(periphere Notate): Wir pfeifen auf Pomade!

Es ist jedes Jahr aufs neue erstaunlich, was aus dem sogenannten „Sommerloch“ so hervorschlüpft, vom Kaiman im Baggersee über „Hund erschießt Jäger“ und Zigaretten mit Cola- und Erdbeeraroma bis hin zu dritten oder vierten „Wellen“. Die gab es allerdings schon (auch wenn sich manche Menschen partout nicht erinnern wollen), zudem bieten sie wenig Spielraum für Varianten, weshalb die Meldung, daß die seltsamerweise immer noch nicht verbotenen „PCR-Tests“ neuerdings hier und da wieder Anwendung finden, aus dem kleinsten Mühlbach keinen Piranha hervorlockt.

Tatsächlich versuchen einige Propagandamedien, mit den meganeuen „Varianten“ „Eris“ und „Real Deal“ („der wahre Jakob“, wow ha ha!), die nach monatelanger Mutationshemmung offenbar gaaaanz plötzlich aus dem „Omikron“-Schmarrn herausmutiert sind, die vergammelnden „Reste“ (circa 2 Milliarden „Dosen“) von der modRNA-Tunke zu versemmeln, die sie dank allgemeiner „Impfmüdigkeit“ dank überbordenden Schadensmeldungen bislang nicht „in einen Arm“ (A. Buyx) spritzen durften, doch noch loszuwerden. Menschen, die so verblödet sind, da noch mal mitzumachen, mag man sich außerhalb von Laurel-&-Hardy-Filmen nicht vorstellen.

Passenderweise ist derweil offenbar bewiesen, daß es „Omikron“ in der Natur gar nicht gibt und auch nicht geben kann, daß es also ebenso wie die von dem Hauptlügner der ganzen Kampagne in die Welt und die Medien gepumpte „Wildvariante“ (Halali!) ein Produkt US-amerikanischer Gentechniklabors ist, von denen ein russischer Geheimdienst neuerdings meint, man könne da ein „Muster“ erkennen: Da wird was zusammenkloniert, was dann eine „Pandemie“ auslöst, woraufhin sofort die NATO-Pharmamafia auf den Plan tritt und „in Rekordzeit“ „Impfstoffe“ „bereitstellt“. Die höfliche Zurückhaltung russischer Geheimdienste könnte man auch als leicht tumbe Vernageltheit empfinden: Um das zu erkennen, haben die vier Jahre gebraucht?

Da darf man ja gespannt sein, ob sie es schaffen, das „in Buchform“ erschienene Geständnis der modRNA-Haupttäter (Familie Biontech) ins Russische zu übersetzen, bevor Ende 2024 die Variante „Dr. Seltsam“ dahermutiert und den Laden zumacht. Aber seien wir nicht unfair: In Deutschland ist das Machwerk seit Jahren auf dem Markt, und meines Wissens ermittelt kein einziger Staatsanwalt wegen Massenmord oder wenigstens Wissenschaftsbetrug. (Hat eigentlich übrigens in letzter Zeit mal jemand was von „Sputnik V“ gehört? Werden wir je erfahren, welche Art von Schwindel das nun wieder war?)

Obwohl die deutsche Justiz sich weiterhin standhaft weigert, gegen irgendwelche „Corona“-Verbrecher oder wenigstens die fiesesten Propaganda-Absahner auch nur zu ermitteln, und statt dessen weiterhin barmherzige Samariter und unauffällige Einzelkämpfer gegen den Wahnsinn wegen „Maskenattesten“ und Bemühungen um den Schutz einzelner Kinder am liebsten jahrelang in Hochsicherheitskerker schmeißen täte, ist im ansonsten variantenarmen „Sommerloch“ wenigstens juristisch einiges geboten. Das meiste folgt dem gleichen Muster: Man schießt mit schwerster Artillerie auf Spatzen und Mücken, damit der Pulverdampf die Elefanten im Raum verschluckt.

Der ehemalige Leiter des Thüringer Landeskriminalamts hat die Bundesregierung wegen Hochverrats angezeigt. Ermittelt wird selbstverständlich in dieser Angelegenheit nicht, wo kämen wir da hin! Hingegen möchte die Regierungsschutzstaffel, die sich etikettenschwindlerisch immer noch „Verfassungsschutz“ nennt, den ehemaligen Chef des Verfassungsschutzes „beobachten“, weil ihn (als Anwalt) ein Mandant angerufen haben soll, der eventuell im Verdacht stehen könnte, jemanden zu kennen, von dem vermutet wird, er könnte einem Milieu angehören, in dem sich Personen herumtreiben könnten, die unter Umständen (von wem auch immer) als „Reichsbürger“ einzuordnen sein könnten. Selbstverständlich ist es strengstens verboten, Telephonate zwischen Anwälten und Mandanten abzuhören (wie hier geschehen). Aber was der „Zweck“ so alles heiligt, ahnen wir ja inzwischen.

Ob die sprichwörtlichen „Mühlen“ der deutschen Justiz jemals wagen werden, aus dem Gleichschaltungsgleichschritt des deutschen Volkskörpers herauszutreten und echte Justizarbeit zu betreiben? Ach, Hoffnung …

Angesichts dessen, was uns in den letzten drei und mehr Jahren inner- wie außerhalb von Sommerlöchern zugemutet wurde, mag es verwundern, daß laut einer angeblich hochseriösen Umfrage immer noch neun Prozent der Deutschen „Vertrauen“ in Parteien haben. Das sind, befürchte ich, vor allem Wähler der AfD, die deswegen ja auch verboten werden soll. Weil sie … ach, irgendwas mit „unserer Demokratie“, fragen Sie den Steinmeier. „Vertrauen“ darf man jedenfalls gerade denen nicht, weil – ganz richtig – in einer Demokratie Kontrolle stets besser ist als „Vertrauen“, fragen Sie die Deutschen.

Der (oder „in die“) „Demokratie“ übrigens „vertrauen“ immer noch dreißig Prozent. Auch das ist erstaunlich. Andererseits: Glauben (was hier gemeint ist) kann man ja auch an den Osterhasen und das Christkind; die Realität schert das wenig. Der Bundesmafioso beschimpfte derweil am Freitag auf dem Münchner Marienplatz (wo unlängst schon mal ein Bandera-Nazi sein Geschrei absondern durfte, in Hörweite und unter der „Schirmherrschaft“ eines Oberbürgermeisters, der ähnliches gerne auch mal tut) Kriegsgegner als „gefallene Engel, die aus der Hölle kommen, weil sie letztendlich einem Kriegstreiber das Wort reden“. Darüber wäre zu diskutieren, aber auf diesem Niveau wird in Deutschland seit dem Westfälischen Frieden aus guten Gründen nicht mehr diskutiert. Weil dieser Friede sonst wahrscheinlich gar nicht geschlossen worden wäre, der Religionskrieg bis heute angedauert hätte und die Herrscher keinen neuen Feldzug gegen den satanischen Ostuntermensch befehlen hätten müssen. Wie angenehm die Erholungspause von 1945 bis 2014 war, werden die Kinder der heutigen Europäer nicht nachempfinden können: Wenn es nach Rheinmetall, Lockheed Martin und anderen profitgeilen Blackrock-Waffenschmieden geht, wird der Abbruch des Schlachtens nach dreißig Jahren diesmal vermieden.

Das tägliche Anschalten der Lampen am Chinesischen Turm (gegen 21 Uhr; ach, es wird Herbst!) wird neuerdings mit Applaus quittiert, als handelte es sich um die Arbeit unterbezahlter Kurzarbeit-Gesundheitsarbeiter vor drei Jahren. Oder die Leistung eines Lufthansa-Piloten (die sein Job war: landen!) in vergangenen Zeiten. Heute beschäftigt sich zumindest die „Luftwaffe“ ja hauptsächlich damit, die deutsche Außenente nicht nach Australien zu fliegen (wo sie ein Fischernetz und eine Keule „zurückerstatten“ wollte), sondern statt dessen ein paar hundert Tonnen Kerosin in die Luft zu schütten und umzukehren. Klatscht da auch jemand?

Oder klatscht jemand, wenn es einem Bäcker gelingt, ein anständig mit Kümmel und Koriander gewürztes Brot aus seinem Ofen zu ziehen, an die Münchner Freiheit zu verfrachten und donnerstags für viel zu wenig Geld zu verkaufen (das ist keine Werbung)? Klatscht jemand, wenn ein Taxifahrer seinen Fahrgast gesund und munter nach Hause bringt, obwohl ein Schwabinger Kolumnist mit defekter Hinterbremse sich im Gewitter samt Radl vor ihm auf die Straße schmeißt (das ist keine Entschuldigung)?

Das erwähnte Feuerwerk mit den juristischen Bombastik-Buff-Bomben ist in den USA (wie das meiste) um einiges wuchtiger und spektakulärer. Dort wollte ein „Sonderermittler“ (oder hieß er da noch „Staatsanwalt“?) mit dem zuständigen Gericht für den hochkriminellen Präsidentensohn Hunter Biden einen „Deal“ aushandeln, der auf völlige Straffreiheit und Immunität für alle zukünftigen kriminellen Handlungen hinausgelaufen wäre. Weil das doch ein bisserl arg unverschämt war und überraschenderweise scheiterte, wurde nun ein „Sonderermittler“ eingesetzt, bei dem es sich um genau denselben „Sonderermittler“ (oder hieß er vorher „Staatsanwalt“?) handelt, der den „Deal“ anbot. Man kann sich so was nicht ausdenken.

Aufgeflogen ist derweil auch, daß Papa Joe Biden seinem Sohn bei dessen verbrecherischem Tun assistierte, indem er unter falschem Namen virtuell durch die Ukraine (und China?) tourte und sich von Hunter als „Berater“ (oder so ähnlich) prostituieren ließ. Ich weiß nicht, ob auch dafür schon Straffreiheit und Immunität angeboten wurden – immerhin war der Mann damals wohl Vizepräsident (oder schon Präsident?) des Imperiums; da muß man sich auch mal die Hände in viel Schmiergeld waschen, um den regelbasierten Weltfrieden zu sichern, nicht wahr?

Und damit von all dem entfesselten Irrsinn möglichst niemand irgendwas mitbekommt, tobt durch die „Medien“ ein Wirbelsturm namens Trump. Der wegen weitaus lächerlicherer Verfehlungen nun bereits vier Anklagen am Hals hat, aber immer noch frei herumläuft, obwohl ihm je nach Nachrichtenlage siebenhundert bis fünf Millionen Jahre Haft drohen – womit er der erste US-Präsident wäre, der nach seiner Wiedergeburt (sofern er nicht als Dalai Lama inkarniert) sofort wieder eingesperrt würde, und zwar mindestens mehrmals. Das ganze Theater ist also wohl weitestgehend Wahlkampfkarneval; man fragt sich allerdings, ob Trump damit vom Weißen Haus ferngehalten oder vielmehr hineingehebelt werden soll. Die Zahl seiner potentiellen Wähler und vor allem seiner realen Geldspender (die in der US-Version der „Demokratie“ weitaus wichtiger wenn nicht einzig wichtig sind) wächst jedenfalls so unaufhaltsam, daß er Robert F. Kennedy junior bald eingeholt haben könnte.

Hierzulande kann man allen eifrigen Bemühungen zum Trotz von einer Korruption solch titanischen Ausmaßes vorläufig nur träumen (obwohl: Wer weiß das denn schon genau?). Wobei es von und zu den mafiösen Verstrickungen des „Kanzlers“ und seines „Wirtschaftsministers“ schon auch einiges zu berichten gäbe, was interessanter wäre als eine blödsinnige „Maskenpflicht“ in der Notaufnahme einer Klinik in was weiß ich welchem Provinzkaff. Wegen „Eris“ oder „Real Deal“ oder … ach Gott: Lallerbach, den gibt’s ja auch immer noch.

Ein „intellektueller und charakterlicher Verfall erschreckenden Ausmaßes“, konstatiert der Politikwissenschaftler Roger Schelske, habe in den letzten Jahrzehnten in Deutschland stattgefunden, und zwar „quer durch das politische Spektrum“. Eine arg milde Diagnose, finde ich, zumal es ein „politisches Spektrum“ seit längerer Zeit nicht mehr gibt – es sei denn, man akzeptierte ein solches auch dann, wenn es aus einer einzigen Farbe bestünde (die Physiker: „Kreisch!“). Es gibt des weiteren seit längerem auch keine Politik mehr, weil diese gerade eben nicht aus der „Führung“ bestünde, deren Fehlen Schelske in der Tradition eines Arnulf Baring (circa 1998) und eines Joseph Goebbels (circa 1930) beklagt.

Sondern Politik bestünde aus Beteiligung, Diskussion, Disput, Streit, Debatte, Geschrei, Kompromiß, Einigung und dem nächsten Streit. Schließlich gibt es unterschiedliche Interessen, zumal in einer künstlich nationalisierten Massengesellschaft, und hier und da und im Grunde überall laufen diese Interessen einander entgegen. Daß der Mann mit dem ererbten Kapital noch reicher werden will, ist legitim. Daß seine tausend Lohnsklaven dafür nicht hungern, sondern lieber ohne ihn in Eigenregie genossenschaftlich wirtschaften täten, ist ebenso legitim. Und so weiter, bis hin zum Hersteller von Atomraketen und anderem Massentötungsgerät, der ja auch bloß leben möchte, nicht wahr? Setzt man dessen Interessen als Staatsziel absolut – wie es derzeit Frau Strackula-Zimmermann tut und dafür auch noch die Gewalt der „Führung“ beansprucht – und scheißt auf die Menschen, die durch solche „Produkte“ ausgemerzt beziehungsweise ausgebeutet werden, um sie zu erzeugen, schwört man all diese Ausgebeuteten mit ihren Ausbeutern in einem eisernen Bund zusammen („unterhaken“ et cetera) und bezeichnet das als „Demokratie“, dann muß man sich nicht wundern, wenn einer solchen „Demokratie“ nur noch (siehe oben) neun Prozent ihrer Opfer „vertrauen“. (Die Täter fallen kaum ins Gewicht: Das sind ein paar hundert Leute, jedenfalls nicht annähernd ein Promill vom Promill.)

Wenn zum Beispiel auf einem Wirtshausklo jemand die Schüsseln abschraubt, die Waschbecken, Handtücher und Spiegel entfernt, die Wasserrohre und Kabinentüren raushaut, die Kacheln von der Wand klopft, das Licht ausmacht, die Fenster zunagelt, die Abflußrohre verstopft, fünf Schweine und drei Kühe hineinstellt und dann versucht, die gesamte Wirtshauskundschaft mit der Peitsche hineinzutreiben, um hinter ihnen abzusperren und den Schlüssel wegzuschmeißen, werden sich nicht viele Betroffene erzählen lassen, das habe was mit „Hygiene“ zu tun. Ein paar schon, aber nicht alle. So ist das mit der Demokratie und der „Demokratie“ auch.

Hier kommen mal wieder ein paar Binsen: Wenn Politiker behaupten, jede Meinung, die von ihrer „eigenen“ (und der Parteilinie) abweicht, „verachte“ oder „delegitimiere“ „die Demokratie“, handelt es sich dabei nicht um Politiker, sondern um Despoten. Und zwar um reichlich blöde und ausnehmend unverschämte. Es ist eine unselige Tradition, das Spektrum des Sag-, Denk- und Diskutierbaren einzuschränken, indem man (im übertragenen Sinne) behauptet, man blicke ja nicht nur in eine Richtung und spiele auch nicht nur in einer Tonart, sondern nach Nordwest und Nordnordwest und in C-Dur und Cis-Dur. Wenn dann jemand sagt, man wolle statt über Geographie und Musik mal über Physik, Fußball, Mineralogie, Donald Duck, Bier oder Steinpilze sprechen, erscheint das dem „Debattenraum“, der von Nordwest bis Nordnordwest und von C-Dur bis Cis-Dur reicht, notwendigerweise abstrus.

Das liegt auch am geläufigen Wortschatz, der den Debattenraum absteckt; und da bin ich wieder bei Herrn Schelske, der es gut meint, sich aber nicht rausstrampeln kann aus dem gewohnten Jargon von „Führung“ bis „verkraften“, „existentiell“, „Elite“, „Ausfälle“, „strategiefähig“ … lauter Vokabeln, die keine Entsprechung, kein Signifikat in der Wirklichkeit haben. Sie schallen einfach um uns herum, den ganzen Tag, schlüpfen und schwappen ins Ohr hinein und kommen aus dem Mund wieder heraus, weil dazwischen nichts mehr ist, was sie prüfen und filtern könnte. So entsteht eine absurde, abstrakte Welt der leeren Formeln, die nicht nur nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat, sondern diese Wirklichkeit irgendwann komplett überstrahlt und ausblendet. Plötzlich sind der Kandidat und das Mandat tatsächlich realer als der Grashalm und der Wassertropfen, obwohl bei ersteren beiden niemand weiß und sagen könnte, was das eigentlich sein soll, woher das Wort kommt und was es bedeutet, bezeichnet und meint.

Das gilt mutatis mutandis in vielen, wenn nicht allen Bereichen. Nie war die „Gesellschaft“ so „woke“, so „achtsam“ und „rücksichtsvoll“, so „tolerant“, so „offen“, „solidarisch“ und „divers“ wie heute. Und zugleich war sie nach 1945 nie so haßerfüllt, gewalttätig, intolerant, kleingeistig, rücksichtslos, unsolidarisch, spießig, vernagelt, verschüchtert, rassistisch, diskriminierend, egozentrisch und zersplittert in Einzelgetue, das als „Interessen“ verstanden wird, aber nur die schambeladene Exkremation oktroyierter „Bedürfnisse“ des Konsums und der Definition darstellt. Nichts davon ist wirklich, alles gelogen, und nichts davon ist dem Opfer des Prozesses, der uns dazu gemacht hat, vorzuwerfen; möglicherweise nicht einmal seinen Betreibern, die ebenso Opfer sind.

Das kann man im Biergarten täglich beobachten: Je mehr angebliche „Traditionsrollen“ angeblich aufgelöst und durchbrochen werden, desto deutlicher werden sie sichtbar – Männer wie zyklopische Boliden mit kahlrasierten Phallusschädeln, Frauen mit fünf Kilo Schminke im Gesicht auf Schuhabsätzen, die man vor dreißig Jahren nur gegen Vorlage eines Testaments oder eines Waffenscheins verkauft hätte. Stolze „Boah!“-Laller, zentnerweise Silikon, und jedes Exemplar davon scheißt im Grunde auf alles außer auf eine vage „Perspektive“, die sich aus dem Rollenspiel ergeben könnte – das soll „eure“ „befreite“, sich „unterhakende“ „Solidargemeinschaft“ sein? Ich kann (um das mal zu variieren) gar nicht so viel lachen, wie ich kotzen möchte.

Und doch tut einem jedes einzelne dieser Exemplare spontan leid, wie es sich durch den Junggesellinnenabschied beziehungsweise den Männerstammtisch quält: Das ist ja schon lange nicht mehr (oder war noch nie) der „beinharte“ „Spaß“, den man uns 1984 als Resultat des Sieges im „Wettbewerb der Systeme“, als Folge von „Liberalisierung“, „Open-Mindedness“ und „Weltbürgertum“ verheißen hat. Es ist nur noch ein Elend, eine Quälerei, die man niemandem wünscht und von der man sich beim bloßen Anblick kaum vorstellen kann, daß sie neben all diesen Opfern auch Profiteure kennt. Sind die wirklich ebenfalls Opfer?

Politische (oder pseudopolitische) Begleiterscheinung dieser Spielart der Verameisung ist die völlige Verwirrung und Verdrehung aller Begriffe, wie sie etwa bei Herrn Schelske stattfindet: „‚Das Private ist politisch‘, hieß es bei den Extremisten der 68er-Bewegung, womit sie nichts anderes meinten, als die Auflösung des liberalen Rechtsstaats, die nun, unter tätiger Beihilfe von Liberalen und Konservativen, ins Werk gesetzt wird.“ Es ist ziemlich typisch, wie hier ein klassisch „rechts“ (und damit eher Folgernder als) Denkender die Begriffe und das damit Begriffene verdreht und verknotet, einen Faden Wahrheit mit fünf Pfund Ideologie verklebt und daraus einen Zupfkäse formt, der nur deswegen auf dem Tisch liegt, weil das ehemals linke Denken vollständig ausgestorben ist und keinen Widerstand mehr leistet. Hat irgend jemand in den letzten dreißig Jahren je daran gedacht, der Nichte zum Geburtstag eine aktuelle Ausgabe von Agnolis „Transformation der Demokratie“ zu schenken? Gibt es eine solche Ausgabe überhaupt? (Ich fürchte: nein, die gibt es nicht, und die alten sind vergriffen, und Huxleys „Brave New World“ ist in der „Neuübersetzung“ unlesbar, und Orwells „1984“ trägt jetzt als literarischen Darmtumor ein „Vorwort“ von Robert Habeck mit sich herum, das so unfaßbar entlarvend dumm ist, daß es wie ein Kafkascher Türsteher wirkt: „Wozu soll ich ein Buch lesen, dessen Vorwort schon ein solcher Bullshit ist?“)

Und derweil: brennt Hawaii. Und zwar genau der Teil von Hawaii, der von Blackrock und Vanguard als Experimentierfläche für eine Fünfzehn-Minuten-Stadt auserkoren ist. Autos schmelzen, Hütten zerbersten, Kokospalmen verdampfen im Lasersturm, aber außerhalb der gekennzeichneten Flächen bleibt (wie zuvor in Kalifornien, Australien, auf Rhodos und anderswo) alles heil. Fragen wir, was das soll?


8 Antworten auf „(periphere Notate): Wir pfeifen auf Pomade!“

  1. Die Empörung über die absurd-verbrecherische Zeit, in der wir leben, ist absolut richtig. Aber auch die Minderheit der „Dissidenten“, die diese Lage erkennen und sich darüber empören, zeigt immer weniger Humor, Selbstkritik und Vernunft und immer mehr aggressive und blinde Bitterkeit. Als Reaktion gegen die Unterdrückung werden viele zu symetrischen Negativbildern von dem, was sie bekämpfen wollen. Der Gegner der fundamentalistischen und totalitären Gesellschaft kann sehr leicht in einen gegnerischen Fundamentalismus/Totalitarismus fallen. Das führt zu einer tragischen Situation, sodass man im besten Fall nur zwischen Skylla und Charybdis wählen kann. Dieser Prozess, in dem der Alptraum immer grausamer wird, ist schon leider in vollem Gange. Unter den aktuellen Umständen ist es enorm schwierig, den Kopf nicht zu verlieren und sich nicht vergiften zu lassen (Frust ist Gift!), aber kühle Köpfe, warme Herzen, Humor und eine gewisse Lässigkeit sind dringend nötig.

  2. Wie gewohnt eine gute Kolumne mit diesmal noch besseren Kommentaren – und ja, auch hier ist der einzige Weg, das Spiel nicht garantiert zu verlieren, es einfach nicht mitzuspielen.

    Keine stumpfe Antipodenhaltung, keine demonstrative undifferenzierte Totalverweigerung, denn das ist dann alles doch wieder nur die genauso sorgfältig kalkulierte Rückseite derselben vorgesetzten Medaille, sondern nach möglichst guter individueller Abwägung einfach nur genau das machen, was man selber für richtig hält.

    Leichter gesagt als getan, aber im durchaus im Bereich des Machbaren. Denn wer zu lange in den Abgrund schaut…

  3. „Das kann man im Biergarten täglich beobachten: Je mehr angebliche „Traditionsrollen“ angeblich aufgelöst und durchbrochen werden, desto deutlicher werden sie sichtbar – Männer wie zyklopische Boliden mit kahlrasierten Phallusschädeln, Frauen mit fünf Kilo Schminke im Gesicht auf Schuhabsätzen, die man vor dreißig Jahren nur gegen Vorlage eines Testaments oder eines Waffenscheins verkauft hätte. Stolze „Boah!“-Laller, zentnerweise Silikon, und jedes Exemplar davon scheißt im Grunde auf alles außer auf eine vage „Perspektive“, die sich aus dem Rollenspiel ergeben könnte – das soll „eure“ „befreite“, sich „unterhakende“ „Solidargemeinschaft“ sein?“ So ähnlich hat mein Opa auch geredet.Am Ende stand der Satz “ bei Hitler hätte es das nicht gegeben“. Welcher Diktator schwebt Ihnen vor?

    1. Bei Hitler hat es genau das gegeben: Die traditionelle Funktion der deutschen Frau, die Mannhaftigkeit des deutschen Recken und alles, was damit einhergeht, waren zentrale Elemente des Nationalsozialismus. Kann man schon mal vergessen, ist ja lang her.

      1. ein traditionelles Rollenbild für die Frau, deren Aufgabenbereich im Haushalt und obendrein starke, beschützende Männerhände sind nicht unbedingt nur Elemente des Nationalsozialismus. Das war im Kaiserreich schon gepriesenes Lebensmodell, praktiziert zudem bei Indianern, Mongolen, Inuit, Russen auch, Jahrtausende hindurch…. schick mal die Ricarda Lang mit Umschnalldildo angetan zu den Mongolen in die Steppe…….

  4. Lieber Messerschmidt, lieber Klaus B., zwei so liebevolle, abgeklärte, weise und sehr beschützende Kommentare, die genau das benennen, worum es geht: „kühle Köpfe, warme Herzen, Humor und eine gewisse Lässigkeit sind dringend nötig“ und ja, auch die traditionellen Rollen sind nicht immer nur auf das Mutterkreuz der Nazis zu reduzieren. Unsere 68er Nachkommen sprechen da (mit mir) eine sehr deutliche Sprache über ihre Versehrtheiten, Verletzungen, ihre Nachsicht und die Wunden, die das immer wieder zitierte „es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit“ als das entlarven, was es schon immer war: Ein witziger Klospruch, gelesen nachts um 3 Uhr, wenn man auf dem Klo im Schuhmann’s in der Maximiliansstrasse fast auf der Kloschüssel eingeschlafen wäre. Absolution ist das keine und man kann nur dankbar sein für die Zärtlichkeit, die diese nachfolgenden Generationen für uns noch übrig haben. Übrigens sind in der Szene der echten Verschwörungstheoretiker (Flacherdler, Tartarier, Riesen und Pyramiden) alle restlos entspannt, witzig, leiden nicht unter Liebesverlust und Ausgestossensein. Schon der Morgenspruch bei den Flatearthern „Good Morning all you unvaxxed Flat Earther Legends stay free“ zeigt wie sie dort drauf sind – neugierig, gut vernetzt, eine Community, die ständig zusammenträgt, was wieder jemand ausgegraben hat und da sind echte Perlen dabei – die wir vor 40 Jahren neben dem bellenden RAF Jargon übrigens auch schonmal angeteasert und wieder vergessen haben. Diesen Humor wünsche ich uns auch. Ohne Bitterkeit. Josi

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