(periphere Notate): HaraKIri!

Wie aus Alexej Nawalny „Putins größter Feind“ beziehungsweise „der Kremlgegner“ beziehungsweise „der schärfste Gegner des Putin-Regimes“ werden konnte, ist ein Rätsel, das sich leicht lösen läßt: Der Westen brauchte eine „Lichtgestalt“ und ging dabei nach einem altbekannten Muster vor, an das man sich vom Fall Guaido her deswegen nicht mehr recht erinnern mag, weil er so peinlich verlief und ausging.

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(periphere Notate): Eigentlich ist alles nichts

„Cui bono?“ ist nicht immer die richtige Frage, nur manchmal. Für wen der Tod des russischen Rassisten Alexej Nawalny – den die westliche Propaganda seit Jahren zu einer Art Jesus Christus, Winnetou, Stauffenberg und Mutter Teresa in einer Person aufgebauscht hat, um ihn gegen den gewissenlosen Schlächter Putin zu hetzen (ohne den geringsten Erfolg) – „etwas bringt“, ist klar: Für Rußland und seine politische Führung bringt er absolut nichts, weil den Mann dort so gut wie niemand kannte und er für Regierung, Staat und selbst die Opposition ungefähr die gleiche Bedeutung hatte wie die linke Socke von Andreas Baader für den Ausgang des Jugoslawienkriegs.

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(periphere Notate): Himmel, Arsch und Atomkiesewetter!

Die Welle der Massenaufmärsche und Fackelzüge „gegen rechts“ eskaliert weiterhin ungebremst. 300 000 eiserne AfD-Hasser wollen sich am vergangenen Sonntag auf der Theresienwiese versammelt haben, um ihren hysterischen Haß in ein bedrohliches „Lichtermeer“ zu gießen und damit den „Nazis“ Angst zu machen, damit sie ihre Gesinnung aufgeben, abschwören und sich „unterhaken“ – oder halt ins Ausland flüchten, bis der Spuk vorbei ist. Optisch gemessen an den weitaus weniger verbissenen und aggressiv-düsteren Demonstrationen vor dreieinhalb Jahren in Berlin waren es zwar eher 10 000 (laut Polizei immerhin 75 000), aber über Zahlen soll man nicht streiten. (Wobei es in diesem Fall den fanatischen Mitläufern um nichts anderes als „die Zahlen“ geht, mal wieder; als könnten Zahlen etwas „beweisen“ außer „Wir sind mehr!“)

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Junger Unfug (Folge 9): Agenten und Millionen

Nach einigen Tagen wurde ich ins Nebenzimmer verlegt. Alle Zimmer lagen in einer Reihe und waren durch Glasscheiben verbunden. Vorher hatte ich das hintere Ende der Station gesehen, vier Zimmer weit bis zu dem Jungen mit dem falschen Blut, jetzt sah ich in die andere Richtung bis zu dem dünnen Mädchen, das immer in Ohnmacht fiel.

In meinem Zimmer war jetzt der Junge mit der Nierenentzündung, der älter war als alle anderen und noch viel älter wirkte, weil er nie lachte, nur leise sprach und immer sehr bedenklich aussah. Das liege an seinen Schmerzen, wußte einer, aber mich störte die feinfühlige Murrigkeit des Jungen vor allem nachts, wenn ich mit dem neuen Jungen rechts von mir reden wollte und der Murrige immer wieder zischte, wir sollten endlich still sein.

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(periphere Notate): Schwurbelinchen kotzt

Ein ehemals Bekannter schrieb mir neulich (öffentlich) dies: „Gerade entdecke ich, dass du in deinem letzten Blog von ‚Krakenärmeleien der Gates-Stiftung‘ schreibst. Du warst mal klug genug zu erkennen, dass das offener Antisemitismus ist. Das ist so widerlich, dass mir nach weiteren Nebelwürfen der Sinn nicht steht.“ Ich vermute, daß die „Bekanntschaft“ damit zu Ende ist, zumindest für längere Zeit, weil ich mir ein solches Maß an Verblendung und Entfremdung von der eigenen Sprache bei einem, den ich für einen Künstler derselben hielt, nicht vorstellen mag und daher nicht wüßte, wie ich mit Menschen, die von einem so verqueren Weltbild besessen sind und auch noch meinen, das sei „klug“, kommunizieren sollte. Außer mit Nachsicht, die er in seinem Haß als Haß interpretieren wird. Also: nicht.

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Belästigungen 2/2024: Hurra! Endlich wieder Verschwörungstheorien!

Verschwörungstheorien säumen die menschliche Geschichte. Und zwar nicht nur Theorien, sondern auch vieles, was damit locker bis gar nicht zusammenhängt: Wahrheiten, Märchen und Sagen, vom Mythos der Nibelungen über Caesars schmähliches Ende, des großen Konstantins berüchtigte „Schenkung“, die – obwohl gefälscht – dem Papst bis heute eine eigene Fußballnationalmannschaft samt Schweizergarde garantiert, den Prager Fenstersturz, Bismarcks Depeschensperenzchen, Lenins Zugwaggon, Noskes Bluthundereien (die übrigens meinen Urgroßvater das Leben gekostet haben) und die „Protokolle der Weisen von Zion“ bis hin zu den „Protokollen der Weißen von Potsdam“, auf die wir noch zu sprechen kommen. „Belästigungen 2/2024: Hurra! Endlich wieder Verschwörungstheorien!“ weiterlesen

Man gerät da hin und trifft drei Männer und was dann noch geschieht oder dies könnte (eine ganz schlimme Geschichte aus dem Allgäu und aus alter Zeit)

„Natürlich, es ist sicherlich vorzuziehen, nur die schönen und angenehmen Ereignisse aus dem gewöhnlichen Leben zu schildern. Hier erlaube ich mir allerdings, eine Ausnahme zu machen.“ (Ror Wolf)

Es sei dies, sagte einer von den drei Männern, die sich ungefragt an unseren Tisch gesetzt hatten, das Land, wo die Piloten glühen, hahaha! vor Scham nämlich und aber auch Angst, weil es sei halt jedesmal wieder so ein Hosenscheißer drangesessen am Knüppel, obwohl der Oid doch seinem Edi extra eingeschärft hatte, bloß nicht wieder so ein halbertes Würschterl daherzuschicken, und dann sei es jedesmal wieder so einer gewesen, der gesagt habe, es sei absolut ausgeschlossen, da zu landen, und dann ist er halt dagesessen und hat zuschauen müssen, wie der Oid selber gelandet ist, pfenninggut und punktgenau, obwohl es meistens schon später Nachmittag gewesen ist, und da hat der Oid ja generell schon seine fünf sechs Maß druntengehabt, Champagner freilich, heimlicherweise, weil ihn das Bier immer so aufgebläht habe, weswegen und also nicht wegen fettiger Lippen vom Schweinsverzehr auf seinen Maßkrugphotos immer so wenig Schaum draufgewesen ist; und dann den Landungsschnaps hinterher; aber der ist gestanden wie eine Eiche – eine Rinde! sagte der Mann, eine Rinde! man macht sich ja keine Vorstellung! „Man gerät da hin und trifft drei Männer und was dann noch geschieht oder dies könnte (eine ganz schlimme Geschichte aus dem Allgäu und aus alter Zeit)“ weiterlesen

(periphere Notate): 1 Mio Sophie Scholls!

Als vor gut drei Jahren eine Jana aus Kassel bei einer Demonstration eine Bühne bestieg und verkündete, sie fühle sich „wie Sophie Scholl“, jaulte die rechtsextreme „Mitte“ der Volksgemeinschaft auf und tobte wie eine fehlgeleitete Westkurve. Die Überreste des aufgepeitschten Propagandageheuls sind trotz Zensur und Reinigung noch heute zahlreich zu finden. Nach den regimetreuen Aufmärschen vom Wochenende vermeldete dieselbe Staatspropaganda dies: „Sophie Scholl kämpfte einst gegen die Dunkelheit des Nationalsozialismus mit der ‚Weißen Rose‘. Am Wochenende erhoben Hunderttausende in ganz Deutschland ihre Stimmen gegen Rechts.“ Hat jemand ein Jaulen gehört?

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(periphere Notate): Zwei Tage Haß

Immanuel Goldstein hat an diesem Wochenende nichts zu lachen, möchte man meinen. Die Zwei-Tage-Haß-Manöverübung, gesteuert und koordiniert von der Regierung und ihren Propagandaagenturen Ströer und Correctiv, scheint ein echtes Massending geworden zu sein. In dutzenden deutschen Städten schreien sich die Regimetreuen ihren Haß aus dem Leib und vergessen für ein paar Stunden alles, was wirklich ein Problem ist. Die große Frage lautet allerdings: Wenn das Manöver zu Ende geht und die AfD am Montag immer noch da ist: Was dann?

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(periphere Notate): Hier marscht der Deutsche! 90 Jahre sind genug!

Eine lustige Karikatur weist darauf hin, daß sich Deutschland schon einmal durch Nationalismus, noch nie aber durch Einwanderung „abgeschafft“ hat. Dazu wären mehrere Punkte anzumerken: Nationalismus ist eine faule Idee aus dem 19. Jahrhundert. Aber bei der letzten „Abschaffung“ war er sicher nicht das Hauptproblem. Gab’s da nicht (unter anderem) noch ein Problem mit der Abspaltung, Diffamierung, Verleumdung, Diskriminierung und letztlich Vernichtung eines Teils der Bevölkerung? und mit einem Krieg im Osten? Zum zweiten müßte man ehrlicherweise hinzufügen, daß es ohne Nationalismus überhaupt kein Deutschland zum „Abschaffen“ gäbe und gegeben hätte, weder 1918 noch 1945 noch 2024. Was – gemessen an der Geschichte – ein so großer Schaden nicht wäre (auch kulturell betrachtet).

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REPLAY: „Stell dir vor, es ist Friede und alle gehen hin …“ (Februar 2023)

Das Motto „Wir sind EIN Volk!“ wird derzeit in leicht abgewandelter Form (gegen „Rechts“) so inflationär aufgewärmt, daß es fast schon zum Fürchten ist. Es gibt aber vielleicht noch Hoffnung, und es gab sie schon vor einem Jahr, auch wenn seitdem alles viel schlimmer geworden ist … „REPLAY: „Stell dir vor, es ist Friede und alle gehen hin …“ (Februar 2023)“ weiterlesen

Reisen im Regal (8)

Mein Vater schenkte mir zum Geburtstag die Gedichte von Georg Trakl.
Franz Kafka erzählte mir, daß Trakl Selbstmord durch Gift verübt habe, um den Schrecknissen des Krieges zu entgehen.
„Fahnenflucht in den Tod“, bemerkte ich.
„Er hatte zuviel Phantasie“, sagte Kafka. „Darum konnte er den Krieg nicht ertragen, der vor allem aus einem ungeheuren Mangel an Phantasie entstanden ist.“
Gustav Janouch: Gespräche mit Kafka (1951)

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