(periphere Notate): Vorsichtig vorfühlen

Prognosen sind immer gefährlich, weil man von der Zukunft nichts weiß und die menschliche Dummheit traditionell jedes denkbare Maß überschreitet. Wenn die gesamte „kritische Infrastruktur“ (also der Rest öffentlicher Versorgung und Vorsorge, der noch nicht an Profiteure verscherbelt ist) demnächst zusammenbricht, dann liegt das an „Corona“. Das heißt: Es liegt daran, daß dumme Herrschende nicht mehr aus dem Wahn herausfinden, in den sie sich verrannt haben, und weiterhin gesunde Menschen ohne Richter zu Hausarrest verurteilen wollen, um mitten in der zweitharmlosesten Erkältungssaison der letzten fünf Jahre (die harmloseste war die letzte) den Anschein aufrechtzuerhalten, es grassiere eine lebensgefährliche Seuche.

Wenn man die Annahme, es gehe dabei um Dummheit, Dickschädeligkeit und entfesselte Ignoranz, nicht teilt, muß man sich ziemlich versteigen, um zu erklären, was damit geprobt, vorbereitet, simuliert oder eingeleitet werden soll. Angesichts des raunenden Radiosenders, der mantramäßig den „russischen Aufmarsch“ (in Rußland) beschwört und mitteilt, „immer öfter“ sei „von Krieg die Rede“, will ich mich daran nicht beteiligen, weil es kaum weniger erfreuliche Gedankengänge gibt.

„Die Bundesregierung will vermeiden, daß es wieder zu Schulschließungen kommt.“ (BR) Ist es nicht beruhigend, eine Regierung zu haben, die sich den Gewalten der Natur entgegenstellt, wenn dunkle Mächte die Schulen zu schließen trachten?

Dazu paßt die Titelschlagzeile der „Süddeutschen Zeitung“ von Heiligabend: „Jetzt schreibt Omikron die Regeln“, wird da behauptet. Was Omikron im einzelnen an legislativen, rechtlichen und exekutiven „Maßnahmen“ plant (und mit welchem Gehirn), ist mir leider nicht bekannt, weil der darunterstehende Text mit den Worten „Christian Drosten“ beginnt und ich Texte, die so beginnen, zur Zeit nicht lesen kann.

Oder höchstens ganz kurze: Dieser Herr Drosten, der sich kürzlich noch (angeblich nach der dritten Spritzung) eine Infektion wünschte, um sein Immunsystem zu trainieren, behauptet nun: „Wer glaubt, durch eine Infektion sein Immunsystem zu trainieren, muß konsequenterweise auch glauben, durch ein Steak seine Verdauung zu trainieren.“

Was er damit meint, bleibt unklar: Will er den (uneinholbaren) Lauterbach-Rekord im sich-selbst-Widersprechen brechen? Will er Reklame für Vegetarismus machen? Oder will er am Ende die Sinnhaftigkeit von „Impfungen“ (oder gar Impfungen) in Zweifel ziehen? „Corona“ bewahre!

Ich persönlich: mag weder Steaks noch Bratwürste und esse generell nicht zu dem Zweck, irgendwas zu trainieren. Indes scheint es mir zur Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit eines Verdauungssystems tauglicher, etwas zu essen, als sich Nanopartikel mit genetisch manipulierter Ribonukleinsäure in den Oberarmmuskel spritzen zu lassen, damit sie sich im Körper verteilen und Zellen zur Bildung toxischer Proteine veranlassen, die das Verdauungssystem schädigen und für einige Tage oder Wochen die Aufnahme von Nahrung verhindern. So gesehen steht Drostens Äußerung sicherlich unter dem Verdacht der Ketzerei.

Der bayerische Innenminister Herrmann „appelliert“ bekanntlich gerne. Zwar ist seine Leistung auf diesem Gebiet bei weitem nicht mit dem Genre „Lauterbach warnt“ und auch nicht mit der Amateurligavariante „Söder fordert“ vergleichbar. Dennoch kam im Lauf der letzten Monate einiges zusammen: Herrmann appellierte, „Lawinengefahren ernst zu nehmen“, „die neue Nachweispflicht zu beachten“, „in Sicherheitstechnik zu investieren“, „sich an die geltenden Corona-Vorschriften zu halten“, „daheim zu bleiben“ und dies und das, von der Spendenbereitschaft (die keine karitative Polizeitruppe ist) bis zum Alkoholverbot (das „Corona“ „eindämmt“).

Angesichts der im militärischen Belagerungszustand erstickten gestrigen Demonstrationen gegen die „Corona“-Strafmaßnahmen in München „appellierte“ der Minister an Bürgerrechtler, sich an die Gesetze zu halten. Das ist nachvollziehbar und findet grundsätzlich meine Zustimmung. Allerdings sollte dem Minister mal jemand erklären, was der Unterschied zwischen einem Gesetz und einer Verordnung ist. Dafür braucht es keinen Juristen, das lernt(e) man in Bayern in der zehnten Klasse.

Ein Bereitschaftspolizist, der gerne anonym bleiben möchte, faßt das kurz zusammen:

„Die Versammlungsfreiheit ist ein Grundrecht! Eine Verordnung ist ‚nur‘ ein Rechtsakt, der durch die Exekutive erlassen wurde. Eine Verordnung steht in der Normenhierarchie 1 unterhalb von Gesetzen, welche immer durch Parlamente erlassen werden.
Verstöße gegen Verordnungen sind reine Ordnungswidrigkeiten. Die Polizei hat bei Ordnungswidrigkeiten freien Ermessensspielraum. Handlungszwang besteht NUR bei Straftaten (sog. Legalitätsprinzip). Über Ordnungswidrigkeiten kann man auch „hinwegsehen“ (sog. Opportunitätsprinzip).
Wenn du bei einer Versammlung keine Maske trägst, dann könnte es sein, daß du ordnungswidrig handelst, weil du keine Maskenbefreiung hast. Machen das viele, könnten es ganz viele Ordnungswidrigkeiten sein. Dein Recht auf Versammlungsfreiheit ist aber von so großer Bedeutung, daß die Versammlungsbehörde diesbezüglich in der Regel großzügig ist.
Ebenso verhält es sich bei den maximal 1.000 Teilnehmern. In einigen Bundesländern werden die Anmelder angehalten, möglichst nur 1.000 Teilnehmer zuzulassen und dann ggf. einen zweiten Anmelder zu benennen, der 500 Meter entfernt Versammlung Nr. 2 anmeldet und durchführt. Daß das am Ende vollkommen unsinnig ist, wissen wir alle.
Genauso ist es mit den 1,5 Metern Abstand, den die Versammlungsteilnehmer einhalten sollen. Bei uns wird das vernünftig kommuniziert über den Anmelder oder über Lautsprecher und fertig. Über die Hessen mit ihren Zollstöcken gab es ja nun geteilte Meinungen …“

„Aber ich bin weiterhin der festen Überzeugung, daß wir viele Ungeimpfte äh noch erreichen können äh, die nicht etwa aus grundsätzlicher Ablehnung äh des Impfens heraus bisher nicht äh da waren, sondern die einfach äh noch nicht die Gelegenheit ergriffen haben, ähm die die vielleicht noch unsicher waren in bezug auf den Impfstoff, die jetzt doch sehen, daß der Impfstoff an Milliarden von Menschen mittlerweile äh getestet worden ist sozusagen in einem großen Feldversuch auf der ganzen Welt und daß man sich drauf verlassen kann, daß man auch abgesehen von äh kleinen äh Impfnebenwirkungen wie Abgeschlagenheit oder auch“ (Interviewer versucht zu unterbrechen) „zwei drei Tagen Schwierigkeiten, daß man auch gut vorankommt.“ (Saskia Esken, SPD-„Covidiotin“)

Die Transhumanisten möchten unsterblich werden. Und haben nicht bemerkt, daß sie unleblich sind. (Der Grammatikfehler ist in beiden Fällen der gleiche.)

Der bayerische Rundfunk rät im Umgang mit „Corona“-Dissidenten, die zum Beispiel „Zweifel an den Medien“ äußern oder die verschwörungsideologische Vokabel „Bill Gates“ aussprechen, „Fakten“ einfach immer wieder zu wiederholen, wenn zum Beispiel Familienmitglieder sie nicht glauben möchten. Einfach wiederholen. So lange, bis sie dran glauben.

Das empfiehlt im „Gesundheitsmagazin“ des Bayerischen Rundfunks eine Ingrid Brodnig, die „österreichische Journalistin“ (ohne bekannte gesundheitliche Qualifikation) sein soll, „Unternehmenskommunikation“ (also Reklame) „studiert“ hat und sich freiberuflich dem Kampf gegen „Verschwörungsmythen“ widmet (wovon man offenbar leben kann, wenn man nur genug Radiojobs kriegt).

Ihren Erguß muß ich ausnahmsweise ausführlich zitieren, weil er so wirr, dumm und zugleich in höchstem Maße (selbst)entlarvend das krumme Denken vorführt, das sich selbst bespiegelt, ohne es zu merken:

„Ich würd ihnen empfehlen, mal vorsichtig vorzufühlen und eher das Vieraugengespräch zu suchen nämlich das ist dann in der größeren Familiengruppe. Versuchen Sie eher, in einer privaten Nachricht die Person anzuschreiben und sagen: Du, ich hab gesehen, du hast das gerade gepostet, neulich bin ich auch drüber gestolpert und habe gesehen, das ist eine Falschmeldung, hier findest du die Infos. Warum? Wenn Sie das vor Publikum machen, auch wenn es nur ein paar Menschen sind, ist manchmal die Chance da, daß sich jemand bloßgestellt fühlt. Mein Tip ist immer, möglichst leicht es einer Person zu machen, von etwas Falschem auch wieder runterzusteigen. Es gibt Fälle, wo Leute sagen: Ach ja, stimmt; oder es kann auch passieren, daß jemand sagt: Na ja, du glaubst den Mainstreammedien ja alles. Aber dann wissen Sie auch, das ist eine weitere Information: O je, die Person ist nicht nur verunsichert, die ist schon ziemlich überzeugt, und dann kann man die eigene Diskussionstaktik auch wieder daran anpassen. Auch wenn Sie in manchen Faktenfragen nicht einer Meinung werden, ist es gut, wenn Sie zeigen: Du, wenn du vielleicht wieder sprechen willst, ich bin da. Und was ganz relevant ist: Man kann auch manche unstimmigen Argumente etwas klarer auf den Punkt bringen. Ich geb nur einen Satz, der auch häufig fällt: Na ja, ich kenn ja niemanden, der am Coronavirus gestorben ist. Und das klingt mal sehr beeindruckend, aber das ist anekdotisches Denken, man geht immer von der eigenen Erfahrung aus und erklärt damit die Welt. Ich zum Beispiel, ich kenn auch niemand, der am Coronavirus gestorben ist, aber ich muß Ihnen sagen, ich kenn auch niemanden, der an einem Autounfall gestorben ist, aber ich weiß, Autounfälle sind eine reale Sache. Das heißt, ich würd Ihnen empfehlen, immer wieder versuchen, vor allem auf einer wertschätzenden Ebene dagegenzuhalten. Das Wichtige ist vor allem, daß Leute, die vielleicht auch manche Falschheiten glauben, daß die noch jemanden haben, der für sie da ist, und das ist in der Familie leider etwas, was nicht immer klappt, weil es oft aggressiv wird, weil man selbst dann irgendwann sich fragt: Soll ich den Kontakt abbrechen? Versuchen Sie, die Dynamik des Gesprächs zu ändern. Versuchen Sie nicht immer hart dagegenzusteuern, sondern die Frage ist auch ein sinnvolles rhetorisches Element. Mit der Frage können Sie so ein bißchen das Gespräch lenken. Und sagen: Du, woher hast’n du diese Information? Warum vertraust du gerade dem? Oder: Wie fühlst du dich dabei? Weil mit der Frage können Sie auch die Unstimmigkeiten solcher Erzählungen ein bißchen inspizieren. Sie brauchen dann noch jemand, der ansatzweise bereit ist, sich selbst auch solche Fragen zu stellen. Versuchen Sie mit der Frage zu reagieren, weil die wirkt oft auch freundlicher, und die hat manchmal die Chance, daß jemand auch selbst sich diese Frage dann stellt. Wir sind so ein bißchen, ach, wie das Kaninchen, das vor der Schlange steht und nur noch fixiert ist auf die Schlange, also zum Beispiel auf die Falschheiten. Und man redet dann eine halbe Stunde, und man sagt: Nein, Bill Gates will nicht Punkt Punkt Punkt, nein, Impfungen sind kein dunkler Plan, um Punkt Punkt Punkt. Und Sie haben dann eigentlich alles besprochen, was falsch ist, aber was manchmal unter den Tisch fällt, ist, was eigentlich richtig ist, das heißt, wenn Sie mit Ihrer Mutter zum Beispiel diskutieren und Sie wissen, die hat auch durchaus Angst vor Impfungen, daß Sie überlegen, was sind denn starke Argumente fürs Impfen? Zum Beispiel daß wir viele Kinderkrankheiten nicht mehr haben, das haben wir Impfungen zu verdanken. Überlegen Sie sich solche starken Argumente, und wiederholen Sie das Richtige. Warum? Erstens verzettelt man sich dann nicht, und zweitens, wenn Sie etwas wiederholen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, daß Leute das glauben, daß sie es für wahr halten. Das nennt man den Wahrheitseffekt, und das ist bei Falschheiten kann das passieren, wenn Leute falsche Erzählungen immer wieder hören, daß sie plausibler klingen, aber auch bei realen Behauptungen, bei Fakten. Drum ist es wichtig, das Wichtige und Richtige auch immer wiederholen. Am Ende geht’s natürlich darum, daß Leute Fakten akzeptieren, aber warum klappt das manchmal nicht? Das ist die emotionale Ebene. Verschwörungsmythen, die sind ja nicht inhaltlich so brillant, die sind nicht so clever, daß man sie nicht widerlegen könnte, die greifen nicht auf der inhaltlichen Ebene, sondern auf der emotionalen Ebene. Zum Beispiel zeigt eine Untersuchung des MCI, das ist eine Hochschule in Innsbruck, daß in der Coronakrise eher jene Menschen zum Verschwörungsdenken, zum Glauben an Verschwörungserzählungen neigten, die viel Angst hatten, und man muß davon ausgehen, daß Emotionalisierung, vielleicht auch Verunsicherung ein Einfallstor ist. Das heißt, diese Geschichten sind attraktiv, weil sie zum Beispiel Halt geben, und was Sie da tun können, ist in der Sache widersprechen, aber die Ängste dahinter durchaus ernstnehmen, sagen: Du, mich beunruhigt das auch, die wirtschaftlichen Folgen des Ganzen, ich seh das da ganz gleich wie du. Wenn Sie die Ängste ernstnehmen, dann haben Sie schon mal einen gemeinsamen Boden, und auf diesem gemeinsamen Boden diskutiert es sich dann eher konstruktiv.“

Man könnte das „sinnvolle rhetorische Element“ der Frage dagegenhalten: Du, Ingrid, woher hast’n du diese Information, daß Bill Gates nicht Punkt Punkt Punkt will? Immerhin: im vorletzten und vorvorletzten (und einigen weiteren) Sätzen verbergen sich Wahrheiten, die aber bei einer „Autorin“ von solcher intellektueller Agilität und Vernageltheit nicht zur Erkenntnis reifen können.

Man nennt das, was Brodnig da beschreibt, „argumentum ad nauseam“, man nennt es Indoktrination. Man nennt es Ignoranz, Gesprächsverweigerung und Manipulation. Man nennt es Propaganda und Gehirnwäsche. Es taugt ganz offensichtlich auch zur Autosuggestion und Selbsthypnose. Aber „Diskussion“ oder „Gespräch“ nennt man das nicht. In einem „Studium“ der „Unternehmenskommunikation“ wird einem diese grundlegende Tatsache wohl nicht erläutert. (Und selbstverständlich hat es absolut keinen Sinn, derartig manipulierten Menschen irgendwelche Fakten vorzulegen oder Fragen zu stellen oder ihren wirren Erzählungen in der Sache zu widersprechen. Ihre Ängste mag man durchaus ernstnehmen, aber haben oder auch nur teilen – mag man sie nicht.)

Frau Brodnigs „Strategie“ entspricht zum Teil aber auch dem klassischen Modell des (schulischen) Lernens. Allerdings gibt es der Neurobiologie zufolge drei Typen von Menschen: Wer nie Probleme mit Autoritäten und (von außen gesteuerten) Lern-, Drill- und Dressurprozessen hatte, wird auch mit den „Corona“-Sanktionen keine bekommen, sondern sich mühelos anpassen, unterordnen und so handeln, wie man es ihm befiehlt. Er wird seine sozialen Kontakte abbauen und auch nicht mehr benötigen usw. Wem es in seinem Leben hingegen schon öfter oder generell nicht gelungen ist, Inkohärenzen durch Unterwerfung und Gehorsam zu lösen, der bekommt Probleme. Man kann etwas, was man gelernt hat (zum Beispiel Mißtrauen gegenüber unlogischen Vorgaben und Befehlen), nicht mehr „ent-lernen“. Dann bieten sich zwei Möglichkeiten: Entweder man sucht simple Erklärungen, oder man versucht, die Dinge forschend und erkennend zu durchdringen.

So bilden sich drei Gruppen: Erstens Mitläufer und Fanatiker der geltenden Linie, zweitens ihre nicht weniger fanatischen Gegner, drittens sozusagen „Wissenschaftler“, die nicht behaupten können, mehr zu verstehen als das, was sie schon verstanden haben.

Um die Dynamik der Sache voranzutreiben und die Fanatiker nicht zur Ruhe kommen lassen (in der sie nachdenklich werden könnten), braucht es ständig neue Begriffe, weil sich die alten abnutzen. „Impfzwanggegner“ ist einer der neuesten – vor vier Wochen gab es so gut wie keinen Menschen, der sich nicht als solcher bezeichnet hätte. Sehr schön auch „frischer Impfschutz“ (der einen angeblich ein paar Tage oder Wochen vor einem „schweren Verlauf“ schützen könne). Dazu gibt es keine historische Entsprechung, weil Impfen bis Frühjahr 2021 hieß, einen Menschen gegen einen Erreger und eine Krankheit zu immunisieren. Jetzt bedeutet das so etwas ähnliches wie einen Regenmantel aus Klopapier. Gott sei Dank regnet es kaum, möchte man sagen.

Interessant übrigens, daß von den beiden fanatischen Fraktionen nur eine ständig verbal auf- und nachrüstet. Die andere bleibt stur bei ihren Grundrechten, die sie zurückhaben möchte. Ob diese Leute am Ende harmlos(er) sind?

Das Allerwichtigste beim „Argumentieren“ „ad nauseam“ im Sinne von Frau Brodnig ist: Wenn es nicht hilft, muß man den Kontakt abbrechen, selbst wenn es um die eigenen Eltern, Kinder, Geschwister und andere Verwandte, Freunde etc. geht. Es droht nämlich höchste Gefahr, wenn man versehentlich mal zuhört: Man könnte auf die schiefe Bahn geraten und selbst zum „Corona“-Lästerer oder Impfleugner werden.

Interessant wird aber, was passiert, wenn das „Corona“-Regime zusammenbricht. Verkriechen sich dann die echten Fanatiker, die tatsächlich immer noch Angst vor „Corona“ haben und in ihren Exponentialinfektionstheorien festhängen, für die nächsten drei Monate oder Jahre oder gar für immer in freiwilliger Quarantäne? Oder kommen sie wieder raus, wenn wir ihnen zur Feier der Befreiung ein Bier ausgeben? Man muß sie ja nicht gleich zum Tanzen auffordern.

Kann sich noch jemand an die „Krankenhausampel“ erinnern, die vor ein paar Wochen mit großem Trara eingeführt wurde, um die „Inzidenz“ als Panikindikator zu ersetzen? Wahrscheinlich eher nicht. Inzwischen wurde sie deshalb auch heimlich wieder abgeschafft. Man konnte da zwar ziemlich ausgiebig tricksen, aber so dreist lügen wie mit der „Inzidenz“ konnte man nicht. Die nämlich zeigt weiterhin nur eines an: die Zahl der durchgeführten „Tests“. Die sich zur Freude der Hersteller beliebig steigern läßt, was der Lauterbach denn auch eindringlich fordert.

Ich finde eine solidarische Krankenversicherung eigentlich sehr vernünftig. Ich zahle da ein, seit ich volljährig bin, und habe noch nie groß davon profitiert: Dank sozialdemokratisch/grünen Regierungen muß ich für meine Medikamente und Zahnbehandlungen seit ungefähr zwanzig Jahren meistens in vollem Umfang selbst blechen. Das ist mir auch egal, solange es anscheinend einigermaßen funktioniert (auch wenn ich nicht immer weiß, wofür ich da eigentlich bezahle). Ich bezahle auch gerne zu viel. Die Künstlersozialkasse ist seit vielen Jahren unter Beschuß, weil wirtschaftsfaschistische Kriminelle sie zerschlagen möchten, um mehr Profit aus inkompatiblen Künstlern herausholen oder diese Künstler in die Ausbeutungsmühle hineinpressen zu können.

Mit dem „Corona“-Putsch haben zehn- oder hunderttausende Künstler ihre Versicherung verloren, weil sie nicht mehr genug verdienen, um Mitglied in der Künstlersozialkasse sein zu können. Für die zahlt jetzt niemand mehr, und sie können auch nicht mehr für sich bezahlen; es fällt also eine ganze Bevölkerungsgruppe aus dem „solidarischen“ System heraus, einfach so. Das interessiert niemanden. Wer kann, schwindelt sich auf dem Papier ein angeblich erhofftes Einkommen zusammen und zahlt seine Beiträge aus geliehenem Geld oder den Erträgen von gesammelten Pfandflaschen, um wenigstens noch zum Arzt gehen zu können.

Kann es sein, daß wir da auf etwas zusteuern, was in Grundzügen der Hartz-Affäre ähnelt?

Die Fragen, die zu stellen wären, sind diese: Wozu zahlen Millionen Menschen in ein „solidarisches“ System ein, von dem niemand mehr etwas hat? Wo geht dieses Geld hin? Wer steckt es ein? Wofür haben wir (zum Beispiel) eine sozialdemokratische Partei, wenn sie nicht alles tut, was sie kann, um die Regierung an diesem Verbrechen zu hindern? Ach so, diese Partei ist die Regierung?

Dann sind wir wohl verloren.

Die Frage, wieso wir diese Bande dann nicht einfach davonjagen und uns ein neues System ausdenken, bliebe zu beantworten.

Ein persönliches Schlußwort: Es war mir (auch) im vergehenden Jahr eine große Hilfe und bisweilen Freude, meine spontanen Gedanken an dieser Stelle ablegen zu können, ohne deswegen auf Facebook mit Schimpf, Schrei und Shitstorm behagelt zu werden – was zuvor allzu oft passierte und die therapeutische Wirkung im Keim erstickte. Eine viel größere Freude ist es, daß Menschen diese Zeilen lesen mögen und bisweilen offenbar selbst Freude daran haben. Euch und Ihnen allen und dem Rest der Menschheit und der Welt wünsche ich ein fröhliches, friedliches Hinübergleiten in ein neues Jahr, das hoffentlich schönere Dinge bringt als dieses und in dem ich sehr gerne mehr über andere Dinge als „das eine“ schreiben möchte. Vielen Dank und alles Gute!

5 Antworten auf „(periphere Notate): Vorsichtig vorfühlen“

  1. Vielen Dank für Ihre Zeilen. Ich freue mich jedesmal, wenn ich sehe, dass Sie einen neuen Beitrag auf Ihrem Blog verfasst haben.
    Für 2022 alle guten Wünsche!

  2. Zum im Text abgebildeten Tweet von Herrn Kachelmann fällt mir folgendes ein:

    1. Es ist eine Unverschämtheit, vom ungeimpften Pflegepersonal zu behaupten, es trachte der Mutter nach dem Leben. Das würde ja heißen, jemand lässt sich nicht impfen, DAMIT er andere Menschen ansteckt.

    2. Allenfalls könnte man den Pflegenden vorhalten, dass ihnen ihre eigene freie Impfentscheidung wichtiger als der Schutz der Patienten ist. Hier muss man aber fragen, ob das angesichts der fehlenden sterilen Immunität überhaupt stimmt.

    So weit, so langweilig.

    Interessanter finde ich:

    3. Angenommen, die Impfung verringerte wirklich die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung, so wie es vom RKI, etc. ständig behauptet wird. Wäre es dann gerechtfertigt, vom Pflegepersonal die Impfung zu verlangen?

    Sehr viele Menschen, vor allem aus dem linken und grünen Spektrum, bejahen diese Frage offenbar mit großer Überzeugung.

    Ich sehe das anders. Ich glaube nicht, dass ein jüngerer Mensch auf diese Weise einem älteren das Risiko einer Erkrankung abnehmen muss.

    Tatsächlich ist in diesem Fall meiner Meinung nach der Gerechtigkeit damit genüge getan, dass beispielsweise Frau Kachelmann in jüngeren Jahren auch nicht verpflichtet war, sich gegen alles mögliche impfen zu lassen um „vulnerable“ Personen zu schützen.

    Ebenso verhält es sich mit der Frage, ob 20 jährige in die Diskothek dürfen, wenn eine Seuche grassiert und die Gefahr besteht, dass die Verbreitung der Krankheit andere Menschen gefährdet. Ich finde, sie dürfen. Ich möchte in keiner Welt leben, in der sie nicht dürfen. Frau Kachelmann durfte mit 20 auch. Von Kindern zu verlangen, auf den Schulbesuch zu verzichten, ist ein noch klarerer Fall.

    Aber es gibt keine absolut geltenden Regeln. Das Tragen von Masken im Pflegeheim vorzuschreiben ist schon ok, selbst wenn niemand bewiesen hat, dass es nützt. Da reicht es zu vermuten, dass es nützen könnte.

    Hier muss wohl jeder die Grenze, was er für angemessen hält, nach seinem Bauchgefühl ziehen.

    Komischerweise scheinen gerade sehr viele Menschen ein ganz anderes Bauchgefühl zu haben als ich.

  3. Insgesamt und an alle Leser und Kommentatoren (auch die in den 152 heutigen Mails): noch mal vielen Dank , auch für die vielen Hin- und Querverweise. Wir lernen alle voneinander, miteinander und gemeinsam, Schritt für Schritt.Bleibt aufmerksam, ihr alle!

  4. Seit Jahren lese ich sehr gern Ihre Belästigungen, wo ich erstaunlicherweise viele meiner „heterodoxen“ Gedanken wiederfinde. Es ist schön zu wissen, dass es noch denkende Menschen gibt. Vielen Dank und bitte machen Sie weiter im Jahr 2022. Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr!

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