jahr 1600!“ weiterlesen

Belästigungen 13/2014: Vom Fracksausen unter dem Apfelbaum – oder: Wo bleibt die Schmetterlingsraupensteuer?

Es liegt mir fern, mich über Regenlosigkeit zu beschweren, weil ich kaum etwas lieber mag als sinn- und bekleidungslos auf der Erdkugel herumzuliegen, müßig-nostalgische Gedächtnisfühler in alte Donald-Duck-Hefte hineinzustrecken und zuzuhören, wie unendlich langsam leise die wundervolle Zeit dahinschmilzt und sich mit kaugummibunten, romantisch blütenduftigen Erinnerungen füllt. Aber hin und wieder tut ein bißchen Wasser keinen Schaden, und wenn’s nur dafür wäre, daß die Kaninchenbande mal wieder ein bißchen weniger unmutig schaut, weil der zweibeinige Versorgungshase mal wieder was anderes daherbringt als struppiges Distelstroh, bleiches Hartheu und staubiges Korn.

Dazu indes muß es regnen, und das tut es manchmal ungern, weil der Mensch mit solcher Emsigkeit Auto fährt, Wachstum erzeugt und das Klima verdröselt. Zum Glück hat die Natur vorgesorgt und in ihrem Keller einen Haufen von dem förderlichen Feuchtzeug gebunkert, das man notfalls heraufpumpen kann. Dabei kommt auch noch der im Brunnenrohr hausende Laubfrosch in den Genuß einer frischen Dusche, und so ist alles zur Zufriedenheit aller geregelt. „Belästigungen 13/2014: Vom Fracksausen unter dem Apfelbaum – oder: Wo bleibt die Schmetterlingsraupensteuer?“ weiterlesen