(periphere Notate): Vom Paradoxon zum Paradoxon

2020 gab es ein „Präventionsparadoxon“. Das besagte, daß ein Lockdown „wirkt“, auch wenn er überhaupt nichts bewirkt. Weil man schließlich nicht weiß, was passiert wäre, wenn man die wirkungslose Strafmaßnahme nicht befohlen hätte. So wie man, wenn man nicht unter einer Leiter hindurchgeht, auch nie erfährt, was für schreckliche Katastrophen eingetreten wären, wenn man es unvorsichtigerweise doch getan hätte.

Im Herbst 2021 stoßen wir auf ein neues Paradoxon, diesmal eindrücklich zu verfolgen in Österreich: Ein Lockdown bewirkt zwar nichts, wirkt aber selbst dann auf „die Zahlen“, wenn er gar nicht stattfindet – also wenn kein Mensch sich daran hält, sondern lieber hunderttausendweise auf die Straßen geht, demonstriert und feiert. Das gilt sogar dann, wenn der Lockdown erst befohlen wird, wenn die Zahlen bereits am Sinken sind.

Gleichzeitig erleben wir ein „Radikalisierungsparadoxon“: Die „Reichsbürger“, „Schwurbler“, „Leugner“, „Verschwörungsideologen“ und „Querdenker“, die derzeit täglich in dutzenden deutschen Klein- und Großstädten spazierengehen (weil Demonstrationen verboten sind), „radikalisieren sich“, so erfahren wir aus der amtlichen Propaganda, „immer weiter“. Der sächsische Innenminister meint gar: „Sie googeln sich in einen Radikalisierungstunnel.“

Auf deutsch heißt das: Sie bleiben so, wie sie sind, und fordern, was sie seit eineinhalb Jahren fordern – eine wie auch immer im einzelnen gestaltete Wiedereinführung von Grundrechten, die ihnen (und der gesamten Bevölkerung) von den herrschenden Instanzen entzogen wurden, unter Berufung auf eine Erkältungskrankheit, von deren (sorry) atemraubender Gefährlichkeit auch nach bald zwei Jahren „Pandemie“ nichts zu bemerken ist.

Gefährdet ist durch diese Erkrankung laut offizieller Sprachregelung ja auch nicht der Mensch, sondern das Gesundheitssystem. Weshalb es die herrschenden Instanzen nicht für nötig halten, etwas zu dessen Stärkung zu unternehmen, sondern die Kapazitäten fleißig und stetig weiter abbauen (lassen). Kostet schließlich Geld, so ein Klimbim – Geld, das man für Waffen braucht. Weil, wie man uns seit Wochen viertelstündlich einhämmert, der Russe sich ebenfalls „weiter radikalisiert“ und die Ukraine überfallen möchte.

Der Russe „radikalisiert“ sich übrigens recht ähnlich wie die „Impfgegner“: indem er auf seinem eigenen Territorium Militärübungen durchführt, um sich auf einen Überfall (von außen) vorzubereiten, und die NATO auffordert, einen solchen Überfall gefälligst zu unterlassen. Was immer man von Militärübungen hält (ich halte absolut nichts davon): Wenn die NATO eine solche vor unserem Haus durchführt und mich gleichzeitig warnt, ja nicht aus dem Fenster zu schauen, dann werde ich mißtrauisch. Mag sein, daß dieses Mißtrauen ebenfalls ein Zeichen von „Radikalisierung“ ist. Schließlich kann von einer „Radikalisierung“ der NATO in den letzten vierzig Jahre keine Rede sein.

Zusammengefaßt: bedeutet „Radikalisierung“, an einmal gefaßten Grundsätzen ziemlich stur, wenn auch selbstkritisch festzuhalten, während der Rest der Welt durchdreht und eskalierend verrückt spielt. Was eine gewisse Logik hat, schließlich steckt bekanntlich in „radikal“ das Wort „radix“ (Wurzel). Wer also im Januar 2021 eine mRNA-Spritzung ablehnte und das heute immer noch tut, der hat sich in diesem Sinne zweifellos radikalisiert. Während die, die damals ein „Angebot“ einer einmaligen, freiwilligen „Impfung“ versprachen und heute einen Zwang zur mindestens dreimaligen Massenspritzung der gesamten Bevölkerung androhen, sich nicht radikalisiert haben, sondern einfach nur durchgedreht sind und verrückt spielen.

Impfgegnern, die im Februar 1918 Vorwürfe erhoben, auf Basen der US-Armee würden unter Leitung des obersten Sanitätsoffiziers William Gorgas tausende US-Soldaten gefährlichen und tödlichen Impfexperimenten unterzogen, unterstellte man, mit dem deutschen Kaiser zu sympathisieren. Man bezeichnete sie also umgerechnet als „Reichsbürger“.

Olaf Scholz am 24.11.2021 im Heute Journal: „Es darf niemals jemand geben, der sagt, irgendwas geht nicht. Wenn es nötig ist, muß es getan werden. Dazu gehört ja auch zum Beispiel in dem Regime, das jetzt gesetzlich neu scharf gestellt worden ist, die Möglichkeit, Kontaktbeschränkungen zu verhängen, wenn das erforderlich ist. Also da ist ein ganz großes Waffenarsenal, und es geht jetzt darum, es nicht nur zu zeigen, sondern auch zu nutzen, wo es notwendig ist.“

Sollen wir das mit der „Radikalisierung“ vielleicht doch noch mal diskutieren? Ach nein, lieber nicht.

Um sein Waffenarsenal nicht nur zu zeigen, sondern aus allen Rohren in die Bevölkerung zu feuern, hat der neue Kanzlerdarsteller ein „wissenschaftliches Expertengremium“ zusammengestellt, das unter Leitung eines Generals in militärischer Manier die nächsten Sanktionen, Zwangs- und Strafmaßnahmen formulieren soll. Besonders naive Zeitgenossen mögen sich vorab gefragt haben: Wer wird diesem „Gremium“ wohl angehören? Weniger Naive werden schon mal Wetten angeboten haben: die gesamte Kamarilla der TV-Schwätzer und -Hetzer – Drosten, Ciesek, Brinkmann, Priesemann, Buyx, Mertens, Wieler, Montgomery, Karagiannidis, Sander, Lauterbach als Vollfront der „Corona“-Paniktröten, Scharfmacher und notorischen Propagandakläffer des faschistischen Gesellschaftsumbau sind unverzichtbar; dazu als „good cop“ Hendrik Streeck plus ein paar Abnicksoldaten aus der Provinz und auf jeden Fall kein Immunologe, kein Epidemiologe, kein unabhängiger Allgemeinmediziner, kein Allergologe, kein Kinderarzt, kein Psychiater, Soziologe, Psychologe, Pädagoge, Intensivpfleger, Heimleiter, Gerontologe, kein Bürgerrechtler, kein Ethikspezialist, kein Philosoph, kein unabhängiger Jurist, kein Verfassungsexperte, keinerlei Fachleute für Demokratie, Pressefreiheit, Menschenrechte.

Die Wette ging nur teilweise auf: Montgomery, der im April 2019 für zwei Jahre zum Vorsitzer einer „World Medical Association“ (die ganz und gar kein „Weltärztebund“ ist) gewählt und trotz längst abgelaufener Amtszeit bislang nicht ersetzt wurde, sitzt daneben auf so vielen korruptionsrelevanten Posten, daß er so und so ständig ins Fernsehen gepusht werden kann, um strukturell rassistische Beschimpfungen und Forderungen auszustoßen, daß man ihn in dem neuen Verein gar nicht mehr wirklich braucht. Lauterbach ist als frisch ernannter Talkshowminister nun auch offiziell für flächendeckende Seuchenpanik zuständig und damit ausgelastet. Der Rest der Unvermeidbaren: sitzt geschlossen drin im „Gremium“. Außer Frau Ciesek. Was ist mit der passiert? Hat man sie vergessen?

Ebenfalls nicht in dem „Gremium“ sitzt leider ein „Vorbild für viele Menschen“. Der bayerische Rundfunk meldete am 12. Dezember 2021 im Viertelstundentakt folgendes: „FC-Bayern Spieler Kimmich bedauert seine Entscheidung, sich nicht gegen Corona impfen zu lassen. Dem ZDF sagte er, dass er sich nun doch zu einer Impfung entschlossen hat. Es sei schwierig für ihn gewesen, seine Ängste und Bedenken zu überwinden. Kimmich hatte eine Debatte ausgelöst, als er im Oktober von seiner Furcht vor Langzeitfolgen erzählte. Experten hatten daraufhin versichert, daß es keine langfristigen Nachwirkungen gibt. Im November erkrankte Kimmich dann an Covid-19 und hat aktuell noch Lungenprobleme. Die neue Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger lobte Kimmichs Entschluss zur Impfung. Er sei als Nationalspieler ein Vorbild für viele Menschen, so die FDP-Politikerin auf Twitter.“

Dieses „Vorbild für viele Menschen“ leistet im Interview tatsächlich eifrig Abbitte für den zwischenzeitlichen Abfall vom rechten Glauben. Allerdings darf man da ruhig genauer hinhören. Zwar „bedauert“ Kimmich, daß er sich nicht „früher“ spritzen ließ – allerdings nur weil er dann als „Kontaktperson“ nicht zu Hausarrest, Spielverzicht und Gehaltskürzung gezwungen worden wäre. Und das mit dem „früher“ ist auch relativ relativ: „Jetzt ist es erstmal so, daß ich in ein paar Tagen als genesen gelte. Dieser Status dauert dann eine gewisse Zeit lang an. Wenn das dann empfohlen wird und der Zeitpunkt da ist, dann werde ich mich impfen lassen.“

Es kommt also darauf an, wer ihm da was „empfiehlt“. So ein „Status“ (der Immunität) kann nämlich ziemlich lange anhalten – dokumentiert sind Fälle von Menschen, die wegen einer SARS-Infektion im Jahr 2003 bis heute gegen Covid immun sind. Es könnte einige Jahre dauern, bis die mRNA-Sekte endlich ein Reklamebild von Kimmich mit Spritze im Arm vorzeigen darf. Angesichts des Risikos, sich die erworbene natürliche Immunität mit zwei, drei oder mehr Injektionen ein für allemal kaputtzumachen, sollte der bislang tapfere Mann die Zeit nutzen, um sich zu informieren und abzuwägen. Vielleicht bleibt er dann ein „Vorbild für viele Menschen“.

Daß „tz“ und „Bild“ folgsam melden, Kimmich wolle sich „jetzt“ doch „impfen“ lassen, ist logischerweise eine der üblichen Propagandalügen. Es sei denn, man meinte das „lange Jetzt“ („The Long Now“), das ein paar Jahrhunderte dauern kann. Radikalisiert, sozusagen.

Zurück zu den Nebensachen, diesmal ebenfalls via BR, wo die Marionetten der Möchtegernweltherrscher mal wieder Gespenster sehen dürfen: „Liverpool: Die G7 haben Rußland im Falle weiterer Aggressionen gegen die Ukraine mit massiven Konsequenzen gedroht. Die britische Außenministerin Truss sprach von einem hohen Preis, der zu zahlen sei. Genauer wurde sie nicht.“ Wie auch, schließlich gibt und gab es keine solche „Aggressionen“, weshalb man sie herbeiphantasieren muß: „Die G7-Außenminister fürchten, daß russische Truppen in die Ukraine einmarschieren könnten. Der Kreml warf dem Westen vor, Rußland international zu dämonisieren. Ein Sprecher erklärte im Fernsehen, Moskau bedrohe niemanden.“ Nebensachen? Nun ja, das sind wie gesagt die Dinge, für die wir uns eigentlich interessieren sollten.

Statt dessen meldet sich nach Tagen, gar Stunden des öffentlichen Plärrverzichts der nach Lauterbach lauteste „Corona“-Terrorist auch mal wieder zu „Wort“: „Als Politiker haben wir die Eigenverantwortung der Menschen, die wir hoch eingeschätzt haben, tatsächlich überschätzt“, teilte Markus Söder dem Main-Echo mit. „Ich dachte, daß bei einer potentiell tödlichen Krankheit ein kostenfrei vom Staat verabreichter Impfstoff von allen Menschen angenommen wird.“ Statt dessen gebe es in Bayern nun eine zu niedrige Impfquote, sagte Söder. „Wir reden uns doch den Mund fusselig, damit sich die Menschen bitte impfen lassen. Aber da hört man dann andere, tiefer liegende Motive, warum dieses Angebot nicht angenommen wird.“ Also müsse man das Land „eben auf anderen Wegen“ schützen – „und auch die schützen, die sich nicht schützen lassen wollen“, betonte Söder. „Das ist das eigentliche Paradoxon dieser Zeit.“

Daß Herr Söder sauer ist, weil sich ein renitentes Völkchen von Radikalisierten seinen widersinnigen und doofen Befehlen widersetzt, kann man verstehen. Der psychotische Größenwahn, an dem der Mann leidet, darf so etwas nicht akzeptieren. Drum hilft es auch nichts, ihn auf seine Denkfehler hinzuweisen: Keineswegs hat er die „Eigenverantwortung der Menschen“ unterschätzt, im Gegenteil – er hat „die Menschen“ für blöder und folgsamer gehalten, als sie offenbar sind. Motive, die „tiefer liegen“ als trotteliger Kadavergehorsam, mögen dabei eine Rolle spielen. Daß aber ausgerechnet er als Oberdurchgedrehter „das Land schützen“ müsse, sollte man ihm ausreden. Schon gar nicht muß er die, „die sich nicht schützen lassen wollen“ (weil ihnen nichts droht, wovor ausgerechnet ein Söder sie schützen könnte), vor irgendwas schützen. Man sollte lieber ihn schützen: vor sich selbst und seinem Wahn.

Und das „eigentliche Paradoxon dieser Zeit“ ist ganz bestimmt nicht die nachvollziehbare Tatsache, daß Menschen vor diesem Wahn und dem ihn verbreitetenden Brüllaffen ihre Ruhe haben möchten. Sondern – siehe oben.

Ich wüßte noch ein anderes Paradoxon: Die neue Bundestagspräsidentin möchte „Demonstrationen vor den Privatwohnungen von Politikern und Politikern“ generell verbieten. So spricht man heute, das ist nicht das Problem. Sondern: Wie viele „Politiker und Politiker“ mag es in Deutschland geben? Und wo wohnen die? Woher soll man das im einzelnen wissen? Und woher soll man folglich wissen, vor welchen Häusern man auf gar keinen Fall demonstrieren (also auch nicht spazierengehen) darf (wo doch das Demonstrieren insgesamt sowieso verboten ist)?

Die neueste „Viertelstundenkampagne“ (Eskalation durch viertelstündliche Wiederholung des Mantras) übrigens gilt der Nachrichtenplattform Telegram. Ich wage eine Prognose: In einer Woche wird Telegram weitgehend verboten sein. Und nehme Wetten an, was als nächstes unterdrückt werden wird.

Derweil steht die 2020 zugunsten von Covid („Twix“) abgeschaffte Grippe („Raider“) möglicherweise vor einem Comeback. Der Pharmakonzern Roche möchte Anfang des kommenden Jahres seinen lange angekündigten neuen „Test“ einführen, der zwischen den beiden weitgehend identischen Atemwegserkrankungen unterscheiden kann, selbst wenn man sie gar nicht hat. Zugleich bereitet die Sprachregelungsabteilung an mehreren Fronten die „Doppelimpfung“ vor: An Covid, ließ Bill Gates verlauten, werde man zukünftig nur noch bei der regelmäßigen „Auffrischung“ gegen beide Leiden denken. Das könnte allerdings daran scheitern, daß der neue Test auch die Möglichkeit eröffnet, im Viertelstundentakt eine „Doppelinzidenz“ in die Welt zu trompeten. Ob es dann auch möglich sein wird, beide Infektionen gleichzeitig zu haben, ist noch nicht bekannt.

3 Antworten auf „(periphere Notate): Vom Paradoxon zum Paradoxon“

  1. „Als Politiker haben wir die Eigenverantwortung der Menschen, die wir hoch eingeschätzt haben, tatsächlich überschätzt“
    Nun ja, was die meisten Menschen – hochgradig eigenverantwortlich – wählen, hätte ihm eine Warnung sein sollen; Um Groucho Marx abzuwandeln: Söder möchte kein Repräsentant einer Menge sein, die einen wie ihn (mehrheitlich) wertschätzt.

    [Bei mir, Chromium+Firefox auf Raspbian/Linux, werden alle Bilder auf dem Kopf stehend dargestellt, das hatte ich hier schon öfters. Natürlich ein naheliegendes Stilmittel, da die Wahrheit auf dem Kopf steht und Bilder die Wahrheit zu 99% ausmachen, aber auf Dauer nervend].

  2. Da muss doch bloß deinen Rechner abwechselnd auf den Kopf und wieder richtigrum hinstellen.

    Beim Durchlesen des Traktats.

    Das ist nun wirklich nicht zuviel verlangt, um die wichtige Botschaft auch mitzubekomm.

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