Das allerwichtigste und superste an dem, was man einst „Leben“ nannte und heute „Wirtschaft“ nennt, gewissermaßen also das, was das Existieren überhaupt erst coolomat macht, ist die „Innovation“. Man möchte meinen, man wisse das ja schon: Es muß sich halt alles ab und zu erneuern, weil es alt und stinkig geworden ist. Falsch gedacht: „Innovation“ heißt nicht Erneuerung, sondern im Gegenteil Altundstinkigmachung. Zum Beispiel: Wenn das Bier aus ist, holt man ein neues. Das ist keine Innovation. Wenn man hingegen das Bier im Kühlschrank ignoriert und sich dafür was GANZ NEUES, nämlich ein innovatives, von einer Horde ekstatisch in der Gegend herumzappelnder Volltrottel in Reklamespots „vorgestelltes“ Industriezucker-Kunstaroma-Blubberlutsch mit angeblich zellerneuernden oder sonstwie dynamisierenden „Wirkstoffen“ und mordspeppigen Neonfarben usw. reintut und sich dabei topfit und fittop fühlt – dann wird das Bier im Kühlschrank sauer und zehn Jahre später hat man Krebs oder schaut aus wie ein amerikanischer Großstadt-Whopper und weiß nicht warum. Das ist eine Innovation. „(aus dem tiefen Archiv): Alles Neue ist doof und stinkt! (Belästigungen 4/2003)“ weiterlesen
(periphere Notate): Rand am Rande
Ich gestehe: Ich habe schon mal von Martin Schirdewan gehört. Weiß aber nicht mehr wann und habe seinen Namen damals als „Schtirlemand“ verstanden und (wg. Vorschädigung) mit einem schweizer Schlager von 1970 assoziiert. Der angebliche Vorsitzer einer laut eigener Aussage „politisch toten“ Organisation zur Verunglimpfung des Begriffs „links“ ist aber selbst ein begabter Schlagertexter: „Wir haben heute den Startschuß für eine Linke mit Zukunft gelegt“, soll er dem Staatsfunk gesagt haben. Das ist fein. Wenn der Schuß somit gelegt ist, wird hoffentlich auch jemand den Grundstein abfeuern oder das Fundament zersetzen. Ach nein, letzteres ist ja bereits geschehen.
(periphere Notate): Pop-up-Faschismus!
Der Computerbildschirm als „Fenster zur Welt“ ist ein verbreitetes, aber völlig falsches Bild. Wer in den Bildschirm schaut, schaut nicht in die Welt, sondern aus der Welt hinaus in einen gigantischen Müllkübel von Zeug. Daß der Bildschirm also ein „Fenster aus der Welt“ ist, vergißt man heute leicht, weil der Mensch natürlicherweise auf Bilder hereinfällt. Früher, als man da nur grüne Punkte und Striche auf schwarzem Hintergrund sah, war das klarer; bemerkt hat es aber auch damals kaum jemand. „(periphere Notate): Pop-up-Faschismus!“ weiterlesen
Belästigungen 13/2015: Von der umgekehrten Kompatibilität des Krenweiberls (eine erzkonservative Tirade)
Ein guter Freund hatte neulich ein Computerproblem, das relativ typisch ist: Er lud sich ein paar Programme runter und stellte nach kurzer Zeit fest, daß diese Programme „Updates“ verlangten, die mit seinem „alten“ Betriebssystem nicht kompatibel waren, sondern nur mit einem mindestens mittelalten, am besten aber neuen. Neue Betriebssysteme funktionieren grundsätzlich selten, und wenn doch, legen sie nicht mehr ganz neue Computer zuverlässig so lahm, daß deren Benutzer täglich ungefähr so viel Zeit damit zubringen, lustig animierte Eieruhren und Brummkreisel anzuglotzen, wie man früher damit zubrachte, Bücher zu lesen, Gespräche zu führen, zum Baden zu fahren, im Wald spazieren zu gehen, Eis zu essen und Sex zu haben. „Belästigungen 13/2015: Von der umgekehrten Kompatibilität des Krenweiberls (eine erzkonservative Tirade)“ weiterlesen