Ein offener Brief an den Oberbürgermeister von München, Dieter Reiter

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

zum internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust und des Nationalsozialismus haben Sie sich wie folgt öffentlich geäußert:

„(…) Damit wollen wir und damit wird klargestellt, daß es aus meiner Sicht zutiefst verabscheuungswürdig ist, wenn bei Aufmärschen von Verschwörungstheoretikern und Gruppen aus der Querdenkerszene just genau an diesem Ehrengrab die Weiße Rose für deren eigene Zwecke instrumentalisiert wird, um sich selbst einen nicht vorhandenen moralischen Anstrich zu verpassen und gleichzeitig unser heutiges demokratisches Staatswesen zu verunglimpfen und zu delegitimieren. Das halte ich für unerträglich, meine Damen und Herren. Pegida und AfD haben das bereits demonstriert. An Infamie kaum mehr zu überbieten ist schließlich auch der immer wiederkehrende Versuch der sogenannten Querdenker- und Verschwörungsszene, ihre Protestveranstaltungen ganz gezielt an besonderen staatlichen Gedenktagen durchzuführen und damit unsere erinnerungskulturellen Werte zu kapern und zu verhöhnen. Auch das halte ich für unerträglich.

So geschehen, meine Damen und Herren, vor zwei Jahren in Stuttgart, wo man eine Großdemo gegen die damaligen Coronaauflagen ausgerechnet – ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag veranstaltet hat. Oder bleiben wir in München. Denken Sie nur an die unsägliche Kundgebung von sogenannten Verschwörungstheoretikern und Impfgegnern am 9. November des vergangenen Jahres auf dem Max-Joseph-Platz unweit der Feldherrnhalle. Das war für mich als Münchner Oberbürgermeister ein Faustschlag. Und es gelingt uns nicht, und wir können es nicht verhindern. Aber wir können dagegen ankämpfen, meine Damen und Herren. All das, all das schwingt hier jedenfalls aus meiner Sicht unweigerlich mit, wenn wir an die Opfer der beispiellosen Menschheitsverbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft reden, wenn wir an diejenigen Menschen erinnern, die unter der NS-Herrschaft und unter anderem aus rassistischen, antisemitischen, politischen, aus religiösen Gründen, aufgrund von Behinderung oder ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzt, verfolgt und ermordet werden. All dies muß man bei diesem Gedenken immer mitdenken, meine Damen und Herren.

Und genau deshalb, genau deshalb wollen wir auch mit der heutigen Veranstaltung ein deutliches Zeichen setzen. Ein Zeichen gegen Haß, ein Zeichen gegen Hetze, gegen Rechtsextremismus, gegen Rassismus und gegen Antisemitismus. Daß gerade München als ehemalige sogenannte Hauptstadt der Bewegung hier eine ganz besondere Verantwortung trägt, versteht sich von selbst, ist mir vom ersten Tag an, in dem ich hier in München Oberbürgermeister sein durfte, bewußt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir werden auch niemals müde werden, an die Opfer der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft zu erinnern und für Toleranz und für Weltoffenheit einzutreten, für eine lebendige, wehrhafte demokratische Stadtgesellschaft, für Freiheitsrechte und für die Rechte von Minderheiten und Andersgläubigen. Und all denjenigen, all denjenigen, die an diesen Grundfesten des friedlichen, solidarischen und mitmenschlichen Zusammenlebens rütteln, all denjenigen sei gesagt, daß wir sie niemals werden gewähren lassen. Das sage ich hier und heute vor dem Hintergrund unserer historischen Verantwortung, und das sage ich den Feinden der Demokratie, und dies ist auch Konsens in der gesamten demokratischen Münchner Stadtgesellschaft, die den Feinden der Demokratie jedesmal aufs Neue die Stirn bietet. Das ist unser alle Auftrag.“

Man darf also Ihren Worten, Ihrer Meinung nach nicht mehr an die Verbrechen des Naziregimes erinnern, ohne gleichzeitig („all das schwingt mit“) eine „unsägliche“ Kundgebung von „sogenannten Verschwörungstheoretikern und Impfgegnern“ anzuprangern? Man muß also, wenn man an die Nazis denkt, automatisch auch an die „sogenannte Querdenkerszene“ denken? Man kann über Aufmärsche von Nazis nicht mehr sprechen, ohne zugleich über „Aufmärsche“ der „Verschwörerszene“ zu sprechen und beide in einem Atemzug zu verabscheuen? Man darf vor allem Verfassungsbrüche und andere undemokratische Vorgänge nicht mehr kritisieren, dagegen protestieren, ohne mindestens zum „Pegida“-Mitglied erklärt und mit antisemitischen, nationalsozialistischen Massenmördern gleichgesetzt zu werden?

Man muß also Haß verbreiten, um „ein Zeichen gegen Haß“ zu setzen? Man muß zu Haß aufwiegeln, um „ein Zeichen gegen Hetze“ zu setzen? Man muß Menschen, die man unter einem willkürlichen Pauschalbegriff zusammenfaßt, in Angst versetzen, zu ihrer „Bekämpfung“ aufrufen, um Toleranz und Weltoffenheit zu üben? Und man muß einen der wichtigsten Gedenktage – gerade für München – instrumentalisieren, um diese Menschen zu verunglimpfen und samt und sonders als Staatsfeinde zu brandmarken?

Ich denke: Nein, man muß das genaue Gegenteil tun.

Mein erster Gedanke nach dem Hören dieses Ausbruchs von Haß, den ich in dieser Form und diesem Ausmaß von einem Politiker, der sich als demokratisch bezeichnet, in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt habe (und ich habe Franz Josef Strauß erlebt), war: Da ist einem fanatisierten, möglicherweise politisch unerfahrenen Redenschreiber die Sicherung durchgebrannt. Am besten reitet man darauf nicht herum, weil man sich nicht dazu hinreißen lassen sollte, auf derartige Hetze in gleicher Währung herauszugeben.

Mein zweiter Gedanke war: Dem ist leicht satirisch zu begegnen. Man muß diese Hetzrede nur mit etwas verändertem Tonfall wörtlich nachsprechen, um die grenzüberschreitende Infamie, die daraus spricht, zu entlarven.

Aber das reicht meines Erachtens nicht hin. Die Menschen, über die Sie in Ihrer Rede herziehen – und ich kenne viele, die dazu zu rechnen wären – sind zum allergrößten Teil und mit Ausnahme einiger weniger Dummköpfe und Provokateure (!) friedliche, nachdenkliche, nicht sonderlich „wehrhafte“ und vor allem im Umgang mit einem solchen Ausmaß an Haß auch nach drei „Corona“-Jahren nicht geübte Staatsbürger, die sich nichts zuschulden haben kommen lassen, die höchstens (wenn überhaupt) gewaltlos demonstriert und in Einzelfällen (wo das überhaupt möglich war) ihre Ansicht zu den Vorgängen in Deutschland (und anderswo) öffentlich geäußert haben. Nichts gibt Ihnen das Recht, diese Menschen als „Verschwörungstheoretiker“, „Querdenker“ (was ja erst seit kurzem überhaupt als Schimpfwort Verwendung findet) und „verabscheuungswürdig“ zu bezeichnen, sie pauschal einer Nähe zu „Pegida“, AfD oder was auch immer zu bezichtigen, sie öffentlich als Gruppe einem Haß auszusetzen, von dem zu befürchten ist, daß er sich verbreitet. Ihre Aufgabe als Oberbürgermeister einer Großstadt wäre es, vermittelnd einzugreifen, wenn Menschen ausgegrenzt, beschimpft, diskriminiert werden, wenn entfesselte Hetzredner genau das tun, was Sie in Ihrer Rede getan haben.

Sie tun nämlich genau das, was Sie den Menschen, die Sie als „sogenannte Querdenker- und Verschwörungsszene“ (ein freudscher Versprecher?) diffamieren, vorwerfen: Sie kapern die „erinnerungskulturellen Werte“ der deutschen Gesellschaft und reklamieren Sie für sich. Sie nehmen Millionen von Menschen für die Dummheit einiger einzelner in Haftung und beschimpfen sie öffentlich, und zwar ausgerechnet am Tag des Gedenkens an das schlimmste Verbrechen der Menschheitsgeschichte, mit dessen Tätern Sie damit nicht nur die paar Dummköpfe gleichsetzen, sondern die Millionen anderen gleich mit. Auch mich, meine Verwandten und Freunde, einen nicht geringen Teil der Münchner Stadtgesellschaft – die Sie in unangemessener, ja: widerlicher Überheblichkeit für sich reklamieren – und zwar ausgerechnet den Teil, der aus berechtigter Sorge um die Demokratie und deren Aushöhlung die größtenteils gesetzes- und verfassungswidrigen „Maßnahmen“ kritisiert hat und dies weiterhin tut.

Und Sie tun das nicht – wie die erwähnten Dummköpfe – aus Furcht, aus Angst, aus möglicherweise übertriebener Sorge oder Leichtfertigkeit, sondern aus purem Zynismus, aus demagogischer Berechnung, aus dem Willen heraus, diesen Menschen den größtmöglichen öffentlichen Schaden, die schlimmstmögliche Rufschädigung zuzufügen, sie einzuschüchtern, auszugrenzen, zu Sündenböcken zu machen und (indirekt) zum Freiwild zu erklären.

Das ist eine derart unfaßbare, eine so unglaubliche Entgleisung, daß sie dem Inhaber eines öffentlichen Amts nicht „passieren“ darf. Ich fordere Sie ganz persönlich, ohne irgendeine Organisation oder Partei im Rücken, auf, Ihr Amt niederzulegen und ebenso öffentlich, wie Sie Ihre infame Hetzrede gehalten haben, dafür um Entschuldigung zu bitten. Und ich füge gerne hinzu, daß zumindest ich persönlich in diesem Fall bereit bin, diese – Verzeihung – bodenlose Sauerei zu entschuldigen und darüber zu sprechen, wie man ihre Folgen abmildern und eine Wiederholung verhindern kann. Als Bürgermeister und damit Vertreter auch meiner Interessen kann ich Sie – als Ihr Wähler – jedoch nicht mehr akzeptieren.

Wir haben uns an vieles gewöhnt. Wir müssen es hinnehmen, daß die deutsche Außenministerin weltöffentlich verkündet, die EU kämpfe einen Krieg gegen Rußland. Wir müssen es hinnehmen, daß der deutsche Verteidigungsminister (Ihr Parteifreund) Rußland einen „Vernichtungskrieg“ vorwirft und damit in unerträglicher Weise den Vernichtungskrieg der Wehrmacht gegen die UdSSR und den Holocaust verharmlost und instrumentalisiert. Wir haben erlebt, daß Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht an dem mRNA-Massenexperiment teilnehmen wollten, als „Verweigerer“, „Leugner“, „Ratten“, „Blinddarm“, „Tankstellenmörder“, „Volksschädlinge“ und „Tyrannen“ bezeichnet wurden, daß sie ihren Arbeitsplatz und Lebensunterhalt verloren, daß sie für Monate aus dem öffentlichen Leben und der Gesellschaft ausgeschlossen, daß Geldstrafen, Beugehaft, die Einlieferung in Lager, der Entzug von Lohnfortzahlung, Wohnung, Krankenversicherung, Sorgerecht und Arbeitslosenunterstützung gefordert und angedroht wurden, daß Journalisten verlangten, die gesamte Gesellschaft möge mit dem Finger auf sie zeigen, man müsse die „Asozialen“ mit einem scharfen Keil von der Gesellschaft abspalten, sie ächten, unterwerfen, zwingen und niederringen. Wir haben uns sogar daran gewöhnen müssen, von durchgeknallten Schreihälsen als Nazis und Antisemiten bezeichnet zu werden, weil wir nicht damit einverstanden sind, daß die Regierung dauerhaft das Grundgesetz bricht, daß seit bald drei Jahren die Grund- und Menschenrechte in Deutschland als eine Art „Gnade“ betrachtet werden, die man den Menschen (die einmal Bürger waren) je nach aktueller „Gefahrenlage“ gewähren und entziehen kann.

All das ist geschehen, und Amtsträger wie Sie, die auch dieses verfemte Drittel der Gesellschaft vertreten sollen, haben geschwiegen oder mitgemacht bei der Hetze, bei der Verbreitung von Haß und der Entfesselung von kollektiver Wut auf Unschuldige.

Es muß Grenzen geben, die Träger öffentlicher Ämter respektieren, auch wenn sie behaupten, keine „roten Linien“ mehr zu kennen, weil diese unheilvolle Entwicklung sonst eine Dynamik annehmen kann, die nicht mehr aufzuhalten ist. Sie haben eine dieser Grenzen überschritten. Halten Sie ein und kehren Sie um!

Ich möchte, wie gesagt, Haß nicht mit Haß kontern und bin dazu aufgrund meiner Erziehung und Lebenserfahrung auch gar nicht in der Lage. Falls Sie bereit sind, zur Toleranz und Solidarität, zur Offenheit, zur Sorge um die Schwächeren in unserer Gesellschaft, zum Bemühen um Freiheitsrechte, Frieden und eine offene, rücksichtsvolle, demokratische Stadtgesellschaft, zur Besinnung, zur Aufrichtigkeit, zur Menschlichkeit und zur Demut zurückzukehren, steht einer Versöhnung nichts im Weg.

Dann können wir auch gerne den Feinden der Demokratie gemeinsam entgegentreten.

Mit freundlichen Grüßen: von Michael Sailer

23 Antworten auf „Ein offener Brief an den Oberbürgermeister von München, Dieter Reiter“

  1. Offener Brief an Herrn Sailer.
    In fast jedem Ihrer Traktate bezeichnen Sie beispielsweise die Grünen als Faschisten und Nazis. Auch was das Impfen und die Coronamaßnahmen betrifft, stellen sie Analogien zu dem Nationalsozialismus her. Gewählte Politiker bezeichnen sie laufend als Verbrecher etc. Insofern ist dieser offene Brief pure Heuchelei, Wichtigtuerei und Unsinn. Lesen Sie Herr Oberbürgermeister was der Verfasser dieses sog. Offenen Briefes noch so von sich gibt und welche Hetze er tatsächlich permanent betreibt.

    1. Ach Norbert, ist denn überhaupt gesellschaftlich relevant, was Michael Sailer hier von sich gibt? Er schreibt hier für seine Freunde von KenFM, Nachdenkseiten, Rubikon, RT DE usw. Von daher sind ihre Kommentare hier vollkommen fehl am Platz. Diese Blase erreicht keiner mehr. Verschwenden sie ihre Lebenszeit doch nicht weiter mit diesen politisch-unzurechnungsfähigen Leuten. Ist nur ein gutgemeinter Ratschlag. Der Oberbürgermeister wird den Sailerblog mit Sicherheit nicht lesen:-)

      1. Ich finde es sehr aufschlussreich, dass ausgerechnet Sie von einer Blase sprechen. Wenn Sie die Essenz dieser Kritik an Reiter nicht wahrhaben, oder gar im Kern verstehen wollen, was da in dieser Rede gesagt wird, zeigt das ja, dass Sie wohl auch zu denjenigen gehören, die Andersdenkende erst einmal niederbrüllen müssen und zum Nachdenken dann keine Zeit mehr haben. Leider sind inzwischen viele Aussagen, die gerade von Leiten wie Ihnen als Verschwörung diffamiert wurden eingetroffen. Nehmen Sie es zur Kenntnis oder nicht, für die Tatsachen spielt das keine Rolle.

      2. Es wäre doch vielleicht ganz interessant, mal zu verfolgen, ob die zwei bis vier rechtsextremen Trolls (sagen wir: Linda, Robby, Norbert und noch eine(r)) irgendeinen Einfluß auf die Rezeption der Texte des Herrn Sailer haben. Kann man das messen?

      3. Liebe Beobachterin. Mich erschüttert diese komplett wissenschaftsfeindliche, irrationale, bösartige Radikalisierung auf den sozialen Netzwerken, ob von Links oder von Rechts. Da werden Wirklichkeiten aus dem Hut gezaubert, die dermaßen absurd und abwegig sind. Ich habe keine Zeit aufgrund meines Berufs, mich politisch zu organisieren. So schreibe ich hslt ein paar Zeilen wider diesem unsäglichen Mist. Ich weiß um die Gefahren der sozialen Netzwerke für unsere Demokrstie (Habermas) . Und bin dankbar, dass ich in einem der freiesten Länder der Welt leben darf. Deshalb reagieren ich auf solche Schmierfinken, die nichts außer Destruktion und Vergeltung und anderen Mist im Sinn haben. Herr Sailer ist da leider nicht der Einzige von denen.

        1. Werter Norbert, vielleicht sollten Sie Ihren Habermas, den Sie so gerne nennen, aber nie zitieren, mal wieder lesen. Er hatte mit vielem recht, hat mit manchem unrecht, aber als bloßer Name ohne Gedanken bewirkt er soviel wie damals die „Studenten, die in der Tat nichts anderes als Tomaten in den Händen haben können“ (um ihn doch mal zu zitieren).
          Auch das noch, weil es wenig sagt, aber vielleicht passt: „Ich meine nur eins, dass formale Regelungen, gegen die Sie mit soviel Wärme hier zu Felde ziehen, nach den Vorstellungen, die wir bisher gemeinsam geteilt haben, materiell eingelöst, aber nicht außer Kraft gesetzt werden sollten.“
          (Beides am 9. Juni 1967 als Replik auf Rudi Dutschke, dem Habermas bei dieser Gelegenheit „linken Faschismus“ unterstellen zu müssen glaubte. Vielleicht wäre es angesichts dieser historischen Erinnerung doch an der Zeit, dass Sie mal ein Argument äußern, anstatt immer nur Luft abzulassen?)

          1. Linker Faschismus. Danke! Genau! Das ist es. Das passt auf diese Traktate hier. Im Prinzip ist das nichts anderes als eine Verschwörungstheorie. Darauf mit Argumenten zu reagieren, wäre Unsinn und Zeitverschwendung. Aber darauf hinzuweisen, was das für ein realitätsfremder, zynischer Unsinn hier ist, dafür kann ich ein paar Minuten hergeben.

  2. „Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir werden auch niemals müde werden, an die Opfer der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft zu erinnern und für Toleranz und für Weltoffenheit einzutreten, für eine lebendige, wehrhafte demokratische Stadtgesellschaft, für Freiheitsrechte und für die Rechte von Minderheiten und Andersgläubigen. Und all denjenigen, all denjenigen, die an diesen Grundfesten des friedlichen, solidarischen und mitmenschlichen Zusammenlebens rütteln, all denjenigen sei gesagt, daß wir sie niemals werden gewähren lassen“

    „Und genau deshalb, genau deshalb wollen wir auch mit der heutigen Veranstaltung ein deutliches Zeichen setzen. Ein Zeichen gegen Haß, ein Zeichen gegen Hetze, gegen Rechtsextremismus…“

    Und genau deshalb, genau deshalb wollen wir diese Herren mit Waffen, Panzern, Munition und vielen anderen schönen Dingen unterstützen, genau diese Herren hier:

    https://m.youtube.com/watch?v=bXOCKFtXc8U

    https://m.youtube.com/watch?v=EKeY3Cmmq50

    https://m.youtube.com/watch?v=SbS6_0o7UkI

    https://m.youtube.com/watch?v=fNP9k-vMLgs

    https://m.youtube.com/watch?v=r9Is9qIKLDA

    https://m.youtube.com/watch?v=iLVJ2uPXIAw

  3. @Messerschmidt
    Danke. Die Sprache wird härter, und unsere Politiker merken selbst gar nicht mehr, was sie da eigentlich sagen. In ihrem Versuch, das (moralisch) Richtige zu tun, sind sie doch so sehr in ihrer Gut/Böse-Ideologie verfangen, dass sie gar nicht mehr merken, welche Methoden der Demagogie sie dabei anwenden.
    Es ist wie eine Hysterie (vielleicht auch Panik, die Deutungshoheit zu verlieren). Der kategorische Imperativ gilt nicht mehr. Und in einem übersteigerten Wunsch, das vermeintlich Böse zu bekämpfen entfernen sich viele immer mehr von ihren demokratischen und rechtsstaatlichen Idealen. Und so steuern wir mit Riesenschritten in einen totalitären Staat.
    Denn, jeder will jeder Recht haben, will noch mehr Aufmerksamkeit, legt noch eine Schüppe drauf, damit seine Meinung gesehen wird, will mit noch markanteren Aussagen vom Publikum gehört und gewählt werden. Wer mit Worten zur Mäßigung aufruft, ist ein Schwurbler oder Putin-Versteher und wird entsprechen delegitimiert. Es wird keine andere Meinung geduldet. Das ist nur noch eine Frage der Zeit.
    Wenn man sich in der Schulzeit im Geschichtsunterricht gewundert hat, wie das damals alles passieren konnte, denn so dumm konnten doch all die Menschen nicht gewesen sein: Jetzt ist man live dabei und kann beobachten, wie man Stück für Stück seine Ideale über Bord wirft für das vermeintlich Richtige.
    Ein paar meiner klugen Freunde tragen sich mit dem Gedanken, auszuwandern; sie sehen langfristig keine Hoffnung mehr.

    1. Sorry, manchmal passiert es, daß Kommentare in ein Postfach namens „ausstehend“ geschoben werden. Ich vermute, das passiert dann, wenn darin mehrere Links auf andere Seiten stehen. Dazu erhalte ich dann aber keine Mitteilung und muß selber immer mal wieder daran denken, das Postfach zu öffnen und nachzuschauen, ob was drin steht … (Das Programm, mit dem dieser Blog erstellt wird, hat noch ein paar andere Schrullen, die ich langsam zu durchschauen beginne …)

  4. An Peter.
    Nichts zu danken! Ich frage mich, ob eine Auswanderung etwas bringt. Fast Regelmäßig lese ich „konventionelle“ und „alternative“ Medien aus verschiedenen Ländern und habe Kontakt mit einigen Menschen im nahen und fernen Ausland. Relevante Unterschiede kann ich kaum feststellen. Die Realität wird mit anderen Farben gemalt, aber unter der anscheinend bunten Oberfläche ist alles mehr oder weniger identisch. Alles ist oder wird rasch globalisiert. Die Andaman Inseln wären eine Alternative, aber die Ureinwohner sind -klugerweise- nicht sehr gastfreundlich…

    1. @Messerschmidt

      ich bin bei Dir, prinzipiell läuft überall auf der Welt das gleiche Programm ab.

      Zum Thema Auswandern:
      Es gibt eine paar neue Ansätze: Es sieht für mich so aus, als würde ein Teil der östlichen/südlichen Welt anfangen, einen Gegenpol gegen die sogenannte westliche Welt aufzubauen. Dort wird sich vielleicht in Zukunft die neue Macht konzentrieren, vielleicht zu besseren Bedingungen und besseren wirtschaftlichen Aussichten (der Deutsche als neuer Wirtschaftsflüchtling :=) )
      Ich denke allerdings, dass dass viele Länder im Gürtel um China und Russland zunehmend Probleme bekommen werden, wenn es in der Ukraine nicht gut für den Westen läuft.

      Dann gibt es Länder, die auch im 1. und 2. Weltkrieg recht unbeschadet davongekommen sind. Das gilt z.B. für die meisten südamerikanischen Länder. Ob dieser Hinterhof allerdings in den kommenden Jahren stabil bleiben wird, weiß ich nicht. Er ist der sogenannte Hinterhof, der USA, da kann alles passieren. Siehe z.B. zuletzt Venezuela, Bolivien, Brasilien ist auch betroffen und aktuell Peru.

      Afrika ist auch im Umbruch. Frankreich und die USA verlieren immer mehr ihren Einfluss an China und neuerdings Russland. Da kann es auch jederzeit knallen. Inwieweit einzelne Länder dann davon und Flüchtingsströmen nicht betroffen sind, kann ich nicht abschätzen.

      Bleiben Australien/Neuseeland. Ist interessant, aber auch Teil der entfesselten westlichen Welt. Und hat sich während Corona nicht als attraktiv herausgestellt.

      Prinzipiell würde ich aber sagen, dass – gerade im Hinblick auf eine drohende Kriegseskalation – hauptsächlich Deutschland und Polen die schlechtesten Karten haben. Sowohl von der geopolitischen Lage, als auch von der Regierung als auch von der Mentalität der Bevölkerung her. Hier möchte ich im Falle eines eskalierenden Konfliktes nicht ausharren müssen. Hier wird es am schmutzigsten werden.

      Deshalb sollte man vorübergehend – wenn es denn weiter eskaliert – für ein paar Jahre so weit wie möglich weg sein. Paraguay z.B. bietet deutschen Einwanderern günstige Einstiegsmöglicheiten, das Leben ist preiswert, die Steuern sehr niedrig, (private) Gesundheitsvorsorge gut und günstig und das Internet besser als erwartet, Strom ist billig und selbst produziert. Es gibt sehr viele Deutsche und deutschsprachige Orte dort (obwohl das nicht immer von Vorteil ist). Und sie verbinden sich wirtschaftlich auch recht gut mit China, was wirtschaftlich eine Option für das Land ist. Mit einer Cedula des Landes hat man die Möglichkeit, sich anschließend in ganz Südamerika (Mercosur-Staaten) niederzulassen.

  5. Michi, danke für diesen Brief. Ich hab den Reiter kennengelernt, da wurde er grad als Nachfolger vom Ude „aufgebaut“! 2011! ER hat sich mir vorgestellt, weil ich ihm als Regisseurin des damals ziemlich erfolgreichen „Schwabinger Gisela“-Stücks wohl wichtig erschien. Er hatte unsere kleine Tochter auf dem Arm und hat sich als hemdsärmeliger „Einer von uns“ präsentiert, vielleicht war‘s damals auch so gemeint. Ich hab ihn auch gewählt! Jetzt bin ich oder sind wir also „verabscheuungswürdig“ und er kann uns „nicht verhindern“! Wir wurden auf komplett friedlichen Demos angespuckt und angeschrien, ich wurde von 15 schwarzen Polizisten am Königsplatz abgeführt, weil ich für eine Minute die Maske abgesetzt hab – alles im Namen der Demokratie und Werten wie Toleranz und Solidarität! -und in seinem Namen! Dass Propaganda bei einem großen Teil der Menschen funktioniert, wussten wir schon lang aus dem Geschichtsunterricht, dass wir es hautnah erleben, hätt ich nicht gedacht.

    Ich bin einfach nur froh, dass es Menschen wie Dich gibt!
    Einen lieben Gruß
    Martina (Schnell)

    1. Liebe Martina, danke dir. Ich hab ihn ja auch getroffen, im Januar 2015 am Sendlinger-Tor-Platz, als wir gemeinsam gegen Fremdenhaß demonstriert haben. Ich hatte den gleichen Eindruck von ihm, allerdings hat mein „proletarisches“ Mißtrauen einen (leisen) Alarmton gesendet … Es ist halt die Frage, ob man den abgehobenen Oberschichtleuten ihre Abgehobenheit vorwerfen kann oder ob es nicht endlich an der Zeit wäre, die Entstehung solcher abgehobener Oberschichtcliquen zu verhindern. Vielleicht ist jetzt grad eine gute Zeit dafür … Alles Gute dir, liebe Grüße und … na ja: Venceremos.

  6. Liebe Fangemeinde von Michael Sailer,

    der Oberbürgermeister stellt sich schon im März den Münchner Bürgen auf einem „roten Sofa“ und möchte – laut der AZ von gestern – im Barocksaal des Deutschen Theaters Rede und Antwort stehen: Es kostet 15 EUR (ermäßigt 10 EUR) und es ist für ausreichend Platz für kritische Bürger mit kritischen Fragen gesorgt: 75 Personen können das Ticket erwerben (den genauen Termin habe ich grade nicht zur Hand), also eine echt bürgernahe Veranstaltung. Vom Deutschen Theater. Und der AZ. Es gibt dann auch an anderen Tagen noch einen Philosophen zu hören (der Rümelin), einen Ex-Fußballer, eine Frau mit irgendwas mit Intendanz (Theater, wohin gehst Du?) und noch ein paar mehr – schade, daß es keinen Festival-Paß gibt, ich hätte mir den gerne erworben. Rein aus Gründen der Zeitzeugenschaft. Und ja, ich bin auch am Sendlinger Tor gestanden seinerzeit und habe Reiter zugejubelt, wer nicht? Lieber Gruß, Josi

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