(periphere Notate): „Correctiv deckt auf: Umvolkung durch Tennis!“

Ich habe in letzter Zeit öfter gelesen, „Opfergehabe“ sei ein eindeutiges Kennzeichen von „Rechten“ (also den bösen Leuten, nicht den rechtsstaatlichen Dingern, die uns das deutsche Regime im Frühjahr 2020 aberkannt hat, damit wir nicht am Schnupfen sterben müssen). Man kann das auch anders nennen, wesentlich ist nur das Merkmal „Opfer“ – für ein solches halten sich „Rechte“ angeblich immer und jammern deswegen herum, siehe Trump und die Ossis.

Neulich hat mir jemand ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür aufgezeigt: den Tennisspieler Novak Djokovic. Der habe sich geweigert, an den modRNA-Massenexperimenten teilzunehmen (sagt ja schon sein Vorname, hi hi), sei deswegen von diversen Turnieren ausgeschlossen worden und also ein Opfer, weshalb sich „Rechte“ für ihn begeistern und mit ihm solidarisieren.

Das klingt so weit ganz plausibel. Schließlich haben die Nazis den Hitler ja auch nur deswegen so angehudelt, weil er als Künstler verkannt wurde und nicht den ihm zustehenden Erfolg bei Kritik und Publikum ernten durfte, gelt? (Ich versuche gerade, mir den Hitler als Tennisspieler vorzustellen, was eine sehr lustige Denkübung ist.)

Nun ist es aber so, daß Djokovic wohl (ich weiß nicht viel von Tennis) der erfolgreichste Spieler in seiner Disziplin ist, den es gibt und je gab. Zumindest ungefähr. Die „Corona“-Diskriminierung hat ihm und seiner Karriere offenbar nicht sonderlich geschadet, zumal er vor dem ganzen Theater meistens gleichauf mit zwei ebenso erfolgreichen Kollegen lag, die Federer und Nadal heißen (ich kann als Laie wie gesagt für all das nicht garantieren; ich gebe es nur wieder). Nach Opfer klingt das nicht unbedingt. Aber immerhin: ausgeschlossen wurde er zweifellos, die „Rechtfertigung“ dafür war zweifellos idiotischer Humbug („Pandemie der Ungeimpften“), und daß es ein paar prominente „Rechte“ und echte Rechte gibt, die ihn mögen, läßt sich auch nicht bestreiten. Höchstens ist der Zusammenhang zwischen beidem ein bisserl dubios. Aber das haben Verschwörungstheorien manchmal so an sich, wenn sie nicht auf Fakten, sondern auf Wunschdenken beruhen, also nicht vom Grund, sondern vom ersehnten und daher vermeintlichen Ergebnis her entworfen werden.

Jetzt bleibt die Frage, weshalb der Djokovic eigentlich so erfolgreich ist. Die einfachste Antwort lautet: weil er halt gut spielt und manchmal Glück hat. Das kann aber nicht sein, weil ein Tennisspieler, den „Rechte“ mögen, nicht gut spielen können darf – das täte ja bedeuten, daß die „Rechten“ irgendwie „recht“ hätten oder auf der richtigen Seite stünden oder so. Das wäre ja fast so schlimm wie wenn eine „rechte“ Rockband (also eine Rockband, die „Rechte“ mögen und als „Opfer“ feiern) plötzlich gute Musik spielen täte. Geht nicht.

Der Konkurrent Rafael Nadal hat eine bessere Erklärung: Djokovic habe es immer leicht gehabt und seinen Spielstil nie besonders weiterentwickeln müssen, weil er nicht so oft verletzt worden sei wie Nadal und Federer. Er habe sich also anders als diese beiden (Opfer ungünstiger Umstände) nicht wegen körperlicher Nachteile besonders anstrengen müssen, sondern nur wegen seiner Rivalen.

Ich hätte an dieser Stelle gerne eingewandt, das sei doch genau die Art von „Opfergehabe“, das man soeben noch den „rechten“ Fans von Djokovic vorgeworfen und als ihr typisches Merkmal bezeichnet habe. Aber solche Diskussionen erspare ich mir seit 2020 lieber. Erstens kommt dabei nichts heraus als Geschimpfe, dieses Argument sei „rechts“, weil „Rechte“ genau das auch sagten, und ich sei deswegen selber „rechts“ und so weiter. Zweitens interessiert mich Tennis wie gesagt nicht, die fanatische „Rechts“-Definiererei eher noch weniger. Und drittens gewöhnt man sich mit der Zeit daran, daß im offiziellen Propagandasprech alles genau das Gegenteil von dem bedeutet, was es eigentlich heißt.

Verwirrend ist das nur bisweilen, wenn ein echter Rechtsextremer von Rechten als „rechts“ bezeichnet wird, weil man dann für einen Moment die Orientierung verliert. Die ist aber sowieso nicht mehr arg nötig: Es gibt ja so gut wie keine Linken mehr; eine Konkurrenz oder Rivalität ist auf diesem alten Feld also nicht mehr gegeben. Wir paar Unbelehrbaren irren in einem irren Dschungel rechter Ideologien und Umtriebe herum und kümmern uns um diesen Schmarrn nicht mehr so arg, weil es Wichtigeres und vor allem Schöneres gibt als die Frage, wie jemand auf die Idee kommt, die „Grünen“ oder die NSDAP als „links“ zu bezeichnen.

Ach so, und hat eigentlich jemals (oder sagen wir: nach 1980) jemand den derzeit regierenden „Kanzler“ als „links“ bezeichnet? Doch interessant, daß sich das auch bei Pistolerius, Blablubb, Lallerbach, Phaser etc. keiner traut, nicht wahr?

Der US-amerikanische Seuchendiktator Anthony Fauci mußte sich neulich im US-Kongreß befragen lassen, wie es zu den sogenannten „Social Distancing“-Regeln gekommen sei, insbesondere dem Verbot, sich anderen Menschen näher als 1,5 Meter (6 Fuß) zu , na ja: nähern. Reagiert hat er darauf ähnlich wie sein deutscher Statthalter Lallerbach: Er habe damit nichts zu tun, habe das nie gesagt und wisse auch nicht, wer das wann empfohlen habe. Der absurde Befehl sei „einfach so entstanden“. Das ist selbstverständlich ebenso gelogen und durch Berge von Dokumenten widerlegt wie praktisch jede Aussage von Lallerbach. Zu Faucis Gunsten läßt sich sagen, daß er die 1,5-Meter-Regel bald wieder abschaffte, weil er zugeben mußte, keinerlei Hinweis auf eine „Wirksamkeit“ dieser unsinnigen Dressur vorweisen zu können.

Lallerbach und seine Kumpane (zu denen auch sein Amtsvorgänger Spahn zählt) sind und waren da noch dreister: Denen ist es vollkommen egal, daß ihre Lügen längst samt und sonders und ohne Ausnahme entlarvt sind. Sie plärren einfach weiter den gleichen Blödsinn, mit einer solchen Impertinenz, daß man fast den Hut ziehen möchte vor derartigen Auswüchsen von Sturheit und Irrsinn. Ich sagte: fast.

Im Unterschied dazu zeigt der „Klimaminister“ (was die dümmste Bezeichnung für einen Amtsträger in der deutschen Geschichte sein dürfte) Roseph Habbels so deutliche Zerfallserscheinungen, daß man am liebsten eine alte Zeitung unter den Kerl legen möchte, um hinterher nicht so viel Arbeit beim Zusammenkehren der Brösel zu haben. Ob sein jüngstes „Video“ unter dem Einfluß suchterzeugender Substanzen entstand, mögen Fachleute entscheiden. Deutlich wird an dem Gebrabbel aber: Mehr als Angst, ein diffuser Wahn und gefährliche Wirrnis ist in dem nicht mehr drin. Die gesamte Ansprache ist tatsächlich so bizarr, abwegig und wahnhaft, daß man sich Sorgen machen darf.

Auch ich übrigens bin auf die Lüge hereingefallen, es habe bei Habbels’ Rückkehr aus dem Urlaub per Fähre Randale, Gewalt und Bedrohungen gegeben, und zwar von Bauern, die sicherlich „von Phuthin bezahlt“ und jedenfalls „rechts“ seien. Kein Wort davon ist wahr. Die ARD, die gar keine Reporter an den Ort des Geschehens geschickt hatte, plapperte lediglich eine absichtliche Falschmeldung des notorischen Lügenpropagandisten Julius Geiler (Tagesstürmer) nach, montierte das Bildmaterial so um, daß es das Gegenteil von dem zeigte, was passiert war, und paukte den Quark in die Öffentlichkeit, um Haß gegen Bauern zu schüren. Diese widerwärtige Ausartung von Volksverhetzung nennt sich übrigens immer noch „öffentlich-rechtlicher Rundfunk“.

Eine weitere derzeit populäre Verschwörungstheorie berichtet von einem „supergeheimen“ Treffen aller möglichen „Rechten“ von AfD, CDU und „Burschenschaften“ sowie dem geheimdienstlich notorischen österreichischen „Identitären“ Sellner, wobei es darum gegangen sein soll, Menschen aus dem Land zu bringen und Geld zu sammeln. Der ganze Salm, den die Verfassungsschutzabteilung „Correctiv“ als Räuberpistole mit unscharfen Photos in Kreisen extremer Verschwörungsgläubiger verbreitete, könnte auch eine Parodie sein oder erschien zumindest mir beim ersten und zweiten Lesen als solche. Ist aber wohl tatsächlich ernst gemeint. Den Leuten geht, wie man so sagt, der Arsch offenbar wirklich auf gründlichstem Grundeis.

Wenn „Correctiv“ lange genug weiter recherchiert, wird sich herausstellen, daß diese Typen, die sich da in einem Landhaus bei Potsdam versammelt haben, den Reichstag anzünden wollen, um Deutschland in die Anarchie zu stürzen. Ich melde hiermit schon mal ein Urheberrecht auf die Schlagzeile an: „Endlich! ‚Correctiv‘ enthüllt die Protokolle der Weisen von Potsdam!“

Aber gehen wir doch mal durch, was Rechtsextreme im allgemeinen so planen und was folglich wohl auch die „Weisen von Potsdam“ im Sinn haben:

Umwandlung des Bürgers in einen „Volksgenossen“ durch Aufhebung der Bürgerrechte; Gründung einer „Volksgemeinschaft“, in der sich alle „unterhaken“ gegen den großen Feind – haben wir schon.

Aufhebung der Menschenwürde, Unterwerfung der „Volksgenossen“ unter absurde Regeln bis hin zum Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – haben wir schon.

Totale Kontrolle und Überwachung des Privatlebens jedes einzelnen samt eventueller Sanktion von Fehlverhalten („Debanking“, berufliche Ausgrenzung und Ruinierung, öffentliche Diffamierung bis hin zu willkürlichen polizeilichen Gewaltmaßnahmen, Wohnungsstürmungen und Inhaftierung ohne Anklage) – haben wir schon.

Unterstützung der Regierungspolitik durch einen militanten Mob auf den Straßen – haben wir schon.

Einführung eines totalitären Korporatismus, dazu Enteignung, Desorganisation und Entrechtung von Kleinunternehmern, Arbeitern und Bauern – haben wir schon.

Umfassende Zensur aller Medien, Unterwanderung und Steuerung durch eigene Propagandaagenturen – haben wir schon.

Krieg gegen Rußland – haben wir schon.

Ja mei, was bleibt den Umstürzlern, die offenbar das narrative Erbe der Gehwagerl-Putschisten um diesen sagenhaften vergessenen Graf oder Herzog antreten sollen, denn da noch zu tun?

Von modernen Rechtsextremen in Deutschland hat man früher zudem oft gehört, sie behaupteten, die „Grünen“ wollten eine „Umvolkung“ herbeiführen. Heute brabbelt Roseph Habbels, der rechtsextreme Bauernmob wolle („von Phuthin finanziert“) eine „Umvolkung“ herbeiführen. Mich beschleicht der Verdacht: Diese Leute nehmen alle die gleichen Drogen.

Daß Europa während der letzten Eiszeit von Kälten besiedelt war, ist ein Mißverständnis. Daß es heute nur noch ein paar Kelten gibt, in Irland, Schottland und Wales, liegt wohl auch nicht an der Erderwärmung.


14 Antworten auf „(periphere Notate): „Correctiv deckt auf: Umvolkung durch Tennis!““

  1. Sozialisten sind doch links, oder? Weshalb eigentlich sind Sozialisten, die sich auf die eigene, alle den gleichen Pass besitzende Arbeiterschaft kaprizieren, denn dann rechts? Weshalb wird also die NSDAP eigentlich beständig als rechts tituliert? Versteht das wer? Der Habeck hat entweder ohne Schwimmbrille im Chlorwasser geplantscht oder er hat was eingepfiffen. Was für eine teigige Jammergestalt. Ich habe mal aufgrund eines Photos, das mein straßendealender Untermieter bei der Polizei ablieferte, aus Rache für den Rauswurf aufgrund dieses Straßendealens, wegen „Beihilfe zum Anbau verbotener Pflanzen“ 35 Tagessätze aufgebrummt bekommen.
    Gruß aus der Taiga

  2. Junge, Junge, Michi. Mal zwei Zitate von dir nebeneinander gestellt „diese widerwärtige Ausartung von Volksverhetzung“ (über die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks) und „Menschen aus dem Land zu bringen und Geld zu sammeln“ (über die Pläne für eine „Remigration“ großer Bevölkerungsteile). Wofür dein Herz eher schlägt ist offensichtlich. Leider.

    Gute Besserung, wünscht dir Ahne

    1. Lieber Ahne,
      daß du mich falsch verstehst, hätte ich nicht erwartet, aber ehrlich gesagt verstehe ich gar nicht, was du da falsch verstehst.
      Findest du denn die Aktion von Julius Geiler in Sachen Fähre und die kritiklose Übernahme der Lüge in den ÖRR richtig?
      Und ging es bei diesem seltsamen Treffen in Potsdam dem Herrn Sellner nicht darum, Menschen aus dem Land zu bringen (ebenso wie Herrn Scholz mit seiner „Spiegel“-Schlagzeile „Wir müssen endlich im großen Stil abschieben“)?
      Hab ich da was falsch verstanden?
      Klär mich auf. Und sei umarmt.
      Und keine Sorge: Mein Herz schlägt da, wo es immer schon schlägt.

      1. Lieber Michi,

        Die Wahl der Worte verrät uns, denke ich. Mir offenbaren deine, dass du zwar eine gehörige Wut und Verachtung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk empfindest, die Pläne für die Entfernung vieler Menschen aus diesem Land dagegen, vorsichtig ausgedrückt, recht milde zur Kenntnis nimmst.

        Grüße aus Berlin, Ahne

        1. Lieber Ahne,
          ich meine: Wenn ich mich über jeden Popanz errege, der auf der Sau durchs Dorf getrieben wird, brauch ich in meinem Alter bald Herztabletten. Was irgendwelche Typen in irgendwelchen Hinterzimmern zusammenschwafeln, ist doch reichlich wurst. Falls der Herr Sellner sich irgendwann einbürgern läßt, um Führer zu werden, kriegt er schon sein Teil. Vorläufig ist er ja nicht mal AfD-Mitglied, und der Herr Hartwig ist seinen Job übrigens auch los. Die Abschiebungspläne des Herrn Scholz wiederum halte ich für die übliche heiße Luft: riecht genauso unangenehm wie seit vierzig Jahren, tut aber sonst nicht viel. Wenn ich mich irre und dies oder das oder auch so Sachen wie die „Partei III.Weg“ unterschätze, bitte ich gerne um Nachsicht. Mehr Sorgen machen mir da schon eher die notorischen Geheimdienstverbindungen.
          Die ÖRR-Propaganda hingegen halte ich nicht nur für ärgerlich, dreist und blöd, sondern tatsächlich für gefährlich; man merkt ja an der allgemeinen Stimmung, was die anrichten. Das gilt auch für regierungsamtliche Hetzportale wie „Correctiv“. Falls die andererseits irgendwann mal ein Wort zu Gonzalo Lira oder Julian Assange oder inhaftierten „Attest-Ärzten“ äußern oder die Geheimprotokolle der Warburg-Scholz-Konferenzen veröffentlichen, will ich mein Urteil gern überprüfen. Vorläufig halte ich diesen Apparat für das weitaus größere Problem. (Und gebe, was die Potsdam-Verschwörungstheorie angeht, auch noch die Anmerkungen von Dagmar Henn zu bedenken: https://freedert.online/meinung/192711-laeuft-gerade-eine-grosse-kampagne-fuer-ein-afd-verbot/)
          Schöne Grüße aus Schwabing!

          1. wenn Du dich mal sehr erheitern willst, dann lies meine Kommentare unter dem Beitrag von Uwe Froschauer bezüglich Genderwahnsinn. Herzlich grüßt k. aus`m Ural

          2. Siehste, mir geht es genau andersherum. Während ich bei dem Artikel von Frau Behrend, auch wenn ich anderer Auffassung zu Pandemie und Impfung bin, in vielen Punkten zustimme, schwanke ich beim Artikel von Herrn Feistel zwischen dem Eindruck, er hat einfach nur komplett keine Ahnung, typischer Schreibtischrevoluzzer, und der Überzeugung es mit einem Rechtsradikalen zu tun zu haben (Strasser-Flügel, falls dir das was sagt, Nationalrevolutionär, so was). Was soll denn nach einem von ihm favorisierten Umsturz gegen „das internationale Großkapital“ passieren? Setzt er seine Hoffnungen in die Bauern? Oder nicht doch in einen starken Mann, der dieser bösen Welt mal wieder die Stirn bietet.

            1. „Starke Männer“ sind bei uns Anarchisten ja generell nicht so arg populär … Vielleicht kann ich nachvollziehen, was du meinst, da muß ich noch ein bisserl überlegen, aber dazu komm ich gerade nicht. Den Ruf nach dem starken Mann hört man ja schon länger aus allen Rohren, seit Arnulf Baring und Konsorten in den 90ern anfingen, „Führung“ zu fordern und dann noch das „Durchregieren“ auf die Tagesordnung kam. Daran arbeite ich mich seitdem ab, aber sie werden immer lauter, die Rufe. Ich vermute da ein generelles Problem im Verständnis von Gesellschaft, Staat und Demokratie: Die Führer sollen sagen, wo’s langgeht; das „Volk“ hakt sich unter, bekennt sich und zeigt Flagge; was nicht paßt, wird verboten, und damit’s kein Durcheinander gibt, muß das ganze Gesamtding immer größer und strenger werden und immer mehr umfassen. Historisch betrachtet macht’s aber immer wieder irgendwann „knack“, alles bricht zusammen, und dann geht’s von vorne los. Ob uns die Bauern da raushelfen? Das erscheint mir auch ein bisserl illusorisch.
              Die Strasser-Brüder kenn ich freilich, hab ich ja mal studiert. Ein tiefer Abgrund, in dem man wenig Licht findet. Mit viel Salz kann man die Erinnerungen des dritten Bruders Paul als Anhaltspunkt nehmen und sogar was draus lernen. Das gilt übrigens auch für Nicholas Mosleys Biographie seines Vaters Oswald (eine Art englisches Pendant), die allerdings mehr hergibt.

  3. Ja, ich weiß, dass er sich für einen Anarchisten hält, aber auch bei den Anarchisten werden wohl nur die Dümmsten einen Umsturz herbei sehnen, wenn sie nicht wissen, was danach kommen soll. Seine Heroisierung der Bauern erinnert mich an die Zeit kurz nach dem Mauerfall, wo Trotzkisten aus Westberlin, sie nannten sich ‚Arbeitermacht‘, früh um 5 vor dem Eingang unserer Druckerei warteten, um uns zur Revolution zu ermuntern. Sie hatten das wahrscheinlich in ihren Schriften gelesen, dass Arbeiter Revolutionäre seien. Ich versuchte meine Kollegen damals zu überzeugen, sie lediglich auszulachen. Meines Wissens nach gab es keine Verletzten.

    1. Was wäre denn deine Alternative? Noch zehn Jahre die alten Gags runterleiern, als wäre ewig 2008, und dann die Grasnarbe düngen? Kannst du nachvollziehen, daß mir das zu wenig wäre und daß es mir schon 2012 und 2017 zu wenig war?
      „Umsturz“ ist ein hübsches Wort. Aber wenn der Laden sowieso zusammenklappt, sollten wir dann nicht lieber ein paar Ideen haben, statt einfach zuzuschauen und ein bisserl Begleitmusik zu liefern?
      Ich hab hier noch das Hefterl „Von Kollegen für Kollegen“ von 1962 oder so. War damals eine tolle Idee von der Dutschke-Fraktion: Arbeiter agitieren. Die Arbeit kam aus meiner Familie, die auch den ganzen Ärger hatte; die „Ideenmacher“ sind weitergezogen und haben „Die Grünen“ gegründet, mit alten Nazis, um „Regierung“ zu spielen. Ferngesteuerte Volltrottel wie Habeck, Hofreiter und Baerbock hätte man damals erkannt, sogar unter Fischer noch. Der meint heute, Frieden gebe es nur mit massiver Aufrüstung, ha ha.
      Also Fazit: War schon mal nett, ist aber nichts geworden außer einer neuen Nazipartei und viel „Print“ und bla.
      Muß man ja nicht noch mal machen. Oder hat es überhaupt keinen Sinn, irgendwas zu probieren, bloß weil irgendwelche Mittelschichtkasper das angeblich (!) auch schon mal probiert haben?
      Ich weiß es nicht. Mir ist momentan alles zu wenig, ich finde, daß wir mehr verdient haben.
      (Bei Herrn Feistel könntest du dich gewaltig irren; ich hab heute mit einem Kollegen gesprochen, der ihn länger kennt. Sagen wir mal so: Er könnte ja auch „Zeit“-Redakteur sein und fünfstellig für seine Zukunft sorgen.)
      Nein, ich bin nicht einverstanden. Und um dich leicht verändert zu zitieren: Die Wahl der Feinde verrät uns; die der Worte auch.
      Sei umarmt.

  4. Was hättest du denn für Ideen, wie alles stattdessen sein sollte und mit welchen Menschen könntest du dir vorstellen diese Ideen umzusetzen?

  5. Ach so, um auf deine Frage zu antworten, ich habe keine Alternative zu diesem System, im Moment. Ich denke, so lange das der Fall ist, könnte versucht werden innerhalb des Systems Verbesserungen zu erreichen. Erscheint illusorisch, weil die Zeichen der Zeit eher auf Rückschritt deuten, nur aufgeben möchte ich nicht.

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