(periphere Notate): Einsamkeit ist Risiko!

Der gesinnungskitschige Moralhonig, mit dem das deutsche Grundgesetz wegen seines zufälligen Alters von sämtlichen Meinungsträgern des Landes eingeseift wird, läßt ahnen, daß die Rasur schon im Gange ist. Den vorläufigen Höhepunkt liefert in meinen Augen überraschenderweise nicht die pseudopräsidiale Glotzeule Hetzmeier, die sich seit Jahren tapsig und tortig bemüht, Amt und Institution des Bundespräsidenten als solche zu diskreditieren und zu verleumden, sondern ein aufgedunsener Schlagersänger, der meine Aufmerksamkeit seit vielen Jahren sporadisch heimsucht und sich in seiner biederen Bräsigkeit von den einschlägigen „Organen“ sogar irgendwann mal für „funky“ halten ließ.

Sein Sprüchlein „Ich finde, wir sollten unser Gemeinwesen mehr würdigen, beschwören und darauf pochen – und glücklich sein und drei Kreuze machen, daß wir dieses wundervolle Grundgesetz haben“ auch nur besonders typisch für die exponentielle Wucherung der Kollektivdummheit, die sich seit Frühjahr 2020 zu einem Orkansturm der Verblödung ausgewachsen hat. Da ist wirklich jede einzelne Vokabel (selbst das kreuzinfizierte „und“) eine Karikatur ihrer selbst.

Wer an Gesetzen im Grunde nur noch die runde Zahl ihrer Geltungsjahre oder vielmehr: der Jahre seit ihrer Verabschiedung bemerkenswert findet, hat nicht verstanden, was ein Gesetz ist und sein soll. Es sollte sich gegen ihn wenden.

Übrigens gab es im Parlamentarischen Rat, der das Grundgesetz formulierte, auf daß es künftige Generationen zerdengeln und verquallen konnten, die Idee, das Amt des Bundespräsidenten vakant zu lassen. Die Motivation mag spätnationalistisch verquast gewesen sein – aber eine Umsetzung des Einfalls hätte sich heute als Segen erwiesen. Ersatzweise schlüge ich vor, den Hetzmeier durch den Schlagersänger zu ersetzen. Es fiele nicht groß auf.

Im Gespräch mit einem sehr lieben Freund und Kollegen kam mir neulich die Frage in den Sinn, ob Hetzmeier ein vom Inlandsgeheimdienst („Verfassungsschutz“) gezielt eingeschleuster und aufgebauter Agent sein könnte. Es war nur ein Einfall aus dem Bauch heraus. Aber ein paar kurze Blicke in den „Wikipedia“-Blog und ein paar anhängende Seiten lassen den Dünndarmgedanken zumindest zu einer interessanten Verschwörungsschnurre wachsen (die selbstverständlich nur auf den üblichen „Zufällen“ beruht): Steinmeier war als Student Redakteur der Zeitschrift „Demokratie und Recht“ (DuR), die sein Professor Helmut Ridder 1973 mitgegründet hatte.

Unter den Redakteuren und Mitarbeitern der Zeitschrift waren einige höchst ehrenwerte Leute, von Wolfgang Abendroth bis Norman Paech, auch ein Wolfgang Däubler, dessen Ehefrau Herta (Tochter des nationalsozialistischen Gesandtschaftsrats in der Slowakei und späteren Tübinger Oberbürgermeisters Hans Gmelin) als Justizministerin unter Schröder in Ungnade fiel, weil sie (Obacht, Herr Hetzmeier!) gesagt hatte, US-Präsident Bush wolle mit seinen Kriegen – damals u. a. gegen Afghanistan – „von innenpolitischen Problemen ablenken“ und das kenne man „seit Adolf Nazi“.

Eine Mitstudentin und Mitredakteurin Hetzmeiers war damals – Anfang der Achtziger – Brigitte Zypries, die lustigerweise 2002 das Amt der Justizministerin von Herta Däubler-Gmelin übernahm. Hier wird mein Einblick notwendig oberflächlich: Der Verlag Pahl-Rugenstein, in dem die Zeitschrift „DuR“ erschien, wurde während der Redakteurstätigkeit von Steinmeier und Zypries vom Inlandsgeheimdienst überwacht, der darüber 1984 berichtete: „Gegen Ende des Jahres trat die Redaktion aus Protest gegen die ,Verengung‘ ihrer Arbeitsmöglichkeiten zurück: Mit ihrer Praxis, auch Beiträge mit Kritik an orthodox-kommunistischen Positionen zu akzeptieren, sei sie an ‚unüberwindliche, durch die gegebene Verbindung von Verlag und aktiver Herausgebermehrheit bedingte immanente Grenzen‘ gestoßen.“

Die hatten da also – der VS-Bericht kann das in seiner üblichen Borniertheit nur ahnen lassen – ziemlich Rabbatz und Stunk gemacht, die Zeitschrift in ihrer bis dahin bekannten Form und Erscheinung nach dem Prinzip „Streit um Asterix“ mehr oder weniger in den Graben geritten (sie erschien allerdings bis 1993 weiter, auch nachdem der Verlag 1989 pleitegegangen war) und sich damit möglicherweise „Meriten“ erworben, die sich später – siehe Karrieren und Ämterhäufungen – auszahlten. Verdächtig könnte in diesem Zusammenhang nicht nur die Tatsache sein, daß der Jurist Hetzmeier sein politisches Wirken ganz auf die Saat von Zwietracht (auch „Desinformation“ genannt) ausrichtete – seine tatsächlichen „Positionen“ waren und blieben ungreifbar schlüpfrig und wechselten je nach Bedarf. Mal war er für den Anschluß der DDR, mal dagegen, mal schwurbelte er gegen dies, mal gegen das. So einen kann man brauchen, im erweiterten Sinne des Wortes.

Und so ploppte er dann auf verschlungenen Wegen endlich als Stellvertreter neben Angela Merkel auf und imitiert seither triumphierend deren vielsagendes Hängegrinsen, beschimpft „Spaziergänger“ und hetzt für den Rachekrieg gegen den Russen.

Aus den aufrichtigen und ehrenwerten DuR-Mitarbeitern ist übrigens auch einiges geworden, hauptsächlich fachlich. Einige mühen sich noch immer um alte Ideale, weithin vergeblich. Laufbahnen im sogenannten „Politikbetrieb“ durchliefen andere. „Die atemlose Geschwindigkeit des Wechsels in der politischen Rhetorik dieses Landes, die noch vor Monaten kaum eine Gelegenheit ausließ, das Aufgehen der Nationalstaaten in Europa zu prophezeien, die europäische Union als identitätsspendendes Füllhorn einer gemeinsamen Zukunft zu preisen, und nun komplett innerhalb weniger Monate auf nationale Symbolisierungen umgerüstet hat, macht sprachlos“, schrieben drei davon (einer war Hetzmeier selbst) in ihrer Zeitung. „‚Die atemlose Geschwindigkeit des Wechsels‘ politischer Eliten und die Elastizität des politischen Systems sind beeindruckend“, kommentierte 2008 ein ehemaliger Mitschüler Hetzmeiers in der FAZ. Und hier wird mir das alles (vorläufig) zu unappetitlich.

Es gibt übrigens immer noch erstaunlich viele Menschen, die vermuten (oder ohne Nachdenken davon ausgehen), daß das deutsche Regime „das beste“ für „seine Bevölkerung“ will. Zumindest vermutet man (dies schließe ich auch aus Kommentaren und Zuschriften), eine Massentötung eigener Untertanen („deutscher Staatsbürger“) werde dieses Regime weder je begangen haben noch im Schilde führen. Diese Vermutung ist so eklatant falsch wie die Annahme, der unlängst ausgebrochene Vulkan bei Grindavik auf Island führe nichts anderes im Schilde als kostenlose Schinkensemmeln für dreizehn Schulen im Münchner Süden. Sie ist: vollkommen idiotisch und weltfremd.

Das derzeitige deutsche Regime mag keinen Plan für den anstehenden Weltuntergangskrieg gegen Rußland haben, ist aber zur Herbeiführung dieses Kriegs „entschlossen“, und die eigene Bevölkerung, das „Wahlvolk“ spielt dabei nur eine Rolle als Fleisch- und Blutlieferant für die Front, Verzeihung: „Flanke“. Diesen Kanaillen ist das Schicksal nicht nur jedes einzelnen Menschen, der in Deutschland lebt, vollkommen egal. Sie haben auch keinerlei Interesse an „anderen“ Menschen. Hat irgendwer nicht mitbekommen, daß dieses Regime seit 2014 den Tod von fast einer halben Million Ukrainer herbeigeführt hat und durch weitere Lieferungen von Waffen und Munition den Tod weiterer Hunderttausender herbeiführt?

Das kann mir niemand erzählen. Wenn ich ein Haus anzünde und es abbrennt, wenn ich ein zweites Haus anzünde und es ebenfalls abbrennt, werde ich beim Anzünden des dritten Hauses nicht behaupten können, ich zündete es nur an, damit es nicht abbrennt.

Genau das tut die US-Vasallenarmee NATO seit ungefähr (spätestens) 1999. Und ein Vierteljahrhundert später sitzen in diesem Land noch immer Leute herum und behaupten, sie wüßten nichts und es gehe um „Unsere Demokratie“. No way. Wenn ein Vater zum dritten Mal sein Kind aus dem Fenster schmeißt, um es zu schützen, wird man ihm beim vierten Mal ein gewisses Mißtrauen entgegenbringen.

Es ist nicht mehr abzustreiten, daß die „Politik“ der NATO, getrieben von der Besessenheit gewisser Neocon-„Denkpanzer“, unbedingt Rußland zerstören und ausbeuten zu müssen, die erwähnte halbe Million Ukrainer das Leben gekostet hat – sie wurden zermalmt, zerfetzt, zerschossen, obwohl sie eigentlich nur in „westlichen“ Kaufhäusern einkaufen und ein normales Leben führen wollten. Sie werden weiterhin sterben müssen, weil „der Westen“ der Ukraine „helfen“ will, sich „zu verteidigen“.

Ganz ehrlich: Es gibt einen Punkt, ab dem einen das nicht mehr interessieren kann, weil man sonst verrückt oder depressiv wird. Wenn es den Todgeweihten nicht gelingt, ihr faschistisches Regime zu stürzen und das faschistische Regime ihrer Auftraggeber und Marionettenspieler gleich mit, dann sind sie eben verloren. Die Erwartung, daß die Deutschen irgendwann die Empathie und Tüchtigkeit erlangen, Pistorius, Baerbock, Strackula, Habeck, Faeser, Paus, Scholz, Lauterbach und diese ganze Bande zum Teufel zu jagen, um hunderttausende Menschenleben zu retten, ist vergeblich. Die haben ja nicht mal mitbekommen, was der Hitler und irgendwie sie selbst bis Mai 1945 angerichtet haben.

Da sind wir wieder beim Grundgesetz, von dem heutzutage bei jeder Gelegenheit „beschworen“ (und „darauf gepocht“) wird, es sei in erster Linie dafür „geschaffen“ worden, die Wiederkehr der Nazis zu verhindern und zu diesem Zweck jeden zum Wiedergänger der Nazis zu ernennen, der beim „Konsens“ nicht mitmarschieren mag. Hier entspringt der Quell der Umdeutung aller Begriffe, der derzeit alles erfaßt, was nicht bei drei auf dem Baum der pragmatischen Selbstbestimmung ist (und an diesen die Kettensäge anzusetzen): Man sollte eine „KI“ programmieren, in sämtlichen derzeit erscheinenden Texten die entsprechenden Vokabeln gegen das Eigentliche auszutauschen. Überall dort, wo „unsere Demokratie“ steht, ein „Regime“ einzusetzen, zum Beispiel. Für jeden „Kanzler“ und „Präsidenten“ gibt es einen „Machthaber“ und umgekehrt. Oder, ganz harmlos, für jedes „Pandemie“-Phrasenetikett eines mit der Aufschrift „Zwangsmaßnahmen“ oder „Sanktionen“.

Klingt anstrengend, ist aber recht erfrischend.

7 Antworten auf „(periphere Notate): Einsamkeit ist Risiko!“

  1. da sind, lieber Michael, einige herrliche Wortschöpfungen zu finden, die erheitern ungemein. Danke. Von den vier zusammengepackten Meinungen zu den Impfverweigerern in deinem Artikel könnten leicht zwei von mir stammen, das mit dem „Sterntragen“ ging mir „damals“ auch durch den Sinn….
    Einen Grund in der rasenden Verarschlochung und Verblödung der Mitmenschen sehe ich tatsächlich in den Streifen am Himmel, welche diesen ab etwa Mittags etwa in eine weißlichgrelle Pampe verwandeln. Die darin enthaltenen Substanzen scheinen auf Viele starken Einfluß zu haben, zusammen mit den Strahlen des Mobiltelefons und dem Glyphosat in Bier und Brot. Nicht auf alle, wie dein Blog zeigt.
    Solange dieses „Demokratie“ genannte Beherrschungskonstrukt den etwa 80% Gratisbratwürstlern das Recht einräumt, über die Impfverweigerer zu bestimmen, wird sich nichts ändern. Warum traut sich keiner zu sagen, eigentlich, daß Demokratie Scheiße ist? In den Märchen kommen immer wieder weise und gütige Könige vor, die sich inkognito unter die Leute mischen, um deren Probleme und Nöte zu verinnerlichen. .. Ich selber brauche überhaupt niemanden, der mir erzählt, was zu tun ist, doch es scheinen eben 80% eine Gebrauchsanweisung zum Leben nötig zu haben. Gestern habe ich in Sankt Petersburg meinen neuen Reisepass abgeholt, war kurz auf „deutschem Boden“ Ekelhaft. Leider ist mein Plan, einen geharnischten Brief über die Abwesenheit eines Tamponautomaten in der Herrentoilette in ebendieser Botschaft daran gescheitert, daß es dort keine Toiletten für Besucher gibt. Schade. Meine Vorfreude war schon gewaltig gewesen. Leningrad, wo mit deutsch-wissenschaftlicher Unterstützung während der Blockade 1941-1944 errechnet worden war, wie lange es dauern werde, bis der letzte Untermensch innerhalb dieses Blockaderings verhungert sei. Auch hier irrte die Wissenschaft. Morgen ist der Tag des Sieges. Fahnenmeere, Plakate, Menschenmassen. In dem Film, der aus der MDR-Mediathek verschwand, meine Musik im Film, kommt eine uralte Frau vor, Nina Umova, Jahrgang 1914. Wenn meine hiesigen Freunde deren Grab ausfindig machen, werde ich wieder hierher kommen und ihr eine Rose auf das Grab legen. Was für eine Scham die Deutschen überkommen müsste, unfassbar. Hier der Link zu dem Film: https://youtu.be/5UgZBn1EG20?si=Un1xCXUOxfZx8YAn
    Gruss aus St. Petersburg

  2. Danke lieber Klaus B. für Ihren Beitrag die deutsche Geschichte besser kennenzulernen, unverzichtbar für alle Interessierten,
    unvorstellbar das Leid der Betroffenen.

  3. Aus dem Regal:
    „Im Gespräch mit ihr wurde ihm klar, wie leicht es war, sich den Anschein der Stenggläubigkeit zu geben und dabei keinen blassen Schimmer zu haben, was Strenggläubigkeit überhaupt bedeutete. Die Weltanschauung der Partei übertrug sich gewissermaßen am erfolgreichsten auf Leute, die unfähig waren, zu begreifen. Diesen Menschen konnte man die offenkundigsten Verdrehungen der Wirklichkeit zumuten, weil sie nie ganz die Ungeheuerlichkeit dessen erfaßten, was man ihnen da abverlangte, und weil sie sich zu wenig für öffentliche Ereignisse interessierten, um zu merken, was gespielt wurde. Durch mangelnde Einsicht blieben sie bei gesundem Verstand. Sie schluckten einfach alles, und was sie schluckten, schadete ihnen nicht, denn es hinterließ keine Rückstände, genauso wie ein Getreidekorn den Magen eines Vogels unverdaut passiert.“ George Orwell, 1984

  4. Ich habe vor kurzem auf einem anderen Blog eine Wortkreation gelesen, die Ihnen gefallen könnte, lieber Herr Sailer.

    Es ging darum, für die Corona-Täter und ähnliche Gestalten eine dritte Steigerungsform anzuwenden, nämlich den Vomitativ.

    LG

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