Die Ratten und ihre Löcher

„Desinformation, Propaganda und Lügen sind unsere größten Gegner im Kampf um eine aufgeklärte Gesellschaft“, sagte unlängst dpa-Chef Peter Kropsch in einem Medium namens „Meedia“ zur Einführung einer neuen zentralen Zensurbehörde für deutsche und österreichische Medien. Das ist grundsätzlich richtig, ebenso richtig wie etwa die Aussage, daß CDU und CSU in den sechziger und siebziger unsere größten Gegner im Kampf um eine aufgeklärte Gesellschaft waren. Wenn das damals allerdings Dregger, Strauß und Konsorten behauptet hätten, wäre das auf einige Verwunderung gestoßen. Heute sind wir es gewohnt, daß die schlimmsten Lügner und Propagandisten vor Lügen und Propaganda warnen und die schlimmsten Kriegstreiber und -führer behaupten, sie wollten mit ihrem Krieg nur den Krieg verhindern. Trotzdem sollte man sich hin und wieder erinnern: die „aufgeklärte Gesellschaft“, die diese Leute meinen, ist das absolute Gegenteil einer aufgeklärten Gesellschaft. Und zwar in wirklich jeder Hinsicht.

„Mit Ratten und Schmeißfliegen führt man keine Prozesse“, sagte selbiger Strauß übrigens 1978 und meinte den „Presseausschuß Demokratische Initiative“ (gegründet von dem Österreicher Kurt Hirsch), der öffentlich bekanntgemacht hatte, daß Strauß u. a. Adolf Hitler als „Offizier für wehrgeistige Führung“ und „weltanschaulicher Referent“ im Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps (NSKK) gedient hatte. Daß Strauß den damit maßgeblich wie vergeblich von Bernt Engelmann provozierten Prozeß auf jeden Fall verloren hätte (weil die „verleumderische“ Behauptung halt nicht zu widerlegen, sondern nur die Spitze eines faschistischen Eisbergs war), mußte er später selbst (wie man bei Politikern damals so sagte) „einräumen“.

Geschadet hat ihm das selbstverständlich nicht. Wer bis dahin noch nicht gewußt hatte, daß der Mann ein Nazi war, der nahm es ihm jedenfalls nicht übel und applaudierte begeistert, als er feststellte: „Lieber ein kalter Krieger als ein warmer Bruder!“

Schon 1974 hatte Strauß gebrüllt: „Was wir in diesem Land brauchen, ist der mutige Bürger, der die roten Ratten dorthin jagt, wo sie hingehören – in ihre Löcher.“ 1980, als er sich anschickte, endlich Bundeskanzler zu werden, mied er die Ödnis einer Wiederholung eigener Bonmots und schickte seinen Kläffer Edmund Stoiber vor: „Ratten und Schmeißfliegen“ seien diverse linke und liberale Intellektuelle, plärrte das „blonde Fallbeil“, dem auch sonst selten mehr einfiel als Straußzitate nachzuplappern.

„Ratten und Schmeißfliegen stammen aus dem Wörterbuch des Unmenschen, faschistische Vokabeln, für die es keine Entschuldigung, keine Rechtfertigung, keine Absolution geben kann“, protestierte die „Süddeutsche“, die damals noch eine Zeitung war. Selbige „Stuttgarter“ schrieb: „Jetzt geht diese Pest also wieder durchs Land.“ Und die „Frankfurter Rundschau“ befand: „Früher hinkten bei uns die Vertreter dieser Spezies“ und meinte selbstverständlich den Goebbels. (Der rassistische Beiklang dieser Bemerkung fiel damals noch nicht auf, da trug man weniger Lappen und Körbe vor dem Maul.)

Was Strauß so maßlos aufregte, war selbstverständlich die neue Ostpolitik der SPD unter Willy Brandt, die auf Verständigung mit dem Ostblock und insbesondere DDR und Sowjetunion ausgerichtet war, um einen dritten Weltkrieg zu verhindern, den Strauß mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln herbeipeitschen wollte und sich darin mit einem gewichtigen Teil der US-Führung einig wußte. Das hat den Bayernführer so gewurmt, daß man es als gnädige Fügung betrachten könnte, daß er die kurze Phase einer tatsächlich möglich scheinenden Versöhnung zwischen Ost und West um 1989 nicht mehr erleben mußte (sie verflog dann eh sehr schnell, indem die neu definierte NATO nach Osten marschierte).

In seiner unverbrüchlichen, eine atomare Selbstopferung notfalls einschließenden Feindschaft gegenüber „dem Osten“ wußte sich Strauß aufgrund jahrzehntelanger Indoktrination mit einem nicht geringen Teil des selbsternannten deutschen Volkes einig. Was damals aber noch für Empörung sorgen konnte, war die Ausartung der Denk- und Sprechweise: Die FAZ befand, es sei ein „Skandalon, daß ein Mensch hier als Ungeziefer disqualifiziert wird“. Und der Stuttgarter CDU-Oberbürgermeister Manfred Rommel fand, eine solche „Mistgabelsprache“ („Welt“) könne unter Umständen dazu führen, daß jemand „durchdrehe“ und „solches Ungeziefer“ vernichten wolle. Was ja nicht allzu lang zuvor tatsächlich geschehen war.

Heute ist das lange her. Heute ehrt man rassistische Schriftsteller, die ganze Völker als „Unrat“ und „Schweine“ beschimpfen, mit Friedenspreisen. Heute ernennt man enthemmte Kampfplauderer wie einen Nils Dampz zu „ARD-Kommentatoren“ und schickt sie nach Los Angeles, damit sie von dort aus über den alles „Gute“ der Welt verbindenden Atlantik tröten, auf „Twitter“ dürften ohne die gewohnte, zuletzt eskalierende Zensur – die alles erlaubt, was Haß gegen Russen, Coronagegner und anderen „Unrat“ anstachelt (und wenig sonst) – „rassistische oder verschwörerisches (sic!) Ratten aus ihren Löchern kriechen“. Die Hetzplattform könne „nur relevant bleiben, wenn genau diese Ratten – um im Marktplatzbild zu bleiben – in ihre Löcher zurück geprügelt werden“.

Mit Prügeln, also offener, körperlicher Gewaltanwendung, hat Strauß seinen „Ratten“ noch nicht gedroht. Der Herr Dampzplauderer ist dem dazumal beschworenen hinkenden Mann also ein gutes Stück näher. Die ARD änderte die Passage im nachhinein und bat um „Entschuldigung“: „Es war nie das Ziel, jemanden zu entmenschlichen.“ Kann man noch dreister lügen? Es war selbstverständlich Dampz’ klares, explizit geäußertes und alleiniges Ziel, Menschen zu entmenschlichen und dazu aufzurufen, sie mit Gewalt aus der Öffentlichkeit zu „entfernen“, vulgo „in ihre Löcher zurück zu prügeln“.

Wenn ich dagegen halte, was ich mir in gewissen Kommentaren zu meinem Blog hin und wieder anhören muß, wenn ich eine ganz normale Gerichtsverhandlung gegen Menschheitsverbrecher wie Nosferatu Lallerbach anrege, wird mir ein bißchen schwindlig. Aber solange die ARD für derartige Nazisauereien noch „um Entschuldigung bittet“ und sie ohne jegliches Argument unverschämt zu verharmlosen versucht, ist ja noch alles gut im „besten Deutschland aller Zeiten“, in der „wehrhaften ‚Demokratie’“, die „keine roten Linien mehr kennt“, nicht wahr?

„Der Rechtsstaat muß Zähne und Klauen haben“, sagte der Strauß auch mal. Muß er nicht, antworten wir, Recht und Gesetz genügen. Der Unrechtsstaat aber, ergänzen wir, der muß das. Weil es für den außerhalb seiner strammen Gefolgschaft nur Ratten, Schmeißfliegen und anderes Ungeziefer gibt.

Dabei fällt mir ein, daß eine (echte) Ratte seit ein paar Tagen nachts vor meinem Fenster herumturnt und es mit akrobatischem Geschick gelegentlich schafft, das Vogelfutterhäuschen zu erklimmen und sich die Wampe vollzuschlagen. Es sei ihr gegönnt, ausnahmsweise. Der Strauß sagte übrigens auch: „Das ist doch ein Faschingszug und keine Regierung.“ Hin und wieder war er Prophet. Und man wird nachsichtig in diesen grimmigen Zeiten. In denen es sowieso noch viel schlimmere Wiedergänger gibt als diesen und jenen.

(Dieser Herr wiederum ist „leitender Redakteur“ von etwas, das man selbst in diesen Zeiten noch nicht „Zeitung“ nennen möchte. Nennen wir es ersatzweise „BILD“.)

8 Antworten auf „Die Ratten und ihre Löcher“

  1. Das „blonde Fallbeil“ wurde vom Achternbusch in einem Vorwort einer CD als „Eiterkopf“ bezeichnet, was ein klasse Wort ist.
    Und FJS wird vielleicht nach einem Lebenszyklus als französische Gans mit krankhaft angeschwollener Leber nun in einer weiteren Inkarnation als Grünenvorsitzende-fett als Kontinuum- an seinem Karma schrauben. Gespannt bin ich, wann die Gutmenschen dem Münchner Flughafen einen anderen Namen verpassen wollen. Zeit wird´s.

  2. Passend zum Thema des Artikels folgende Meldung im „Qualitätsmedium“ sueddeutsche.de:

    https://www.sueddeutsche.de/muenchen/verschwoerungsideologen-rechtsextremismus-antisemitismus-gedenkfeier-muenchen-querdenker-1.5687961

    Zitat aus dem verlinkten Artikel:

    „Die Münchner Polizei erarbeitet derzeit eine Gefahrenprognose, auf die das Kreisverwaltungsreferat ein Verbot oder eine Verlegung der für 800 Teilnehmer angemeldeten Demonstration stützen könnte.“

    Mitbürger und Mitbürgerinnen, die sich eines der elementaren Grundrechte „im besten Deutschland, das es jemals gab“, zu eigen machen, um ihrer Meinungsfreiheit mit einer Demonstration Ausdruck zu verleihen, wird also von Anfang an „Querdenkertum“, „rechtes Gedankengut“, „Volksverhetzung“, „Antisemitismus“… unterstellt und daraus leitet sich eine „Gefahrenprognose der Münchner Polizei“ ab.

    Während man einerseits Tausende und Abertausende „Fachkräfte“ ohne Prüfung nach den jeweiligen Umständen ihrer Ausreise aus den Heimatländern, häufig ohne amtliche Dokumente um Asyl ersuchend, einreisen und sich dauerhaft hier aufhaltend lässt, werden „Andersdenkende“ und „Andersprotestierende“ bereits prophylaktisch zu potentiellen Gefahren erklärt.

    Der nächste „psychisch labile“ Messerattentäter, Kindervergewaltiger, Drogendealer, Gewalttaten-gegen-Minderheiten-Vortäuscher… kommt mit einer Verwarnung oder anderen juristischen Winkelzügen straffrei davon.

    Es ist erstaunlich, mit welcher Bandbreite deutsche Behörden heutzutage potentielle „Straftaten“ erkennen zu glauben und gleichzeitig bei tatsächlichen strafbaren Handlungen mildernde Umstände anführen können.

    Während sich auf SailersBlog vermutlich potentielle „Delegitimierung des Staates“ und „Volksverhetzung“ ein fröhlich-querdenkendes Stelldichein gibt, wird im „real life“ die Justiz neu ausgerichtet und somit dem eingangs von mir erwähnten Grundrecht auf freie Meinungsäußerung langsam aber unaufhaltsam der Garaus gemacht.

    In Nordkorea wissen die Menschen wenigstens, unter welchen Repressalien von Staats wegen sie leiden.

    Im Steinmeier-Deutschland, das es ja angeblich noch nie so toll gab, wie momentan (Wann wacht der Mann endlich auf?), ziehen sich die Schlingen langsam immer enger um unsere frisch gewaschenen Hälser, bis wir alle am Gängelband der Machteliten um unser tägliches Schüsselchen Wasser betteln müssen.

    Gell, „wahrer Norbert“, das sind wieder krude „Verschwörungstheorien“ von „verkifften Esoterikern“ und „rechtsradikalen Gesellschaftszerstörern“?

    Geh‘ halt jetzt endlich mal zur Staatsanwaltschaft und zeig‘ mich an.

    Ist gut für die „innere Sicherheit“ und Dein Ego.

  3. zu dem Röpcke:
    ich suchte nun vergeblich einige Zeit nach einem Bericht. Vergebens. Dieser war verfasst gewesen von einem SS-Mann, der im Warschauer Ghetto „aufzuräumen“ mitgeholfen hat. In seinem Bericht gefiel es diesem SS-Mann, von den „verendeten Juden, die in der Kanalisation herumlagen“, zu berichten. Das kam mir bei Röpckes Artikel in den Sinn

  4. Das Bild von den Ratten ist auf dem Misthaufen von Eberhard Taubert gewachsen, Verfasser des Drehbuchs zum Film „Der ewige Jude“ und Kumpel des Arisierungsgewinners und späteren Bundesverdienstkreuzträgers Fritz Ries. Siehe Bernt Engelmann. Stuart Christie meint in seinem Buch über Stefano delle Chiaie, Taubert sei derjenige gewesen, der den faschistischen Terroristen in Europa das Geld der deutschen Industrie überbrachte. Dabei bezieht er sich wohl auf Patrice Cheroffs „dossier: b comme barbouzes“, wobei zu berücksichtigen ist, dass Cheroff, wie wir aus dem kürzlich neuaufgelegten Klassiker „The Great Heroin Coup“ von Henrik Krüger wissen, selbst Faschist war und somit unter falscher Flagge arbeitete. Seine Darstellung ist dennoch enorm aufschlussreich. ER wusste ganz genau, wovon er sprach. Taubert war auch Berater von Strauß, der – siehe auch Aginter Presse und Marcel Hepp sowie diverse Spiegel-Artikel basierend auf den Leaks von Dieter Huber, der dann unter geheimnisvollen Umständen entführt wurde, sich befreien konnte und kurz darauf nach Schweden auswanderte – die Terrorfinanzierung gerne persönlich bei spanischen und portugiesischen Faschisten vorbeibrachte. Das sind alles weite Felder…

    Nils Dampz weiß von alledem natürlich nichts. Er benutzt die Sprache Eberhard Tauberts, weil sie in den grauenhaften Zeitgeist passt.

  5. Lieber MS, wie bringen Sie in Ihrer Logik des Endsiegs Atomkriegs & Russen- und Ostblockvernichtungsbesessenen FJS Eigentlich die Tatsache des von demselben FJS Eingefaedelten MilliardenKrediz für Honekkers DDR von anno Weiland 1983 Unter ? – Danek

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