Unser Hausmeister daheim hatte eine ungefähr ähnliche, aber etwas beweglichere und weniger steife Form wie der kastenförmige Vater. Was ihn noch furchterregender machte, waren drei Dinge: Im Gegensatz zu dem pfeifenden Vater – von dem Helmuts Mutter meinte, er wolle allen etwas vormachen und sei in Wirklichkeit ein Würstchen – versuchte er gar nicht erst, anders auszusehen als ein Hausmeister, was durch seinen dunkelblauen Kittel, den er winters wie sommers als scheinbar einziges Kleidungsstück (außer den Hausmeistersandalen am unteren Ende seiner borstigen Unterschenkel) am Leib trug, noch verschlimmert wurde. „Junger Unfug (Folge 12): Häuser und Hausmeister“ weiterlesen
(aus dem tiefen Archiv): Alice Cooper 1973 – Der ganz große Horror
(Der folgende Text entstand im Frühjahr 2003 zum 30. Jubiläum des erwähnten Albums und ist irgendwann in dieser Zeit gekürzt im Musikexpreß erschienen.)
„Glam-Rock ist tot!“ verkündet Marc Bolan im Herbst 1972. Einen Ozean entfernt macht sich ein Konkurrent auf, das Gegenteil zu beweisen: Mit nie dagewesenem Aufwand inszeniert Alice Cooper den spektakulärsten Rock-Circus aller Zeiten, wird „über Nacht“ zum Superstar. Und zum körperlichen und seelischen Wrack.
Im Herbst 1972 lädt Vincent Damon Furnier, geläufig und historisch besser bekannt unter dem Namen seiner Band Alice Cooper, dreiunddreißig Freunde zu einer „kleinen“ Party in Paris. Die Gäste müssen sich an den vorgeschriebenen Dresscode halten, und so erscheinen unter anderem Jeanne Moreau, Omar Sharif, Charlie Watts und jede Menge sensationsgeiler Adel – alle als Raquel Welch verkleidet, mit bunten Perücken und gewagten Fummeln. „Eine Person allerdings“, meldet der SUNDAY EXPRESS, „fiel durch ihre Abwesenheit auf: die echte Raquel Welch. Sie war nicht eingeladen.“ „(aus dem tiefen Archiv): Alice Cooper 1973 – Der ganz große Horror“ weiterlesen
(Aus dem tiefen Archiv:) Die (Früh-)geburt des Punkrock
Fast fünfzig Jahre ist es her, daß im New Yorker Mercer Arts Center zum ersten Mal eine Band auf der Bühne stand, von der man später sagte, sie sei an allem schuld gewesen, was sich danach auf dem Gebiet der Pop- und Rockmusik getan und verändert hat – von Punk über Grunge bis Heavy Metal und wieder zurück. Vor fast zwanzig Jahren habe ich versucht, die Geschichte aufzuschreiben.
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Frisch gepreßt #328: Led Zeppelin „Houses Of The Holy (Remastered Deluxe Edition)“
1973 war ein merkwürdiges Jahr, eine grenzwertig pubertäre Mischung aus Exzeß und Psychose, aus deliriös betrunkenem Sex auf dem Hochseil und dem tiefsten Abgrund verkaterter Heuldepression. Sogar Slade, die Knallfroschabteilung der gerade noch flammenden, flirrenden und flitternden Glamrockszene, schrieben damals Balladen! Zu schweigen von Roxy, Bowie, Cockney Rebel – allerorten epochale Trauer, aufgepumpt mit Weltschmerzpathos und Nebelschwaden von Kokain oder vielmehr deren Nachwehen. „Frisch gepreßt #328: Led Zeppelin „Houses Of The Holy (Remastered Deluxe Edition)““ weiterlesen