(periphere Notate): Das gesamte öffentliche Leben

Es bürgert sich ein – in „Gesellschaften“ ohne Bürger –, daß „Wahlverlierer“ (also diejenigen zur „Wahl“ zugelassenen Organisationen, die geringe bis sehr geringe Anteile der „Stimmen“ erhalten) Einheitsfrontregierungen bilden, deren einziger Zweck ist, „Wahlgewinner“ auszugrenzen und deren Regierungsbeteiligung zu verhindern („gegen rechts“ oder „gegen links“). Das Ganze läuft unter dem Slogan „Unseredemokratie gegen Undemokraten“, und die Folge dieses irrationalen Verhaltens ist ein stetiger Anstieg der Stimmen für die ausgegrenzten Organisationen, weil diese sich – mangels Regierungsbeteiligung – stets darauf berufen können, nicht für die jeweilige Misere verantwortlich zu sein, zu der sie ja wegen Ausgrenzung nicht beitragen konnten. Sie werden also durch die unablässige Ausgrenzung immer „heiliger“, so wie der Ersatzspieler auf der Bank, dessen Einwechslung die Westkurve spätestens nach dem 0:9 sehr vehement fordert.

Dies sagte neulich der deutsche Bundeshampel in seinen „X“-Kanal hinein: „Die Leute haben wieder mehr Geld im Portemonnaie. Die Inflation sinkt, die Reallöhne steigen das fünfte Quartal in Folge.“ Der Kerl hat zweifellos einen sehr eigenen „Humor“: Die skandalöse Dreifachlüge dadurch zu relativieren, daß er sie auf einem „Kanal“ äußert, der wegen „Desinformation“ zum Schaden der deutschen Volksgemeinschaft demnächst verboten werden soll, ist ziemlich … nun ja, gewitzt (sicher unfreiwillig).

Oder meinetwegen „pfiffig“. So nannte einst ein Herr Möllemann die Geschäftsidee eines verwandten oder verschwägerten Geschäftemachers unter offiziösem Briefkopf und mußte deswegen … ha! ha! zurücktreten. Da lachen ein Herr Scholz (remember „Cum-ex“?), ein Herr Habbels (remember „Agora“?), ein Herr Spahn, eine Frau Strackula, eine Frau Büchs, ein Herr Pistolerius und so weiter und sowieso der Oberprofi Lallerbach so laut vom Balkon, daß das Volk erzittert: Die nämlich haben hunderttausende Menschenleben auf dem Gewissen, und da tritt (trat) so ein Depp wegen einer Pfandmarke zurück! Hi! hi!

Ob der Panzertoni mitlacht, wissen wir nicht. Es ist gut möglich, daß der für seine Propaganda zugunsten der Massenmörder und Massenmordmaschinenhersteller ungefähr das kriegt, was einst Klaus Augenthaler für seine Paulanerwerbung gekriegt hat: ein paar Halbe. Weil man so einen bloß nach dem zehnten Schnaps ordentlich erregen muß, dann macht er schon von selber mit (meint der Volksmund). Aber das ist, wie gesagt, nur möglich. Man sollte nicht immer dem Augenschein trauen: Mancher, der wie ein Volltrottel ausschaut und im Zweifelsfalle einer ist, erweist sich als recht effektiver Geschäftsmann (siehe oben, siehe auch – gähn – Herrn Gates).

Noch dümmer oder vielleicht schon am allerdümmsten ist eine „Grünen“-Brunzdistel namens Büning, die nach der Brandenburgwahl dies zu Protokoll gab: „Wir wollen noch klarer herausstellen, wie wir dieses Land nach vorne bringen. Ich glaube, das Schlechtreden, was auch hier an diesem Tisch sehr viel gemacht wird, von Deutschland, hilft uns da nicht. Das zahlt in die Kreml-Narrative ein. Putin ist gerade unterwegs, das haben wir gerade an der Berichterstattung gesehen, und hat BSW und AfD als Handlanger, um die Angst zu schüren in diesem Land, um Verunsicherung zu schaffen. Und das ist ein Riesenproblem.“

Putin ist also „gerade unterwegs“. Woher weiß die Distel das? Ach nein, mir fällt dazu wirklich absolut gar nichts mehr ein. Außer der Frage, weshalb eine derartige Selbstparodie von „Sendung“ den Titel „Berliner Runde“ trägt. Und nicht „Deppen babbeln deppigen Babbel“ oder ähnlich. Mein Verdacht ist: Diese „Sendung“ war ein Experiment. Alle Parteien haben die deppertsten verfügbaren Trottel herbeigerufen, um darin nach Herzenslust zu babbeln und damit den „Menschen draußen im Land“ (H. Kohl) zu zeigen, wie blöd sie sind, eine solche Ansammlung von Deppentrotteln für „wählbar“ nicht nur zu halten, sondern auch noch zu wählen. (Eine teilweise Ausnahme mache ich für die beiden Männer von der „Linken“ und BSW, die möglicherweise weniger blöd sind, was man in der „Sendung“ aber nicht wirklich erfahren durfte).

Lustigerweise könnte es auch anders sein: Zumindest die Distel, die als „Grüne“ in den Dampfkessel der öffentlichen Blödheit hineinbefohlen wurde, mußte gleich darauf mitsamt ihrem gesamten „Bundesvorstand“ abtreten – nicht wegen erwiesener Unerträglichkeit, sondern weil bei Organisationen, die außer Propaganda nichts anzubieten haben, halt ab und zu „frische Gesichter“ hermüssen. Wer allerdings auf eine Zukunft ohne Menschen, deren Mund nicht mit dem Gehirn, sondern mit dem Dünndarm verbunden ist, hofft, sollte sich bescheiden: Intelligente, denkende „Grüne“ müßte man exhumieren.

Unmittelbar nach dem „Bundesvorstand“ trat dann auch der „Jugendvorstand“ der „Grünen“ zurück und gleich auch noch aus der Partei aus. Die Begründung dafür (irgendwas mit „links“ und „sozial“) ist tatsächlich weniger dumm, als man meinen möchte, also zumindest so intelligent, daß sie den Horizont eines Nouripour um einen Everest überragen dürfte. Damit gibt es nun in der „grünen“ Rumpfpartei nicht nur oben (beim Führungspersonal) ein riesiges Vakuum, sondern auch unten (beim Nachwuchs, der nicht mehr nachwächst).

Das, mögen Romantiker finden, wäre der richtige Moment, die „Grünen“ zu kapern. Allerdings dürfte das so leicht nicht sein: Wie ihr großes Vorbild als Weltanschauungsdurchpeitschorganisation ist der Laden so durchsetzt, durchwurzelt und in jeder Zelle durchwachsen mit Korruption, daß er auch dann noch „funktionieren“ wird, wenn außer Habbels und Blablubb kein einziges „Mitglied“ mehr übrig ist.

Ist „Mitglied“ eigentlich eine diskriminierende Vokabel? Müßte es zur Gesamtbeschreibung nicht „Mitglieder und Ohneglieder“ heißen? Okay, das ist ziemlich albern und einigermaßen blöd.

Deutlich wird an den „Grünen“ und ihren wirrköpfigen Schuldzuweisungen für den Einbruch beim Wahlvieh: Schuld ist immer der Putin, also der Russe als solcher, weil der Brunnen vergiftet, Kinder entführt und überhaupt eine russisch-bolschewistische Weltverschwörung durchführt. Daß sich einen solchen Quatsch aus der Klappe von Frau Blablubb selbst bei den notorischen „Vereinten Nationen“ kaum jemand anhören mochte, liegt sicher nicht daran, daß dort noch viele Zeitzeugen herumsäßen, die sich an die Vorgängerversion spezifisch deutscher rassistischer Wahnphantasien erinnern könnten. Sonst wären wir vielleicht längst von „Blauhelmen“ besetzt.

Als Kind entsetzte mich der Gedanke, daß ich sterben muß. Auf dem Heimweg von der Schule machte ich große Umwege, um ungestört denken zu können: Wie ist es hinzukriegen, der Menschheit klarzumachen, daß nach meinem Tod nichts mehr passieren darf, weil ich das sonst versäume? Zufrieden und glücklich sterben kann man nur, wenn man weiß, daß man alles gesehen hat und nichts weiter passiert.

Wir scheinen uns diesem Zustand zu nähern: Der Verlust von Solidarität, Vernunft, Liebe, Gleichgültigkeit, Glück, Bedürfnislosigkeit, Gelassenheit, Frieden, Gegenwart, Hoffnung, Vertrauen, Ruhe, Schönheit, Verständnis und was weiß ich was noch allem, der uns galoppierend begleitet und beschleunigt, macht eine Umkehr unlogisch. Was verloren ist, bleibt verschwunden. Andererseits eine interessante Vorstellung: daß irgendwer (falls jemand überlebt) in einem ungezählten Jahr nach 2026 eine vollkommen andere Art von Aufklärung beginnt, als wir sie kan(n)t(en) … (sorry again)

Kant wird man dann nicht mehr kennen. Man kennt ihn schon heute nur als Bild und Inschrift, eher letzteres, also im Grunde vier Buchstaben, zu denen höchstens zehn Prozent der Bevölkerung noch der Vorname einfällt (der vollkommen egal ist), während neunzig Prozent keine Ahnung haben, was das Wort „Klima“ bedeutet, das sie trotzdem in jedem dritten Satz und Gedanken äußern beziehungsweise „innern“, um es unsterblich zu machen. Die zehn Prozent, die wenigstens den Vornamen kennen (und diesen prüfungsrelevanten „Imperativ“ einigermaßen hersagen können), haben möglicherweise auch eine Ahnung, was „Klima“ heißt (wörtlich: „Wandel“).

Aber in drei Jahren werden es vier Prozent sein. Ist jemandem aufgefallen, daß es keine Rockmusik mehr gibt? Es gibt nur noch erbärmliche, massenhysterische Reproduktionen von etwas, wovon „Influencer“ vermuten, daß es Rockmusik sein könnte oder gewesen sein könnte. Das Leben wird auch dadurch sicherer, es ist schon fast sicher.

Lustig hingegen, daß zu Zeiten, als Iggy Pop sich in einem zuckenden Menschenmeer mit Erdnußbutter beschmierte und in Glasscherben wälzte, als Bühnen dunkel und Massen unkontrolliert ungezügelt waren, daß damals zwar der Atomkrieg beschrien wurde, ohne aber mehr als ein irrer, schwarz(humorig)er Hirnkarneval zu sein, während er heute kalt und nüchtern (ein)geplant wird.

Nach Kanada hat das Propagandakommando der ukrainischen Faschisten nun offenbar auch die Schweizer Kulturpolitik übernommen: Der Film „Russians at War“ sollte auf dem „Zürich Film Festival“ gezeigt werden; allerdings wurden die Veranstalter von interessierter Seite (unter anderem der ukrofaschistischen Botschafterin Iryna Wenediktowa) so massiv mit Drohungen bombardiert, daß die ausverkauften Vorstellungen abgesagt wurden. Gott sei Dank, möchte man sagen, schließlich handelt es sich bei dem Filmwerk sehr wahrscheinlich um Desinformation. Seit wann die Schweiz mit der Ukraine verbündet oder Mitglied der NATO (ebenfalls nicht mit der Ukraine verbündet) ist? Die diesbezüglichen Sprechanweisungen sind offenbar noch in Arbeit, für Regimemedien gilt vorläufig ein striktes Berichtsverbot.

Wie gut die Zensur der russischen Senders Russia Today (deutsch: RT DE) funktioniert, dokumentierten neulich unfreiwillig der deutsche Regimesender MDR: In einem dort erschienenen „Beitrag“ war behauptet worden, der erste Mensch im Weltall sei nicht etwa Juri Gagarin gewesen, sondern der US-Amerikaner John Glenn – so wie ja laut deutschem Regimefunk nicht die Rote Armee, sondern die US-Army das Vernichtungslager Auschwitz befreit hat. Der Propaganda-„Beitrag“ fiel offenbar drei Tage lang niemandem auf, was eine Diskussion über die sogenannten „Einschaltquoten“ derartiger Sendungen befördern könnte.

Dann aber wies ein anonymer RT-DE-Mitarbeiter (offenbar der einzige wache Zuschauer) in einem nur milde sarkastischen Beitrag darauf hin, die ARD erfinde mal wieder die Vergangenheit neu. Woraufhin man beim MDR – wo der verbotene Feindsender offenbar sehr aufmerksam verfolgt wird – doch ein bisserl Ameisen im Hintern bekam, den „Beitrag“ kommentarlos aus der Sendung herausschnitt und löschte. Was aber auch wieder nicht recht war, weil man so was halt eigentlich nicht machen darf, sondern die Korrektur öffentlich machen muß. Na gut, dachte man in der „Redaktion“ der Klitsche möglicherweise, den Russen darf ja kein braver deutscher Volksgenosse schauen, also scheiß drauf. Dann aber berichtete auch Norbert Häring über den peinlichen „Ausrutscher“, und so gab es nach langem Nasenbohren, vermutlich unter Konsultation der eng mit dem Sender verbandelten Heimlichen Staatspolizei, doch noch einen „Hinweis“ auf die „Korrektur“, allerdings nicht auf der Seite der Sendung („Brisant“) oder der ARD, sondern irgendwo im MDR-Gestrüpp versteckt.

Und so endet die Affäre wie in der Bumsreblablablik mittlerweile üblich in kafkaesker Verwirrung: Auf RT DE ist der „Beitrag“ noch zu sehen, aber da darf der gute Deutsche ja nicht hineinschauen. Ansonsten findet man zwar irgendwo einen Hinweis auf eine „Korrektur“, und man findet auch eine Sendung, in der der „korrigierte“ Beitrag aber nicht vorkommt, so daß sich der unbedarfte Volksgenosse vollends verarscht fühlt, ohne zu wissen, von wem denn nun eigentlich? Da weiß er aber die Antwort, mittlerweile sogar ohne „Faktencheck“: Es war – selbstverständlich – mal wieder der Russe.

Und was soll man da noch sagen? Nur dies: Gute Nacht.

Und das: Wer heute stirbt, tut’s in Ruhe: Zu versäumen gibt es nichts (mehr).

6 Antworten auf „(periphere Notate): Das gesamte öffentliche Leben“

  1. Was soll man dazu noch hinzu kommentieren? Du hast ja alles sehr schön kommentiert.
    Und mir vergeht – ehrlich gesagt – mittlerweile die Lust daran, alles kommentieren zu wollen. Es ist so vieles kaputt und falsch (und die Masse macht mit), dass nur noch der Rückzug ins Private zählt und nur weg aus Deutschland.

  2. je trauriger und desperater die Kommentare hier erscheinen, desto mehr würde ich euch eigentlich ermunternd auf die (geistigen) Schultern klopfen wollen. Es ist wirklich schade, daß ich euch nicht alle einladen kann, Platz gibt es genug in Russland. Ich war von 02. bis 09. Oktober 1989 in Dresden, habe während der 40-Jahrfeier der DDR im dortigen Hygiene-Museum Neue Musik gemacht und die Revolution direkt erlebt, ohne mir dessen bewußt zu sein.
    Immerhin hat die Erosion schon begonnen im besten Deutschland aller Zeiten. In Freudentaumel werden wir uns verbrüdern, der Russ, der Deutsche, Gruß aus der Taiga

  3. J.F. Kennedy sagte einst:
    „Wir haben keine Angst davor, das amerikanische Volk mit unangenehmen Tatsachen, ausländischem Gedankengut, fremden Philosophien und kompetitiven Werten zu konfrontieren; denn eine Nation, die Angst davor hat, von ihren Bürgern Wahrheiten und Unwahrheiten in einem offenen Markt beurteilen zu lassen, ist eine Nation, die Angst vor ihren Bürgen hat.“
    Kennedy ist tot. Und seine An- und Einsichten auch.

    Diese Mischpoke der „Unseredemokratie“-Verteidiger (hat schon fast was von Erichs „deutschkratsche-Repulik“) bedienen sich für ihre menschenverachtenden Machenschaften sehr gerne des, gerade im gebenedeiten „Wertewesten“, tief verankerten Nazigeistes! Die gleichen Methoden, die gleichen Strategien aus der Gedankenwelt der damaligen Faschisten.

    Die meisten Leute in Deutschland sind es nicht wert, dass man sich um sie Gedanken macht. Sie haben alles verdient, was da noch kommen wird.

  4. Ist mal jemand aufgefallen dass es auch keine Songs (Lieder) mehr gibt? Nur noch depressives, melodiefreies arhytmisches Gewimmer (ev. Kirchengesangsgut) von Menschen ohne Singstimme?

    1. Doch, es gibt noch Lieder, vereinzelt. Ich hab gerade das neue Album von Christoph & Lollo gehört und empfehle es schon mal vorab dringendst. Demnächst ein paar Worte mehr dazu …

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