Mittwoch, 5. Juli 2006:
Dienstag um zwei im Englischen Garten: M. ruft an, er sei am Düsseldorfer Flughafen, und wo er wohl hinfliege? Nach Dortmund! Das sei doch der Wahnsinn! Dabei ist P., dessen Lied zur WM auf Platz eins der deutschen Charts steht, gerade noch rechtzeitig, meine ich, weil der Traum heute abend wohl vorbei ist. Als ich das Telephon weglege, hallt die Begeisterung in mir nach, ernte ich skeptische Blicke aus drei Richtungen: ein Defaitist unter uns?
Halb fünf auf der Hohenzollernstraße: G. trägt leere Plastiktüten ums Haus und sieht aus wie narkotisiert. Nein, er komme nicht mit zum Fußballspielen, sei erst nächste Woche wieder ansprechbar. Was ich tippe? Zwei bis drei null für Italien, vages Vorgefühl von Elferschießen. Ihm fehlt die Kraft für Empörung oder Lächeln.
Halb sieben am Flaucher: Die Großleinwand kaum zu sehen im Sonnengrell, erste Deutschmonturen sitzen da, weitere tröpfeln ins Tischgewirr, zaghafte Tambourprobe. „WM-Tagebuch 2006 – 13 Chronik eines angekündigten Untergangs“ weiterlesen