Hinter dem verzweifelten Zorn und dem glühenden Haß, die „Coronagegnern“ (oder wie immer man sie nennen mag) entgegenschlagen, steht eine Politik der Furcht, die Urheber, Anheizer und Förderer hat (welche nicht identisch sind oder sein müssen). Ihre Effektivität entspringt der offensichtlich echten Angst der Getriebenen, einer disparaten Masse von Isolierten, die kein anderes Mittel finden als sich abzureagieren an Sündenböcken, deren „Schuld“ (oder „Sünde“) darin zu liegen scheint, daß sie die Angst nicht teilen. Je sorgloser diese (zumindest scheinbar) leben, desto stärker der Haß und die Wut, die den angsterfüllten Isolierten (auch) das Gefühl geben, einer Gemeinschaft anzugehören, in der sie aufgehoben sind.
Ein erster Schritt zur Überwindung der gesellschaftlichen Spaltung ist vielleicht die Einsicht, daß die Ängste, die die Mitläufer antreiben, uns alle betreffen können und im Grunde – solange sie sich nicht zu Psychosen und Massenwahn auswachsen – nichts Ungewöhnliches sind. Von Natur aus ist kein Mensch dagegen immun, diese Ängste zu empfinden.
Ein paar Ansätze zu Gedanken, die sich zum Teil notwendigerweise überschneiden (von einem Nichtpsychologen!):
Angst vor Krankheit ist verständlich. Krank zu sein, ist nicht schön, sondern unter Umständen sehr unangenehm und schmerzhaft. Selbst eine weniger schwere Atemwegserkrankung erfüllt den Menschen mit dem Bewußtsein der Hilflosigkeit; er fühlt sich kraftlos, ausgeliefert: dem Fieber, Hustenanfällen, der Atemnot durch verstopfte Nase, zugeschwollene Nebenhöhlen, schmerzende Mandeln und Bronchien, die möglicherweise entzündete, überforderte Lunge. Die durch manipulative Bilder und erschreckende, aufwühlende „Mahnungen“ vermittelte Vorstellung des „qualvollen Erstickens“ steigert die Hilflosigkeit zur panischen Furcht vor Verschlimmerung (die durch die Angst begünstigt wird, weil sie das Immunsystem zusätzlich beeinträchtigt).
Angst vor dem Tod: Hinter ihr steht – da der Tod als Grundbedingung des Lebens nicht zu vermeiden ist – als Quelle tieferer Furcht der Eindruck, nicht gelebt zu haben, noch nicht, weil die Existenz bis zum Moment der gefährlichen Krankheit nur ein Aufschieben war, Vorbereitung, Hinarbeiten und Ablenkung. Die Zeit, die man mit entfremdeter Arbeit, „selbstloser“ Anstrengung auf Ziele, bewußtlosem Konsum einer künstlichen, leeren Konstruktwelt über Fernsehen, Zeitung, Internet verbracht und vertan hat, scheint verschwendet. Was man als Lohn dafür bekam: die prekäre „Sicherheit“ von „Lohn und Brot“ (und einer kaum bezahlbaren Unterkunft, seriell möbliert, die man jederzeit verlieren kann) wirkt wertlos, und die idyllischen bis heroischen Trophäen des durch „Leistung“ Erreichten (Bilder aus fernen Gegenden, Dokumente sportlicher und anderer Erfolge sowie Geräte) sind nutzlos und nichtig, wenn man sie nicht vorzeigen kann, um Distinktionsgewinne zu erzielen, oder wenn die Distinktionsgewinne sich notwendigerweise als nutzlos erweisen. Die Einsicht, daß alles nutzlos sein muß, weil Nutzen eine Kategorie des Alltags, aber nicht des Lebens ist, führt in Befremdung und Verzweiflung.
Angst vor Ansteckung ist ein Aufmerksamkeitsphänomen. Normalerweise hält sich die Sorge, man könne sich mit einer Krankheit anstecken, in Grenzen, verschwindet vorübergehend auch mal gänzlich – etwa was Erkältungen im Sommer angeht. Wenn dann mit dem Herbst die Erkälteten in zunehmender Zahl sichtbar werden, kann die Sorge zunehmen. Zur regelrechten Angst wird sie jedoch meist nur dann, wenn sie angefacht wird, etwa durch medial verbreitete Schreckensbilder und Erzählungen von besonders heimtückischen und schlimmen Krankheiten, gegen die es weder Vorbeugung noch Heilmittel gibt und mit denen man sich sogar bei Gesunden anstecken kann. Sind diese Bilder erst einmal im Unterbewußtsein verankert, wird man sie kaum noch los, und sie können regelrechte Phobien auslösen. So gibt es etwa Menschen, denen es aus Angst vor gefährlichen Keimen nicht möglich ist, Türklinken zu berühren oder anderen die Hand zu geben. Bekannt ist außerdem das Phänomen der Hypochondrie, bei dem Betroffene den Eindruck haben, ständig krank und besonders anfällig für Ansteckungen zu sein. Unter dieser Angststörung sollen (!) zum Beispiel Markus Söder und Angela Merkel leiden.
Angst vor Information und Wissen ist ebenfalls geläufig und weit verbreitet. Sie hängt mit der Angst vor Unsicherheit zusammen, weil Informationen mit zunehmender Menge die Tendenz haben, vieldeutiger, unübersichtlicher und unterschiedlicher interpretierbar zu werden (oder wenigstens zu scheinen). Zur „Notbremse“ wird dann die Frage „Und was bedeutet das jetzt?“ Kann sie nicht eindeutig – im Sinne von richtig oder falsch beziehungsweise gut oder schlecht – beantwortet werden, entsteht Mißtrauen, das sich manchmal gegen den Gegenstand, meist aber gegen die Vermittler der Information richtet, die man verdächtigt, sich absichtlich unverständlich auszudrücken und einen verwirren zu wollen. Hierin gründet der weit verbreitete Argwohn gegenüber der Wissenschaft, weil diese im Gegensatz zu einer dogmatischen Glaubenslehre oder einer politischen Ideologie nicht in der Lage ist, die geforderten simplen und eindeutigen Antworten und vor allem Verhaltensmaßregeln zu geben. Hinzu kommt die
Angst vor Überforderung: Man glaubt, bestimmte Dinge generell nicht verstehen zu können und lehnt die Auseinandersetzung oder auch nur Beschäftigung damit von vornherein ab, weil man sonst Gefahr liefe, als Dummkopf dazustehen und verspottet zu werden.
Angst vor Erkenntnis ist ebenfalls verständlich und nachvollziehbar. Erkenntnis ist nicht immer ein freudiges „Heureka!“-Erlebnis, sondern kann ein Schock sein. Wer eine Büchse öffnet und sie nicht mit Mehl, sondern mit Mehlwürmern gefüllt findet, erschrickt. Wer nach 1933 ahnte, daß seine verschwundenen Mitbürger nicht auf Kur oder Ferienreise waren und auch keine verdiente Haftstrafe absitzen mußten, der vermied die Erkenntnis um jeden Preis und leugnete sie auch dann noch beharrlich, als sie längst eingetreten war. Das ist in den meisten Fällen durchaus kein bewußter Vorgang: Etwas, was man sieht, zu leugnen, ist keine Lüge, wenn man weiß, daß man das, was man sieht, nicht sehen können darf und die beiden Eindrücke – „Ich sehe es, also gibt es das!“ vs. „Das kann es nicht geben, also ist das, was ich sehe, ein Irrtum!“ – einander widerstreben. Wenn man sieht, daß die Sonne scheint, die Uhr aber Mitternacht anzeigt, entscheidet man sich (unbewußt) für eine der beiden „Realitäten“. Man möchte in einer heilen und guten Welt leben oder zumindest der Gruppe der Guten angehören und lehnt daher jeden Hinweis auf Unstimmigkeiten, Ambivalenzen und korrupte Elemente im eigenen Gruppen- oder Weltbild als (böswillige) Täuschungen oder „Verschwörungstheorien“ ab. Die Angst vor Erkenntnis entspringt auch der Angst vor Verantwortung: Wer etwas erkannt hat, meint man, muß dementsprechend handeln, und das kann gefährlich sein, kann Ausstoßung aus der Gruppe der „Guten“, Ablehnung, Tadel, Haß, Schimpf, Schande und schlimmeres provozieren. Also will man „es“ gar nicht wissen. Im persönlichen Bereich zitiert man gerne den christlichen Philosophen Meister Eckhart („Du bist der Quell deiner Hindernisse!“) und versteht ihn gründlich falsch: Gemeint ist gerade nicht, man sei schuld an den eigenen Fehlern und Dummheiten. Sondern man habe die Freiheit, Fehler und Dummheiten zu begehen oder sie zu vermeiden. Aus der Erkenntnis mag eine Verantwortung entspringen. Aber keine Schuld und keine Pflicht.
Angst vor Schuld wiederum ist einer der mächtigsten Mechanismen zur Manipulation Einzelner über größere Menschengruppen. Wenn eine Familie in Urlaub fahren möchte und die jüngste Tochter als einzige nicht Geimpfte fürchtet, an der Grenze positiv getestet zu werden und damit den Urlaub zu ruinieren, ist diese Vorstellung für das Kind mit einer schwer zu verkraftenden Schuldangst verbunden. Die Einsicht, daß nicht sie schuld am Scheitern des Urlaubs ist, sondern die Autorität, die dafür eine Impfung oder einen negativen Test vorschreibt, ist kaum zu vermitteln, weil sich das wie eine Ausrede anfühlt – als wollte man jemand anderem die eigenen Fehler anlasten. Die Angst vor Schuld kann mit Schreckensszenarien ins Krankhafte gesteigert werden, indem man etwa Kindern einredet, sie müßten sich die Hände waschen, weil sonst ihre Großeltern elend ersticken. Um sich solch eklatant bösartigen Manipulationen zu entziehen, müßte man sich eingestehen, daß ein vermeintlich guter und lieber Mensch in Wirklichkeit ein grausamer Verbrecher ist, was so gut wie unmöglich ist und mindestens kognitive Dissonanzen auslöst, ähnlich wie bei körperlichen oder sexuellen Mißhandlungen durch Eltern oder Schutzbefohlene.
Angst vor der Natur hat in einer modernen Gesellschaft wohl irgendwie jeder, weil vieles, was der Natur eigen ist, aus der zivilisierten Welt ausgetrieben ist und daher unverständlich, undurchdringbar, fremd und gefährlich wirkt: Von der Dunkelheit der Nacht über den Schmutz der Erde, der das Essen ungenießbar macht, bis hin zum Tod selbst, der in Form von Fäulnis und Zerfall alles durchdringt, ist die Natur zumindest scheinbar ein Reich des Bedrohlichen, dessen Bedrohlichkeit daraus entspringt, daß das Ideal der modernen Zivilisation nicht der Kreislauf von Entstehung und Vergehen, sondern das stetige, unendliche Wachstum ist, das es in der Natur nicht geben kann.
Angst vor Menschen: Menschen sind schmutzig, undurchschaubar, neidisch, gefährlich und einiges mehr. Selbst die, die wir mögen und die uns nützen, sollten uns nicht zu nahekommen. Jede Berührung kann eine Ansteckung und Verseuchung bedeuten, jedes übertriebene Vertrauen eine Übervorteilung, jede allzu große Offenheit Betrug und Ausnutzung. Bei Leitmedien-Großkaspern kommt eine diffuse Angst vor dem „Volk“ hinzu, das sich durch „Infektionsherde“ der Abweichung der Lenkung durch die wohlmeinende Macht und die durch sie als Vermittler (eben: Medien) verbreitete richtige Haltung entziehen. Zum Tragen kommt hierbei im Falle abnehmender Effizienz durch Verluste an Glaubwürdigkeit auch die Angst vor Machtlosigkeit, die sich etwa in der wütenden Verzweiflung einiger derzeitiger Kommentare in Leitmedien niederschlägt: „Mehr Diktatur wagen“ zum Beispiel ist keine polemische Überspitzung, sondern entspringt einer tiefen Verunsicherung, möglicherweise auch Zweifeln an der Haltbarkeit der festgefügten eigenen Weltanschauung, die aus Angst vor Machtverlust um jeden Preis durchgepeitscht werden muß, auch um die eigenen Zweifel zu stillen. Daß man sich dabei in den Fanatismus verrennt, ist wohl unvermeidlich, weil mit dem Eingeständnis eines Irrtums die gesamte „Haltung“ (die ja im Grunde nur aus der blanken Behauptung, man könne sich nicht irren, besteht) auf einen Schlag zusammenbräche und man der befürchteten „Rache“ der bis dahin braven Gefolgschaft hilflos ausgesetzt wäre.
Angst vor Einsamkeit: Von berühmten Ausnahmen abgesehen – die einen gewissen Grusel verursachen können – kann kein Mensch Einsamkeit auf Dauer ertragen, höchstens als zeitweiligen, erholsamen Gegensatz zur allzu aufdringlichen Geselligkeit des Massenlebens. Der Mensch lebt auch von der Anerkennung durch andere, die ihn emotional und psychisch „trägt“. Selbst demonstrative Dissidenz zielt oft darauf ab, als divergierendes Element in der Masse eben nicht anonym (und einsam) unterzugehen, sondern bewußt angenommen zu werden. Die Vorstellung, infolge bestimmter Handlungen oder Haltungen ausgegrenzt zu werden, ist erschreckend. Wenigen mag es gelingen, durch Abgrenzung und Absonderung Moral und Selbstwertgefühl zu erhalten, die durch Unterwerfung unter eine als falsch erkannte Strömung Schaden nähmen; dem steht aber das Bedürfnis nach Resonanz entgegen. Bei weniger stark ausgeprägter Selbstsicherheit und -gewißheit genügt schon die Ahnung, nicht der Mehrheit anzugehören, um Angst vor Einsamkeit zu wecken.
Angst vor Macht: Macht ist per se mächtig. Ob sie von Göttern, Herrschern, der Natur oder anderen Kräften oder Instanzen ausgeht, spielt dabei keine Rolle. Macht kann den einzelnen, der sich ihr als isolierter Einzelner widersetzt, beugen, schädigen und vernichten. Wie Macht entsteht und wirkt, ist eine viel zu komplizierte Frage, um sie (hier) zu beantworten. Ein wesentlicher Faktor ist jedoch, daß Macht durch die Angst vor der Macht wächst. Die Macht, die in der heutigen Welt eine winzige Gruppe von (u. a. durch Clanverflechtungen über Generationen und unvorstellbaren Reichtum) Mächtigen zu besitzen scheint, gründet nicht zuletzt in der Furcht derer, die davon betroffen sind. Die Vorstellung etwa, daß Bill Gates – in den Augen vieler Menschen der mächtigste Mensch der Welt – in Wirklichkeit ein ziemlich verrücktes, emotional schwer gestörtes narzißstisches Riesenbaby ist und mindestens einmal am Tag auf der Toilette seinen Darm entleert, mag zumutbar sein. Sie macht aber lediglich die Ohnmacht spürbar, die man ihm gegenüber empfindet. Es fällt leicht, dem Konflikt zu entgehen, indem man sich ihm und den Vermittlern seiner Macht unterwirft und ihm zur Legitimierung dieses Verhaltens übermenschliche Eigenschaften – etwa unfaßbare Kompetenz in sämtlichen Bereichen – zuschreibt, wie man das früher bei anderen Herrschern tat (die ja nicht selten auch ziemlich lächerliche Gestalten waren). Auf diese Weise dämpft man die Angst, weil man als fügsamer Untertan (der sich selbst „untertut“) von der Macht nichts zu befürchten hat. Allerdings kann sich das als Teufelskreis erweisen: Da die Bedrohung und Unterdrückung durch die Macht selbst bei äußerster „Bravheit“ nie ganz verschwindet, geht auch der Zwang zur Selbstdisziplinierung immer weiter und tiefer, zumal dabei immer öfter kognitive Dissonanzen („Der Kaiser ist nackt!“) durch Ausblendung, Leugnung und Selbsttäuschung überwunden werden müssen.
Die Angst vor der eigenen Macht ist eine andere Facette dieses Phänomens. Man ahnt oder sieht, daß der Kaiser nackt ist, hält aber den Mund, weil man die grundstürzenden Folgen eines Hinweises auf seine Nacktheit fürchtet. Da kommt wieder die Angst vor der Verantwortung ins Spiel: Wenn es gelingt, die Macht zu stürzen, was dann?
Angst vor Phantomen: Als ein schwäbischer Unternehmer 2020 eine Bürgerinitiative gründete, um gegen die „Corona“-Sanktionen zu demonstrieren, und sie „Querdenken 711“ nannte, entstand daraus eines der kuriosesten Feindbilder der deutschen Geschichte: der „Querdenker“, der in den folgenden Monaten durch Medien und allgemeines Gerede zum Inbegriff des Bösen aufgebau(sch)t wurde. Zunächst sorgten die „Querdenken“-Demonstrationen eher für Verwirrung, weil sich dort ein ebenso heterogener Querschnitt der deutschen Bevölkerung einfand wie zum Beispiel bei den Anti-Atom-Demos der späten 70er. Dann fanden sich zum Glück ein paar „übliche Verdächtige“, die dort Grußworte sprachen und auf die das Etikett „Verschwörungstheoretiker“ paßte. Hinzu kamen mit der Zeit einige höchst verdächtige Teilnehmer, die am Rande herumstanden, beim Anblick einer Fernsehkamera die Kriegsflagge des deutschen Reichs schwenkten und damit die Berichterstattung eroberten. Ein offenbar inszenierter „Sturm auf den Reichstag“ gleichzeitig mit einer weit entfernten „Querdenken“-Demo und Bilder von heroischen Polizisten, die den gewaltsamen Umsturz verhinderten, rundeten das Bild ab. Seitdem geistert in den Köpfen vieler Menschen das Phantom des „Querdenkers“ herum, der verrückt, böse, rechts, Reichsbürger und Esoteriker oder Heilpraktiker ist, – und die Vorstellung, daß nicht nur jeder, der mit den „Corona“-Sanktionen nicht einverstanden ist, „querdenkt“, sondern daß „Querdenken“ sogar eine ähnlich ansteckende und gefährliche Krankheit ist wie die Killerseuche Covid-19. Selbst der „Freie Wähler“-Chef Hubert Aiwanger mußte sich verdächtigen lassen, er werde zum „Querdenker“, weil er aus Angst vor den Nebenwirkungen vorläufig auf eine mRNA-Verabreichung verzichten möchte. Daß es wahrscheinlich in ganz Deutschland keinen einzigen Menschen gibt, auf den die imaginierte Beschreibung des „Querdenkers“ tatsächlich paßt, spielt dabei keine Rolle. Es gibt hierfür historische Vorbilder.
Feindbilder-Phantome müssen stets das Böse an sich repräsentieren. Es ist völlig undenkbar, daß ein „Querdenker“ mit seinem Tun gute, menschenfreundliche Ziele verfolgt. Um das zu verdeutlichen, wird das Feindbild mit allen möglichen bösen Dingen in Zusammenhang gesetzt, werden angebliche Verschwörungen aufgezeigt und bildlich die schädlichen, schändlichen, heimtückischen, niederträchtigen Züge des Feindbilds besonders betont. Man denke an antisemitische Karikaturen nicht nur der Nazizeit: Auch hier sind Phantome zu sehen, die es in Wirklichkeit überhaupt nicht gab und gibt. Der Effekt ist aber, daß das gezeichnete Bild auf reale Menschen projiziert und übertragen wird. Man bekämpft dann also nicht etwas Böses, indem man dessen furcht- und haßerregende Darstellung zerstört, sondern man will böse Bilder zerstören, indem man Menschen bekämpft, die man für deren Verkörperung hält.
Angst vor Freiheit: ist in allen anderen Ängsten immer enthalten. Wer seine Freiheit aufgibt, meint man, kann gerettet werden. Daß man sich durch Gehorsam Freiheit quasi erkaufen (oder „verdienen“) kann, ist ein grundsätzlicher Irrtum und ein unausrottbarer Wahn, der von der Erfindung des Militärs über religiöse Erlösungsphantasien bis zur mRNA-Impfung (die ja ausschließlich bewirken soll, daß „Lockerungen“ möglich werden) die gesamte Menschheitsgeschichte durchzieht.
Man sollte sich seiner Angst nicht schämen, weil es dazu keinerlei Grund gibt. Angst ist als Bedingung des menschlichen Lebens in seinem Wesen verankert. Ob es gelingt, irrationale Ängste zu überwinden, hängt so sehr von Glück, Voraussetzungen und Umständen ab, auf die der einzelne Mensch wenig Einfluß hat, daß es auch kein „Versagen“ darstellt, wenn es nicht gelingt. Und wer es gar nicht erst versucht, ist weniger Schuldiger als Opfer und verdient Verständnis, Nachsicht und Respekt.
(Ich bitte meinerseits um Nachsicht für einige polemische Anflüge und dem freien und spontanen Fluß der Gedanken geschuldete begriffliche Ungenauigkeiten. Präzisierungen und Anmerkungen sind willkommen.)
(Nachtrag: Jetzt auch zum Hören und Sehen.)
Ohne die anderen Ängste in Abrede zu stellen, scheint mir die Angst vor dem Tod der entscheidende Grund für die Corona-Panik zu sein, wobei ich die Begründung der fehlenden Lebens-Sattheit nicht nachvollziehen kann; das scheint mir nur eines von vielen kulturellen Konzepten zu sein, um den Schrecken der eigenen Sterblichkeit vorübergehend zu bewältigen, man könnte auch sagen, von sich weg zu schieben.
In diesem Zusammenhang finde ich es erstaunlich, wie locker man mit der Gefahr eines Atomkrieges umgeht. Es sind doch mehrere Situationen bekannt, bei denen nicht viel zum ganz großen Knall gefehlt hätte und selbst Szenarien eines (räumlich) begrenzten Einsatzes von Atombomben beinhalteten meist die völlige Zerstörung Deutschlands.
Um Corona zu erklären, sollte man meines Erachtens zusätzlich zwei Begriffe heranziehen, die sich etwas in der Schmuddelecke versteckt haben: Sadismus, z.B. gegen Ungeimpfte, und Masochismus, lustvolles Leiden des gehorsamen Staatsdieners. Letztes steckt auch in der weit verbreiteten Haltung: Außer den regulären Steuern verlangt der (jeder ?) Staat von seinen braven Untertanen nun einmal in unregelmäßigen Abständen (manchmal mehr als 75 Jahre) eine extrem hohe Sondersteuer mit Blutzoll, meist im Rahmen eines Krieges, aber es gibt Variationen…