Architektur & Verbrechen (eine fortlaufende Sammlung): Das Kapital starrt auf uns herab (2)

„Die valorisierte Kultur hat nicht nur die Ressourcen des profanen Raums ausgeschöpft, sondern diesen Raum auch selbst mit ihren eigenen Erzeugnissen angefüllt und damit radikal und irreversibel verschmutzt.“ (Boris Groys)

„Nun glauben wir aber festzustellen, daß es der Ethnologie jetzt nur noch auf Präzision ankommt, daß sie oft zugunsten der Genauigkeit auf intuitive Erkenntnis verzichtet, und wir spüren wohl, daß wir an Boden verlieren.“ (Claude Levi-Strauss)

„Aber mit jedem Knopf, der eine menschliche Tätigkeit nahezu restlos aufs Apparative reduziert, vermindert sich auch die Zahl der Möglichkeiten, die Absicht mit dem Beabsichtigten, den Plan mit dem Ergebnis, die Idee mit dem Wort durch das Medium einer konkreten Handhabung so miteinander zu verknüpfen, daß dem Werk ein Tun, dem Tun ein Fühlen und dem Fühlen die Person mit eingewoben bleibt. Der Verlust scheint leicht erträglich gegenüber dem Gewinn an Zeit und Effektivität. Aber die Effektivität nimmt einen anderen Namen an, wenn sie zur Macht gelangt. Sie heißt dann: Brutalität.“ (Jürgen Dahl)

„corporation: 1 a very big business-cult which converts responsibility into profit 2 Byzantine hall of mirrors used to disguise a ruling class desperate to remain concealed“ (Darren Allen)

„Reichtum dient dem modernen Menschen nur noch dazu, seine Vulgarität zu steigern.“ (Nicolás Gómez Dávila)

„Wenn sich im Schrecken das Gesetz der Bewegung erfüllt, so ist selbst Schmuck noch Träger von Angst.“ (Paul Virilio)

„Wer für ein schweres Vergehen vom Oratorium und Tisch ausgeschlossen ist, werfe sich zur Zeit, da im Oratorium der Gottesdienst beendet wird, vor der Tür des Oratoriums nieder und bleibe dort liegen, ohne etwas zu sagen, mit dem Gesicht zur Erde, vor die Füße aller hingeworfen, die aus dem Oratorium kommen. Und das tue er so lange, bis der Abt entscheidet, die Buße genüge.“ (Benedikt von Nursia)

„Die Verfeinerung der Grausamkeit gehört zu den Quellen der Kunst.“ (Friedrich Nietzsche)

„Was aber die gängige Rede von Selbstverwirklichung anlangt, wage ich zu behaupten, daß der Mensch nur in dem Maße sich zu verwirklichen imstande ist, in dem er Sinn erfüllt. (…) Wie der Bumerang, der zum Jäger, der ihn geschleudert hat, nur dann zurückkehrt, wenn er das Ziel, die Beute, verfehlt hat, so ist auch nur der Mensch so sehr auf Selbstverwirklichung aus, der zunächst einmal in der Erfüllung von Sinn gescheitert ist, ja, vielleicht nicht einmal imstande ist, einen Sinn auch nur zu finden, um dessen Erfüllung es ginge.“ (Viktor E. Frankl)

„Das Sein bringt die Zeit zum Verstummen; und die Zeit das Sein zum Klingen.“ (Hans Kudszus)

 

2 Antworten auf „Architektur & Verbrechen (eine fortlaufende Sammlung): Das Kapital starrt auf uns herab (2)“

  1. neulich war ich im Eifelstädtchen unterwegs. Früher mal lebte die Stadt vom Basalt (ein dunkelgrauer sehr harter Stein). Nun sollte man meinen, daß eine Stadt, die in großen Teilen am 2. Januar 1945 durch Bomben zertört wurde, die noch erhaltenen Bauten hegen und pflegen, weil sie eben eine regionale Besonderheit darstellen und einst von den Vorfahren in mühsamer Handarbeit erstellt wurden…aber denkste-die Abrißbirne besorgt das schnell und ermöglicht die Verdichtung und ganz sicher für ein zusätzliches Stockwerk, auf daß das Sonnenlicht nur noch den Oberen zugute kommt.

  2. grauenvollerweise fallen mir nun zwei Geschichten dazu ein:
    1.) Ich saß in einem Bus neben einer total hübschen Musikerin. Mongolin…wir fuhren nach einer Woche Gobi in die Richtung von Ulan Baatar/ Hauptstadt der Mongolei, näherten uns der Stadt.
    Mir entfuhr ein: „Boahhh! Ist das häßlich!!“
    Die schöne, sie hieß „Tsengelmaa“ erwidert:
    „Dafür wohnen hier gute Menschen“
    2.) Ich habe auf einer Landesgartenschau in Rechberghausen, das ist in am Fuße der schwäbischen Alb, zur Eröffnung ein komplexes Kulturprojekt mit einer Mittelschule gemacht.
    Dieses Städchen sieht aus wie Fallerhäuschen in der Märklinanlage.
    Ich habe noch nie mit einer so furchtbaren Energie zu tun gehabt, nirgendwo auf der Welt. Ich verliere mich jetzt nicht in Einzelheiten:
    Hätte ein Kartoffelkäfer, längsgestreift hell- und dunkelbraun,
    (in der rechten Ukraine ein Synonym für Russen, St.Georgsband)
    gewagt, über das tadellos gefegte Kopfsteinpflaster von Rechberghausen, wo zwischen den einzelnen Steinen niemals ein Kräutlein erscheinen wird(roundup), so hätte die wütende Hausfrau mit einem Besen diesen Kartoffelkäfer erledigt und dessen Reste in der Biotonne entsorgt, denn so will es die Vorschrift.
    Andererseits.
    Hinter den in deinem super Artikel abgebildeten Fassaden, wer weiß schon, was da abgeht..
    Die Architekten und deren Nachfahren sollten vogelfrei sein, bzw vögeI*Innenfrei. Nachfahr*Innen. Genau. Schöne Grüße an die Starkbier- und Leberkas-Front

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