(periphere Notate): Der Blick der Krähen

Die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Deutschland sei in letzter Zeit gestiegen (auf die Zahl 2.738), erfahren wir aus dem Bundesinnenministerium. Antisemitismus – also eine Haltung, die sich aus verschiedensten Gründen gegen Angehörige der jüdischen Religion und Kultur sowie Bürger des Staates Israel richtet – ist widerwärtig, dumm und ein Phänomen, das die Menschheitsgeschichte seit Jahrhunderten plagt. Über die Ursachen und Motive kann und will ich mangels Wissen hier nicht raisonieren oder spekulieren. Weshalb Deutschland auf diesem Bereich eine so herausragende Rolle spielt, weiß ich auch nicht wirklich.

Allerdings erfahren wir auch, daß bei fast einem Drittel der 2.738 antisemitischen Vorfälle in Deutschland 2021 die „Corona-Pandemie“ den Hintergrund darstelle. Das ist seltsam. Zwar denken sicherlich immer noch viele, „der Chinese“ stecke hinter dem „Killervirus“, aber der Chinese ist überwiegend weder Jude noch insgesamt Semit, und eine Beteiligung des Staates Israel an den Gain-of-Function-Projekten zur Herstellung von Tötungswaffen, denen wir den „neuen“ Erreger verdanken, behauptet meines Wissens auch so gut wie niemand.

Tatsächlich wird es als antisemitische Tat gewertet, wenn überkandidelte „Coronagegner“ sich einen stilisierten „Judenstern“ ans Revers heften, um gegen ihre Diskriminierung und Ausgrenzung zu protestieren. Weil das nämlich eine „Relativierung“ und mithin „Verharmlosung des Holocaust“ darstelle. Ich frage mich allerdings, ob die Wertung eines solchen „Vergehens“ als „Verharmlosung des Holocaust“ nicht umgekehrt eine Verharmlosung von Antisemitismus (und damit ebenfalls des Holocaust) darstellt. Schließlich werden da praktisch betrachtet harmlose Spinner und (nicht grundsätzlich zu Unrecht) besorgte Bürger mit Massenmördern in einen Topf geworfen und letztlich behauptet, die Beteiligung an der Vernichtung der europäischen Juden sei ein nicht wesentlich schwereres Verbrechen als das Tragen einer Plakette.

Die Müdigkeit des „postmodernen“, demnächst postzivilisatorischen Menschen ist eine epochale. Zweieinhalb Jahrhunderte lang hat er sich buchstäblich abgearbeitet. Die Resultate dieser welthistorisch einmaligen Kraftanstrengung sind wahrhaft umwerfend: Die Paläste, Reichtümer, Besitztümer und die Macht seiner Herrscher stellen alles, was ganze Dynastien von Kaisern, Pharaonen, Khanen und sonstigen Führern jemals anzuraffen und zu akkumulieren vermochten, derart in den Schatten, dass einem beim Vergleich der Atem stockt. Zugleich genießen diese neuen Führer die Gnade vollkommener Verantwortungsfreiheit: Niemand wird und kann sie für das, was sie sich herausnehmen und leisten, was sie anrichten und der Weltbevölkerung (!) antun, jemals zur Verantwortung ziehen, weil es keine konkurrierenden Mächte und in Ermangelung von Göttern auch keine universalen Instanzen gibt.

Ihre finale, unumschränkte Macht legt mal wieder den Gedanken an ein Ende der Geschichte nahe, an den Übergang vom menschlichen Handeln und Streiten in seiner Dialektik und Wirrnis zum evolutionär gewordenen natürlichen Zustand. Möglicherweise gab es einen solchen Übergang irgendwann vor undenklichen Zeiten auch einmal bei den Ameisen, jahrhundertelang, bis endlich durch eskalierende Anfettung einst normaler Ameisen eine Clique von Fettmutanten entstanden war, die zwar nicht mehr in der Lage waren, sich eigenständig zu ernähren oder auch nur zu bewegen, denen aber nun mal alles „gehörte“ und die daher die anderen 99,9 Prozent „zwingen“ konnten, sie um den Preis des eigenen Lebens zu mästen und zu beschützen. Und so geht das nun seit Jahrmillionen, vermutlich.

Ob das für irgend etwas gut war, ob die Fettmutanten, die Arbeiter oder irgendwer in einem Ameisenhaufen glücklich ist oder je war oder sein kann, wissen wir nicht. Ob menschliche Herrscher je glücklich waren, ist eine Frage der Interpretation. Manche sollen immerhin in der Lage gewesen sein, Liebe (oder Verliebtheit), Mitgefühl und andere Gefühlsregungen zu verspüren, sich für Musik, Philosophie und alles mögliche zu interessieren. Das scheint dem Ende zuzugehen. Bill Gates, Elon Musk, Jeff Bezos und ihre Mitmutanten interessieren sich für sinnlose bis gemeingefährliche Kindereien (Weltraumraketen, gentechnische „Impfungen“ und solches Zeug), haben möglicherweise noch nie einen nichttechnischen Gedanken gedacht und scheinen außer diebischer bis hämischer Freude über das eskalierende Wachstum ihrer pekuniären Verfettung nichts empfinden zu können.

Es bleibt allerdings abzuwarten, ob dieser Schritt der Evolution nicht durch die atomare Zerbombung mindestens der nördlichen Hemisphäre plötzlich abgebrochen wird und die Entwicklung (falls es danach noch Menschen gibt) danach eine ganz andere Richtung nimmt. Uns Westeuropäern als Erstbetroffenen und in diesem lange geplanten Fall mit absoluter Sicherheit vom Erdboden und aus der Weltgeschichte Gelöschten kann das aber eigentlich scheißegal sein.

Der einzige andere Faktor, der die Verameisung der „zivilisierten“ Menschheit aufhalten oder unterbrechen könnte, wäre ein Akt der Gegenwehr oder des Selbstentziehens der unterworfenen 99,99 Prozent. Die aber sitzen brav in ihren Kisten, verrichten die Arbeit ihrer Selbstentmündigung und -zerstörung beziehungsweise glotzen apathisch auf bunte Minibildchen und stimmen (unnötigerweise) selbst dann noch zu, wenn man ihnen mit Spritznadeln viermal jährlich „interessante“ Stoffe in den Körper einbringt, um sie – vor was auch immer – zu „schützen“, ohne sich groß dafür zu interessieren was das bewirkt.

Wenn die „nutzlosen Esser“ (Goebbels/Harari) daran dann zugrundegehen, interessiert das auch niemanden. Zu verdienen war an ihnen über den Profit aus den Genspritzen und „Erkenntnisse“ aus dem Fortgang des Massenexperiments hinaus sowieso nichts.

Der kommende große Krieg erscheint in seiner Unausweichlichkeit fast (?) wie eine Erlösung, die Erfüllung einer Prophezeiung: Ihr habt das Eure getan, nun dürft ihr ruhen. Die Unausweichlichkeit manifestiert sich genau und gerade in der Absurdität der Logik, die dahin führt: „In der Ukraine sterben Menschen! Denen müssen wir helfen, indem wir mehr Menschen töten, am besten alle, auch uns selbst!“ Der Gedanke, dem Feind sei nur durch Selbstauslöschung beizukommen, zieht sich von den Geißlern und frühen Endzeitsekten über das Nazireich bis zum Wahn von Habecks Opferwilligen so vehement durch die deutsche (und kaum eine andere) Geschichte, daß es wohl seine Richtigkeit hat, wenn die Führer der Deutschen den eigenen Untergang am eifrigsten betreiben. Das als Farce zur Tragödie von Stalingrad und Auschwitz zu verstehen, ist sicherlich geschmacklos, aber das ist eine Farce gerne mal.

Der entscheidende Unterschied zwischen Tier und Mensch ist (zumindest aus Sicht des Menschen), daß der Mensch eine Zukunft hat, das Tier nur reine Gegenwart. Selbst wo es plant, gesteht man ihm dies, staunend, kaum zu. Wird es (zumal planvoll) getötet, endet damit nur die Gegenwart, die das sowieso immer tut, in jedem Augenblick. Wird ein Mensch (ebenso planvoll, etwa bei einer Bombenexplosion) getötet, endet damit eine unermeßliche Zukunft, noch ehe sie begonnen hat. Das ist in der Tat bemitleidenswert: daß das Leben des Menschen immer, zu jedem Zeitpunkt, noch nicht angebrochen ist, sondern noch bevorsteht. Je mehr sich der Mensch zum naturfreien Menschen entwickelt, desto weniger Interesse hat er folglich an der Vergangenheit und desto mehr am Nichtexistenten, dessen Wähnung ihn in einen Rausch der Sehnsucht versetzt.

Ob es Krähen und Würmern anders geht, ob sie den Menschen als eines von vielen – im Gegensatz zu sich selbst zukunftslosen Wesen betrachten, können wir nicht wissen. Der Blick mancher Krähen läßt es vermuten.

4 Antworten auf „(periphere Notate): Der Blick der Krähen“

  1. lieber Michael Sailer, liebe Blogpartizipanten, hallo Norbert

    heute erlaube ich mir mal einen Einwand. Dieser bezieht sich auf die fette Ameisenkönigin. Oder Termitenkönigin oder was auch immer an staatenbildenden Insekten eine Trennung von Arbeiterinnen und Königinnen
    vornimmt in der Natur. Gäbe es die fette Königin nicht, gäbe es das ganze Staatsgebilde nicht. Denn einzig die Königin erzeugt die Arbeiterinnenkaste. So eine Arbeiterin ist nicht mehr wert als bei einem Menschen eine Zelle.
    Die Königin koordiniert den gesamten Organismus, diesen Insektenstaat. Holt man sie raus und bringt sie um, so stirbt der Rest, die 99,9 Prozent umgehend. Die Königin kann keinen Urlaub machen, keine minderjährigen mißbrauchen und den Arbeiterinnen irgendeinen Dreck erzählen oder aufdrücken, wie das in der Menschenwelt die Politiker und die sie umgebenden Schranzen tun können. Dieses unethische und gewissenlose Treiben ist einzig dem Menschen vorbehalten: Parasiten, schlimmer als Zecken (sie vergiften mit ihren Botschaften auch noch den Geist, also nicht nur das Blut)… Zecken immerhin tragen in der Natur zur Immunisierung bei, sagte eine russische Oma zu mir.
    Könnte man die Ameisen und die Königin fragen, würden sie meiner Ansicht nach antworten, daß sie glücklich damit seien, das Große Ganze durch ihr gerichtetes und unveränderbares Dasein voranzubringen, der Schöpfung so zu dienen, wie sie es gerade tun.
    Ich habe vorgestern hier im Ural zum ersten Mal in meinem Leben gesehen, wie eine Kuh weint, richtig mit Tränen aus den Augen kullernd, als sie sah, daß ihr Kalb tot zur Welt gekommen ist. Es ist irgendwie fraglich, ob Tiere ganz und komplett nur im „Jetzt“ leben. Zumindest würde ich da nicht drauf wetten. Schöne Grüße kb.

    1. Danke für den Einwand. Die Sache ist sicherlich komplizierter, als ich mit meiner billigen politischen Analogie erfassen könnte. Immerhin stelle ich (wie jedes Jahr) durch häufige Traktion eine wachsende Immunität gegen Wespen- und Bienenstiche fest. Mehr Information ist nötig … 🙂
      Die Tränen der Kuh könnten interpretiert werden. Danke für das Bild, es ist sehr rührend. Im Jetzt zu leben schließt Trauer aber keineswegs aus …

  2. Vielen herzlichen Dank an Klaus B. für den wunderbaren Kommentar und an Michael Sailer für die ehrliche, sensible Antwort (und natürlich auch für den intelligenten Artikel!).

Kommentar verfassen