Im Regal: Christian Kracht „New Wave. Ein Kompendium 1999-2006

Darf man einen Menschen, den man nicht kennt, mit dem man nie ein Wort gesprochen, von dem man nur ein paar Texte gelesen hat, die ganz bestimmt und hoffentlich nicht zu seinen besten zählen, – darf man so jemanden einfach als dumm bezeichnen? Ich tue das jetzt mal: Ich halte Christian Kracht für einen furchtbar dummen Menschen. Einen, der in der Welt herumflitzt wie ein verbogener Brummkreisel, aber nirgends etwas erfährt. Einen, der wahrscheinlich wahnsinnig viele coole Bücher gelesen (oder durchgeblättert) hat, die er gerne selber geschrieben hätte (was er deshalb in einigen Fällen auch versucht). Einen, der sich für die schönste, klügste, wichtigste und individuellste Individualperson an jedem beliebigen Ort und überall hält und sich dabei in eine Aura von Ennui-Melancholie zu hüllen sucht wie in einen mannsgroßen Luftballon. Einen, der schreibt, als putzte und feilte er (die Augenbrauen knapp unter dem Scheitel, die Mundwinkel knapp über dem „Im Regal: Christian Kracht „New Wave. Ein Kompendium 1999-2006“ weiterlesen

Aufgewärmte Gedanken zu zufälliger Lektüre (1): Christian Kracht „Imperium“

Ich höre zur Zeit gerne alte Platten von The Clash und frage mich, woher das kommt. Vielleicht wegen der nostalgischen Sehnsucht nach Zeiten, als Popmusiker noch die Frage diskutierten, ob im Fall der allfälligen Revolution das Faulobst der Bourgeoisie, mithin: Leute wie Christian Kracht, an Bäume oder Laternen zu knüpfen sei.

Mag auch sein, daß es mit dem „Clash of Critics“ zu tun hat, der seit Wochen durch die Feuilletons tobt und (angeblich) dieses Buch betrifft. Die Textmenge, die diesbezüglich gedruckt wurde, übertrifft längst das Buch selbst, täglich schwillt sie an, und immer ist darin vor allem vom Autor die Rede. Der sei wahlweise Rassist, Genie, Kampagnenopfer, Plagiator oder, meistzitiert, „der Türsteher der rechten Gedanken“, was ein derart mißratenes Bild ist, daß es einem die Nasenhaare krümmt – „die rechten Gedanken“ wären also eine Art Discothek, „nur für Stammgäste“ oder wie? „Aufgewärmte Gedanken zu zufälliger Lektüre (1): Christian Kracht „Imperium““ weiterlesen